SUP – Wasser-Sport für alle

Ganzkörper-Workout in der Natur

SUP – Wassersport für alle

Bild: Stand-Up-Board mit Paddel

Stand-Up-Paddling ist eine Mischung aus Surfen, Paddeln, Wellenreiten. Für alle, die gesunden Ausgleichssport suchen: SUP spannt den Körper und entspannt den Kopf.

Übers Wasser gleiten

Interview mit Vivica Grünsfelder, stellvertretende Leiterin der Abteilung für Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie in der Hamburger Asklepios Klinik Altona, über die heilsame Wirkung des Stand-Up-Paddlings.

Bild: Junge Frau macht Yoga auf einem Board

© iStock/ 518757781

Wie haben Sie den Sport für sich entdeckt?

Meine Arbeit fordert mich sehr: Als Ausgleich gehe ich an der Hamburger Alster spazieren oder Fahrrad fahren. Dort nimmt die Zahl der Paddler seit Jahren zu. Ich sah immer mehr Menschen tiefenentspannt vor sich hingleiten. Da habe ich irgendwann zu meinem Mann gesagt: „Das will ich auch!“

Wie passt der Sport zu Ihrem Leben?

Er entschleunigt mich! Unsere Tage auf Station sind eng getaktet. Als Physiotherapeutin arbeite ich mit vollem Körpereinsatz: Unsere Patientinnen und Patienten sind in der Regel mobil stark eingeschränkt und müssen Bewegungen erst wieder lernen. Ich bin nur 1 Meter 54 groß: Wenn ich einen Zwei-Meter-Mann therapiere, muss ich entsprechend viel Kraft aufwenden. Stand-Up-Paddling ist für mich der ideale Ausgleich zu dieser körperlichen und mentalen Kraftanstrengung.

Stand-Up-Paddling ist für mich der ideale Ausgleich zu dieser körperlichen und mentalen Kraftanstrengung.

Vivica GrünsfelderPhysiotherapeutin Asklepios Klinik Altona
Bild: Junge Frau beim Stand-Up-Paddling

© iStock/ 1329268143

Was genau wird trainiert?

Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Balance:  Das sind die vier Aspekte einer guten körperlichen Gesundheit. Je nachdem, ob man auf seinen Touren spazieren fährt oder sprintet, wird das Paddeln zum Kraft- oder Ausdauertraining. Es werden Rumpf- und Rücken-, Bauch-, Arm- und Beinmuskulatur sowie der Gleichgewichtssinn gestärkt. Das permanente Balance-Halten spannt und entspannt Dutzende von Muskeln. Haltung, Spannung und Stabilität des Körpers verändern sich, damit nicht zuletzt auch der Ausdruck der eigenen Persönlichkeit: Man kann nicht schlaff auf einem SUP-Board rumhängen.

Wie wirkt sich der Sport auf Ihr Befinden aus?

Dass ich ruhiger werde. Ich bin von Haus aus ein hibbeliger Mensch: immer in Bewegung, es fällt mir schwer, mich selbst zur Ruhe zu bringen. Das aber schafft mein Paddling Board! Es beruhigt mich in der Sekunde, in der ich es zu Wasser lasse. Und: Ich muss mich darauf ruhig verhalten! Wenn ich rumkippele, falle ich runter. Ich brauche einen festen, sicheren Stand.

Wenn Sie an Ihre Patientinnen und Patienten denken: Wem empfehlen Sie SUP?

Menschen, die unter Rückenbeschwerden leiden, allen voran den so genannten Schreibtischtätern, die oft unter Schulter-Nacken-Verspannungen, Spannungskopfschmerzen oder Kribbeln in den Fingern leiden. Dann Patientinnen und Patienten mit Bandscheibenvorfall, mit und ohne OP. Unfallopfern, die sich etwas gebrochen haben: am Fuß, am Sprunggelenk, am Ober- oder Unterschenkel. Menschen, deren Achillessehne gerissen ist oder die sich einer Hallux-Operation unterzogen haben. Nicht zuletzt eignet es sich für Frauen, bei denen sich infolge der Geburt der Beckenboden gesenkt hat oder die beim Husten oder Niesen Urin verlieren. Beim Stand-Up-Paddling wird dieser Bereich gestärkt. Für alle gilt natürlich: die Erkrankung oder Verletzung muss vollständig ausgeheilt sein. Dann aber empfiehlt sich SUP als Langzeittherapie.

Bild: SUP-Anfaenger auf Knien

© iStock/ 675301722

Wie sollte man am besten starten?

Mein Mann und ich haben einen dreistündigen SUP-Kurs auf der Alster absolviert. Man erlernt die Technik, erfährt Wichtiges über Vorfahrtsregeln, vor allem aber bringt es unglaublich viel Spaß, mit anderen Leuten ganz sutje auf das Wasser zu gehen. Man hat eine Schwimmweste an und fährt sofort los. Dabei bewegt man sich ziemlich schnell vom Steg weg und befindet sich im freien Gewässer. Als Anfänger hockt man erst mal auf den Knien, man muss sich ja mit dem Ding anfreunden, herausfinden, wie das Brett auf die eigenen Bewegungen reagiert. Dann steht man irgendwann auf. Ich bin nach fünf Minuten aufgestanden.

Ohne Kurs geht aber auch?

Natürlich. Stand-Up-Paddling ist technisch nicht so anspruchsvoll, jeder und jede kann es sich auch selbst beibringen. Wer daran Interesse hat, sollte es im Sommer einfach mal ausprobieren: Übungsboards sind breiter, weniger kippelig, überall, wo es Kanus gibt, gibt es in der Regel einen SUP-Verleih.

Welche Sicherheitshinweise sollte man beachten?

Man sollte schwimmen können, nicht wasserscheu sein und keine Tiefenangst haben. Über eine Fangleine sollte man mit dem SUP-Board verbunden sein, damit es einem bei stärkerem Wind oder auf See nicht wegdriftet. Der Rucksack sollte wasserfest und ebenfalls fest verankert sein. Nicht zuletzt benötigt man Sonnenschutz: Sonnenbrille, Sonnencreme oder Kleidung wie Neoprenanzug und Badeschuhe.

Was schränkt das Erlebnis ein?

Stand-Up-Paddling ist nicht ganz unaufwändig: Man braucht das Set aus Board und Paddelein Gewässer und gutes Wetter. Hartgesottene paddeln zwar auch im Neoprenanzug das ganze Jahr, mir macht es allerdings nur Spaß, wenn es warm ist. Das Transportieren wurde durch die aufblasbaren, so genannten Inflatable SUP-Boards zwar sehr vereinfacht: Man kann das ISUP zusammenfalten, wie einen Koffer rollen und in der S-Bahn mitnehmen. Besonders leicht aber ist es nicht: Für eine eher kleine Person wie mich können bis zu zwanzig Kilogramm Gewicht eine Herausforderung sein, etwa, wenn man das SUP-Board die S-Bahn-Stufen hoch- und runtertragen soll. Und: Auch das Aufpumpen des Boards ist nicht ganz ohne. Das dauert zwar nur rund zehn Minuten, die letzten Schübe aber haben es in sich. Ich betrachte diese Vorbereitungen immer als Teil des Ganzen: Damit trainiere ich schon mal Rücken- und Armmuskulatur.

Wenn mein Job wieder mal ganz doll stressig ist, muss ich aufs Board.

Vivica GrünsfelderPhysiotherapeutin Asklepios Klinik Altona
Bild: Stand-Up-Paddler auf der Hamburger Alster

© iStock/ 996898256

Wo und wie oft gehen Sie paddeln?

Zurzeit schaffe ich es ein- bis zweimal im Monat: Für die schnelle Nummer bleibe ich hier in Hamburg, in der Regel an der Alster. Wenn wir mehr Zeit haben, fahren wir rausbeispielsweise an den Plöner See oder die Ostsee. Die Nordsee ist nicht zu empfehlen, da ist das Meer immer weg. Auch auf der Elbe würde ich nicht fahren, das ist aufgrund des Schiffsverkehrs und der Strömungen zu gefährlich.

Was zeichnet die Sportart gegenüber allen anderen aus?

Dass Stand-Up-Paddling den ganzen Körper trainiert, Kopf und Seele entspannt und über das Naturerlebnis Geist und Sinne inspiriert. Auch muss man die ganze Zeit über die Balance halten. Ich stärke über mein äußeres Gleichgewicht mein inneres Gleichgewicht und umgekehrt. Wenn mein Job wieder mal ganz doll stressig ist, muss ich aufs Board. Und wenn das nicht gleich geht, rufe ich mir das letzte Bild vom Stand-Up-Paddeln zurück: wie ich in der Natur über einen See gleite. Das hat etwas absolut Friedvolles für mich.

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