Gehen, laufen, springen – das Sprunggelenk
Gesunde Bewegung. Vorbeugen.
Gehen, laufen, springen – das Sprunggelenk
Das Sprunggelenk ist für die Fortbewegung unseres Körpers essenziell. Wir informieren über seine Funktionsweise, Verletzungen am Sprunggelenk sowie deren Vorbeugung.
Schritt für Schritt
Der moderne Mensch hat den aufrechten Gang auf zwei Beinen perfektioniert. Marathonläufer legen kilometerlange Strecken damit zurück und Weltmeister Usain Bolt erreichte beim Sprinten sogar Geschwindigkeiten von über 40 km/h. Kein Wunder also, dass die ersten Schritte des Kindes zu den einprägsamsten Momenten des Elternseins gehören.
Der aufrechte Gang wird uns unter anderem durch das Sprunggelenk ermöglicht. Es koordiniert die Bewegungen von Bein und Fuß und sorgt dafür, dass wir stehen und gehen können. Da es dabei durch das Körpergewicht und die Bewegung enormen Belastungen ausgesetzt wird, ist es leider auch sehr empfindlich. Wir klären über die Funktionsweise des Sprunggelenks auf und zeigen Ihnen, was Sie bei akuten Verletzungen oder zur Vorbeugung tun können.
Anatomie des Sprunggelenks
Das Sprunggelenk ist die Verbindung zwischen Unterschenkel und Fuß. Es besteht aus einer zweiteiligen Gelenkkonstruktion: dem oberen und dem unteren Sprunggelenk.
Das obere Sprunggelenk (OSG) setzt sich aus dem Schienbein, dem Wadenbein und dem Sprungbein zusammen. Die Gelenkflächen von Schien- und Sprungbein sind hierbei mit Knorpelgewebe bedeckt. Dieses dient beim Gehen und Laufen als Stoßdämpfer und ermöglicht das schmerzfreie Gleiten der Gelenkpartien. Das untere Sprunggelenk (USG) verbindet das Sprungbein mit den Knochen der Fußwurzel. Es wird aus dem Sprungbein, dem Fersenbein und dem Kahnbein gebildet und unterteilt sich in einen vorderen und hinteren Teil.
Zusammengehalten wird das Gelenk durch eine Reihe von Bändern. Hierbei handelt es sich um äußerst robuste und elastische Stränge aus Bindegewebe, welche die Knochen miteinander verbinden. Die Bänder unterteilen sich in drei Außenbänder, die an der Außenseite des Knöchels verlaufen, sowie ein Innenband aus vier Strängen.
Welche Funktion hat das Sprunggelenk?
Entgegen seinem Namen ermöglicht das Sprunggelenk nicht nur das Springen, sondern trägt durch seine hohe Bewegungsfähigkeit wesentlich zum flüssigen Gangbild des Menschen bei.
Vom oberen Sprunggelenk aus wird die Kraft des Schienbeins auf das untere Sprunggelenk und von dort aus auf den Fuß und den Boden übertragen. Es ermöglicht die Bewegung des Fußes nach oben und unten sowie in geringem Maß auch zur Seite.
Vom unteren Sprunggelenk aus verteilt sich die Kraft auf den Vorder- und Rückfuß. Es gestattet das Heben und Senken des Fußaußen- und -innenrandes und somit ein leichtes seitliches Kippen des Fußes. Ebenfalls sorgt das untere Sprunggelenk für das Schwenken nach innen und außen.
Häufigkeit von Sprunggelenksverletzungen
Das Sprunggelenk gehört zu den am stärksten belasteten Gelenken im Körper. Schließlich muss es beim Stehen und Gehen den gesamten Körper tragen. Beim Laufen und Springen treten zudem Kräfte auf, die einem Vielfachen des Körpergewichtes entsprechen. Zu starke Belastungen führen daher häufig zu einem Überdehnen oder Reißen der Bänder. Da das untere Sprunggelenk das stabilere der beiden ist, treten Sprunggelenksverletzungen zumeist im oberen Sprunggelenk auf.
Eine der häufigsten Ursachen ist das Umknicken des Fußes nach außen durch ein unglückliches Auftreten, bspw. auf einer Kante. Dadurch kann vor allem an den Außenbändern schnell ein Schaden entstehen. Einige Risikofaktoren begünstigen zudem das Auftreten von Bänderrissen oder Bänderdehnungen. Dazu gehören Übergewicht, falsches Schuhwerk sowie eine untrainierte Muskulatur.
Typische Sprunggelenksverletzungen
Zu den besonders häufigen Verletzungen am Sprunggelenk gehören Verstauchungen, welche sich in drei Schweregrade unterteilen lassen:
- Überdehntes Band (Verstauchung Grad 1): Das Gelenk ist nach wie vor stabil und büßt nur wenig von seiner Funktionsfähigkeit ein. Überdehnte Bänder haben zwar starke Schmerzen zur Folge, sind aber eher eine harmlose Verletzung.
- Angerissenes Band (Verstauchung Grad 2): Durch das Anreißen eines oder mehrerer Bänder wird das Gelenk etwas instabil und in seiner Funktion in mäßigem Grad eingeschränkt. Häufig kommt es dabei zu Problemen mit der Gewichtsbelastung.
- Gerissenes Band (Verstauchung Grad 3): Ein gerissenes Band hat ein sehr instabiles Gelenk zur Folge. Es verliert seine Funktionsfähigkeit komplett und Gewichtsbelastungen sind nicht länger möglich. Das Reißen des Bandes kann sich durch ein Knallgeräusch erkennbar machen.
Eine weitere Gefahr für das Sprunggelenk stellt die Arthrose dar. Arthrose tritt oft bei älteren Menschen auf, wird aber ebenfalls durch vorangehende Brüche am Gelenk oder schwere Bänderverletzungen begünstigt. Bei einer Arthrose sind die als Stoßdämpfer wirkenden Knorpel des Gelenks durch erhöhten Abrieb beschädigt. Dadurch stehen die Knochen näher aufeinander und reiben insbesondere in der Endphase der Arthrose schmerzhaft aneinander. Der Körper versucht dies durch eine Einschränkung der Gelenkbeweglichkeit auszugleichen. Hierfür lagert er am Gelenkrand neue Knochen an. Diese lassen sich leicht auf Röntgenbildern erkennen und ermöglichen dadurch eine schnelle Diagnose der Arthrose.
Bei wem ist das Risiko besonders hoch?
Anfällig für Sprunggelenksverletzungen sind aufgrund der hohen Belastung vor allem Sportler, bei denen diese sogar die häufigste Verletzung überhaupt darstellt. Darunter fallen vor allem Sportarten, bei denen es auf kurze Sprints und Start-Stopp-Bewegungen ankommt (z. B. Fußball, Tennis, Basketball oder Volleyball). Laut einer Studie von Mc Kay et al. sind dabei insbesondere jene Spieler gefährdet, welche sich bereits in der Vergangenheit eine Verletzung an den Bändern des Sprunggelenks zugezogen haben.
Seine maximale Belastbarkeit erreicht das Sprunggelenk für gewöhnlich zum Ende der Pubertät, während es im höheren Alter aufgrund des sich verschlechternden Lageempfindens wieder anfälliger wird.
Akutmaßnahmen bei Sprunggelenksverletzungen
Ein verstauchter Knochen geht zumeist mit Schwellungen, Blutergüssen und starken Druck- und Bewegungsschmerzen einher. Daher stehen das Bekämpfen der Schmerzen und die Abschwellung an erster Stelle. Bewährt hat sich hier die leicht zu merkende PECH-Regel:
- Pause (Einstellen der Aktivität)
- Eis (Kühlung, bspw. mit einem Kühlkissen)
- Compression (mithilfe eines Druckverbandes)
- Hochlagern (des betroffenen Fußes)
Handelt es sich bei der Verletzung um ein überdehntes Band, also um eine Verstauchung ersten Grades, so klingen die Beschwerden nach wenigen Tagen ab. Ist dies nicht der Fall, deutet dies womöglich auf ein angerissenes oder sogar gerissenes Band hin. Dann ist der Besuch beim Arzt unabdingbar.
Operiert wird aber auch dann nur selten, denn häufig ist eine Therapie mit Schiene (auch Orthese genannt) ausreichend. Sie dient zur Stabilisierung des Sprunggelenks. Unbedingt sollten jedoch Knochenbrüche oder knöcherne Bandausrisse ausgeschlossen werden. Um diese genau feststellen zu können, wird eine Röntgendiagnostik durchgeführt. Ohne bildgebende Diagnostik (Röntgen, Ultraschall oder MRT) riskiert man eine unzureichende Behandlung der Sprunggelenksverletzung. Die Folge ist nicht selten eine schlechte Ausheilung mit dauerhafter Gelenkinstabilität und der Gefahr erneuter Bänderrisse.
Eine Arthrose behandelt der Arzt mithilfe von Physiotherapie, Medikamenten, Cortisonspritzen oder Bandagen. Befindet sich diese jedoch schon in einem fortgeschrittenen Stadium, kommt auch hier eine Operation in Frage, wobei die drei gängigen Methoden unterschiedliche Vor- und Nachteile aufweisen. Bei der arthroskopischen Gelenktoilette werden Knochenwucherungen und vernarbte Schleimhäute entfernt. Dies soll vor allem die Schmerzen verringern, kann aber auch die Beweglichkeit des Sprunggelenks wieder verbessern.
Die Versteifungsoperation (auch Arthrodese genannt) stabilisiert das obere Sprunggelenk besonders effektiv und reduziert Schmerzen mit hoher Sicherheit, unterbindet dafür jedoch die Beweglichkeit des Gelenks. Mit einem Kunstgelenk (OSG-Prothese) hingegen kann die Beweglichkeit des Sprunggelenks in geringem Maße beibehalten werden, jedoch reduziert es Schmerzen nicht ganz so zuverlässig wie bei der Versteifungsoperation und auch die Lebensdauer der Prothesenkomponenten stellt ein Risiko dar.
Wann ist das Sprunggelenk wieder belastbar?
Nach einer Verstauchung des Sprunggelenks sollte in jedem Fall eine Sportpause eingelegt werden, damit sich das Bein erholen kann. Bei einem Bänderriss ist das Risiko einer erneuten Verletzung durch die Instabilität des Gelenks besonders stark erhöht, weshalb gerade dann Vorsicht geboten ist. Nach einer ca. sechswöchigen Therapie mit der Schiene schließt sich beim Außenbandriss am Knöchel in der Regel ein Zeitraum von weiteren sechs Wochen an, in dem die sportlichen Aktivitäten mit Augenmaß gesteigert werden und die Muskulatur wieder aufgebaut wird. Nach dieser mehrwöchigen Prozedur steht der normalen Teilhabe am Alltag zumeist nichts mehr im Wege. Bis das Gelenk wieder voll belastbar ist, dauert es allerdings deutlich länger. So sollten Leistungssportler etwa vier bis fünf Monate warten, bis sie den betroffenen Fuß wieder voll belasten.
Verletzungen vorbeugen
Ein fitter Körper mit einer gut trainierten Muskulatur wirkt dem Risiko einer Sprunggelenksverletzung entgegen. Vor dem Sport lohnt es sich, gerade bei kühlerem Wetter, die Waden mit Dehnübungen gründlich aufzuwärmen.
Anfällige Knöchel können proaktiv per Tapeverband oder mithilfe einer stützenden Bandage vor dem Umknicken geschützt werden. Idealerweise lassen Sie die Bandage durch ein Sanitätshaus anpassen. Weiterhin ist es ratsam, auf zu hohe Schuhe zu verzichten. Das betrifft nicht nur High Heels, sondern auch Sportschuhe, wenn diese mit zu hohen Dämpfungssohlen ausgestattet sind.
Eine geeignete Übungsmaßnahme für das Sprunggelenk ist das propriozeptive Training. Hierbei erarbeitet und speichert der Körper bestimmte Reaktionsmechanismen, z. B. durch das Balancieren auf einem Bein oder auf einem Wackelbrett. Droht dem Fuß dann ein Umknicken, wirkt der erlernte Reaktionsmechanismus der falschen Bewegung entgegen und die Gefahr einer Verletzung am Sprunggelenk wird eingedämmt. Der Erfolg dieses Trainings wird durch Forschungen von Eils und Rosenbaum belegt, welche eine Reduzierung von Sprunggelenksverstauchungen um 60 % feststellen konnten.
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