Asklepios Klinik Barmbek
Kardiologie
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Herzgesundheit. Zur Ruhe kommen. Psychokardiologie.
Als wichtigstes Organ unseres Körpers ist das Herz eng mit unserer Psyche verbunden. Was jedoch, wenn das Gleichgewicht zwischen Herz und Kopf empfindlich gestört wird?
Unser Herz pumpt unaufhörlich jeden Tag und versorgt unseren Körper mit lebensnotwendigem Sauerstoff. Es ist der zentrale „Lebensmotor“ und somit das wohl wichtigste Organ in unserem Körper. Solange wir gesund sind, einen ausgeglichenen Lebenswandel pflegen und auf uns achten, verrichtet dieses Hochleistungsorgan fast unmerklich und zuverlässig seinen Dienst.
Kommt es jedoch zu einem schwerwiegenden Ausfall des Herzens, wie zum Beispiel einem Herzinfarkt, einer Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen, können zusätzlich zu den körperlichen Beschwerden die psychischen Folgen den Lebensalltag nachhaltig beeinträchtigen. Umgekehrt können aber auch psychisch belastende Situationen, wie permanenter Stress in Arbeits- oder Privatleben, einschneidende Erlebnisse oder Verluste eine nachhaltige Wirkung auf die Herzgesundheit haben.
Hier setzt eine recht junge Disziplin an, die Psychokardiologie. Gemeinsam mit Dr. med. Goetz Broszeit vom Asklepios Westklinikum, PD Dr. med Gerian Grönefeld von der Asklepios Klinik Barmbek und Dipl.-Psych. Margarete Ilona Schymura vom Asklepios Gesundheitszentrum Harburg Reeseberg erklären wir, wie Psyche und Herz sich gegenseitig beeinflussen und was man tun kann, wenn Herzerkrankungen und psychische Belastungen den Alltag bestimmen.
Die Psychokardiologie erforscht den Zusammenhang zwischen Herzkrankheiten und dem seelischen Befinden. Damit bildet sie eine Schnittstelle zwischen der Kardiologie, der Lehre des Herzens, und der Psychosomatik, welche die Wechselwirkung von Psyche und Körper im Allgemeinen betrachtet. Erste systematische, wissenschaftliche Forschungen der Psychokardiologie lassen sich bis auf die Anfänge des 20. Jahrhunderts zurückverfolgen. Es handelt sich also um ein vergleichsweise junges Spezialgebiet, das zwar erste wichtige Erkenntnisse liefert, aber gleichzeitig auch noch viele Rätsel zu lösen hat.
Die Psychokardiologie erfüllt dennoch bereits jetzt eine wichtige Aufgabe, denn sie stellt sowohl die psychologische Betreuung von Betroffenen nach einer Herzerkrankung, als auch die Betreuung psychisch belasteter Patienten mit Auswirkungen auf die Herzgesundheit sicher und ermöglicht ihnen, nach einem schwerwiegenden Einschnitt wieder positiv in das alltägliche Leben zurückzufinden.
Die Vorläufer von dem, was wir als psychisch erleben, sind primär organisch. Wenn wir auf der anderen Seite auf psychischer Ebene immer wieder bestimmte Dinge erleben, hinterlassen diese auch auf unterschiedliche Art und Weise ihre Spuren im Körper. Ohne Körper keine Psyche, aber ohne Psyche keine individuelle Körpergeschichte.
Chronischer Stress und permanenter Ärger wirken sich je nachdem, wie stressresistent man ist, auf unsere körperliche Gesundheit und somit auch auf unsere Herzgesundheit aus. Die nervliche Anspannung manifestiert sich dann beispielsweise in einem erhöhten Blutdruck, einem Engegefühl in der Brust, Verspannungen oder anderen Beschwerden, die aber von Mensch zu Mensch sehr individuell und unterschiedlich ausfallen können.
Studien der Psychokardiologie zeigen hingegen auf, dass mit Erkrankungen am Herzen sehr häufig auch psychische Begleitprobleme einhergehen, wie etwa Depressionen oder Angststörungen. „Organe wie das Herz, aber auch die Augen oder andere Sinnesorgane, haben für unser Seelenleben eine stärkere Bedeutung. Sie sind emotional stärker besetzt. Deshalb reagieren wir auch psychisch stärker, wenn es an diesen Organen zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommt“, ergänzt Dr. Broszeit.
Grundsätzlich ermöglicht die moderne Herzmedizin sowie die wachsende Expertise der Kardiologen eine schnelle und effektive Behandlung von Herzinfarkt und ähnlich gravierenden Ereignissen. Dadurch können schwere, nachhaltige Schäden am Herzmuskel zumeist deutlich verringert oder sogar ganz verhindert werden. Auch die Zahl der Todesfälle durch schwere akute Herzerkrankung ist durch die heutzutage gute und moderne medizinische Versorgung rückläufig. „Die Fortschritte der Therapie haben zu einer deutlichen Senkung der Sterblichkeit bei vielen Herzkrankheiten geführt. Aber auf der anderen Seite leben die Patienten heute sehr viel länger und können daher im höheren Altern vermehrt Herzkrankheiten entwickeln. Dieser Trend überwiegt in Summe sogar leicht, so dass absolut die Herzkrankheiten leicht zunehmen“, erklärt PD Dr. Grönefeld, Chefarzt der Kardiologie an der Asklepios Klinik Barmbek.
Entscheidend im Zusammenhang mit den psychischen Folgen einer solchen Herzerkrankung ist dann, dass die Betroffenen sich oftmals plötzlich in ihrer Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt wiederfinden und nicht selten sogar in ihrem Leben bedroht sehen. Und dieser eigentliche „Schreck“, den die Patienten durch dieses einschneidende Ereignis erleben, so Dr. Broszeit, entfaltet oftmals erst später, selbst nach erfolgreicher Behandlung der organischen Ursachen, seine Wirkung. Die Patienten leiden zum Beispiel zunehmend unter Schlafstörungen, kommen nicht mehr zur Ruhe oder erleben Panikattacken - teilweise erst Monate nach dem Herzvorfall. Dies löst bei Betroffenen dann oftmals Stress und Ängste aus, die wiederum das Risiko für eine erneute Herzerkrankung erhöhen.
Die Dipl.-Psych. Margarete Ilona Schymura vom Asklepios Gesundheitszentrum Harburg-Reeseberg betreut darüber hinaus Patienten, die nachhaltig unter dem Eindruck einer Nahtod-Erfahrung stehen. Dieses Ereignis verändert die Patienten grundlegend in ihrem Erleben und in ihrer Wahrnehmung: „Diese Betroffene trauen sich zunächst nicht oder erst nach vielen Jahren, über ihr Erlebnis zu berichten, das für sie zwar positiv, aber dennoch in seiner Intensität und Nachwirkung traumatisch und schwer zu akzeptieren sowie in ihr bisheriges Leben zu integrieren ist. Diese Menschen scheinen „wie verwandelt“; ihr Leben ergibt nun einen völlig anderen Sinn.“ Manche dieser Patienten stellen dann ihr komplettes bisheriges Leben infrage und können sich nur schwer wieder in ihren bisherigen Alltag einfügen.
Die Psyche kann bei den Menschen „auf das Herz schlagen“, „die sich alles so sehr zu Herzen nehmen“, dass sie tatsächlich herzkrank werden können. Dabei spielen oft zwischenmenschliche und innere Konflikte eine wesentliche Rolle, meistens begleitet von Angst, bei der „das Herz in die Hose rutscht“.
Perspektivlosigkeit, Überforderung bei der Arbeit, hoher Zeitdruck, schwierige familiäre Verhältnisse oder schwerwiegende Verluste – viele Gründe können dazu führen, dass psychisch belastende Situationen entstehen und man förmlichen Herzschmerz fühlt.
Dipl.-Psych. Margarete Ilona Schymura vom Asklepios Gesundheitszentrum Harburg-Reeseberg begegnen in ihrem Berufsalltag vor allem zwei Verhaltensmuster. Zum einen Patienten, die besonders ängstlich oder depressiv sind und aufgrund dessen auf besonders stressige Situationen mit unregelmäßigem Puls, Herzjagen, allgemeiner Unruhe und Platz- bis hin zu Todesangst reagieren. Darüber hinaus leiden einige der Patienten unter einer Herzangststörung, bei der anfallsartig teilweise extrem starke Symptome mit Fokus auf das Herz auftreten, für die jedoch keinerlei organische Ursache zu finden ist.
„Diese Beschwerden werden als Anzeichen einer Herzerkrankung gewertet, sodass panikartiges Todes- und Vernichtungsgefühl auftritt. Diese vergleichsweise jungen Patienten konzentrieren sich dann sehr auf das Herz, aus Sorge, dass „etwas übersehen werden konnte“, obwohl fachärztliche Untersuchungen keinen organischen Befund erbracht haben“, so die Diplompsychologin. In der Folge führt die übertriebene Aufmerksamkeit auf die Herztätigkeit dann zu einer Vermeidung jeglicher Belastung. Selbst alltägliche Dinge, wie zum Beispiel das Treppensteigen, werden dann aus Angst vermieden berichtet Margarete Schymura: „Die Lebensqualität geht verloren. Der Verlust der Lebensqualität führt zu Wut, Enttäuschung, Zukunftsängsten und Depressionen.“
Redewendungen wie „sich etwas zu Herzen nehmen“, „jemandem sein Herz ausschütten“ oder „ein gebrochenes Herz haben“ zeigen, dass das Herz schon seit langer Zeit als Bezugspunkt für seelisches Wohlbefinden empfunden wird. Diese Redewendungen nehmen erwachsene Menschen üblicherweise als metaphorische Umschreibung wahr, denn natürlich bricht das Herz nicht wortwörtlich auseinander. Dass aber die Angewohnheit von Menschen, das Herz eng mit der Seele zu verknüpfen, nicht von ungefähr kommt, sondern tatsächlich mehr dahintersteckt, fanden Japaner im Jahr 1991 heraus. Sie beschrieben das heute unter dem Namen Broken-Heart-Syndrom oder auch Stress-Kardiomyopathie bekannte Krankheitsbild erstmals.Dabei handelt es sich um eine zwar relativ seltene Herzerkrankung, die aber zu Anzeichen ähnlich denen eines Herzinfarktes führen kann (Atemnot, starke Schmerzen und Engegefühl in der Brust) und „auch das EKG-Muster deutet in der Regel zunächst auf einen Infarkt hin“, so PD Dr. Grönefeld.
Das stellte die Ärzte damals vor ein Rätsel, denn wo üblicherweise Blutgefäßverengungen oder -verstopfungen sein sollten, war hier nichts zu finden. Heute weiß man, dass es sich nicht um einen Herzinfarkt, sondern um das Broken-Heart-Syndrom handelt, dessen Ursachen psychisch zu erklären sind. Herz und Kreislauf werden dann besonders hohen Mengen an Stresshormonen ausgesetzt, darunter Adrenalin und Noradrenalin. Diese beeinträchtigen die Herzmuskulatur und führen zur Mobilisierung von Calcium, welches die Muskelproteine dazu bringt, sich zusammenzuziehen. Die Herzmuskelzellen verkürzen sich, können nicht mehr erschlaffen und verkrampfen. So wird das psychische Leiden schließlich zu einem Herzleiden. „Viele wissenschaftliche Daten, vor allem aus der experimentellen Labormedizin deuten darauf hin, dass Stresshormone der Auslöser sind. Nicht immer findet man aber bei Patienten mit diesem Syndrom eine erklärbare Ursache in vorausgegangenen Stressoren.“, gibt der erfahrene Kardiologe zu bedenken.
Das Broken-Heart-Syndrom wird in der Regel durch eine außergewöhnlich starke emotionale oder körperliche Belastung ausgelöst. Ursachen des gebrochenen Herzens können etwa der Tod eines geliebten Menschen, auch starker Ärger oder einschneidende Erlebnisse wie Erdbeben oder Terroranschläge sein. Doch nicht nur negative Erlebnisse können eine solche körperliche Reaktion auslösen: „In manchen Fällen sind es auch freudige Überraschungen, wie ein Lottogewinn oder ein Heiratsantrag, die das Herz dann aus dem Takt bringen.“, erklärt Dipl.-Psych. Margarete Schymura.
Wie von Krebserkrankungen gut bekannt, hat auch in der Kardiologie die Berücksichtigung der Psyche einen wichtigen Anteil am langfristigen Therapieerfolg. Offenheit für die Sorgen der Patienten ist eine wichtige Voraussetzung
Weitaus gängiger als psychisch verursachte Herzkrankheiten sind die durch eine schwere Herzerkrankung verursachten psychischen Probleme. Auch wenn die eigentliche Erkrankung bereits erfolgreich kardiologisch behandelt wurde, treten in der Folge bei den Patienten manchmal erst Monate später psychische Reaktionen auf das einschneidende Erlebnis auf.
Dies belegen auch Daten aus verschiedenen Langzeitstudien mit einer Vielzahl von Teilnehmern. „Wenn der Tod zu allgegenwärtig, zu dicht vor uns sitzt, dann macht uns das sehr unruhig und bedroht uns.“, erklärt Dr. Broszeit und ergänzt „Menschen, die noch nicht mit schweren Krankheiten konfrontiert wurden, leben in einer gewissen Illusion der Unsterblichkeit und Kontrolle. Ein Herzinfarkt nimmt ihnen schlagartig diese Illusion.“ So bleiben die Patienten oft besorgt und achten umso penibler auf Herz und Puls. Dabei kann es passieren, dass sie harmlose Extraschläge des Herzens fehlinterpretieren und dadurch zusätzliche Angst bekommen, die sich zur Panik entwickeln kann. Ein Teufelskreis, denn durch die Panik wird der Herzschlag beschleunigt und die Angst des Patienten steigt weiter an.
Problematisch ist oft, dass diese psychischen Beeinträchtigungen nicht nur die allgemeine Lebensqualität, sondern auch die vom Arzt vorgeschlagenen Veränderungen des Lebensstils beeinträchtigen. So fällt es aufgrund der Herzerkrankung depressiv gewordenen Patienten besonders schwer, das Rauchen abzustellen oder sich täglich ausreichend zu bewegen. Zudem kommt es vor, dass die notwendigen Medikamente aus Angst vor den Nebenwirkungen nicht eingenommen werden, obwohl sie eigentlich sehr wirksam wären.
Neben Panikreaktionen und depressiven Krisen können die Betroffenen auch ein Hochrisikoverhalten entwickeln oder aber einfach weitermachen, als wäre nichts passiert. Die Reaktionen auf ein Leiden am Herzen fallen also je nach Patient sehr unterschiedlich aus und bedürfen einer individuellen Diagnose und Behandlung.
Das bewegt unsere Experten.
Chefarzt der Psychosomatischen Medizin, Asklepios Westklinikum
Was lässt ihr Herz höher schlagen?
Mein morgendliches Workout (160‘) und meine Frau
Wobei rutscht Ihnen das Herz in die Hose?
Auf dem Hamburger Dom
Welchen ultimativen Tipp haben Sie gegen Herzschmerz?
Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band
Chefarzt der Kardiologie, Asklepios Klinik Barmbek
Was lässt ihr Herz höher schlagen?
Ein schönes Orgelkonzert im Hamburger Michel
Wobei rutscht Ihnen das Herz in die Hose?
Wenn mich auf dem Wochenmarkt ein E-Scooter überholt
Welchen ultimativen Tipp haben Sie gegen Herzschmerz?
Einen langen Sonnenspaziergang an der Elbe (und wenn`s nicht besser wird doch mal ein Besuch beim Kardiologen)
Asklepios Gesundheitszentrum Harburg-Reeseberg
Was lässt ihr Herz höher schlagen?
Wenn Klienten, die im Dunkel der Depression und im Korsett der Angst, Wut und Ohnmacht gefangen waren, ihre Einstellung um 360° drehen, dann mit aufrechter Haltung und strahlenden und lachenden Augen ins Leben umkehren.
Wobei rutscht Ihnen das Herz in die Hose?
Ich bin dankbar dafür, dass ich bislang in keine Situationen geraten bin, in denen mir mein Herz in die Hose rutschte.
Welchen ultimativen Tipp haben Sie gegen Herzschmerz?
Ich weiß nicht, ob es „das Rezept“ gegen Herzschmerz gibt. Ich kann nur empfehlen, den Herzschmerz bewusst anzunehmen und zu weinen, dann sich in die Meditation zurückzuziehen und die Ursachen für den Herzschmerz aus unterschiedlichen Perspektiven zu ergründen, daraus lernen und daran wachsen. Während einer Herzschmerzerfahrung erkennt man den unschätzbaren Wert von Menschen, die ein großes Herz haben, einen trösten und wieder aufbauen. Von Menschen mit Herz geht nämlich viel mehr Kraft aus als von solchen, die einem gezielt das Herz brechen wollen. Das ist die wichtigste Erkenntnis in meinem Leben.
Bei akut auftertenden starken Herzschmerzen, Engegefühl in der Brust, Atemnot oder ähnlich starken Symptomen wählen Sie in jedem Fall den NOTRUF 112. Unsere Experten erreichen Sie hier: