Arztpraxis / MVZ, Gesundheitszentrum
medicum Hamburg MVZ
Beim Strohhause 2
20097 Hamburg
040 80 79 79-0
Diabetes. Alterszucker. Therapie.
Diabetes ist längst zu einer Volkskrankheit geworden. Eine unausgewogene Ernährung und zu wenig Bewegung führen vor allem zu dem, was früher mal umgangssprachlich „Alterszucker“ genannt wurde. Die gute Nachricht: Dieser Typ-2-Diabetes ist heilbar. Bei Typ-1 kommt es auf die richtige Behandlung an.
Mehr als 7 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Diabetes, die meisten davon an Typ-2-Diabetes, das was früher „Alterszucker“ hieß. Dabei dürfte die Dunkelziffer noch höher sein, da bei vielen die chronische Erkrankung noch gar nicht entdeckt ist. Mit einer konsequenten Ernährungsumstellung, viel Bewegung und nur in seltenen Fällen auch mit Medikamenten lässt sich die Krankheit komplett heilen, wie Internist und Diabetologe Dr. Matthias Riedl sowie der Gastroenterologe Dr. Ulrich-Frank Pape erklären.
Noch vor gut 10 bis 20 Jahren schien ein Alterszucker eine unwiderrufliche Begleiterscheinung höherer Lebensjahre zu sein. Man hatte gut gelebt, ausreichend zu Essen gehabt, der Fitnesswahn war noch nicht ausgebrochen, das Bewusstsein für einen gesunden Lebenswandel noch nicht so ausgeprägt. Inzwischen aber wissen Experten wie Laien: Typ-2-Diabetes ist nicht etwa eine unausweichliche Erkrankung, in den meisten Fällen liegt sie in Übergewicht, falscher, v.a. überkalorischer Ernährung und zu wenig Bewegung begründet. Daraus aber folgt die gute Nachricht: Typ-2-Diabetes ist grundsätzlich heilbar und das in der Regel ganz ohne Medikamente, wie Dr. Matthias Riedl, Ärztlicher Direktor des Diabetes Zentrums Medicum in Hamburg, und Dr. Ulrich-Frank Pape, Chefarzt der Inneren Medizin und Gastroenterologie an der Asklepios Klinik St. Georg, überzeugt sind und in ihrer täglichen Arbeit immer wieder erleben.
Zunächst einmal aber muss man zwischen den beiden Diabetes Typen unterscheiden: Bei Typ-1 handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, das heißt, das Immunsystem zerstört Insulin produzierende Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Das führt zu einem Insulinmangel. Der Körper aber braucht das Hormon Insulin um den Zucker aus dem Blut in die Zellen zu transportieren, weil sie Zucker als Energiequelle benötigen.
Die Ursachen für diese Immunerkrankung sind bislang noch nicht komplett erforscht. Vor allem aber ist der Typ-1 nicht heilbar. „Daher müssen Typ-1-Diabetes-Patienten dem Körper Insulin zuführen“, erklärt der Internist und Diabetologe Dr. Riedl, der auch als NDR-Ernährungs-Doc bekannt ist. Viele Patienten spritzen sich das Insulin mit einem Pen, nachdem sie zuvor den Blutzuckerspiegel gemessen haben, um die richtige Dosierung zu ermitteln. Andere nutzen eine Insulinpumpe, diese, häufig am Bauch unter der Haut steckt, gibt regelmäßig Insulin an den Körper ab. Damit ahmt die Pumpe die Funktion der Bauchspeicheldrüse nach: Genau zum richtigen Zeitpunkt gibt sie genau die richtige Menge Insulin ab. Das verhindert eine Unter- oder Überzuckerung.
Anders verhält es sich mit dem Typ-2-Diabetes, oft auch „Zuckerkrankheit“ oder „Alterszucker“ genannt. Ihm liegt eine Insulinresistenz zugrunde oder wie Dr. Riedl es nennt „eine Überlastung des Körpers mit zu vielen Kohlenhydraten gepaart mit zu wenig Bewegung“, die zu dieser Insulinresistenz führt. „Die Zuckermoleküle können nicht mehr in die Zellen etwa in der Leber, im Fettgewebe oder auch in den Muskeln gelangen, weil diese bereits übersättigt sind, der Zucker bleibt also im Blut, der Blutzuckerspiegel steigt“, ergänzt der Gastroenterologe und Internist Dr. Pape. Zunächst versucht der Körper noch mehr Insulin zu produzieren, die Resistenz zu überwinden, dann aber lässt diese Produktion nach. Der dauerhaft erhöhte Blutzuckerspiegel schädigt dann langfristig Blutgefäße, die Nerven und zahlreiche Organe. Die Gefahr einer Herzkreislauf-Erkrankung wie beispielsweise ein Herzinfarkt steigt stark. Das Schlaganfall-Risiko erhöht sich bei Diabetikern nach aktuellen Zahlen der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Diabetes Hilfe um das Doppelte bis Dreifache. Bleibende und schwerwiegende Nierenschäden und Augenschäden sind weitere mögliche Folgeerkrankungen.
Stimmt's oder stimmt's nicht?
Diabetes ist keine schlimme Erkrankung.
Falsch, unbehandelt können sowohl Diabetes Typ-1 als auch Typ-2 tödlich enden. Bei Typ-1 können Unter- und Überzuckerung zum lebensbedrohlichen Koma führen. Bei Typ-2-Diabetes sind es vor allem die Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall die extrem gefährlich sind.
Wenn man viel Süßes isst, bekommt man Diabetes.
Stimmt so generell nicht. Zwar beinhalten Süßigkeiten und Kuchen viel Zucker und dieser die leersten Kohlenhydrate, allerdings ist es auch eine Frage der Dosierung. Wer sich überwiegend gesund ernährt und sich viel bewegt, kann auch etwas naschen. Zudem spielt der individuelle Stoffwechsel eine Rolle.
Wenn man ständig durstig ist, hat man Diabetes.
Stimmt so nicht. Allerdings kann ein häufiges Durstgefühl ein Anzeichen für Diabetes sein, muss es aber nicht. Im Zweifel sprechen Sie Ihren Hausarzt an und lassen Sie sich untersuchen.
Dicke Menschen bekommen Diabetes, dünne nicht.
Stimmt so absolut nicht. Allerdings ist Übergewicht ein enormer Risikofaktor, sodass Typ-2 häufig mit Übergewicht einhergeht. Bei Typ-1 hat das Gewicht allerdings keine Aussagekraft.
Als Diabetiker darf man nur spezielle Diabetikerlebensmittel essen.
Falsch. Zum einen gibt es kaum noch spezielle Diabetikerprodukte, zum anderen können Diabetiker alles essen, so lange sie das Insulin entsprechend einstellen bzw. für einen adäquaten Ausgleich sorgen und beim Essen Maß halten. Eine Ernährungsberatung bietet eine gute Möglichkeit, eine individuell ausgewogene Ernährungsweise zu erlernen.
Diabetiker dürfen nichts Süßes essen.
Falsch. Solange ein Diabetiker gut eingestellt ist und sich grundsätzlich angepasst und gesund ernährt, kann er oder sie alles essen. Maß halten ist hier natürlich das Gebot der Stunde. Grundsätzlich gilt aber, dass die tägliche Zuckermenge auch bei Gesunden nicht über 25 Gramm liegen sollte. Dafür reicht oftmals schon ein Glas Limonade.
Nur alte Menschen bekommen Diabetes.
Falsch. Durch falsche Ernährung erkranken vor allem in den vergangenen Jahren immer mehr Kinder und Jugendliche an Typ-2-Diabetes. Leere Kohlenhydrate und mangelnde Bewegung führen in immer jüngeren Jahren zu einer Insulinresistenz.
Diabetiker sollten wenig Sport treiben.
Falsch, zumindest als allgemeingültige Aussage. Sport oder auch nur mäßige aber dennoch regelmäßige Bewegung helfen, Übergewicht zu vermeiden oder auch zu verringern. Vorsicht ist geboten, wenn der Diabetes schon die Netzhaut geschädigt hat oder andere Folgeerkrankungen vorliegen. Bei einer Insulintherapie sollte man diese mit dem Sportprogramm abstimmen. Hier kann der behandelnde Arzt weiterhelfen und einschätzen, welcher Sport in welcher intesität gesundheitsfördernd ist.
Diabetes Typ-1 ist gefährlicher als Typ-2.
Falsch in dieser grundsätzlichen Aussage. Typ-2 ist besser zu behandeln und vor allem heilbar. Typ-1 setzt meist früher ein und muss immer mit Insulin behandelt werden.
Einmal Diabetiker, immer Diabetiker.
Falsch – zumindest bei Typ-2-Diabetes, der gut zu behandeln und auch heilbar ist. Da es sich bei Typ-1 um eine Autoimmunerkrankung handelt, bleiben die Patienten in der Regel ein Leben lang Diabetiker.
Zwar gibt es durchaus eine Veranlagung für Typ-2-Diabetes, diese ist aber nur zum Teil genetisch bedingt. Bei einem familiären Risiko spielen auch Ernährungsmuster und Lebensgewohnheiten eine entscheidende Rolle. Mindestens ebenso entscheidend ist der eigene Lebensstil. „Wir nehmen allgemein viel zu viele Kohlenhydrate und dann oft leere Kohlenhydrate aus Weizenprodukten auf“, warnt der Internist Dr. Riedl. Die werden im Körper zu Zucker verstoffwechselt. Ist der Körper aber ohnehin schon übersättigt, lagert er sich nicht nur in Fettpölsterchen ab, sondern auch in inneren Organen beispielsweise der Leber, die dadurch geschädigt werden. Zu viele Kohlenhydrate beziehungsweise insgesamt eine zu hohe Energiezufuhr gepaart mit wenig Bewegung führt dann zu teils lebensbedrohlichem Übergewicht. Und Übergewicht, insbesondere der Bauchspeck, begünstigt die Bildung der Insulinresistenz.
„Die beste Therapie ist daher Gewichtsreduktion, regelmäßige Bewegung und eine Ernährungsumstellung auf viel Gemüse, Vollkornprodukte, Obst sowie wenig Fleisch und einfachen Zucker“, erklärt Dr. Pape. Das erhöhe nicht nur die Lebenserwartung, sondern auch die Heilungschancen. Die liegen bei einem Typ-2-Diabetes-Patienten bei 86 Prozent, vorausgesetzt, er nimmt 15 Kilogramm ab, zitiert Dr. Riedl eine Studie. Nur bei sehr schweren Formen von Diabetes sei eine Insulingabe eine effektive Therapie – dann aber auch in Kombination mit einer Ernährungsumstellung und einem Bewegungsprogramm.
Klassische Symptome eines Typ-2-Diabetes sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schlappheit. „Da der Körper versucht, den überschüssigen Zucker letztendlich über den Urin auszuscheiden, wird der süßlich, was sich nachweisen lässt“, erläutert Dr. Pape. Das führt aber auch dazu, dass der Patient mehr Durst verspürt, was wiederum häufigeren Harndrang zur Folge hat. Auch schlecht heilende Wunden, trockene und juckende Haut, sind mögliche Anzeichen, denn ein erhöhter Blutzuckerspiegel schwächt das Immunsystem. Häufig führt Diabetes auch zu Durchblutungsstörungen. Allerdings bleibt Diabetes oft auch lange unbemerkt, da die Symptome recht unspezifisch sind. Umso wichtiger ist es, die Werte regelmäßig überprüfen zu lassen – gerade wenn es eine familiäre oder auch sehr individuelle Veranlagung gibt.
Um einen Diabetes festzustellen, reichen schon einfache Blutzuckertests beim Hausarzt. Diese Diagnose lässt sich dann durch weitere Bluttests bestätigen oder eben entkräften. „Grundsätzlich liegt ein Diabetes vor, wenn der Blutzuckerspiegel nüchtern und bei mindestens zwei unabhängigen Messungen über 120 mg/dl liegt“, erklärt Dr. Pape. Nüchternblutzuckerwerte zwischen 100 und 120 mg/dl deuten auf einen Prädiabetes hin, also eine Vorstufe.
Inzwischen entwickelt sich mehr und mehr ein Ernährungs- und Bewegungsbewusstsein, die Menschen wissen um die Gesundheitsgefahren von zu viel Zucker, zu viel schlechtem Fett, zu vielen leeren Kohlenhydraten. Die Politik hat das Thema immer wieder auf der Agenda, denkt laut über Lebensmittelampeln auf den Verpackungen nach und selbst die Lebensmittelindustrie bekennt sich zu einer Zuckerreduzierung in den Produkten. „Das sind aber vor allem noch Lippenbekenntnisse“, sagt Ernährungs-Doc Riedl. Daher ist es an jedem einzelnen, einem Diabetes vorzubeugen. „Und das funktioniert am effektivsten durch einen gesunden Lebenswandel, mit ausreichend Bewegung, guter Ernährung und der damit verbundenen Vermeidung von Übergewicht“, sind sich die beiden Mediziner einig.
Kompetenz auf dem Gebiet der Diabetologie und Gastroenterologie
Dr. med. Matthias Riedl
Facharzt für Innere Medizin, Diabetologe, Ernährungsmediziner und ärztlicher Direktor Medicum Hamburg
Dr. med. Ulrich-Frank Pape
Chefarzt der Inneren Medizin und Gastroenterologie an der Asklepios Klinik St. Georg
Haben Sie den Verdacht auf eine Diabetes-Erkrankung oder benötigen Sie Hilfe bei der Behandlung? Nehmen Sie jetzt Kontakt zu unseren Experten auf.
Asklepios Klinik St. Georg
Lohmühlenstraße 5
20099 Hamburg
(0 40) 18 18-85 41 21