Chefärztin
Setareh Huschi
Gynäkologie
Synergie auf höchstem Niveau
Dreifach spitze: In der Abteilung Gynäkologie in der Hamburger Asklepios Klinik Wandsbek arbeiten drei Chefärztinnen statt einer. Nicht zu dritt auf einer Stelle, sondern als drei gleichberechtigte, in Vollzeit tätige Führungskräfte. „Alleinherrschaft ist nie gut“, sagt dazu Chefärztin Setareh Huschi. „Wir sind alle drei auf verschiedene gynäkologische Erkrankungen und Behandlungen spezialisiert: Dr. Anna Jacob auf gynäkologische Krebserkrankungen, Dr. Simone Klüber auf Krebsvorstufen im Bereich des Gebärmutterhalses und des äußeren Genitals, ich für Erkrankungen des Beckenbodens wie Senkung und Inkontinenz.“ Die Medizin spezialisiere sich immer weiter: „Eine Person kann nicht alle Expertisen abdecken. Wenn eine Patientin mit ihrer jeweils spezifischen Symptomatik zu uns kommt, entscheiden wir gemeinsam, wer von uns die Beste für sie ist.“ Der kollegiale Austausch untereinander ermögliche, Krankheitsbilder und Therapien in all ihren Aspekten zu reflektieren. Diese gebündelte Expertise kommt allen Patientinnen zugute: Es werden keine einsamen Entscheidungen getroffen, sondern dreifach gesicherte.
Das ungewöhnliche Managementmodell haben die drei Frauen selbst entwickelt. Angefangen hatte alles 2011 in der Hamburger Asklepios Klinik Altona, Abteilung Gynäkologie: „Dort haben wir uns kennen gelernt“, erzählt Dr. Anna Jacob, jüngstes Mitglied im Führungsteam. „Ich kam frisch von der Uni und fing als Assistenzärztin an, Dr. Simone Klüber war nach fünf Jahren Weiterbildungszeit gerade Fachärztin für Gynäkologie geworden, Setareh Huschi bereits als Oberärztin tätig. Wir haben sofort gemerkt: Wir arbeiten hervorragend zusammen, können unglaublich viel bewegen, sind ein dynamisches Team.“
In den darauffolgenden Jahren entwickelten sich die Frauen beruflich weiter, arbeiteten an verschiedenen Kliniken, Dr. Anna Jacob und Dr. Simone Klüber wurden Oberärztinnen.
Wir verstehen einander auch als kritische Begleiterinnen.
„Da stellte sich irgendwann die Frage: Wie jetzt weiter?“ erinnert sich Dr. Anna Jacob. „Der natürliche nächste Schritt war, Chefärztin zu werden. Aber keine von uns wollte die Position so ausfüllen, wie von den Strukturen vorgesehen.“ In ihrem Klinikalltag hatten die drei Ärztinnen immer wieder erlebt, wie es aus ihrer Sicht nicht sein soll: viel Organisation, viel Administration, wenig Patientinnenkontakt. Wie Chefärzte und Chefärztinnen Anordnungen trafen oder aus ihrem Rollenverständnis heraus treffen mussten, die man – so drückt es Dr. Simone Klüber aus – „durch einen kritischen Sidekick hätte verbessern können.“ Allein die unhinterfragbare Machtfülle, die mit der Position des Chefarztes einhergehe, sich über Jahre oft verselbständige und nicht selten mit Verve verkörpert und verteidigt werde, lasse das Umfeld verstummen. „Das ist bei uns komplett anders“, sagt die 47-Jährige. „Wir verstehen einander auch als kritische Begleiterinnen. Wir wollen das Beste für unsere Patientinnen erreichen. Das geht nur, wenn wir ständig am Ball bleiben, kritisierbar sind und mit- und voneinander lernen.“
„Die dreifache Kraft!“ sagt Setareh Huschi: „Stellen Sie sich eine Lok vor, die einen Zug zieht. Dann stellen Sie sich drei Loks vor, die das Gleiche tun: Wir haben so viel mehr Kraft, auch viel mehr Freiraum, weil wir alles auf drei Paar Schultern verteilen können. Ich muss nicht alles gleich gut können, sondern nur das, was wir verabredet haben. Nicht alle kümmern sich um dreißig Sachen gleichzeitig oder nacheinander, sondern um zehn intensiv, die dann mit denen der anderen ineinandergreifen.“
Gibt es nie Differenzen, Konflikte, Eifersucht? Dr. Anna Jacob lacht: „Eigentlich … nicht!“ so die 39-Jährige: „Wir haben hier unseren Wunscharbeitsplatz geschaffen. Natürlich spielt uns in die Karten, dass wir uns zuvor kannten. Wir wussten einfach, dass wir zueinander passen. Da war es leicht, sich auf diese Dreierehe einzulassen.“
Wir haben so viel mehr Kraft, auch viel mehr Freiraum, weil wir alles auf drei Paar Schultern verteilen können.
Nicht zuletzt – auch das ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor – zahle das Modell auf die Mitarbeiterzufriedenheit ein. Auf Station herrsche ein offenes, kommunikatives und vertrauensvolles Miteinander. „Wir wollen, dass unsere Assistenzärztinnen und -ärzte alles bekommen, was sie für eine gute Ausbildung benötigen“, erläutert Dr. Anna Jacob. „Sie können uns immer fragen, wir sind immer für sie da, selbstverständlich auch für unsere Fachärztinnen und Fachärzte. Früher sollte der Chefarzt möglichst nicht gestört werden. So sollte es bei uns nicht sein.“
Können Frauen „Geteilte Spitze“ besser als Männer? „Es geht ums Wollen“, sagt Setareh Huschi. „Wenn man es will, kann man es – männliche Führungskräfte ebenso wie weibliche.“ Die Zeit der „Götter in Weiß“ – in der 1980er Kult-Fernsehserie „Die Schwarzwaldklinik“ prominent personifiziert durch Professor Dr. Klaus Brinkmann – ist unwiederbringlich vorüber. Der wehte noch im silberbeknopften Chefarztkittel über die Flure und nahm an der Spitze seiner Ärzteschar die Visite ab. Alles vorbei? „Die Medizin ist historisch gesehen sicherlich eine der konservativsten Branchen überhaupt“, bestätigt Dr. Simone Klüber. „Aber: Da ist ganz viel im Wandel. Und Frauen sind einfach geübter im Lean Management.“
Die drei Chefärztinnen tun viel dafür, dass das gemeinsame Führen klappt. „Wir kommunizieren sehr viel“, erklärt dazu Dr. Anna Jacob. „Wir teilen uns zu dritt ein Büro, so können wir Dinge auf kurzem Weg besprechen. Wenn wir uns uneinig sind, suchen wir den Kompromiss.“ Es sei unglaublich hilfreich, eine Problematik von drei Seiten zu beleuchten. „Dadurch haben wir schon ganz andere, hilfreichere Entscheidungen erarbeiten können“, so die 39-Jährige. „Alle Menschen benötigen ein Korrektiv, sonst werden sie wunderlich.“ Kann trotzdem mal kein Konsens erzielt werden, gelte die zwei Drittel-Mehrheit – im wahrsten Sinne des Wortes. Nur bei Personalfragen greift das Prinzip der Einstimmigkeit. „Da müssen sich einfach alle wohl fühlen.“
Alle Menschen benötigen ein Korrektiv, sonst werden sie wunderlich.
Einig sind sich die Frauen auch in ihrem Lob für die Asklepios Geschäftsführung, die den Mut hatte, ein noch unerprobtes Managementmodell zu pilotieren. Aber auch hier gilt das Prinzip der Augenhöhe. Die drei Chefärztinnen sind zwar dankbar für die Chance, aber vor allem stolz auf das, was sie jeden Tag leisten. Was sich nicht zuletzt in den Zugangszahlen niederschlägt: In den vergangenen drei Jahren haben sich die Patientinnenzahlen mehr als verdreifacht.
„Die entscheidende Frage ist: Wie soll der Chefärztin sein?“ sagt abschließend Setareh Huschi. „Wir definieren die Tätigkeit neu: als Symbiose aus Organisation und Medizin, die es uns erlaubt, unsere Arbeit so zu gestalten, dass sie zu unserer Idee der optimalen Versorgung passt. Davon profitieren alle: die Patientinnen, unser ärztliches und pflegerisches Personal – und wir.“
Und die Asklepios Kliniken. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten – und ein Führungsmodell für die Zukunft.
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