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Hilfe für Madagaskar

Im Einsatz vor der Küste Afrikas

Hilfe für Madagaskar

Bild: Frauen in Madagaskar

Fanajana e.V. – Ein erstaunliches Projekt mit einer spannenden Geschichte.

Auf Mayotte fing alles an

Im Februar 2018 gründeten Claudia Schweppe-Unruh, Beleghebamme in der Asklepios Klinik (AK) Altona, und Dr. Martin Frank, Oberarzt im Bereich Gynäkologie und Geburtshilfe der Klinik, den Verein Fanajana, um im ländlichen Madagaskar die Gesundheitsversorgung für Schwangere zu verbessern. Was sie in den vergangenen vier Jahren erreicht haben und wieso sie ausgerechnet diesen Ort auswählten – hier erfahren Sie die ganze Geschichte.

„Eigentlich kam alles ganz zufällig auf uns zu“, erzählt Dr. Martin Frank (63), als er auf die Entstehung von Fanajana e.V. angesprochen wird. Claudia Schweppe-Unruh (56) und der Oberarzt der Gynäkologie kennen sich bereits seit über 30 Jahren, trafen damals im Elim-Krankenhaus aufeinander und begegneten sich im AK Altona Jahre später wieder. 2016 begaben sich die beiden zum ersten Mal gemeinsam auf einen medizinischen Hilfseinsatz ins Ausland. „Damals arbeiteten wir auf der Insel Mayotte in einer der größten geburtshilflichen Kliniken Europas, in der jährlich rund 10.000 Kinder zur Welt kommen“, erzählt Frank, „sie liegt unweit vor Madagaskar und gehört als französisches Übersee-Departement seit 2011 zu Europa.“

In Holzbooten übers raue Meer

Bild: Dr. Martin Frank und Claudia Schweppe-Unruh

© Fanajana e.V.

 Eines war jedoch auffällig: „Nicht wenige der Gebärenden hatten mit kleinen Holzbooten von Madagaskar aus übergesetzt, um zur Klinik zu gelangen“, erinnert sich der Mediziner. „Wir fragten uns, wie schlimm die Verhältnisse dort wohl sein müssen, damit schwangere Frauen so etwas auf sich nehmen…“ Im Rahmen einer Recherche stießen die beiden schließlich auf die NGO „Ärzte für Madagaskar“, mit welcher sie Kontakt aufnahmen. Bereits nach kurzer Zeit begann die Zusammenarbeit im besonders benachteiligten Süden Madagaskars. Frank und Schweppe-Unruh hielten Fortbildungen für Ärzte und Ärztinnen, Hebammen sowie das Pflegepersonal. Allerdings realisierten sie schnell, dass Weiterbildungsmaßnahmen wie diese den Menschen in den teils völlig abgeschnittenen Dörfern Madagaskars nur vage weiterhelfen. Selbst mit dem nötigen medizinischen Wissen ausgestattet fehlten den Menschen noch immer MaterialienMedikamente oder der Zugang zu Trinkwasser, um bei der Begleitung von Geburten ein Mindestmaß an Hygiene gewährleisten zu können.

Müttersterblichkeit beziffert die Notlage

Darauf deuteten auch die Zahlen der Müttersterblichkeit*. Im Süden Madagaskars lag die Zahl so hoch wie sonst nur in wenigen anderen Ländern der Erde, so Frank. Für Schweppe-Unruh und den 63-Jährigen ein grauenvoller Gedanke. Und das Initial, ihr Engagement auszubauen und Voraussetzungen für die bestmögliche medizinische Versorgung von Gebärenden, aber auch von Patient:innen allgemein, zu schaffen. „Der Zugang zu medizinischer Hilfe sollte für alle Menschen auf der Welt gleich sein“, betont Schweppe-Unruh. Die Gründung des Vereins Fanajana e.V., den Dr. Martin Frank und Claudia Schweppe-Unruh 2018 gemeinsam mit fünf Freunden und Freundinnen initiierten, war insofern eine logische Konsequenz.

Der Verein lebt von seinen Unterstützer:innen

Das Wort „Fanajana“, bei welchem das „J“ wie ein „S“ ausgesprochen wird, heißt auf Madagassisch so viel wie achtungs- oder respektvoll. „Auf diese Weise begegnen wir den Menschen dort, um mit ihnen ihre Welt ein bisschen zu verbessern“, sagt Schweppe-Unruh. Fanajana finanziert sich ausschließlich über Spenden. Zusätzlich wurde der Verein durch den Hamburger Klimaschutz-Fonds unterstützt – und konnte unter anderem durch diese Hilfe Wassertürme in zwei Dörfern Madagaskars errichten und an die dort bestehenden Gesundheitszentren anschließen. „Es ist die Grundvoraussetzung für eine hygienische medizinische Arbeit“, so Schweppe-Unruh.

Veranstaltungstipp

Am 12.04.2023 um 19 Uhr halten Dr. Martin Frank und Claudia Schweppe-Unruh einen Vortrag anlässlich des fünfjährigen Bestehens des Vereins. Veranstaltungsort ist das Hoheluftschiff (Kaiser-Friedrich-Ufer 27, 20253 Hamburg). Interessierte sind herzlich dazu eingeladen. Aufgrund der begrenzten Anzahl an Sitzplätzen wird im Voraus um eine kostenlose Anmeldung unter info@fanajana.de gebeten.

Hilfe - Nicht nur auf medizinischer Ebene

Bild: Schule in Madagaskar

© Fanajana e.V.

Doch damit nicht genug: Die Hebamme und der Arzt unterstützen auch im Bereich Bildung. Im Rahmen eines Besuchs zeigte Dr. Ranaivoson Rinja Mitolotra, der Koordinator und engste Vertraute vor Ort, Frank und Schweppe-Unruh eine vollkommen heruntergekommene Schule. „Bei diesem Anblick ist uns noch einmal bewusst geworden, wie wichtig Bildung ist und dass wir bei den Kleinsten anfangen müssen, wenn wir wirklich etwas verändern wollen“, erinnert sich die 56-Jährige. Vor diesem Hintergrund ließ das Duo die Schule neu errichten. Heute besuchen rund 350 Kinder die renovierte Bildungseinrichtung. Und auch ein an das Gebäude angrenzender Garten wurde etabliert. Die Schüler:innen und Lehrenden pflegen ihn gemeinsam, sodass viele der Familien vor Ort mit frischem Gemüse versorgt werden können. Mehr noch: Den ersten 17 Absolvent:innen der Lehranstalt konnten dank Fanajana kürzlich sogar die Kosten für die weiterführende Schule finanziert werden.

Gesundheitszentrum mit Vorbildcharakter

Bild: Helfer bei der Reinigung

© Fanajana e.V.

Letztlich profitiert eine ganze Region – auch, weil Fanajana zusätzlich den Bau eines Gesundheitszentrums initiiert hat, welches kurz vor der Fertigstellung steht. „Durch das Zentrum haben selbst Dörfer, die aufgrund der kaum vorhandenen Infrastruktur bei starken Regenfällen von der medizinischen Versorgung weitgehend abgeschnitten sind, eine feste Anlaufstelle für Notfälle“, berichtet Frank und ergänzt: „Das medizinische und schulische Angebot weiterzuentwickeln und auszubauen ist unser Ziel der kommenden Jahre.“

Dabei werden die Hilfsprojekt-Gründer:innen immer wieder auch von Einheimischen unterstützt – darunter von Dolmetscherin Fy, die jede Bezahlung ihrer Dienste ablehnt. „Sie sagt, wir tun etwas für ihr Land, und das sei das Mindeste, was sie dazu beitrage könne – etwas, das ich sehr rührend finde“, sagt Schweppe-Unruh und lächelt.

Höchster Einsatz in der Freizeit

 

Es sind Begegnungen wie diese, die die Fanajana-Initiator:innen, die nicht nur ihre Urlaube in das Projekt investieren, sondern auch sämtliche Reisekosten privat tragen, immer wieder anspornen. Allerdings: Vieles lässt sich inzwischen auch über digitale Wege lenken und leiten. Afrika, berichtet Frank, sei sehr gut an das Internet angebunden. „Es läuft dort alles über Mobilfunk, funktioniert aber einwandfrei. Wir können sogar per Videoanruf bei Operationen helfen oder telemedizinisch arbeiten“, so der erfahrene Arzt, der bereits seit 17 Jahren für humanitäre Auslandsprojekte auf der ganzen Welt im Einsatz ist.

Ihrer Arbeit in der Asklepios Klinik Altona gehen Frank und Schweppe-Unruh übrigens nach wie vor nach, „denn Fanajana ist und bleibt ein Hilfsprojekt, dem wir uns in unserer Freizeit widmen“, betont der 63-Jährige. Zurück im Klinikalltag müsse man allerdings hin und wieder aufpassen, die Welten nicht miteinander zu vermischen, sagt Schweppe-Unruh: „Wenn man den Klinikalltag auf Madagaskar und in Deutschland vergleicht, ist man manchmal doch etwas erstaunt, was hierzulande für ein Anspruchsdenken herrscht.“ Die Erfahrungen auf Madagaskar hätten sie Demut gelehrt. Und noch einmal verdeutlicht, wie dankbar man sein könne, in Europa geboren zu sein. „Wenn ich im Süden Madagaskars das Licht der Welt erblickt hätte, hätte ich überhaupt keine Chance gehabt, Arzt zu werden“, sagt Frank, „das darf man nie vergessen.“

Weitere Projekte in Planung

Sechs Mal waren der Mediziner und die Hebamme bereits vor Ort. Die nächste Reise streben sie im Hinblick auf die Eröffnung des Gesundheitszentrums an, das Ende Januar fertiggestellt sein soll. „Wir hoffen, dass es schon vorher den Betrieb aufnimmt, damit wir vor Ort die Abläufe beurteilen und direkt die nächsten Projekte und Optimierungen planen können“, sagt Frank. Unter anderem sollen ein Haus und eine Feuerstelle für Angehörige von Patient:innen errichtet werden. Und so viel ist klar: Dr. Martin Frank und Claudia Schweppe-Unruh sind längst noch nicht fertig. Sie haben gerade erst begonnen.

Unter anderem die Kennzahl der Müttersterblichkeit spiegelt die Qualität des Gesundheitssystems eines Landes oder einer Region wieder. Sie beinhaltet die Anzahl der Tode junger Frauen infolge einer Schwangerschaft, Geburt oder im Wochenbett bzw. aufgrund von Schwangerschafts- oder Geburtsproblemen.

Sie möchten Fanajana unterstützen?

Wer den Verein und die ehrenamtliche Arbeit von Dr. Martin Frank und Claudia Schweppe-Unruh unterstützen möchte, kann Spenden an die untenstehende Bankverbindung richten. Interessierte sind zudem herzlich dazu eingeladen, die regelmäßig aktualisierte WEBSITE zu besuchen und auf der FANAJANA-INSTAGRAM-SEITE vorbeizuschauen: instagram.com/fanajana_madagaskar

 

Fanajana e.V.

Deutsche Skatbank

IBAN: DE52 8306 5408 0004 0671 93

BIC (SWIFT-Code): GENO DEF1 SLR

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