Reha-/Postakutklinik
Asklepios Zentrum für Rehabilitation Bad Abbach
Stinkelbrunnstraße 10
93077 Bad Abbach
(09405) 18-10 10
Knochenbruch. Kalzium. Behandlung.
Jede dritte Frau und jeder fünfte Mann ab 55 Jahren leiden unter Knochenschwund. Meist merkt man ihn zu spät – mit wenigen Schritten aber lässt er sich verhindern.
„Gescheit ernähren, nicht rauchen und nicht so viel Alkohol, mäßig Sonne und viel Bewegung an der frischen Luft!“ Das ist die resolute Empfehlung von Frau Dr. med. Sonja Herzberg, Fachärztin für Orthopädie an der Asklepios Reha-Klinik Bad Abbach. „Ein 90-Jähriger wird nicht mehr die gleiche Knochendichte haben wie ein 20-Jähriger. Also müssen vor allem ältere Menschen etwas tun, damit die Knochen stabil bleiben.“
Ein ganzes Leben lang zehren unsere Knochen von der Zeit, in der sie aufgebaut wurden. Je gesünder die Ernährung in der Jugend und im Wachstum, umso stabiler sind sie während des gesamten Lebens. Gesunde Knochen sind eine permanente Baustelle: verletztes, beschädigtes oder abgestorbenes Gewebe wird abgetragen und ersetzt. „Bei einem Osteoporose-Patienten gerät dieses Gleichgewicht durcheinander“, erläutert Chefärztin Dr. Sonja Herzberg, die im niederbayrischen Bad Abbach in der Nähe von Regensburg das Asklepios Zentrum für orthopädische und rheumatologische Rehabilitation leitet. „Die aufbauenden Zellen kommen nicht mehr gegen die abbauenden Zellen an: Letztere fräsen dann richtige Löcher in die Knochen.“ Zu Beginn einer Osteoporose häufig in Wirbelsäule und Oberschenkelhälse. Der Befund wird oft erst im Zuge einer vorausgegangenen, so genannten osteoporotischen Fraktur deutlich: Im Röntgenbild erscheinen die betroffenen Knochen durchsichtiger als gesunde. Die Strahlen gehen leichter durch sie hindurch, fast wie durch Glas.
Sechs Millionen Menschen leiden unter Knochenschwund: „Osteo“ ist der Knochen, „Porose“ die Löchrigkeit. Betroffen sind vor allem ältere Menschen, Frauen bereits ab 55 Jahren. „Mit Einritt der Wechseljahre produzieren die Eierstöcke immer weniger Östrogen“ erläutert dazu Frau Dr. Herzberg. „Das weibliche Geschlechtshormon schützt die Knochen, ebenso wie bei Männern das Testosteron. Letzteres lässt im Alter zwar auch nach, aber bedeutend weniger abrupt.“ Frauen in und nach den Wechseljahren im Alter zwischen 50 und 60 Jahren sind daher besonders gefährdet, an einer postmenopausalen Osteoporose zu erkranken. Ebenso erblich belastete Frauen. „Wenn die Mama oder die Oma unter Osteoporose litt, kann dies auf eine genetische Disposition hindeuten“, so Chefärztin Dr. Herzberg. Vor der Menopause tragen sehr dünne Frauen ein erhöhtes Risiko, da sich das schützende Östrogen unter anderem im Fettgewebe einlagert. Weitere Risikofaktoren sind die längere Einnahme bestimmter Medikamente wie Cortison sowie Vor-Erkrankungen wie Morbus Crohn, rheumatoide Arthritis, Hormonstörungen oder eine Schilddrüsenüberfunktion. Tritt der Knochenschwund im Zuge einer dieser Erkrankungen ein, spricht man von sekundärer Osteoporose. In der weit überwiegenden Zahl der Erkrankungen aber handelt es sich um eine primäre Osteoporose: eine schlichte Alterserscheinung.
Das Tückische daran: Osteoporose verläuft im Verborgenen. Es gibt zunächst keine zu erwartenden Symptome wie akute Schmerzen, chronische Schmerzen oder ein Knacken, das man zuordnen könnte. Selbst gebrochene Wirbelkörper können unbemerkt bleiben: Aufgrund ihrer geschwächten Knochensubstanz können sie die Last des Körpers nicht mehr halten, sie sinken in sich zusammen. Diese als Sinterung bezeichnete Verletzung an der Wirbelsäule führt unter anderem oft zu einem „Buckel“: Der Oberkörper nähert sich dem Becken an, der Mensch wird im Alter um einige Zentimeter kleiner.
Meist wird der schleichende Knochenabbau erst erkannt, wenn sich ein Knochenbruch ohne hinreichende Ursache ereignet: etwa, nach einem starken Hustenanfall oder nach einem Bagatelltrauma, weil man beim Stolpern stürzt. Bei der nachfolgenden Akutbehandlung wird beim Röntgen dann der Knochenschwund entdeckt.
Frau Dr. Herzberg macht das sichtlich betroffen: „So häufig muss erst eine Faktur eintreten, damit die Diagnose Osteoporose gestellt und die Erkrankung behandelt werden kann! Quasi als Zufallsbefund. Wenn es so weit gekommen ist, ist es oft schon sehr spät: Verlorene Knochensubstanz kann nicht mehr völlig ersetzt werden.“ In ihrer Klinik betreut sie rund 200 orthopädische Reha-Patientinnen und Patienten, „unter ihnen sind immer ein paar Patientinnen und Patienten mit zuvor unentdecktem Knochenschwund.“ Sie wirbt daher eindringlich für mehr Eigenverantwortung: „Wir haben es selbst in der Hand! Osteoporose ist eine Volkskrankheit, sie ereilt jede und jeden mehr oder minder schwer. Aber wir wissen, wie wir den Knochenabbau verhindern, stoppen und in seinen Auswirkungen mindern können. Wir müssen nur viel früher beginnen.“
Und zwar, wie so oft der Appell: gesünder leben. „Alkohol und Nikotin sind Gift für die Knochen“, sagt die Chefärztin. Heißt: nicht rauchen, nicht trinken, leider auch weniger Kaffee.
Nächster Schritt: auf ausgewogene Ernährung achten und in Bewegung kommen. „Alle Sportarten mit Zug und Druck auf die Knochen sind geeignet: Tennis oder Volleyball, Rudern oder Krafttraining“, erklärt Dr. Herzberg. „Ausdauersportarten wie Radfahren, Schwimmen, Wandern oder Nordic Walking bewirken auch schon viel, Hauptsache kein Stillstand!“ Bewegungsarmut bevorteilt die abbauenden, viel Bewegung die aufbauenden Knochenzellen. „Das ist wie beim Barfußlaufen: Je häufiger man es macht, desto mehr Hornhaut kriegt man.“
Ebenso wichtig: den Körper mit ausreichend Kalzium und Vitamin D versorgen. Das Mineral festigt den Knochen, dessen Dichte ist entscheidend für die Stabilität des Körpers. Milch, Käse und gutes Mineralwasser enthalten Kalzium. Vitamin D wiederum hilft, das Mineral über den Darm aufzunehmen. Es wird über Sonneneinstrahlung in der Haut gebildet. „Dazu genügt es täglich eine Stunde mit unbedeckten Armen draußen zu sein.“ Im Winter allerdings ein Problem: Weniger Sonne, weniger Vitamin D, weniger Kalzium. Studien zeigen, dass in sonnenarmen Ländern wie Schweden, Norwegen oder auch Norddeutschland die Bewohnerinnen und Bewohner häufiger an Osteoporose leiden als beispielsweise in Bayern. „Da Kalzium auch von anderen lebenswichtigen Organen gebraucht wird, muss der Körper sich entscheiden“, erklärt dazu Frau Dr. Herzberg. „Das Herz ist wichtiger als die Knochen: Bei fortdauerndem Kalziummangel baut der Körper das benötigte Kalzium dann in den Knochen ab.“ Hier kann eine Kalzium- und Vitamin D3-Einnahme helfen.
Frauen in und nach der Menopause sowie allen Menschen ab dem 60., 65. Lebensjahr empfiehlt Frau Dr. Herzberg sich im Hinblick auf eine eventuell drohende Knochensubstanzverminderung ärztlich beraten zu lassen. „Sprechen Sie mit Ihrer Hausärztin, Ihrem Hausarzt, Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen und lassen Sie im Zweifel Ihre Knochendichte messen“, so die Chefärztin. Von Hormonersatzpräparaten zum Ausgleich eines Östrogenmangels aufgrund drohenden Knochenschwundes alleine rät Dr. Herzberg ab. Die Nebenwirkungen, etwa das höhere Thromboserisiko, sind zu bedenklich.
Eine Osteoporose-Therapie und -Behandlung sieht vor:
Tausend Milligramm Kalzium braucht der Körper täglich. Die stecken beispielsweise in einem Liter Milch. Oder in zwei Flaschen Mineralwasser, das man eh trinken sollte. Schauen Sie mal auf das Etikett Ihrer bevorzugten Marke: Der Kalziumgehalt der Mineralwässer variiert zwischen 11,5 und bis zu 620 Milligramm je Liter! Das heißt: Von dem ersten Wasser müssten Sie hundert Flaschen trinken, vom letzteren nur anderthalb! Wie überall aber gilt auch hier: Bitte nicht übertreiben! Alles, was zu viel ist, ist wieder schlecht: Zuviel Kalzium kann die Blutgefäßverkalkung fördern.
„Vitamin D mit der Nahrung aufzunehmen ist bedeutend schwieriger“, scherzt Frau Dr. Herzberg. „Unsere Leitlinien empfehlen tausend Internationale Einheiten pro Tag. Zumindest als Prophylaxe und in den sonnenarmen Monaten. Dazu müsste man täglich fünfzehn Eier oder 500 Gramm Makrele essen!“ Auch in sonnenreichen Gegenden Urlaub zu machen, sei keine Option: „Sobald Sie eine Sonnencreme mit einem Lichtschutzfaktor höher als 30 auf die Haut auftragen, nimmt die Fähigkeit der Haut zur Vitamin-D-Bildung stark ab. Auch können Sie das Vitamin nicht ‚mitnehmen‘ und auf Vorrat einlagern.“ Auch hier hilft, nach ärztlicher Beratung, die Vitamin-D-Versorgung über Tabletten sicherzustellen.
Und wie begegnet Frau Dr. Herzberg selbst, 58-jährig, einer latent drohenden Osteoporose? „Ich laufe täglich zwischen acht- und zwanzigtausend Schritte, ich rauche nicht, trinke sehr selten Alkohol und nehme einmal die Woche ausreichend Vitamin D3 zu mir“, erzählt die Ärztin. Außerdem lasse sie einmal pro Jahr das Vitamin im Blut messen und mache bei – „Gott sei Dank fehlendem familiären Risiko!“ – alle drei bis fünf Jahre eine DXA Scan ihrer Knochen. „Mit all diesen Maßnahmen“, so Frau Dr. Herzberg, „Sport und gesunde Ernährung eingeschlossen, hoffe ich, der Osteoporose zu entkommen!“
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