Wenn der Glaube im Handball Berge versetzt

Wenn der Glaube im Handball Berge versetzt

Autor:inJanina Darm & Prof. Dr. Michael Hoffmann
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Am Freitag traten die HSV-Handballer gegen den favorisierten Rekordmeister THW Kiel an. Und bewiesen einmal mehr: Beim Handball ist einfach alles möglich…

Die HSV-Handballer spielten vor beeindruckende Kulisse gegen den THW Kiel. © J.Darm

Zwölf Minuten vor Schluss der Partie schien eigentlich alles klar. Der THW Kiel führte in der Hamburger Barclays Arena souverän mit 26:22 gegen die personell weniger stark besetzen HSV-Handballer. Letztere hatten zu Beginn der Begegnung munter aufgespielt, lagen zeitweise mit drei Toren in Führung. Doch über die Dauer der Partie fand der THW mehr und mehr zu „seinem“ Spiel, formierte sich besser in der Abwehr und lag zur Halbzeit mit einem Tor in Front (16:15). 

Unerwartet stark

So weit, so erwartbar. Das Schöne am Handballsport ist allerdings: Spiele können sich in Windeseile drehen – und längst nicht immer gewinnt das auf dem Papier stärker eingestufte Team. Wobei am Freitag rund zehn Minuten vor Ende der Partie wohl kaum jemand auch nur 50 Cent darauf gewettet hätte, dass die HSV-Handballer den THW noch einmal in die Bredouille bringen könnten – zu schwer tat sich die Mannschaft von Trainer Torsten Jansen im Angriff, zu hoch war die Anzahl ihrer technischen Fehler… 

Doch wie das manchmal so ist – mitunter laufen die Dinge anders als erwartet. Und in diesem Fall eindeutig zugunsten des HSVH. Unkonzentriertheiten in der Kieler Abwehr sorgten dafür, dass dem HSVH plötzlich ein paar „einfache“ Treffer gelangen. Und nicht nur das. Im Tor spielte HSVH-Keeper Johannes Bitter groß auf. Dass die Partie knapp fünf Minuten vor dem Ende beim Stand von 26:23 noch offen war, war vor allem den Paraden des Hamburger Torwarts zu verdanken. Mit einem Großteil der über 10.000 Zuschauer im Rücken kämpfen sich die HSV-Handballer schließlich Tor um Tor an die Kieler heran. Beim Spielstand von 27:28 zugunsten der „Zebras“ ging die Partie in die letzte Spielminute – und erfuhr eine Dramatik, die es so wohl nur im Handball gibt. 

Dramatische Schlussminute

12 Sekunden vor Spielende entschieden die Unparteiischen auf Siebenmeter für den THW. Kiels Rechtsaußen Niclas Ekberg trat an die Linie – und vergab die Chance auf den Sieg: Johannes Bitter parierte, sprintete zum Ball und passte ihn zu Teamkollege Leif Tissier, der trotz überbordendem Lärm und Hektik die Übersicht behielt und den Ball zu Rechtsaußen Frederik Bo Andersen warf. Aus denkbar ungünstigem Winkel setzte der 25-jährige Däne schließlich zum Wurf an – und versenkte den Ball im Kieler Tor. Zuschauer, Mannschaft, HSV-Trainer- und Betreuerstab jubelten frenetisch und feierten das 28:28-Remis wie einen Sieg. Einziger Wermutstropfen: Johannes Bitter verletzte sich bei seiner Siebenmeterparade am Oberschenkel – Untersuchungen über Art und Dauer seiner Verletzung dauern an. 

Wenn alles passt

Ich selbst konnte unterdessen nur staunen: Die Partie war wieder einmal der Beweis dafür, dass mentale Stärke gravierenden Einfluss auf die sportliche Leistung haben und in unvergleichlicher Art und Weise beflügeln kann. Dass „Underdogs“ mit etwas Glück und in Situationen, in denen plötzlich „alles passt“, dazu imstande sind, aufzutrumpfen und über sich hinauszuwachsen. Insofern freue ich mich sehr auf die noch verbleibenden Spiele der Saison. Denn, soviel steht fest: In dieser Form ist der HSVH immer für eine Überraschung gut.

Herzlichst Ihr 

Michael Hoffmann

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