Sport ist unsere Passion
Erstmals stehen wir dem HSV Hamburg als Medical Partner zur Seite und begleiten das Team von Trainer Torsten Jansen hautnah durch die Saison.
Gastbeitrag
Ulrike Henniges, Oberärztin sowie Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportorthopädie Zentrum für Muskuloskelettale und Plastische Chirurgie an der Asklepios Klinik St. Georg, gehört zum Medical Team des HSVH und berichtet exklusiv von ihren Eindrücken am Spielfeldrand.
Wann immer in der Handball-Bundesliga eine Ärztin oder ein Arzt aufs Spielfeld gerufen wird, ist etwas Gravierendes geschehen. Leichtere Blessuren werden in der Regel von den Physiotherapeut:innen versorgt. Erst, wenn ein Notfall oder der Verdacht einer ernsthaften Verletzung besteht, kommen Mediziner:innen zum Einsatz. Ich selbst habe dieses Szenario im Duell des HSV Hamburg gegen die TSV Hannover-Burgdorf erlebt.
Schockmoment in der 41. Minute. Hannovers Rechtsaußen Maximilian Gerbl liegt nach einem Sprungwurf am Boden, regt sich kaum. Hannovers Physiotherapeut Johannes Bode eilt nach Feldfreigabe durch die Schiedsrichter zu Hilfe, signalisiert schnell, dass er Unterstützung durch einen Arzt braucht. Das ist mein Stichwort. Denn: Angereiste Auswärtsteams haben in der Regel keinen eignen Mannschaftsarzt dabei, greifen im Fall der Fälle auf das Medical Team der Heimmannschaft zurück.
Als diensthabendes Mitglied des HSVH-Ärzteteams war es also an mir, auf das Spielfeld zu laufen, ggf. Erste Hilfe zu leisten. Die Situation war unübersichtlich, während ich in Richtung des Verletzten rannte, ging ich im Kopf die möglichen Optionen durch, mit denen ich konfrontiert werden könnte. Der Spieler selbst war dann zum Glück ansprechbar, klagte über Atemnot. Nach ersten Checks und einer deutlichen Verbesserung seines Zustands konnte er aufstehen. Für weitere Untersuchungen wurde er in die Kabine begleitet. Dort zeigte sich: Maximilian Gerbl hatte sich beim Abrollen nach dem Wurf offenbar eine starke Muskelzerrung zugezogen, die bis in den Rücken wirkte und das Zwerchfell verspannte. Die Folge: akute Atemnot. Zur Sicherheit wurde er für eine weiterführende Diagnostik in unsere Asklepios Klinik St. Georg gefahren – dort konnte zum Glück Entwarnung gegeben werden: Es lag keine schwerwiegende Verletzung vor. Der Schreck steckte den Beteiligten dennoch in den Knochen. Auch für mich war die Situation etwas Besonderes. Und gleichzeitig der Beweis dafür, dass man, wie es so schön heißt, „einfach funktioniert“, wenn es ums Ganze geht und ein Menschenleben möglicherweise in Gefahr ist – zumal das Arbeiten vor großem Publikum, und in diesem Fall vor laufenden Kameras, etwas völlig Neues für mich war.
Ich bin froh, dass ich helfen konnte. Ich bin wahnsinnig gern Teil des HSVH-Medical-Teams. Woche für Woche erhalten wir neue Einblicke in den Handballsport, seine besonderen sportlichen und medizinischen Herausforderungen. Als einstige Basketballerin kann ich nun unter Berücksichtigung der Handball-Erfahrungswerte sehr gut nachvollziehen, weshalb man Basketball als „kontaktlosen Sport“ bezeichnet – im Gegensatz zum Handball…
Es ist eine faszinierende Welt. Ein Abendteuer – und ich freue mich, diese Reise mit dem HSVH fortzusetzen. Mal sehen, auf welchem Bundesliga-Tabellenplatz die Mannschaft von Trainer Torsten Jansen am Ende der Saison landen wird. Für uns als Medical Team ist und bleibt jedes Spiel ein Erlebnis.
Herzlichst Ihre
Ulrike Henniges
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