Augmented Reality im OP
Mixed Reality erobert den OP: Lesen Sie mehr darüber, wie die detailgetreue 3D-Darstellung für eine höhere medizinische Qualität sorgt.
Innovation. Ausbildung.
Dank einer großzügigen Spende können Assistenzärzte in der Augenklinik an der Asklepios Klinik Nord – Heidberg chirurgische Eingriffe mithilfe eines Simulators trainieren
Als PD Dr. Marc Schargus Anfang der 2000er-Jahre zum Operateur ausgebildet wurde, assistierte er viele Monate lang erfahrenen Augenärzten, die Patienten an der Netzhaut oder dem grauen Star operierten, bevor er selbst zu den Instrumenten greifen durfte. „Das war eine lange Durststrecke. Man möchte in der Ausbildung natürlich aktiv an die Operationstechniken herangeführt werden. Auf diesem Wege war es manchmal sehr frustrierend“, erinnert sich der Chefarzt der Augenklinik an der Asklepios Klinik Nord – Heidberg.
Damals trainierten angehende Operateure ihre mikrochirurgischen Fertigkeiten zumeist in Versuchslaboren, sogenannten WebLabs. Und das in der Regel an Schweineaugen vom Schlachthof, deren Gewebeeigenschaften jenen des menschlichen Auges nur bedingt ähneln. Dementsprechend fehleranfällig waren mitunter die ersten „richtigen“ Eingriffe der jungen Operateure – selbst dann, wenn sie unter der strengen Aufsicht ihrer erfahrenen Vorgesetzten erfolgten.
Marc Wegner (31), Assistenzarzt in der Augenklinik Nord – Heidberg, hat es da wesentlich besser getroffen. Wenn der 31-Jährige in diesen Tagen seine chirurgischen Fähigkeiten schulen will, verlässt er Haus sechs des Campus, läuft in den ersten Stock des Nebengebäudes und kann direkt loslegen: In der Ecke eines spartanisch eingerichteten Raums steht ein Metalltisch samt Mikroskop, Monitor sowie rot, gelb und blau markierten Instrumenten. Wegner setzt sich auf einen Hocker, prüft die Geräte und beginnt zu operieren. Vorsichtig führt er ein filigranes Instrument am Augapfel ein und öffnet behutsam die Linsenkapsel. Durch das Mikroskop sieht er, wie eine instrumentierende Schwester mit einer Spritze die Hornhaut befeuchtet. Dann blinkt eine Warnmeldung auf: Die Regenbogenhaut wurde verletzt!
Doch keine Sorge: Der Patient ist nicht real und das Szenario zu Übungszwecken erfunden. Im neuen Lindhorst-Lehrzentrum an der Augenklinik haben Wegner und seine jungen Kollegen seit Kurzem die Möglichkeit, bestimmte Operationstechniken mithilfe des hochmodernen Augenoperations-Simulators Eyesi® Surgical der Firma VR Magic zu trainieren und ihre mikrochirurgischen Fähigkeiten maßgeblich zu verbessern. Zu verdanken hat die Klinik das in der Metropolregion Hamburg einzigartige, voll ausgestattete Gerät der großzügigen Spende des niedersächsischen Unternehmers Jürgen Lindhorst sen.
Dankbar für eine erfolgreiche Behandlung durch Prof. Dr. Dr. Wolfgang Wiegand, Chefarzt der Augenklinik von 1995 bis 2018, hatten sich der Geschäftsmann und seine Familie entschieden, die Augenheilkunde mit der Anschaffung des 250.000 Euro teuren OP-Simulators zu unterstützen. Seit Februar dieses Jahres steht den Assistenzärzten das Gerät nun zur Verfügung – und es wird rege genutzt.
6 kuriose Fakten über Augen
„Der Simulator ist das Sahnehäubchen in unserer Facharztausbildung“, schwärmt Marc Wegner, der nach Dienstschluss häufig zum Trainieren ins Lehrzentrum kommt. „Es gibt verschiedene Übungsmodule, die aufeinander aufbauen. Das Ganze erinnert an ein sehr realistisches Computerspiel. Eine Challenge, bei der man jeweils das nächste Level erreichen muss, um weitermachen zu dürfen“, erläutert der Assistenzarzt die Methodik.
Der Clou: Die Instrumente des Simulators lassen sich individuell mit Funktionen belegen. Operiert wird entweder an einem Kunstkopf mit Augen für Netzhaut-Trainings oder an einem zweiten Modell für Katarakt-Eingriffe, also Operationen bei grauem Star. Erst wenn eine OP-Aufgabe dreimal erfolgreich absolviert wurde, erreichen die Assistenzärzte das nächste Level.
„Es ist ein langer Weg zum Operateur, und nicht jeder ist dafür gemacht“, gibt PD Dr. Marc Schargus zu bedenken. Dank des Simulators könnten Ausbilder wie er die Entwicklung der jungen Kollegen nun allerdings deutlich besser beurteilen – und das, ohne dass direkte Eingriffe am Patienten nötig seien, so der Chefarzt. „Die Erfolgsraten bei den ersten echten Eingriffen fallen nach den Trainings um bis zu 40 Prozent besser aus“, betont auch Prof. Dr. Dr. Wolfgang Wiegand, Senior Clinical Expert der Klinik, „zum Vorteil der Patientinnen und Patienten.“
Klingt nach einem Win-win-Prinzip, das natürlich auch Externe anlockt. Mit der Asklepios Medical School und der Universitäts-Augenklinik Düsseldorf, an der PD Dr. Marc Schargus als Lehrbeauftragter fungiert, sind bereits Kooperationen geplant. „Zudem gibt es weitere Augenkliniken im Umfeld der Metropolregion, die ihre Mitarbeiter zum Training schicken könnten. Ich stelle mir vor, dass man außerdem ‚Summer-Schools‘ sowie Kurse für Kollegen anbietet, die eine operative Ausbildung anstreben“, so Chefarzt Schargus. Angesichts dessen erweist sich Eyesi® Surgical nicht nur als „Sahnehäubchen“ für Asklepios – der Simulator ist vielmehr ein Meilenstein in Sachen Ärzteausbildung und ein beeindruckendes Symbol für die große Leistung der Asklepios Augenklinik.
Kompetenz auf dem Gebiet der Augenheilkunde
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