Nervenengpasssyndrom

Engpassneuropathien verstehen

Nervenengpasssyndrom

Nervenengpasssyndrome umfassen eine Gruppe von Erkrankungen, bei denen umliegendes Gewebe auf periphere Nerven (Nerven, die nicht zum zentralen Nervensystem gehören) drücken. Diese Erkrankungen sind auch als Engpassneuropathien bekannt. Der Druck kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, die von Taubheitsgefühlen und Kribbeln bis hin zu Schmerzen und Muskelschwäche reichen können.

Im Folgenden erläutern wir Ihnen Diagnose, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Nervenengpasssyndromen. Unser Fokus liegt dabei auf den häufigsten Formen dieser Erkrankungen.

Haben Sie Fragen zu Nervenengpasssyndromen oder anderen Krankheitsbildern? Unsere Expert:innen bei Asklepios stehen Ihnen gern zur Verfügung und beraten Sie umfassend.

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Symptome bei Nervenengpasssyndromen

Zu den bekanntesten Nervenengpasssyndromen gehören das Karpaltunnelsyndrom (eingeklemmter Mittelhandnerv) und das Kubitaltunnelsyndrom (eingeklemmter Nerv im Ellenbogenbereich). Die Symptome eines Nervenengpasssyndroms können variieren, sind aber oft durch ähnliche sensorische und motorische Störungen gekennzeichnet. Frauen können häufiger von Nervenengpasssyndromen betroffen sein als Männer. Insbesondere während der Schwangerschaft können Symptome aufgrund hormoneller Veränderungen und Flüssigkeitsretention (Ansammlung von Wasser im Körper) häufiger auftreten. Hier sind die häufigsten Beschwerden:

  • Sensible Störungen: Patient:innen berichten häufig über Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Brennen in den betroffenen Bereichen. Diese Symptome treten oft in den Händen und Fingern auf und können sich bei Bewegungen verschlimmern oder in Ruhephasen, insbesondere nachts, bemerkbar machen.
  • Motorische Störungen: Es kann zu einer Schwäche in den Händen kommen, die es schwierig macht, Gegenstände zu greifen oder feinmotorische Tätigkeiten auszuführen. Im fortgeschrittenen Stadium können sichtbare Muskelschwächen, speziell im Bereich des Daumenballens, auftreten.
  • Schmerzen: Viele Betroffene leiden unter Schmerzen, die sich entlang des betroffenen Nervs ausbreiten können. Diese Schmerzen können von einem dumpfen Gefühl bis hin zu stechenden Schmerzen reichen.
  • Nächtliche Symptome: Ein charakteristisches Merkmal des Karpaltunnelsyndroms ist das nächtliche Einschlafen der Hände, bekannt als Brachialgia paraesthetica nocturna. Patient:innen wachen oft durch diese Beschwerden in der Nacht auf.
  • Veränderungen der Handfunktion: Im Krankheitsverlauf kann es zu einer Abnahme der Handgeschicklichkeit kommen, was sich beispielsweise durch das häufige Fallenlassen von Gegenständen äußern kann.
  • Schwäche der Handmuskulatur: Bei länger andauerndem Druck auf den Nerv kann es zu einer Schwäche (Atrophie) der Muskeln kommen, die der Nerv normalerweise versorgt . Dies führt zu einer sichtbaren Abnahme von Muskelmasse und Kraft.
  • Veränderungen der Haut: In einigen Fällen können auch Veränderungen der Haut wie Trockenheit oder Veränderungen der Hautfarbe auftreten, da die Nerven auch die Hautfunktion beeinflussen.

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Diagnose von Nervenengpasssyndromen

Die Diagnose von Nervenengpasssyndromen wie dem Karpaltunnelsyndrom (KTS) oder dem Kubitaltunnelsyndrom erfolgt durch eine Kombination aus einem ausführlichen Informationsgespräch, klinischer Untersuchung und unterstützenden diagnostischen Verfahren. Ziel ist es, die genaue Lokalisation und das Ausmaß der Nervenkompression zu bestimmen und andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen.

  • Anamnese: In einem ausführlichen Gespräch mit Ihnen über Ihre Krankheitsgeschichte fragen unsere Ärzt:innen nach Ihren Symptomen und Beschwerden. Wichtige Informationen sind der Beginn, die Dauer und die Art der Symptome sowie eventuelle Auslöser oder Aktivitäten, die Ihre Beschwerden verstärken.
  • Klinische Untersuchung: Die körperliche Untersuchung umfasst Tests zur Überprüfung der Sensibilität, der Motorik und der Reflexe. Spezifische Tests für das KTS sind das Hoffmann-Tinel-Zeichen, bei dem durch leichtes Klopfen über dem Karpaltunnel ein elektrisierendes Gefühl ausgelöst wird, und der Phalen-Test, bei dem das Beugen der Handgelenke zu einer Verstärkung der Symptome führt.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen: Elektroneurografie und Elektromyografie sind wichtige Verfahren zur Bestätigung der Diagnose. Sie messen die elektrische Aktivität und die Leitfähigkeit der Nerven und können so Aufschluss über den Ort und das Ausmaß der Schädigung geben.
  • Bildgebende Verfahren: Ultraschall und Magnetresonanztomografie (MRT) können die Nerven und strukturelle Veränderungen, wie Schwellungen oder Gewebevergrößerungen, die zu Druck auf Nachbargewebe führen, für unsere Mediziner:innen sichtbar machen.
  • Differenzialdiagnose: Es ist wichtig, andere Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome wie gestörte Reizweiterleitungen der Nerven (Polyneuropathien) oder Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule verursachen können.

Die Diagnose sollte immer individuell und unter Berücksichtigung aller verfügbaren Informationen erfolgen. Bei Asklepios stehen Ihnen erfahrene Ärzt:innen und modernste Medizintechnik zur Verfügung – für eine präzise Diagnose und Ihre bestmögliche Behandlung.

Behandlung von Nervenengpasssyndromen

Die Behandlung von Nervenengpasssyndromen wie dem Karpaltunnelsyndrom und dem Kubitaltunnelsyndrom zielt darauf ab, den Druck auf die betroffenen Nerven zu verringern und somit die Symptome zu lindern. Diese Therapiemöglichkeiten stehen unter anderem zur Verfügung:

Konservative Therapie

Die konservative Therapie ist oft der erste Schritt in der Behandlung von Nervenengpasssyndromen. Sie umfasst Maßnahmen wie die Schienung des Handgelenks, um den Nerv zu entlasten, sowie entzündungshemmende Medikamente und Kortikosteroid-Injektionen zum Abklingen von Schwellungen. Physiotherapie und ergotherapeutische Maßnahmen können ebenfalls dazu beitragen, die Symptome zu lindern und die Handfunktion zu verbessern. Unsere Fachkräfte bei Asklepios beraten Sie gern zu allen verfügbaren konservativen Optionen.

Mikrochirurgische Behandlung

Die mikrochirurgische Behandlung ist eine häufig angewandte Methode, insbesondere wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichend wirksam sind. Bei diesem Eingriff entfernen oder lockern unsere erfahrenen Neurochirurg:innen mithilfe eines Operationsmikroskops vorsichtig das Gewebe, das auf den Nerv drückt. Diese präzise und schonende Behandlung minimiert das Risiko von Komplikationen.

Offene chirurgische Dekompression

Bei der offenen chirurgischen Dekompression schaffen sich unsere Spezialist:innen über einen Schnitt Zugang zum betroffenen Nerv und entfernen das den Nerv einengende Gewebe. Dieses Verfahren erfolgt unter lokaler oder allgemeiner Betäubung und ist besonders bei fortgeschrittenen Fällen von Nervenengpasssyndromen üblich. Die offene Methode bietet den Vorteil, dass das OP-Team eine gute Sicht auf die anatomischen Strukturen hat und somit eine präzise Druckminderung des Nervs erreichen kann.

Endoskopische Dekompression

Die endoskopische Dekompression ist eine minimalinvasive Alternative zur offenen Operation. Dabei führen die Neurochirurg:innen eine kleine Kamera (Endoskop) durch einen kleinen Schnitt ein, um den eingeengten Nerv zu erkennen und zu entlasten. Diese Methode führt zu weniger Schmerzen nach der OP und ermöglicht eine schnellere Erholung. Wir nutzen bei Asklepios dafür modernste endoskopische Instrumente, um Ihnen eine effektive und sichere Behandlung zu bieten.

Nachsorge und Rehabilitation

Nach einem chirurgischen Eingriff ist eine angemessene Nachsorge und Rehabilitation entscheidend für den Erfolg der Behandlung. Bei Asklepios erhalten Sie einen individuell abgestimmten Rehabilitationsplan, der sich nach dem Schweregrad Ihrer Erkrankung und Ihren persönlichen Bedürfnissen richtet und Physiotherapie sowie ergotherapeutische Übungen umfassen kann. Ziel ist es, die volle Funktionsfähigkeit der betroffenen Extremität wiederherzustellen und Sie wieder fit für Ihren Alltag zu machen.

Unsere Ärzt:innen und Therapeut:innen arbeiten eng zusammen, um Ihnen eine umfassende Betreuung während des gesamten Heilungsprozesses zu gewährleisten. Wenn Sie Fragen zu den Behandlungsmöglichkeiten haben oder eine Beratung wünschen, stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.

Begleiterkrankungen bei Nervenengpasssyndromen

Nervenengpasssyndrome können mit verschiedenen Begleiterkrankungen in Verbindung stehen oder durch diese beeinflusst werden. Diese Begleiterkrankungen können sowohl die Ursache als auch die Folge der Nervenkompression sein. Deshalb ist es wichtig, diese Begleiterkrankungen zu erkennen und zu behandeln, da sie einen wesentlichen Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf von Nervenengpasssyndromen haben können. Unsere Ärzt:innen achten darauf, im Rahmen der Diagnose und Behandlung auch mögliche Begleiterkrankungen zu berücksichtigen und gegebenenfalls zu therapieren.

Die häufigsten Erkrankungen, die im Zusammenhang mit Nervenengpasssyndromen stehen, sind:

  • Rheumatoide Arthritis: Diese entzündliche Gelenkerkrankung kann zu Schwellungen im Handgelenk führen, die den Nervenkompressionsdruck erhöhen und Symptome eines Karpaltunnelsyndroms verursachen oder verschlimmern können.
  • Diabetes mellitus: Diabetes kann zu einer diabetischen Neuropathie führen, die die Nervenfunktion beeinträchtigt und das Risiko für Nervenengpasssyndrome erhöht. Zudem kann die verminderte Blutzirkulation die Nervenheilung nach einer Behandlung beeinträchtigen.
  • Schilddrüsenerkrankungen: Hypothyreose, eine Unterfunktion der Schilddrüse, kann zu einer Ansammlung von Mukopolysacchariden im Gewebe führen, was wiederum eine Nervenkompression begünstigen kann.
  • Übergewicht: Ein höheres Körpergewicht kann den Druck auf die Nerven erhöhen, insbesondere im Bereich des Handgelenks und des Ellenbogens, und somit das Risiko für Nervenengpasssyndrome steigern.
  • Trauma: Verletzungen, die zu Schwellungen oder Veränderungen der anatomischen Strukturen führen, können ebenfalls eine Nervenkompression verursachen.
  • Berufliche Belastung: Wiederholte Bewegungen oder Vibrationen, die mit bestimmten Berufen verbunden sind, können zu einer Überbeanspruchung der Handgelenke führen und ein Nervenengpasssyndrom begünstigen.

Während der Schwangerschaft können hormonelle Veränderungen und Flüssigkeitsansammlungen zu einer Schwellung der Handgelenke führen, was das Risiko für ein Karpaltunnelsyndrom erhöht.

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Vorbeugung von Nervenengpasssyndromen

Vorbeugende Maßnahmen können Nervenengpasssyndrome wie das Karpaltunnelsyndrom und das Kubitaltunnelsyndrom in ihrer Entstehung beeinflussen oder deren Verlauf mildern. Hier finden Sie konkrete Tipps und Maßnahmen für Ihren Alltag, um das Risiko zu reduzieren:

Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung

  • Anpassung der Tastatur und Maus: Sorgen Sie für eine ergonomische Positionierung von Tastatur und Maus. Die Handgelenke sollten beim Tippen gerade sein und nicht abgeknickt werden. Es gibt spezielle ergonomische Tastaturen und Mäuse, die das Handgelenk entlasten können.
  • Höhenverstellbarer Schreibtisch: Ein höhenverstellbarer Schreibtisch ermöglicht den Wechsel zwischen Sitzen und Stehen, was auch die Belastung auf die Handgelenke reduziert.
  • Richtige Sitzhaltung: Achten Sie auf eine aufrechte Sitzhaltung mit einem Winkel von etwa 90 Grad in den Ellenbogen, um die Belastung auf die Nerven in Händen und Armen zu minimieren.

Regelmäßige Pausen und Bewegungsübungen

  • Kurze Pausen: Legen Sie alle 60 Minuten eine kurze Pause von etwa fünf Minuten ein, um die Hände und Arme zu entspannen.
  • Dehnübungen: Führen Sie regelmäßig Dehnübungen für die Handgelenke und Finger durch. Beispielsweise können Sie die Hände ausstrecken und die Finger spreizen oder die Handgelenke sanft kreisen lassen.

Gesunde Lebensweise

  • Gewichtskontrolle: Übergewicht kann den Druck auf die Nerven erhöhen. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung können dabei helfen, ein gesundes Körpergewicht zu halten.
  • Ausreichend Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie täglich mindestens zwei Liter Wasser, um die Gewebegesundheit zu fördern und Entzündungen vorzubeugen.

Vermeidung von Überlastung

  • Wechselnde Tätigkeiten: Vermeiden Sie monotone Bewegungen und wechseln Sie regelmäßig zwischen verschiedenen Aktivitäten, um die Belastung der Handgelenke zu verteilen.
  • Richtige Hebe- und Tragetechniken: Heben Sie schwere Gegenstände mit beiden Händen und nah am Körper, um die Belastung auf die Handgelenke zu minimieren.

Medizinische Vorsorge

  • Regelmäßige medizinische Untersuchungen: Bei bestehenden Risikofaktoren wie Diabetes oder rheumatoider Arthritis sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen wichtig, um frühzeitig Anzeichen eines Nervenengpasssyndroms zu erkennen.
  • Frühzeitige Behandlung von Begleiterkrankungen: Die konsequente Behandlung von Begleiterkrankungen kann das Risiko für die Entwicklung eines Nervenengpasssyndroms senken.

Spezifische Übungen für die Handgelenke

  • Kräftigungsübungen: Übungen zur Stärkung der Hand- und Unterarmmuskulatur können dazu beitragen, die Handgelenke zu stabilisieren und zu schützen.
  • Nervengleitübungen: Spezielle Übungen, die die Nerven durch ihre natürlichen Gleitbahnen bewegen, können die Nervenmobilität fördern und Verklebungen vorbeugen.

Stressmanagement

  • Entspannungstechniken: Techniken wie Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung können helfen, den allgemeinen Stresslevel zu senken und somit auch die Muskelspannung in den Handgelenken zu reduzieren.

Das periphere Nervensystem und Nervenengpasssyndrome

Das periphere Nervensystem (PNS) besteht aus den Nerven, die außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks liegen und den Körper mit diesen zentralen Strukturen verbinden. Es ist verantwortlich für die Übermittlung von sensorischen Informationen an das zentrale Nervensystem und für die Weiterleitung von motorischen Befehlen an die Muskeln. Das PNS spielt eine entscheidende Rolle bei der Steuerung von Bewegungen und der Wahrnehmung von Empfindungen wie Berührung, Schmerz und Temperatur.

Nervenengpasssyndrome, auch Kompressionssyndrome genannt, treten auf, wenn Nerven im PNS durch umliegendes Gewebe eingeengt oder gedrückt werden. Für diese Kompression können eine Vielzahl von Faktoren verantwortlich sein, einschließlich Entzündungen, anatomische Veränderungen, Verletzungen oder wiederholte Belastungen. Zu den bekanntesten Nervenengpasssyndromen gehören das Karpaltunnelsyndrom, bei dem der Medianusnerv im Handgelenk komprimiert wird, und das Kubitaltunnelsyndrom, das den Ulnarisnerv am Ellenbogen betrifft.

Die Häufigkeit von Nervenengpasssyndromen variiert, wobei das Karpaltunnelsyndrom das häufigste ist. Es wird geschätzt, dass etwa 3 bis 6 % der erwachsenen Bevölkerung in Industrieländern vom Karpaltunnelsyndrom betroffen sind, Frauen häufiger als Männer, insbesondere im mittleren Lebensalter. Das Kubitaltunnelsyndrom ist deutlich seltener, aber dennoch die zweithäufigste Form der Nervenkompression im PNS.

Die Behandlung von Nervenengpasssyndromen hängt vom Schweregrad der Symptome und der Ursache der Kompression ab. Sie kann von konservativen Maßnahmen wie Schienung und Physiotherapie bis hin zu chirurgischen Eingriffen reichen, um den Druck auf den Nerv zu verringern. Die Prognose ist im Allgemeinen gut, besonders wenn die Behandlung frühzeitig beginnt.

Achten Sie auf sich und schützen Sie Ihr Nervensystem! Beugen Sie mit den genannten Maßnahmen Nervenengpasssyndromen vor. Wenn Sie typische Symptome bei sich feststellen, konsultieren Sie gern eine Ärztin oder einen Arzt bei Asklepios. Unsere Expert:innen setzen auf eine umfassende Diagnostik und individuell abgestimmte Behandlungspläne, um Ihnen die bestmögliche Versorgung zu bieten und Ihre Lebensqualität zu verbessern. Haben Sie Fragen? Melden Sie sich gern bei uns.