Asklepios Klinikum Harburg

Polypen und Mandeln bei Kindern

Was Sie über Adenoide und Tonsillenhyperplasie wissen müssen

Polypen und Mandeln bei Kindern

Wenn ein Kind häufig erkältet ist, Atemprobleme hat oder schlecht hört, können Adenoide und Tonsillenhyperplasie die Ursachen sein. Der Volksmund spricht dann von „Polypen“ und „Mandeln“, gemeint sind damit: vergrößerte Rachenmandeln (Adenoide) oder Gaumenmandel (Tonsillen). Der Begriff Hyperplasie bezeichnet in diesem Zusammenhang die Vergrößerung der Mandel.

Menschen haben (neben zwei Zungenmandeln) zwei Gaumenmandeln und eine Rachenmandel. Die Erkrankungen der Mandeln zählen zu den häufigsten HNO-Erkrankungen bei Kindern. Je nachdem wie stark die Mandeln vergrößert sind, können sie leichte bis schwerwiegende Probleme verursachen und sollten behandelt werden.

Unsere HNO-Expert:innen haben für Sie Informationen zu Adenoide und Tonsillenhyperplasie zusammengestellt. Sie erfahren, auf welche Symptome Sie bei Ihrem Kind achten sollten, wie die Erkrankung diagnostiziert und wie sie behandelt wird.  

Sie haben weitere Fragen zum Thema Adenoide und Tonsillenhyperplasie oder suchen medizinische Hilfe? Dann kontaktieren Sie uns gerne: Unsere HNO-Spezialist:innen bei Asklepios sind für Ihr Kind und für Sie da und beraten Sie gern. Unsere Teams möchten, dass Sie sich stets gut informiert wissen, stellen Sie deshalb bitte jederzeit Ihre noch offenen Fragen.

Was sind häufige Symptome?

Adenoide und Tonsillenhyperplasie sind nicht unbedingt schmerzhaft. Deshalb bemerken Kinder selbst oft nicht, dass sie erkrankt sind. Doch es gibt vielfältige Symptome, die auf eine solche Erkrankung der Hals-Nasen-Ohren-Region hinweisen. Eltern sollten deshalb aufmerksam werden, wenn ihr Kind eines oder mehrere der folgenden Symptome zeigt:

  • Schnarchen und nächtliche Atemaussetzer: Weil die Nasenatmung behindert ist, atmen betroffene Kinder durch den Mund. Dies kann zu erheblichem Schnarchen und sogar zu einem Schlafapnoesyndrom, also Atemaussetzern, führen.
  • Mundatmung: Dass ein Kind nur durch den Mund atmet, kann im Extremfall sogar an einem typischen Gesichtsausdruck erkannt werden, dem „Facies adenoida“. Das Kind hält dabei den Mund offen, die Zungenspitze ist sichtbar.
  • Wiederkehrende Infekte
  • Hörminderung und Sprachentwicklungsverzögerung: Bei vergrößerten Mandeln verspüren die betroffenen Kinder oft einen erhöhten Druck auf den Ohren. Kommt es außerdem zu einer chronischen Mittelohrentzündung, kann diese das Hörvermögen der Kinder beeinträchtigen. Im Extremfall kann sich dadurch auch die sprachliche Entwicklung verzögern.

Ob und welche Symptome auftreten, hängt auch davon ab, ob die Gaumenmandeln oder die Rachenmandel betroffen sind. Auf jeden Fall sollten Sie Ihre Kinderärztin oder Ihren Kinderarzt um Rat fragen, wenn Ihr Kind eines der genannten Symptome zeigt. Auch die Expert:innen für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde bei Asklepios stehen Ihnen bei Fragen gerne zur Verfügung.

Wie erkennt man Erkrankungen der Polypen und Mandeln bei Kindern?

Liegt der Verdacht auf eine Erkrankung der Adenoide (umgangssprachlich als „Polypen“ bezeichnet) und Mandeln (Tonsillen) vor, werden die HNO-Expert:innen für die genaue Diagnose in der Regel eine Kombination aus Anamnese und einer klinischen Untersuchung vornehmen.

Der erste Schritt ist die Anamnese, das ist ein ausführliches, erstes Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt. Unsere Mediziner:innen befragen sowohl die Eltern als auch das betroffene Kind: zu Symptomen wie Nasenatmungsbehinderung, Schlafstörungen, Schnarchen, häufigen Atemwegsinfekten und Hörproblemen.

Bei der klinischen Untersuchung inspizieren die Expert:innen dann die Mundhöhle und den Rachenraum, um die Größe der Mandeln zu beurteilen. Eine vergrößerte Rachenmandel kann allerdings nicht immer direkt eingesehen werden. In diesem Fall wird die Ärztin oder der Arzt eine Untersuchung mit einem Endoskop vornehmen. Auch die Ohren werden untersucht: Mit der sogenannten Ohrmikroskopie lässt sich zum Beispiel erkennen, ob sich im Mittelohr Flüssigkeit gesammelt hat.

Weitere Methoden zur Diagnose sind funktionsdiagnostische Verfahren wie die Tympanometrie: Sie wird eingesetzt, um die Belüftung des Mittelohrs und die Beweglichkeit des Trommelfells zu prüfen. Außerdem lässt sich durch weitere Verfahren, die mit dem Sammelbegriff „audiometrische Tests“ bezeichnet werden, feststellen, ob das betroffene Kind schlecht hört.

In einigen Fällen kann eine bildgebende Diagnostik, wie eine Magnetresonanztomografie (MRT: Bildgebungsverfahren mittels eines Magnetfelds), notwendig sein, um die Größe der Mandel oder der Mandeln und deren Einfluss auf die umliegenden Strukturen genauer zu bestimmen.

Je nach den Ergebnissen dieser Untersuchungen werden unsere Expert:innen in enger Abstimmung mit Ihnen als Eltern darüber entscheiden, wie die Erkrankung behandelt werden soll. Dabei werden sie die individuellen Bedürfnisse Ihres Kindes berücksichtigen und Sie über alle Risiken und Vorteile der jeweilen Methode aufklären.

Wie werden Erkrankungen der Polypen und Mandeln bei Kindern behandelt?

Um HNO-Erkrankungen bei Kindern, insbesondere bei Problemen mit Polypen (Adenoiden) und Mandeln (Tonsillen) zu behandeln, bieten unsere medizinischen Einrichtungen von Asklepios u.a. folgende Methoden an:

Parazentese und Einlage von Paukenröhrchen

Die Parazentese ist ein kleiner chirurgischer Eingriff, der unter lokaler Betäubung oder gegebenenfalls unter Vollnarkose erfolgt. Dabei machen die HNO-Expert:innen einen Schnitt in das Trommelfell, um angesammelte Flüssigkeit aus dem Mittelohr zu entfernen. Danach legen sie ein Paukenröhrchen ein. Damit wird das Mittelohr belüftet und die erneute Ansammlung von Flüssigkeit verhindert. Diese Röhrchen bleiben in der Regel für mehrere Monate im Trommelfell und fallen dann meist von selbst heraus. Die Behandlung kann die Hörfähigkeit verbessern und das Risiko weiterer Mittelohrentzündungen verringern.

Adenotomie

Die Adenotomie ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem die Mediziner:innen die vergrößerten Adenoide entfernen. Dies kann bei Kindern notwendig sein, die unter chronischer Nasenatmungsbehinderung, wiederkehrenden Mittelohrentzündungen oder obstruktiver Schlafapnoe leiden. Der Eingriff wird in der Regel unter Vollnarkose durchgeführt und kann dazu beitragen, die Atemwege zu öffnen und die Lebensqualität des Kindes erheblich zu verbessern.

Tonsillotomie und Tonsillektomie

Die Tonsillotomie ist die operative Verkleinerung der Mandeln. Sie wird bei Kindern durchgeführt, bei denen die vergrößerten Mandeln zu Atemproblemen oder Schlafapnoe führen. Bei der Tonsillektomie dagegen werden die Gaumenmandeln entfernt. Dieser Eingriff wird aber bei Kindern heutzutage nur noch selten durchgeführt, denn die meisten Beschwerden sind auch durch eine Verkleinerung der Mandeln gut zu behandeln.  Beide Eingriffe erfolgen unter Vollnarkose und können die Anzahl der Halsentzündungen reduzieren sowie die Atmung und den Schlaf des Kindes verbessern.

Welche Therapie für das betroffene Kind am erfolgversprechendsten ist, wird von den Fachärzt:innen bei Asklepios sorgfältig abgewogen und individuell auf die Bedürfnisse der kleinen Patient:innen abgestimmt. Die Entscheidung für oder gegen eine Operation wird natürlich immer in enger Absprache mit den Eltern und nach einer umfassenden Diagnostik getroffen.

Welche Begleiterkrankungen können bei vergrößerten Rachen- und Gaumenmandeln auftreten?

Im Zusammenhang mit HNO-Erkrankungen, insbesondere bei Problemen mit Polypen (Adenoiden) und Mandeln (Tonsillen), können bei Kindern verschiedene andere Erkrankungen auftreten. Manche dieser Erkrankungen deuten auch als Symptome auf vergrößerte Mandeln hin.

Otitis media mit Erguss (Seromukotympanon)

Diese Form der Mittelohrentzündung kennt man auch als „Paukenerguss“: Dabei sammelt sich Flüssigkeit hinter dem Trommelfell. Sie tritt häufig bei Kindern mit vergrößerten Adenoiden auf, da diese die Belüftung des Mittelohrs behindern können.

Obstruktive Schlafapnoe (OSA)

Die vergrößerten Mandeln und/oder Adenoide können die Atemwege während des Schlafs blockieren, was zu Atemaussetzern, Schnarchen und gestörtem Schlaf führt. Unbehandelt kann eine solche Schlafapnoe zu Verhaltensproblemen, Lernschwierigkeiten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.

Rhinosinusitis

Oft geht mit einer Vergrößerung der Adenoide eine Entzündung der Nasennebenhöhlen einher. Symptome sind unter anderem eine verstopfte Nase, Gesichtsschmerzen und eitriger Nasenausfluss.

Sprachentwicklungsverzögerung

Eine chronische Mittelohrentzündung oder ein Seromukotympanon (Sekretansammlung im Mittelohr) kann zu einer dauerhaften Hörminderung führen, die die Sprachentwicklung des Kindes beeinträchtigen kann.

Dentofaziale Anomalien

Langfristige Mundatmung aufgrund vergrößerter Mandeln oder Adenoide kann zu Veränderungen im Wachstum des Gesichtsskeletts und der Zahnstellung führen.

Enuresis nocturna

Es gibt Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen nächtlichem Einnässen und Schlafstörungen, die durch eine obstruktive Schlafapnoe verursacht werden.

Eine sorgfältige Diagnose und Behandlung der Grundproblematik kann dazu beitragen, diese Begleiterkrankungen zu lindern oder zu verhindern. Unsere Fachkräfte bei Asklepios beraten Sie gerne zu allen verfügbaren Optionen und entwickeln gemeinsam mit Ihnen einen Behandlungsplan, der auf die individuellen Bedürfnisse Ihres Kindes zugeschnitten ist.

Wie kann man Erkrankungen der Polypen und Mandeln vorbeugen?

Das Mandelgewebe ist Teil der Immunabwehr und vor allem bei Kindern sehr aktiv. Neigen Kinder zu einer Vergrößerung der Polypen und Mandeln, können Sie mit einigen Maßnahmen zur Gesundheit Ihres Kindes beitragen:

Allgemeine Gesundheitsförderung

  • Ausgewogene Ernährung: Stellen Sie sicher, dass Ihr Kind täglich fünf Portionen Obst und Gemüse zu sich nimmt, um das Immunsystem zu stärken.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Kinder sollten je nach Alter und Aktivitätsniveau zwischen 800ml und 1,4 Liter Wasser pro Tag trinken.
  • Regelmäßige Bewegung: Mindestens 60 Minuten moderate bis anstrengende körperliche Aktivität pro Tag werden für Kinder empfohlen.

Hygienemaßnahmen

  • Händehygiene: Bringen Sie Ihrem Kind bei, sich regelmäßig und gründlich die Hände zu waschen, insbesondere nach dem Naseputzen, Husten oder Niesen und vor den Mahlzeiten.
  • Nasenhygiene: Eine sanfte Nasenspülung mit isotonischer Kochsalzlösung kann helfen, die Nasenwege zu befeuchten und von Allergenen und Krankheitserregern zu befreien.

Umweltfaktoren

  • Allergenkontrolle: Allergene wie Hausstaubmilben und Tierhaare belasten das Immunsystem. Saugen Sie regelmäßig Staub und lüften Sie gründlich, um die Allergene in den Wohnräumen zu reduzieren.
  • Rauchfreie Umgebung: Vermeiden Sie das Rauchen in der Umgebung Ihres Kindes, da Passivrauchen das Risiko für HNO-Erkrankungen erhöht.

Schlafumgebung

  • Optimale Schlafbedingungen: Sorgen Sie für eine ruhige, dunkle und kühle Schlafumgebung. Die ideale Raumtemperatur liegt zwischen 16 und 18 Grad Celsius.
  • Richtige Schlafposition: Eine erhöhte Kopfposition kann bei Kindern mit Atemproblemen hilfreich sein.

Medizinische Vorsorge

  • Impfungen: Halten Sie den Impfkalender Ihres Kindes aktuell, um es vor Infektionen zu schützen, die zu HNO-Erkrankungen führen können.
  • Regelmäßige HNO-Untersuchungen: Planen Sie regelmäßige Kontrollen beim HNO-Arzt, um frühzeitig Anzeichen von Erkrankungen zu erkennen.

Ernährung und Lebensmittel

  • Nahrungsmittelallergenen vermeiden: Wenn bei Ihrem Kind eine Nahrungsmittelallergie bekannt ist, vermeiden Sie diese Lebensmittel konsequent.
  • Milchprodukte reduzieren: Bei einigen Kindern kann eine Reduzierung von Milchprodukten helfen, die Bildung von Schleim zu verringern.

Verhaltensmaßnahmen

  • Nasenatmung fördern: Ermutigen Sie Ihr Kind zur Nasenatmung, da die Mundatmung zu einer Vergrößerung der Adenoide beitragen kann.
  • Schnuller und Daumenlutschen vermeiden: Diese Gewohnheiten können die Stellung der Zähne und die Entwicklung des Kiefers beeinflussen und somit die Atmung beeinträchtigen.

Früherkennung und -behandlung

  • Achten auf Symptome: Seien Sie aufmerksam bei Anzeichen wie Schnarchen, häufigen Infekten oder Hörminderung und suchen Sie bei Bedarf frühzeitig ärztlichen Rat.
  • Behandlung von Infektionen: Achten Sie darauf, dass Erkältungen und Infekte der oberen Atemwege ausreichend auskuriert werden.

Wenn Sie diese Maßnahmen im Alltag beherzigen, können Sie viel dazu beitragen, das Risiko für HNO-Erkrankungen bei Ihrem Kind zu verringern und somit einen wichtigen Beitrag zu seiner Gesundheit und Entwicklung leisten.

Die Rolle der Adenoide und Tonsillen im kindlichen Immunsystem

Die Rachenmandeln und die Gaumenmandeln sind wichtige Bestandteile des lymphatischen Systems und spielen eine zentrale Rolle im Immunsystem von Kindern. Sie befinden sich strategisch im Eintrittsbereich der Atemwege und des Verdauungstrakts. Sie sind also sozusagen die „erste Verteidigungslinie“ gegen eindringende Krankheitserreger.

Die Adenoide liegen im Nasenrachenraum, hinter der Nase und oberhalb des Gaumens. Sie sind insbesondere in den ersten Lebensjahren aktiv und tragen zur Produktion von Antikörpern bei, die helfen, Infektionen abzuwehren. Mit zunehmendem Alter schrumpfen die Adenoide in der Regel und sind bei Erwachsenen oft kaum noch vorhanden.

Die Tonsillen befinden sich beidseitig am hinteren Ende des Mundraums. Sie bestehen aus lymphatischem Gewebe und enthalten spezielle Zellen, die Krankheitserreger erkennen und bekämpfen können. Die Tonsillen sind besonders effektiv bei der Abwehr von Keimen, die durch den Mund eindringen.

Die Größe der Adenoide und Tonsillen sowie die Häufigkeit und Schwere von Infektionen variieren stark von Kind zu Kind. Während einige Kinder nie Probleme mit ihren Adenoiden oder Tonsillen haben, können bei anderen die Adenoide und Tonsillen übermäßig wachsen oder sich entzünden.  Führt dies zu Problemen wie Atembehinderung, Schlafapnoe, wiederholten Mittelohrentzündungen und anderen HNO-Erkrankungen, kann ein chirurgischer Eingriff (Adenotomie oder Tonsillotomie) notwendig werden, um die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Die Entscheidung für eine operative Behandlung treffen die Fachärzt:innen bei Asklepios immer individuell. Sie beruht auf einer sorgfältigen Abwägung der Symptome, des Allgemeinzustands des Kindes und der möglichen Auswirkungen auf die Gesundheit und Entwicklung. Die behandelnde Ärztin oder der Arzt wird sich umfassend mit Ihnen beraten, um die bestmögliche Behandlung für Ihr Kind zu gewährleisten.