Asklepios Klinikum Harburg

Frührehabilitation bei hypoxischem Hirnschaden

Therapien bei Hirnschaden

Frührehabilitation bei hypoxischem Hirnschaden

Bild: Patient in Intensivpflege bei hypoxischem Hirnschaden

Die Frührehabilitation stellt bei einem hypoxischen, also durch Sauerstoffmangel oder Herzstillstand verursachten, Hirnschaden die Weichen für die weitere Erholung der Patient:innen.

Wie dieser Prozess im Einzelnen aussieht, möchten Ihnen unsere Expert:innen im Folgenden darlegen. Dabei beschreiben wir auch, welche Methoden wir einsetzen, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen – von der medizinischen Stabilisierung über Physiotherapie und Ergotherapie bis zur neuropsychologischen Betreuung. Auch Ihr soziales Umfeld wird in die Frührehabilitation einbezogen.  

Die Frührehabilitation bei einem hypoxischen Hirnschaden, auch hypoxisch-ischämische Enzephalopathie (HIE) genannt, ist komplex. Sollten Sie Fragen zu diesem Thema haben oder weitere Informationen benötigen, zögern Sie bitte nicht, Kontakt zu uns aufzunehmen. Wir bei Asklepios helfen Ihnen gerne weiter und geben unser Bestmögliches, um Sie zu unterstützen. 

Frührehabilitation bei hypoxischem Hirnschaden

Ziel der Frührehabilitation ist es, die durch Sauerstoffmangel oder Herzstillstand verursachten Schäden am Gehirn zu minimieren sowie die kognitiven und sensomotorischen Fähigkeiten zu verbessern. Im Fokus stehen dabei Ihre Lebensqualität und Ihre Selbstständigkeit im Alltag. Dafür gehen wir multidisziplinär vor und kombinieren die medizinische Behandlung mit physiotherapeutischen Übungen, ergotherapeutischen Maßnahmen und neuropsychologischer Betreuung.

Methoden der Frührehabilitation bei HIE 

  • Medizinische Behandlung: Die Stabilisierung der Vitalfunktionen steht an erster Stelle. Die Atmung wird aufrechterhalten, der Kreislauf reguliert und die neurologischen Funktionen werden überwacht. Gegebenenfalls setzen wir Medikamente ein, um Hirndruck und Krampfanfälle zu kontrollieren. 
  • Beatmungsentwöhnung (Weaning): Neurologische Patient:innen, die lange Zeit beatmet wurden, werden von ihrem Beatmungsgerät entwöhnt   
  • Physiotherapie: Sie soll die motorischen Funktionen wiederherstellen und Sekundärkomplikationen wie Kontrakturen (dauerhafte Bewegungs- und Funktionseinschränkung von Gelenken) und Muskelschwund verhindern. Mit einer Bewegungstherapie, die auf Ihre individuellen Einschränkungen abgestimmt ist, fördern wir Ihre Mobilität und Koordination. 
  • Atmungstherapie: Neben dem intensivmedizinischen Fachpflegepersonal begleiten Atmungstherapeut:innen ihre Patient:innen bei der Entwöhnung vom Beatmungsgerät. 
  • Dysphagietherapie: Bei vielen Patient:innen ist die Schluckfunktion erheblich beeinträchtigt. Speziell ausgebildete Logopäd:innen und Ergotherapeut:innen behandeln die Dysphagie (Schluckstörung), damit Sie wieder besser essen und trinken können. 
  • Ergotherapie: Wir möchten Ihre Selbstständigkeit erhöhen. Daher trainieren wir mit Ihnen alltagspraktische Fähigkeiten. Dazu zählen Übungen zur Verbesserung der Feinmotorik, der Handlungsplanung und der Anpassung an die häusliche Umgebung. 
  • Neuropsychologische Therapie: Häufig treten bei HIE kognitive Defizite auf. Gedächtnistraining, Aufmerksamkeitsübungen und Verhaltenstherapien sind daher ebenfalls Teil des Rehabilitationsprozesses. 
  • Angehörigenarbeit: Die Einbeziehung der Familie ist entscheidend für den Rehabilitationsprozess. In Schulungen und bei Beratungsgesprächen erläutern wir den Angehörigen, wie sie die Patient:innen zu Hause unterstützen können und für eine angepasste Umgebung sorgen. 

Herausforderungen und Lösungsansätze 

Die Frührehabilitation bei HIE ist mit verschiedenen Herausforderungen verbunden. Dazu gehören: 

  • Schweregrad der Schädigung: Je nach Ausmaß des Sauerstoffmangels kann die Prognose variieren. Um den unterschiedlichen Bedürfnissen ihrer Patient:innen gerecht zu werden, erstellen unsere Fachkräfte jeweils individuell angepasste Rehabilitationspläne.
  • Motivation der Patient:innen: Aufgrund von Bewusstseinsstörungen und kognitiven Einschränkungen kann der innere Antrieb zur Teilnahme an Therapien beeinträchtigt sein. Wir bei Asklepios nutzen die motivierende Gesprächsführung und binden die jeweiligen Interessen unserer Patient:innen ein, um ihren Willen zur Mitarbeit zu steigern.
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Wichtig ist, dass die verschiedenen Fachbereiche gut koordiniert werden. Dank regelmäßiger Teambesprechungen und unserem gemeinsamen Therapieziel, Ihre Genesung zu fördern, arbeiten wir effektiv zusammen.
  • Langfristige Nachsorge: Viele Patient:innen benötigen auch nach der intensiven Frührehabilitation weiterführende Unterstützung. Unsere Expert:innen kümmern sich um eine langfristige Rehabilitationsplanung und richten Nachsorgeangebote ein. 

Eine umfassende und patientenzentrierte Herangehensweise ist für die Frührehabilitation bei HIE unerlässlich. Unser speziell ausgebildetes und erfahrenes Team hat die oben genannten Herausforderungen stets im Blick. Wir geben unser Bestmögliches, um den Rehabilitationsprozess zu optimieren und Ihre Erholung zu fördern. 

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Frührehabilitation bei hypoxischem Hirnschaden: Ein schrittweiser Ansatz

In der Regel beginnt die Frührehabilitation bei einem hypoxischen Hirnschaden (HIE) sobald der Zustand der Patientin oder des Patienten stabil genug ist. Sie zielt darauf ab, die durch den Sauerstoffmangel verursachten Schäden zu minimieren. Damit trägt sie entscheidend zur Wiederherstellung der körperlichen und geistigen Funktionen der Betroffenen bei. Unsere Expert:innen verfolgen bei der Frührehabilitation einen schrittweisen, multidisziplinären Ansatz, der sich an Ihren individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten orientiert.

Schritt 1: Medizinische Stabilisierung und Diagnostik 

Unmittelbar nach dem Ereignis, das zum hypoxischen Hirnschaden geführt hat, steht die medizinische Stabilisierung im Vordergrund. Diese umfasst die Sicherstellung der Atmung, die Kreislaufstabilisierung und die Überwachung der neurologischen Funktionen. Sobald die betroffene Person stabil ist, führen wir eine umfassende Diagnostik durch. So können wir das Ausmaß der Hirnschäden bestimmen und den Rehabilitationsbedarf ermitteln. Das erste Therapieziel besteht häufig in der Entwöhnung vom Beatmungsgerät.  

Beatmungsentwöhnung (Weaning): 

Bei Aufnahme in die Frührehabilitation werden viele Patient:innen noch maschinell beatmet. Für die Beatmungsentwöhnung stehen Ihnen bei Asklepios zertifizierte Abteilungen zur Verfügung.  

Entwöhnung von der Trachealkanüle: 

Bei langfristiger Beatmung wird oft eine Trachealkanüle als Beatmungszugang angelegt. Das ist ein Kunststoffschlauch, der durch einen Luftröhrenschnitt in die Luftröhre eingebracht wird. Er schützt vor Aspirationen (Verschlucken), weil das zu Lungenentzündungen führen kann. Daher können Trachealkanülen auch nach erfolgreicher Entwöhnung vom Beatmungsgerät nur selten sofort entfernt werden. Unser Fachpersonal entwöhnt Sie schrittweise von der Trachealkanüle.  

Diagnostik und Behandlung von Schluckstörungen (neurogene Dysphagie): 

Eine sehr häufige Folge von Einblutungen in das Hirngewebe sind Schluckstörungen. Dieser Problematik räumen unsere Expert:innen einen hohen Stellenwert ein, da Verschlucken zu schweren Lungenentzündungen führen kann. Um den Schluckakt bewerten zu können, nutzen wir bei Asklepios bildgebende und endoskopische Verfahren wie die funktionelle endoskopische Evaluation des Schluckens (FEES). Dabei wird ein dünnes, flexibles Endoskop durch die Nase eingeführt. 

Schritt 2: Frühmobilisation und Physiotherapie 

Um die motorischen Fähigkeiten zu erhalten und unerwünschten Folgen wie Muskelatrophie (Muskelschwund) oder Gelenksteifigkeit vorzubeugen, beginnen wir sobald wie möglich mit der Frühmobilisation. Die Physiotherapie spielt hierbei eine zentrale Rolle. Sie umfasst passive und aktive Bewegungsübungen, Lagerungstechniken und – wenn möglich – erste Steh- und Gehversuche. 

Schritt 3: Ergotherapie und Alltagskompetenz 

Parallel zur Physiotherapie wird mit der Ergotherapie begonnen. Unser Ziel ist, dass unsere Patient:innen ihre Alltagskompetenz zurückerlangen und unabhängiger werden. Dafür üben sie alltägliche Handlungen wie Anziehen, Essen und persönliche Hygiene. 

Schritt 4: Neuropsychologische Therapie 

Kognitive Defizite sind bei HIE keine Seltenheit. Die neuropsychologische Therapie zielt darauf ab, Gedächtnis, Aufmerksamkeit und exekutive Funktionen (für Kontrolle und Selbstregulation zuständig) zu verbessern. Mit gezielten Übungen und Strategien wollen unsere Expert:innen Ihre kognitiven Fähigkeiten stärken und Ihnen den Umgang mit Ihren Einschränkungen erleichtern. 

Schritt 5: Logopädie und Kommunikationsfähigkeit 

Ist die Sprach- oder Schluckfunktion beeinträchtigt, setzen wir eine logopädische Therapie ein. Unsere Logopäd:innen unterstützt Sie dabei, ihre Kommunikationsfähigkeit zu verbessern. Zudem helfen wir Ihnen, wieder sicher zu schlucken, um die Nahrungsaufnahme zu gewährleisten und das Risiko des Verschluckens zu reduzieren. 

Schritt 6: Einbeziehung der Angehörigen und soziales Umfeld 

Es ist wichtig, dass auch die Angehörigen aktiv in die Frührehabilitation eingebunden werden. Durch Schulungen und Anleitungen lernen sie, wie sie die Patient:innen im Alltag unterstützen können. Das soziale Umfeld sollte so gestaltet werden, dass es die Rehabilitation unterstützt und den Betroffenen eine Rückkehr in ihr gewohntes Leben erleichtert. 

Schritt 7: Langfristige Rehabilitationsplanung und Nachsorge 

Die Frührehabilitation mündet in eine langfristige Rehabilitationsplanung, die ambulante Therapien, Nachsorgeangebote und gegebenenfalls Anpassungen im häuslichen Umfeld umfasst. Dadurch sollen die erzielten Fortschritte gesichert werden. Wir bei Asklepios möchten unseren Patient:innen eine bestmögliche Integration in ihr soziales und berufliches Umfeld ermöglichen. 

Mit diesem schrittweisen, patientenzentrierten Ansatz schaffen wir optimale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Rehabilitation. Dafür arbeiten bei Asklepios Expert:innen verschiedener Fachdisziplinen Hand in Hand. 

Bedeutung der Frührehabilitation bei hypoxischem Hirnschaden

Eine erfolgreiche Frührehabilitation kann bei einem hypoxischen Hirnschaden (HIE) langfristige Schäden begrenzen und die Erholungschancen der Patient:innen verbessern. Wird diese Phase nicht angemessen durchgeführt, sind schwerwiegende Folgen möglich.

Ohne eine gezielte Frührehabilitation können sich die neurologischen Schäden verstärken, was zu einer Verschlechterung der motorischen und kognitiven Funktionen führt. Mögliche Folgen sind eine erhöhte Abhängigkeit von pflegerischer Unterstützung und geringere Chancen auf eine Rückkehr in den Alltag und das Berufsleben. Zudem steigt ohne frühzeitige physiotherapeutische Maßnahmen das Risiko für Sekundärkomplikationen wie Muskelatrophien (Muskelschwund), Gelenkversteifungen und Schmerzsyndrome, die die Mobilität und Lebensqualität der Betroffenen weiter einschränken. 

Durch den Sauerstoffmangel entstandene kognitive Defizite können sich ohne frühzeitiges neuropsychologische Eingreifen ebenfalls verfestigen. Dies betrifft Gedächtnisstörungen, Konzentrationsprobleme und Schwierigkeiten bei der Bewältigung von Alltagsaufgaben. Verzögert sich die logopädische Therapie oder wird sie nur unzureichend ausgeführt, besteht die Gefahr dauerhafter Sprach- und Schluckstörungen. 

Die psychosozialen Auswirkungen einer nicht durchgeführten oder unzureichenden Frührehabilitation sind ebenfalls gravierend. Können sie ihre Umwelt nicht mehr wahrnehmen oder mit ihr interagieren, entwickeln einige Patient:innen Depressionen oder andere psychische Störungen. 

Bei einem hypoxischen Hirnschaden ist es daher von zentraler Bedeutung, die neurologische Erholung mit einer Frührehabilitation zu unterstützen. Mit unserem multidisziplinären Ansatz, der medizinische, therapeutische und soziale Aspekte integriert, können wir die Lebensqualität unserer Patient:innen verbessern. 

Nachsorge und Langzeitbetreuung nach Frührehabilitation bei hypoxischem Hirnschaden

Nach der erfolgreichen Frührehabilitation beginnt für die Patient:innen mit einem hypoxischen Hirnschaden (HIE) eine Phase der Nachsorge und Langzeitbetreuung. Dabei werden die während der Rehabilitation erzielten Fortschritte gefestigt und ausgebaut. Für den Weg zurück in das soziale und berufliche Umfeld ist diese Phase entscheidend.

Weiterführende Therapien und Anpassungen 

Nach Abschluss der Frührehabilitation erhalten Sie in der Regel einen individuell abgestimmten Therapieplan, der weiterführende physiotherapeutische, ergotherapeutische und neuropsychologische Maßnahmen umfasst. Diese Therapien können Sie ambulant in spezialisierten Praxen oder Rehabilitationseinrichtungen fortsetzen. Wir bei Asklepios legen besonderen Wert darauf, Ihre Selbstständigkeit im Alltag weiter zu fördern, damit Sie wieder am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. 

Medizinische Nachsorge 

Die medizinische Nachsorge beinhaltet regelmäßige Kontrolluntersuchungen und die Überwachung der medikamentösen Therapie. Indem wir Ihren Gesundheitszustand überwachen, können wir bei Bedarf frühzeitig eingreifen. Das schließt auch die Anpassung von Hilfsmitteln wie Gehhilfen oder Kommunikationsgeräten ein. 

Unterstützung durch das soziale Umfeld 

Ein unterstützendes Netzwerk spielt eine wichtige Rolle in der Nachsorge. Familie, Freunde und Betreuungspersonen werden durch Schulungen und Beratungsangebote in den Prozess einbezogen. Wichtig ist, dass Angehörige eine förderliche Umgebung gestalten und wissen, wie sie der betroffenen Person bestmöglich zur Seite stehen. 

Berufliche Rehabilitation 

Falls die Patient:innen in der Lage sind, in das Arbeitsleben zurückzukehren, können berufliche Reha-Maßnahmen in Anspruch genommen werden. Diese umfassen beispielsweise Arbeitsplatzanpassungen, Umschulungen oder die Unterstützung bei der Jobsuche. 

Langzeitbetreuung und Lebensqualität 

Die Langzeitbetreuung konzentriert sich darauf, unsere Patient:innen in ein möglichst normales Leben zu integrieren. Dabei leisten wir auch psychologische Unterstützung und fördern Freizeitaktivitäten, die ihren Interessen und Fähigkeiten entsprechen. 

Die Nachsorge und Langzeitbetreuung ist ein fortlaufender Prozess, der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit erfordert. Unsere Behandlungsteams bei Asklepios arbeiten eng mit ihren Patient:innen und deren Angehörigen zusammen. So können wir eine optimale Unterstützung gewährleisten. 

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