Lymphome/Leukämien/Plasmozytome
Die Hämatologie („Lehre vom Blut“) befasst sich mit Krankheiten des Bluts, der blutbildenden Organe und des lymphatischen Systems. Hämatologische Krebserkrankungen treten sehr viel seltener als onkologische Krebserkrankungen auf. 80 % aller Krebserkrankungen gehen von bösartigen soliden (festen) Tumoren (Karzinome) aus wie zum Beispiel Darmkrebs, Brustkrebs, Lebertumore und -metastasen, Lungenkrebs und -metastasen, Speiseröhren- und Magenkrebs sowie urologische oder gynäkologische Tumore. Relativ häufige hämatologische Krebserkrankungen sind die Lymphome (Lymphknotenkrebs), akute oder chronische Leukämien (Blutkrebs) sowie Plasmozytome (entartete Zellen im Knochenmark).
Wir helfen Ihnen
Bei Lymphomen, Leukämien oder Plasmozytomen spielt eine Operation nur selten - und wenn, dann meistens in der Therapie von Komplikationen - eine Rolle. Ähnliches gilt auch für die Strahlentherapie, die ebenfalls nur selten und in besonderen Situationen zum Einsatz kommt. Die Basis der Behandlung von Lymphomen, Leukämien und Plasmozytomen ist fast immer die Chemotherapie, eventuell kombiniert mit neuartigen Antikrebsmitteln zur sogenannten zielgerichteten Therapie. Die Wirksamkeit und Verträglichkeit der Chemotherapie hat sich deutlich verbessert. Viele Chemotherapien können ambulant erfolgen, zum Beispiel in unserem MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum) Onkologie. Teilweise setzen wir Verfahren wie die Chemo- und Strahlentherapie auch gleichzeitig oder hintereinander ein – dies wird als „multimodale Therapie“ bezeichnet.
Auch für Lymphome, Leukämien und Plasmozytome gilt der Grundsatz: Je niedriger das Krankheitsstadium ist, desto besser sind die Heilungschancen. Durch eine verbesserte Chemotherapie, neuartige zielgerichtete Antikrebsmittel und die Kombination verschiedener Therapieverfahren sind aber auch Patienten in fortgeschrittenen Stadien immer besser behandelbar. Eine Besonderheit in der Therapie von hämatologischen Krebserkrankungen ist die Stammzelltransplantation, die meistens in der Therapie von Rückfällen (Rezidiven) eingesetzt wird. Bei hämatologischen Erkrankungen, insbesondere wenn es um Stammzelltransplantationen und Leukämien geht, arbeiten wir eng mit den Kollegen der hämatologischen Abteilung in der Asklepios Klinik St. Georg zusammen.
Lymphome
Lymphknotenkrebs äußert sich oftmals durch tastbare, nicht schmerzhafte Vergrößerungen der Lymphknoten (zum Beispiel am Hals, in der Achselhöhe oder in den Leisten). Aber auch sogenannte Allgemeinsymptome (zum Beispiel Fieber oder unklarer Gewichtsverlust) können auf ein Lymphom hinweisen. Am Anfang der Diagnosephase steht eine Tastuntersuchung der Lymphknotenstationen (Hals, Achselhöhle und Leisten) und eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie), die zum Beispiel Aufschluss darüber gibt, ob im Bauchraum Lymphknotenvergrößerungen vorliegen und/oder die Leber oder Milz vergrößert sind.
Falls sich hierbei der Verdacht auf Lymphknotenkrebs bestätigt, ist die Entnahme einer Gewebeprobe notwendig. Sehr häufig können wir diese unter Ultraschallkontrolle (Sonografie) gewinnen und somit eine Operation zur Gewebeprobeentnahme vermeiden. Im Bereich Ultraschalldiagnostik (Sonografie) besitzen wir eine besondere Kompetenz und langjährige Erfahrung. Bestätigt die Gewebeprobe ein Lymphom, müssen durch die Gewebeprobe die genauen Eigenschaften der Krebszellen und die exakte Untergruppe des Lymphoms diagnostiziert werden. Zur Feststellung der Ausbreitung der Lymphknotenkrebserkrankung erfolgen eine Computertomografie und oftmals auch die Entnahme einer Probe des Knochenmarks aus dem Beckenkamm.
Wir unterscheiden nach dem Vorhandensein bestimmter Zellgruppen zwei Formen.
Hodgkin-Lymphome
Die Hodgkin-Lymphome sind nach dem britischen Arzt benannt, der die Erkrankung zuerst beschrieb. Diese Lymphome können wir gut therapieren. Je nach Stadium ist eine Chemotherapie, eine Strahlentherapie und manchmal auch die Kombination von Chemotherapie und Strahlentherapie die von uns empfohlene Therapiestrategie.
Non-Hodgkin-Lymphome
Zu den Non-Hodgkin-Lymphomen gehören alle Lymphome, die kein Hodgkin-Lymphom sind. Hinter dem Begriff verbergen sich sehr unterschiedliche Krankheitsbilder. Grundsätzlich unterscheiden wir indolente (oftmals auch als „niedrigmaligne“ bezeichnet), aggressive und sehr aggressive Lymphome. Diese drei Gruppen werden sehr unterschiedlich behandelt, innerhalb der einzelnen Gruppen unterscheidet man verschiedene Untergruppen. Bei indolenten Lymphomen (zum Beispiel follikuläres Lymphom) bleibt die Erkrankung manchmal auch ohne Therapie stabil. Daher wägen wir gemeinsam mit Ihnen im Einzelfall ab, ob und wann eine Therapie erfolgen sollte. Häufig raten wir zunächst zu einer Kontrolle des Verlaufs Ihrer Erkrankung ohne Therapie (auch als „wait and watch“ bezeichnet). Bei aggressiven (zum Beispiel das diffus großzellige B-Zelllymphom) oder sehr aggressiven Lymphomen (zum Beispiel das Burkitt-Lymphom) ist praktisch immer eine Chemotherapie – teilweise in Kombination mit einer Antikörpertherapie – erforderlich. Je nach Art und Ausdehnung der Erkrankung können zusätzliche Therapien und/oder eine Kombination von Therapien zum Einsatz kommen.
Leukämien
Umgangssprachlich werden Leukämien häufig auch als „Blutkrebs“ bezeichnet. Sie gehen von den blutbildenden Zellen im Knochenmark aus. Wir unterscheiden akute und chronische Leukämien sowie lymphatische und myeloische Leukämien. Die Behandlung dieser verschiedenen Gruppen ist sehr unterschiedlich. Leukämien werden durch Veränderungen im Blutbild diagnostiziert. Häufig bestehen bei den Patienten auch Symptome wie zum Beispiel Fieber, Infektionen, nächtliche Schweißausbrüche, Abgeschlagenheit und blaue Flecken. Bei Verdacht auf eine Leukämie erfolgt eine Knochenmarkspunktion. Bestätigt sich der Verdacht auf eine Leukämie, hängt die Therapie von der genauen Untergruppe der Leukämie ab. Die Therapieoptionen sind, je nach Art der Leukämie und den individuellen Risikofaktoren, sehr unterschiedlich – wir besprechen diese detailliert mit Ihnen. Häufig ist eine Chemotherapie notwendig, in manchen Fällen führen wir auch eine Therapie mit sogenannten Tyrosinkinase-Inhibitoren durch. Insbesondere bei Rückfällen (Rezidiven) kann eine Stammzelltransplantation in Betracht kommen. Wir arbeiten in der Therapie von Leukämien eng mit den Kollegen der hämatologischen Abteilung in der Asklepios Klinik St. Georg zusammen.
Plasmozytom
Bei einem Plasmozytom breiten sich bösartig entartete Plasmazellen im Knochenmark aus. Fast immer kommt es durch die entarteten Plasmazellen zu einer Überproduktion von Eiweiß. Ist nur eine Stelle befallen, sprechen wir von einem „Plasmozytom“, bei mehreren, verschiedenen Lokalisationen von einem „Multiplen Myelom“. Die Erkrankung bildet Herde im Knochen und geht mit einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche einher. Durch die Auflösung der Knochenstruktur wird außerdem ein Übermaß an Kalzium ins Blut übertragen, was zu Nierenschäden führen kann. Auch Blutarmut, ein geschwächtes Immunsystem und eine verstärkte Blutungsneigung gehören zu den Folgen der Erkrankung.
Die typischen Symptome, die auf die Möglichkeit eines Plasmozytoms hinweisen, sind Knochenschmerzen - vor allem Rückenschmerzen. Manchmal wird die Erkrankung auch zufällig im Rahmen einer Blut- oder Urinuntersuchung entdeckt. Bei Verdacht auf ein Plasmozytom führen wir eine Knochenmarkspunktion, Blut- und Urinanalysen sowie eine spezielle Computertomografie (computergestützte Röntgenuntersuchung) und Kernspintomografie (Bildgebungsverfahren mithilfe eines Magnetfeldes) durch, mit denen die Knochen besonders gut untersucht werden können. Auf Basis dieser Untersuchungen legen wir nach Rücksprache mit Ihnen die Behandlung fest. Ob Sie überhaupt behandelt werden müssen, hängt zum Beispiel davon ab, ob Sie unter Beschwerden leiden und/oder bereits Schädigungen von Knochen oder Nieren durch das Plasmozytom vorliegen. Bei eventuellen Nierenbeschwerden behandeln wir Sie gemeinsam mit den Nephrologen unserer Klinik. Die Therapie ist insgesamt sehr individuell. Bei Schmerzen durch Knochenherde kann Ihnen eine Strahlentherapie helfen. Bei einer fortgeschrittenen Erkrankung ist eine Chemotherapie notwendig. Wenn in Ihrem Fall eine sogenannte Hochdosistherapie mit Stammzelltransplantation in Frage kommt, arbeiten wir eng mit den Kollegen der hämatologischen Abteilung in der Asklepios Klinik St. Georg zusammen. Bei uns kommt Ihnen gebündeltes Fachwissen zugute.