

Die Sommerdepression gehört zu den sog. saisonalen affektiven Störungen (SAD), die meist in den späten Frühlings- und Sommermonaten auftreten. Allgemein bekannt ist die Winterdepression, bei der man vermutet, dass Dunkelheit und kurze Tage die Ursachen sind. Bei der Sommerdepression sind andere Auslöser, wie Hitze, Schlafstörungen und der wachsende soziale Druck am Leben teilzunehmen mögliche Auslöser.
Die Symptome einer Sommerdepression unterscheiden sich teilweise von denen der Winterdepression. Zu den häufigsten Beschwerden zählen:
- Reizbarkeit und Unruhe
- Das Gefühl von den anderen isoliert zu sein
- Schlaflosigkeit oder gestörter Schlaf
- Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
- Gefühle von Hoffnungslosigkeit oder Traurigkeit
- Antriebslosigkeit und Konzentrationsstörungen
- Sozialer Rückzug
- Angstzustände oder Panikattacken
- Vermehrte Suizidgedanken (in schweren Fällen)
Menschen mit Winterdepression haben oft das Bedürfnis, mehr zu schlafen und haben vermehrt Lust auf kohlenhydratreiche Mahlzeiten und Zucker. Dagegen sind die Betroffenen bei der Sommerdepression eher von innerer Unruhe, Früherwachen und Appetitlosigkeit gequält.

Die Sommerdepressionen kommt statistisch seltener vor, als die Winterdepressionen. Man schätzt, dass ca. 1 % der westlichen Bevölkerung unter einer klassischen Sommerdepression leidet, während in Deutschland ca. 10 % eine Winterdepression haben.
Von einer Sommerdepression sind besonders betroffen:
- Junge Erwachsene, insbesondere Frauen
- Menschen mit bereits bestehender Depression
- Menschen mit sensibler Reizverarbeitung
- Personen, die unter Angststörungen oder Panikattacken leiden
- Introvertierte, die sich vom sommerlichen Gesellschaftsdruck überfordert fühlen
1. Hormonelle Veränderungen und Schlafstörungen
Bei der Sommerdepression spielt wie bei der Winterdepression die Störung der Balance zwischen den Gehirnbotenstoffen Serotonin und Melatonin eine Rolle. Melatonin wird im Gehirn freigesetzt, wenn das Tageslicht nachlässt und leitet so den Schlaf ein. Während Melatonin den Schlaf fördert, beeinflusst Serotonin als „Glückshormon“ unsere positive Stimmung. Im Sommer sind die Tage länger, was die Produktion von Melatonin hemmt und das Einschlafen bzw. Durchschlafen stören kann. Zu wenig Schlaf wiederum wirkt sich negativ auf die psychische Gesundheit und den Serotoninspiegel aus.
2. Hitze ist Stress
Hohe Temperaturen können für den Körper und das Nervensystem belastend sein. Sie führen zu Schwindel, Erschöpfung, Kreislaufproblemen und innerer Unruhe. Bei sehr sensiblen und älteren Menschen kann dies depressive Verstimmungen auslösen oder verstärken.
3. Sozialer Druck
Sommer, Sonne, Fröhlichkeit: Sommer ist die Zeit der Freiheit, der Reisen und die Zeit sich im Freibad oder mit Freunden draußen zu treffen. Kurzum: Der Sommer ist eine gesellige Zeit. Menschen, die sich in der Sommerzeit eher belastet fühlen, empfindet oft Scham oder fühlt sich als Außenseiter. Dieses Gefühl kann depressive Gefühle verstärken.
4. Lichtempfindlichkeit
Manche Menschen reagieren empfindlich auf die intensive Sonnenstrahlung, sind durch die Helligkeit gereizt und fühlen sich geblendet. Diese Überreizung kann zu Anspannung, Schlafstörungen und Erschöpfung führen.
Je nach der Ausprägung der Depression und nach dem Schweregrad kommen verschiedene Maßnahmen in Betracht:
1. Psychotherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hat sich bei saisonalen Depressionen als besonders wirksam erwiesen. Ziel ist es, negative Denkmuster zu erkennen und durch hilfreiche Gedanken und positive Betrachtungsweisen zu ersetzen. Auch achtsamkeitsbasierte Ansätze oder tiefenpsychologische Psychotherapieverfahren sind hilfreich.
2. Medikamentöse Behandlung
Bei schweren Fällen ist zu einer medikamentösen Therapie mit Antidepressiva zu raten. Besonders wenn die Symptome sehr belastend sind, den Alltag der Betroffenen äußerst stark einschränken oder Suizidgedanken bestehen. Hier sollte unbedingt ein Facharzt oder eine Fachärztin aufgesucht werden!
3. Schlafhygiene und Tagesstruktur
Ein regelmäßiger Tagesablauf, geregelte Schlafenszeiten und schattige Rückzugsorte können helfen, den Sommer besser zu bewältigen. Auch eine Abdunkelung des Schlafzimmers oder das Tragen von Sonnenbrillen tagsüber kann hilfreich sein.
4. Tipps, die man selbst umsetzten kann
- Stressabbau durch Entspannungsmethoden (z. B. Yoga oder Meditation)
- Regelmäßiger moderater Sport
- Kreative Tätigkeiten oder neue Hobbys als Ausgleich
- Soziale Kontakte schon im Vorfeld pflegen, um Einsamkeit zu vermeiden
- Frühzeitig psychotherapeutische Unterstützung suchen, wenn man seine Probleme im Sommer bereits kennt
- Den Sommer ein bisschen vorausplanen mit kleinen Aktivitäten
- Körperliche Symptome wie Schlaflosigkeit oder Appetitverlust frühzeitig ernst nehmen

Die Sommerdepression wird leider noch zu wenig beachtete. Betroffenen sind meist Menschen, die sensibel auf äußere Reize wie Hitze, Licht oder sozialen Druck reagieren. Die Symptome sind belastend, aber mithilfe eines wohlwollenden Umfelds und eventuell therapeutischer Unterstützung gut behandelbar.
Gleichzeitig ist der Sommer in unserer Gesellschaft so positiv konnotiert, dass Menschen, die unter dem Sommer leiden, oft nicht ernst genommen werden. Deshalb fällt es vielen Betroffenen schwer, über ihre Gefühle zu sprechen. Sie erleben oft Zurückweisung mit Aussagen, wie: "Da kann man doch gar nicht traurig sein" oder "Reiß dich einfach zusammen."
So ein Umgang mit der Sommerdepression ist nicht hilfreich und verstärkt das Problem eher. Ein offener und wohlwollender Umgang, sowie Verständnis für die Gefühle der Betroffenen ist deshalb wichtig.
Sommerdepression wird oft unterschätzt, dabei kann sie das Leben stark belasten. Wenn Sie sich in den warmen Monaten ungewöhnlich antriebslos, traurig oder gereizt fühlen, lohnt es sich, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
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