Das bipolare Therapiekonzept
Unsere Klinik stellt die Entwicklung ihres Kindes im Rahmen des bipolaren (zweipoligen) Konzepts auf zwei Säulen, die unterschiedliche Pole eines Ganzen sind: den Realraum und den therapeutischen Raum.
Der Realraum
Damit ein Kind angemessen reifen kann, braucht es äußere Strukturen und entsprechende Rückmeldung, wenn anstehende Alltagsbewältigungsschritte nicht erreicht werden. Das Kind/der Jugendliche muss dann mit den Konsequenzen seines Handelns konfrontiert werden. So wird regelmäßiges Aufstehen, eine angemessene Körperhygiene oder adäquates Essverhalten genauso gefordert und gefördert wie regelmäßiger Schulbesuch, sinnvolle Freizeitgestaltung und prosoziale Verhaltensweisen (zum Beispiel Hilfsbereitschaft) in der Gruppe.
Im sogenannten Realraum, repräsentiert durch den ärztlichen oder psychologischen Stationsleiter sowie das pädagogische Team, wird durch vielfältige, auch konfrontierende und Regeln einfordernde Auseinandersetzungen mit Ihrem Kind daran gearbeitet, den Alltag altersentsprechend zu bewältigen.
Im Realraum werden soziale Lernprozesse, die Fähigkeit zu eigenverantwortlichem Handeln und Integrationsprozesse in die Gruppe gefördert, indem das Verhalten Ihres Kindes mit ihm reflektiert wird und wir es bei der aktiven Übernahme von Entwicklungsschritten unterstützen. Der Auftrag des Realraums ist etwa vergleichbar einem elternähnlichen Erziehungsauftrag für die Zeit stationärer Behandlung.
Der therapeutische Raum
Demgegenüber steht der Therapieraum als geschützter Raum. Damit sind das einzeltherapeutische Angebot, die Gruppentherapien und die familientherapeutischen Angebote gemeint.
Dieser Raum dient dazu, mit Ihrem Kind gemeinsam ein Verständnis für seine inneren Schwierigkeiten zu erarbeiten. Der psychotherapeutische Raum sollte von Ihrem Kind als vertrauenswürdig und geschützt erlebt werden. Damit ist es ihm möglich, seine Schwierigkeiten, Gefühle und sein Verhalten anzusprechen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen.
Erst dieser selbstreflexive Prozess ermöglicht ihrem Kind einerseits eine auf Einsicht basierende innere Veränderung, die eine Verhaltensänderung in den sozialen Bezügen zur Folge hat. Dieser innere Verständnisprozess zusammen mit den im Realraum erlernten Strategien zur Alltags- und Konfliktbewältigung mit all seinen Erfordernissen fördert bei Ihrem Kind prosoziale (der Gesellschaft zuträgliche) Verhaltensweisen und ermöglicht ihm eine erfolgreiche und stabile Entwicklung und Genesung.