Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenerkrankungen
Wir helfen Ihnen bei sämtlichen operationspflichtigen Erkrankungen der Schilddrüse und der Nebenschilddrüsen.
Die Schilddrüse
Die Schilddrüse ist ein kleines, aber lebenswichtiges hormonbildendes Organ, das am vorderen Hals unterhalb des Kehlkopfes vor der Luftröhre liegt und die Form eines Schmetterlings hat.
Ihre Funktion besteht in der Speicherung des mit der Nahrung aufgenommenen Jods, mit dem sie die Schilddrüsenhormone Tetrajodthyronin (T4) und Trijodthyronin (T3) produziert. Durch Verteilung über den Blutkreislauf regeln diese Hormone nahezu alle biologisch relevanten Prozesse des menschlichen Körpers.
Hierzu zählen Wachstum, die Funktion von Herz, Kreislauf und Gehirn, Stoffwechsel, Darmtätigkeit sowie das psychische Wohlbefinden. Erkrankungen der Schilddrüse können sich als reine Funktionsstörungen manifestieren (Überfunktion/Unterfunktion), sie können Ausdruck einer Antikörperbildung gegen die Schilddrüse sein (Autoimmunerkrankungen) und sie können in morphologischen Veränderungen bestehen (Strumabildung, Knoten in der Schilddrüse), die ihrerseits wiederum mit und ohne eine Störung der Funktion einhergehen können.
Die meisten dieser Erkrankungen können dabei konservativ, d. h. in der Regel medikamentös behandelt werden.
Ob und wann eine Operation erforderlich wird, entscheidet sich in enger Abstimmung zwischen Hausarzt, Endokrinologen, Nuklearmedizinern und den auf diesem Gebiet spezialisierten (endokrinen) Chirurgen.
In unserem Kompetenzzentrum für Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie werden Sie im Falle einer notwendigen Operation von hochspezialisierten Chirurgen jederzeit kompetent beraten und behandelt.
Was ist eine Funktionsstörung und wie äußert sie sich?
Wenn die Schilddrüse zu wenige Hormone bildet, spricht man von einer Unterfunktion (Hypothyreose). Hierdurch kommt es zu einer Verlangsamung von Stoffwechselprozessen mit Auswirkungen auf den gesamten Organismus.
Nach der Zuckerkrankheit ist die Schilddrüsenunterfunktion die häufigste Stoffwechselkrankheit. Sie tritt öfter bei Frauen als bei Männern auf und äußert sich in Leistungs- und Konzentrationsschwäche (Müdigkeit) bis hin zu Störungen von Gedächtnis und Bewusstsein. Aber auch Kälteempfindlichkeit, Haarausfall, Gewichtszunahme, Verstopfung sowie die Verlangsamung des Herzschlags gehören zu den typischen Symptomen. Der TSH-Wert ist erhöht. TSH (Schilddrüse = Thyroidea stimulierendes Hormon) wird von der Hirnanhangdrüse gebildet und versucht, die Schilddrüse zur Hormonproduktion anzuregen.
Eine der Hauptursachen ist die chronische autoimmune Schilddrüsenentzündung (Hashimoto-Thyreoiditis).
Zur Behandlung werden in der Regel Schilddrüsenhormontabletten verordnet, zuvor muss aber immer eine gründliche diagnostische Abklärung erfolgen.
Befinden sich hingegen zu viele Schilddrüsenhormone im Blut, besteht eine Überfunktion (Hyperthyreose).
Typische Symptome sind ein beschleunigter Herzschlag, Hitzegefühl und Wärmeempfindlichkeit, Gewichtsab- und Appetitzunahme sowie eine gesteigerte Erregbarkeit des Nervensystems. Der TSH-Wert ist hierbei erniedrigt, da die Hirnanhangdrüse versucht, die Schilddrüse zu bremsen.
Ursächlich unterschieden werden die immunogen bedingte Überfunktion (Morbus Basedow) von nicht-immunogenen Formen (Autonomien).
Beim Morbus Basedow wird die Schilddrüse durch Autoantikörper zur vermehrten Hormonproduktion angeregt.
Diese Erkrankung ist zudem häufig mit Augensymptomen vergesellschaftet (endokrine Orbitopathie), typischerweise einem Hervortreten der Augen aus der Augenhöhle (Exophthalmus) mit unvollständigem Lidschluss und den daraus resultierenden Folgen.
Autonomien werden entweder ausgelöst durch einzelne Knoten in der Schilddrüse, die vermehrt Hormone produzieren („heiße Knoten“) oder aber durch eine diffus gesteigerte Hormonproduktion der gesamten Schilddrüse (sog. „disseminierte Autonomie). Auch hier findet in den allermeisten Fällen zunächst eine medikamentöse Behandlung statt.
Sollte allerdings eine Ablation (Entfernung) der Schilddrüse erforderlich werden, so kann alternativ zur Operation unter bestimmten Voraussetzungen auch eine Radiojodtherapie durchgeführt werden.
Der erste Schritt: Die richtige Diagnostik
Knoten in der Schilddrüse – bedeutet das immer eine Operation?
Knoten in der Schilddrüse sind häufig und in den allermeisten Fällen gutartig. Reihenuntersuchungen der Bevölkerung mit Ultraschall konnten in mehr als 20 % Knoten in der Schilddrüse nachweisen, wobei die Häufigkeit alters- und geschlechtsabhängig ist. Verdächtig sind dabei insbesondere Knoten, die schnell wachsen und bei der Tastuntersuchung durch den Arzt derb und wenig verschieblich sind.
Auch in der Ultraschalluntersuchung wird nach Kriterien gefahndet, die einen Knoten als „verdächtig“ ausweisen und zu weiterer Abklärung Anlass geben (unscharfe Begrenzung, Mikroverkalkungen, verminderte Echogenität, verstärkte Durchblutung sowie auffällige Lymphknoten in der Umgebung).
Ein weiterer diagnostischer Baustein ist die Szintigrafie, um Knoten als „heiß“ oder „kalt“ zu identifizieren. Hierbei wird vom Nuklearmediziner schwach radioaktives Technetium in eine Vene gespritzt und von den Schilddrüsenzellen wie Jod aufgenommen. Mit einer speziellen Kamera kann sodann nachgewiesen werden, ob ein Knoten vermehrt („heißer Knoten“) oder vermindert („kalter Knoten“) Technetium aufnimmt im Vergleich zum umgebenden Schilddrüsengewebe.
Auch wenn sich Schilddrüsenkrebs nahezu immer in „kalten Knoten“ verbirgt, bedeutet dies nicht, dass alle „kalten Knoten“ bösartig sind.
Daher gibt es ein in den letzten Jahren zunehmendes Bestreben, diese Knoten genauer zu klassifizieren, um nicht alle Patienten mit einem „kalten Knoten“ einem operativen Eingriff zuführen zu müssen.
Ein wesentlicher Bestandteil der weiterführenden Abklärung ist dabei die Feinnadelpunktion, die bei Knoten durchgeführt werden sollte, die größer als 1 cm sind, in der Szintigrafie „kalt“ erscheinen und im Ultraschall „verdächtig“ wirken. Hierbei werden unter Ultraschallkontrolle mit einer Nadel Zellbestandteile aus dem auffälligen Knoten entnommen und vom Pathologen untersucht. Auch wenn diese Untersuchung keine uneingeschränkte Aussagekraft besitzt, so kann sie doch das Risiko für Bösartigkeit eingrenzen und bei nachgewiesener Bösartigkeit den Tumortyp bestimmen, so dass der notwendige operative Eingriff schon im Vorfeld mit den Patienten exakt besprochen werden kann.
Schilddrüsenkrebs – wie gut sind die Behandlungsaussichten?
In Deutschland erkranken jährlich mehr als 5000 Menschen an einem Schilddrüsenkarzinom.
Bei der häufigsten Form des Schilddrüsenkrebses, den sogenannten „differenzierten“ (papillären und follikulären) Karzinomen besteht in der Regel eine vergleichsweise günstige Prognose mit guten Heilungschancen. Dies setzt allerdings eine optimale Therapie voraus, die in den meisten Fällen aus einer Operation mit nachfolgender Radiojodtherapie besteht.
Die Kombination beider Behandlungsschritte erfordert eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Chirurgen, Nuklearmedizinern und Endokrinologen, was gleichermaßen für die Nachsorge der Patienten nach abgeschlossener Therapie gilt. Als Konsequenz aus der Behandlung ergibt sich eine lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormonen.
Die hervorragende Prognose differenzierter Schilddrüsenkarzinome wird durch Langzeitbeobachtungen belegt, die für den überwiegenden Anteil der Patienten keine Einschränkung der Lebenserwartung nachweisen konnten.
Die operative Therapie des Schilddrüsenkarzinoms bedeutet in der Regel die vollständige Entfernung der Schilddrüse (Thyreoidektomie) als Standardeingriff. Nur in bestimmten Fällen (z. B. Mikrokarzinom als Zufallsbefund) kann der Chirurg davon begründet abweichen.
Bei bestimmten Kriterien (histologischer Tumortyp, Ausdehnung, Nachweis verdächtiger Lymphknoten) wird der Eingriff mit einer systematischen Entfernung von Lymphknoten (Lymphadenektomie) in einem definierten anatomischen Areal um die Schilddrüse herum kombiniert.
Im Einzelfall muss dabei immer zwischen dem erkrankungsbedingten Risiko und dem Operationsrisiko (Lähmung des Stimmbandnervs, Funktion der Nebenschilddrüsen) abgewogen werden.
Zur Minimierung des Eingriffsrisikos werden Schilddrüsenoperationen in spezialisierten Einrichtungen mit Lupenbrille, intraoperativem Neuromonitoring sowie in mikrochirurgischer Technik mit modernen Verfahren zur Versiegelung von Blutgefäßen durchgeführt.
Auch die Möglichkeit einer intraoperativen Begutachtung des Gewebes durch einen erfahrenen Pathologen („Schnellschnittuntersuchung“) sollte dabei gewährleistet sein.
Alle diese Voraussetzungen werden in unserem Kompetenzzentrum für Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie erfüllt. Sie tragen maßgeblich dazu bei, dass unsere Patienten risikoarm und gemäß den aktuell gültigen Leitlinien behandelt werden.
Radiojodtherapie nach der Operation – warum ist das wichtig?
Der nächste Therapieschritt bei Patienten mit einem differenzierten Schilddrüsenkarzinom nach der Operation bedeutet in den meisten Fällen eine nuklearmedizinische Behandlung in Form der sogenannten Radiojodtherapie.
Prinzip ist dabei die Aufnahme des radioaktiven Jods, das in Form einer Kapsel verabreicht wird, in eventuell verbliebene Schilddrüsenzellen, die damit „zerstört“ werden. Die Besonderheit besteht darin, dass nur Schilddrüsenzellen Jod aufnehmen und damit auch Metastasen eines differenzierten Schilddrüsenkarzinoms behandelt werden können.
Durch diese gezielte, ausschließlich auf Schilddrüsenzellen gerichtete Therapie, ist z. B. eine Chemotherapie mit ihren Auswirkungen auf den gesamten Organismus und insbesondere das Immunsystem nicht erforderlich.
Nebenschilddrüsenüberfunktion – was bedeutet das für die Betroffenen?
Die Nebenschilddrüsen sind meist vier etwa linsengroße Körperchen („Epithelkörperchen“), von denen sich jeweils zwei auf einer Seite oben und unten hinter den Schilddrüsenlappen befinden.
Sie produzieren das Parathormon (PTH), das den Kalzium- und Phosphathaushalt reguliert.
Bei der häufigsten Form der Nebenschilddrüsenüberfunktion, dem sogenannten primären Hyperparathyreoidismus (pHPT), ist meist eine der vier Nebenschilddrüsen vergrößert (Adenom) und produziert vermehrt Parathormon. Hierdurch kommt es zu einer mitunter bedrohlichen Erhöhung des Kalziumwertes im Blut, wodurch eine Vielzahl von Beschwerden verursacht wird.
So können sich immer wieder Nierensteine bilden und bei den Betroffenen starke Schmerzen verursachen. Auch in Gallenblase und Bauchspeicheldrüse kommt es gehäuft zu Steinbildungen, wodurch eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung verursacht werden kann.
Ein vermehrter Knochenabbau führt zu Gelenk- und Rückenschmerzen, zudem können schon bei geringeren Krafteinwirkungen Knochenbrüche auftreten.
Magengeschwüre („Ulkus“) und psychisch-neurologische Veränderungen können weitere Folgen sein.
Die Diagnose kann durch Bestimmung der Parathormon- und Kalziumkonzentration im Blut gestellt werden. Zur Lokalisation der vergrößerten Nebenschilddrüse werden eine Ultraschalluntersuchung sowie eine spezielle Szintigrafie durchgeführt.
Ist die Diagnose gesichert, so sollte die vergrößerte Nebenschilddrüse operativ entfernt werden. Zeigen Ultraschall und Szintigrafie dabei einen übereinstimmenden Befund, genügt oft ein kleiner Schnitt am Hals, der nicht größer als 2 cm ist („fokussierter Zugang“).
In spezialisierten Einrichtungen wie in unserem Kompetenzzentrum für Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie lässt sich der Erfolg des Eingriffs bereits intraoperativ durch einen Schnelltest aus dem Blut mit Bestimmung des Parathormons sichern, da die Halbwertszeit dieses Hormons nur wenige Minuten beträgt.
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Tamara Hüber
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