Klinik für Kinder- und Jugendmedizin

Neuigkeiten aus der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin

Insektenstiche bei Kindern

Der Frühling ist da und zusammen mit ihm bekommen Stechinsekten großen Appetit auf unser Blut. Zunächst die Zusammenfassung der wichtigsten Punkte:

  1. Stechinsekten umfassen in unseren Gegenden Stechmücken, Bremsen, Bienen, Wespen, Zecken und andere.
  2. Insektenstiche oder –bisse passieren, wenn ein Insekt in die Haut eines Menschen beißt, entweder um sich zu ernähren oder um sich selbst zu verteidigen.
  3. Diese Insekten stechen auf unterschiedliche Arten, für Bienen ist bekannt, dass sie oftmals ihren Stachel in der Wunde zurücklassen.
  4. Insektenstiche verursachen regelmäßig Schwellungen und Rötungen. Bei einigen Kindern können schwere und möglicherweise lebensbedrohliche Reaktionen vorkommen.
  5. Einige Kinder sprechen gut auf ein Antihistaminika an (z.B. Fenistil®, Cetirizin®), andere benötigen einfach eine Kühlung mit Eis oder cold packs.
  6. Vorbeugend gegen Insektenstiche ist Kleidung ohne grelle Farben, möglichst langärmlig, und die Anwendung von Insektenschutzmitteln (Repellentien) empfohlen.
  7.  DEET ist eine sehr effektives Insektenschutzmittel, muss aber sorgfältig hinsichtlich des kindliches Alters eingesetzt werden.
  8. Bei gleichzeitiger Verwendung von Sonnencreme und Repellentien ist  die Sonnencreme zuerst auf die Haut aufzutragen.
  9. In den meisten Fällen entsteht einfach eine Schwellung, Rötung und Juckreiz, der auf eine kleine Fläche rundum die Stichverletzung entsteht. Wenn Kinder jedoch eine sehr starke Reaktion erleiden, ggf. bis hin zu Bauchkrämpfen, Luftnot und Kreislaufschwierigkeiten, liegt eine Anaphylaxie vor. In diesen Fällen sind meistens Bienen, Wespen und Hornissen die Verursacher.
  10. In vielen Gegenden der Welt können Insekten weitere Krankheitserreger übertragen. Am bekanntesten sind die Moskitos, die Malaria übertragen oder das West-Nil-Virus, andere, wie z.B. die Zecken können die Lyme-Erkrankung übertragen, die durch Borrelien verursacht wird. Borreliose ist oftmals schwer zu diagnostizieren. Sobald die Diagnose gestellt ist, ist die Borreliose gut behandelbar.
  11. Zecken übertragen mit ihrem Stich ein Virus, dass die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) auslöst: eine oftmals wie ein Grippe verlaufende Infektionserkrankung, die jedoch auch das Gehirn und die Hirnhäute befallen kann. Da diese Erkrankung nicht ursächlich behandelt werden kann, besteht die dringende Empfehlung, sich und ihre Kinder in Risikogebieten gegen dieses Virus zu impfen. Östlich der Oder ist dieses Virus bereits weit verbreitet und auch in der ländlichen Uckermark nimmt die Häufigkeit stetig zu, sodass aus Sicht des Autors eine solche Impfung hier in der Region empfehlenswert ist.

 

Fragt man ein Kind, was ihn gestochen hat, sagt es meistens: „eine Biene“. Es gibt aber gut feststellbare Unterschiede zwischen Biene und Wespe. Dagegen  beide Insekten eine spezifische Desensibilisierungstherapie möglich ist, muss man genau herausfinden, welches Insekt verantwortlich ist:

Wespe

  • Stachel bleibt nach Stich nicht in Haut
  • Sticht in Nähe von Speisen, Müll
  • Sommer bis Spätherbst, v.a. im August
  • Eher aggressiv, sticht aus Spass am Stechen

Biene

  • Stachel verbleibt in der Haut
  • Sticht in Nähe von Bienenstöcken, Klee, Blüten
  • Frühjahr bis Spätsommer
  • Eher friedlich, sticht wenn sie geärgert wird

 

Behandlung von Insektenstichen und deren Komplikationen

  1. Kalte, feuchte Kompressen oder Eis führen oft zu einer schnellen Rückbildung der Schwellung und des Juckreizes.
  2. Im Falle eines stärkeren Juckreizes lassen sich Medikamente (wie z.B. Fenistil®-Gel oder aber auch Tabletten bzw. Tropfen) geben.
  3. Bei schweren allergischen Reaktionen ist der Einsatz von Adrenalin-Pens empfohlen, soweit Ihrem Kind ein solcher verordnet wurde, und erst danach sind der Notruf (112) zu wählen und der Arzt aufzusuchen.
  4. Wenn ein Kind länger an einem Insektenstich kratzt, besteht die Gefahr einer zusätzlichen bakteriellen Infektion, die sich meistens durch eine intensivere Rötung sowie die Bildung von Eiter zeigt. In diesen Fällen sollte ein Arzt aufgesucht werden.

 

Vorbeugende Maßnahmen gegen Insektenstiche und –bisse

In den meisten Fällen werden Kinder bei warmem und feuchtem Wetter sowie in der Dämmerung und in den Abendstunden von Insekten gestochen. Hier sind einige Vorschläge, die zur Vermeidung von Insektenstichen dienen:

  1. Auftragen eines Insektenabwehrmittels auf die Kleidung bzw. auf die exponierte Haut.
  2. Möglichst Kleidung ohne grelle Farben tragen.
  3. Kurze Hosen und kurze Ärmel möglichst vermeiden.
  4. Insekten sind oft nur wenige Stunden am Tag hochaktiv. Wenn möglich kann man zu diesen Stunden sich innerhalb des Hauses aufhalten.
  5. In Ländern und Regionen, in denen Mücken gefährliche Erkrankungen übertragen, ist es besonders für Kinder unter 6 Monaten empfohlen, Bettnetze zu benutzen, die mit  einen  Insektizid imprägniert sind. Soweit empfohlen sind Antimalaria-Medikamente einzunehmen.
  6. Besonders wirkungsvoll ist ein Repellent mit DEET. Bei Kindern müssen jedoch die Dosis und die Häufigkeit der Anwendung wie folgt berücksichtigt werden: Bei Babys, die unter 6 Monate alt sind: Sie sollten nicht mit DEET behandelt werden. Kinder im Alter zwischen 6 Monaten und 2 Jahren: Hier ist die Anwendung von Produkten mit maximal 10% DEET  einmal am Tag gefahrlos möglich. Kinder im Alter von 2 und 12 Jahren: Benutzen Sie ein Produkt mit 10% DEET und geben Sie dieses nicht mehr als dreimal täglich. Kinder über 12 Jahre und Erwachsene: Hier können Repellentien mit 30% DEET eingesetzt werden. Je höher die DEET-Konzentration, desto länger hält der Schutz an.

    Bei der Anwendung von DEET ist zu beachten, dass insbesondere bei Kleinkindern das Gesicht und die  Hände sowie alle Bereiche mit verletzter Haut nicht mit DEET in Verbindung kommen sollen. Als Vater, Mutter oder Betreuer sollten sie ihre Hände waschen und ggfs. die des Kindes, sobald das DEET appliziert ist.
     
    Bei gleichzeitiger Verwendung von Sonnenschutzcreme und Repellentien ist die Sonnenschutzcreme 30 Minuten vor der Anwendung des Repellents aufzutragen.

 

Kombinationsmittel aus Sonnencreme und Repellentien (in einem Produkt) sind nicht zu empfehlen:

Erstens kann das Repellents den Sonnenschutz weniger wirksam machen und die Sonnenschutzcreme kann eine Aufnahme des Repellents in den Körper ermöglichen, und da soll es nicht hin.

Zweitens ist die Gefährdung durch Sonne und Repellentien über den Tag ungleich verteilt: Oftmals ist im grellsten Sonnenschein das Insekt inaktiv und wird erst gegen Abend aktiver.

Drittens kann Sonnenschutz durchaus zwei-, drei- oder viermal täglich appliziert werden, es wäre jedoch nicht zu empfehlen, gleichzeitig so viel Repellent aufzutragen.

 

Wenn es doch zum Insektenstich kommt, können sie wie oben beschrieben zunächst Maßnahmen ergreifen. Sie müssen jedoch einen Arzt aufsuchen wenn:

  • Sie in einer Region sind, wo bekanntermaßen Insektenkrankheiten übertragen werden.
  • Bei ringförmiger, sich vergrößernder Rötung rund um einen Zeckenstich.
  • Ihr Kind ein übermäßig großen Hautausschlag, Fieber oder andere Symptome entwickelt, die Anzeichen einer schweren Allergie bzw. eines allergischen Schocks auftreten.

 

Für Fragen zur Vermeidung von Insektenstichen, Impfungen, und – im Fall von Allergien – zu Desensibilisierung stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

PD Dr. med. W. Nürnberger
Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Asklepios Klinikum Schwedt, Deutschland

paediatrie-schwedt@asklepios.com

Sonnenschutz bei Kindern

Richtiger Sonnenschutz für Kinder

Sicher in der Sonne

Zu starke Sonnenexposition verursacht nicht nur Sonnenbrand einschließlich Bläschen, Schwächegefühl, Schüttelfrost und Fieber, sondern auf lange Sicht auch eine frühe Hautalterung bis hin zu Hautkrebs. Daher ist es wichtig, dass die Haut eines Kindes von einem Übermaß an Sonneneinstrahlung geschützt wird. Dies umfasst die Benutzung von Sonnenschutzcreme, das Tragen sonnenschützender Kleidung bzw. die Sonne zu bestimmten Zeiten zu vermeiden.


Sonne und Hitze | Weiterführende Infos von kindergesundheit.de

 

Vorbeugende Maßnahmen

Generelle Tipps um die Haut zu beschützen:

  1. Die Sonnenstarahlen sind am stärksten zwischen 11.00 Uhr Vormittag und 3.00 Uhr Nachmittag.
  2. Gefährliche Sonnenstrahlung kann Ihr Kind auch an leicht bewölkten Tagen erreichen und die Haut schädigen.
  3. Je heller die Haut Ihres Kindes, desto größer ist die Gefahr, dass Ihr Kind Sonnenbrand bekommt.
  4. Babys, die weniger als 6 Monate alt sind, sollten die gesamte Zeit im Schatten sein. Sonnenschutzcremes sind für diese Altersgruppe nicht zu empfehlen.

 

Auswahl und Benutzung von Sonnenschutzcreme

Die Sonnenschutzcreme kann die Haut ihres Kindes schützen vor den schädlichen Strahlen der Sonne (UVA- und UVB-Strahlen), beschützt die Haut vor Sonnenbrand, und wirkt vorbeugend gegen sonnenstrahlenbedingte frühzeitige Hautalterung, Pigmentstörungen und Hautkrebs.

Es ist empfohlen, eine Sonnencreme auszuwählen, die gegen UVB- und UVA-Strahlen schützt. Diese beiden sind nämlich die schädigenden Komponenten des Sonnenlichts. Der Sonnenschutzfaktor (oftmals als SPF abgekürzt) bezieht sich nur auf das Ausmaß an Schutz vor UVB-Strahlen. Der Sonnenschutzfaktor sagt nichts darüber aus, ob die Sonnenschutzcreme auch gegen UVA-Strahlen schützt. In der Sonnenschutzcreme sollten daher folgende Chemikalien enthalten sein, die auch vor UVA-Strahlen schützen: dies sind Oxybenzon, Avobenzon und Ecamsule.

Sonnenschutzcremes, die Titandioxid und Zinkdioxid enthalten, schützen gleichermaßen vor UVA- und UVB-Strahlen.

Die Sonnenschutzcreme sollten einen Sonnenschutzfaktor von 30, besser von 50 haben. Die Sonnenschutzcreme sollte großzügig über alle Teile des Körpers verteilt werden, die der Sonne ausgesetzt sind, sind das vor allem Gesicht und Nacken. Viele Sonnenschutzcremes müssen alle 2 – 3 Stunden erneuert werden. Dies gilt insbesondere, wenn Ihr Kind nach körperlicher Aktivität stark geschwitzt hat bzw. im Wasser gespielt hat oder geschwommen ist, solange nicht eine Sonnenschutzcreme benutzt wurde, die wasserresistent ist bzw. ein „day long“ Präparat für Kinder ist.

 

Weitere Tipps

Die UVA- und UVB-Strahlen sind zwischen 11.00 Uhr Vormittag und 3.00 Uhr  Nachmittag am stärksten, daher sind an sehr sonnigen Tagen Draußen-Aktivitäten für Kinder nur im Schatten empfohlen.

Intensives Sonnenbaden, einschließlich der Benutzung von Sonnenbänken, ist für Kinder und Jugendliche absolut zu vermeiden. Die Haut von Kindern und Jugendlichen ist meistens dünner und durchlässiger als die Haut von Erwachsenen, sodass die langfristigen Schäden eher zum Tragen kommen.

Die am besten geeigneten Textilien, um im Sommer kühl zu bleiben sind Baumwolle, Leinen und Leinen-Seide-Gemische. Bei Sportkleidung kann darauf geachtet werden, dass sie mittels UVA- und UVB-blockierenden Textilzusätzen hergestellt wurden.

Ein Sonnenhut schützt insbesondere Stirn, Ohren und Nacken.

Sonnenschutzcreme soll mindestens 30 Minuten einwirken, bevor Insekten-Abwehr-Sprays aufgetragen werden. Sonnenschutzcremes werden über den gesamten Tag benötigt, Insekten-Abwehr-Sprays meist erst am Abend, wenn es kühler wird. Kombinationscremes, die Wirkstoffe gegen schädliche Sonnenstrahlen und gegen Insekten beinhalten, sind nur ganz gezielt einzusetzen.

 

Medikamente und Sonnenexposition:

Bestimmte Medikamente verursachen, dass die Haut sensitiver gegenüber UVA- und UVB-Strahlen reagiert. Dazu gehören auch bestimmte Antibiotika. Bitte sprechen sie mit ihrer Kinderärztin bzw. ihrem Kinderarzt, wenn solche Medikamente verordnet werden.

Vitamin D-Präparate sind für Säuglinge und Kleinkinder bis zum 2. Lebensjahr empfohlen. Solange von ihrer Kinderärztin bzw. ihrem Kinderarzt nicht anders verordnet, besteht nach dem 2. Lebensjahr – auch bei täglicher Benutzung von Sonnenschutzcreme – keine Notwendigkeit zur Gabe von Vitamin D.

Unsicherheit

Wie kann ich mit „Unsicherheit“ umgehen?

Erlebt haben wir es alle schon einmal: Wir leben mit Unsicherheiten. Unsicherheit und Angst sind unangenehm. Es gibt so viele mögliche, unbekannte Ereignisse, die in der Zukunft liegen. Wenn wir in die Zukunft schauen könnten, vielleicht nur für einige Minuten, wir würden es wahrscheinlich tun. Viele von uns warten auf eine sichere Antwort, auf bestimmte Neuigkeiten, auf Testergebnisse, seien es schulische Tests oder medizinische Tests.

Wir möchten es einfach wissen:

  1. Was wird als nächstes passieren?
  2. Was wird passieren, wenn ich nach Hause komme?
  3. Was wird morgen passieren, oder nächste Woche, oder später?
  4. Was ist, wenn schlimme Sachen passieren?
  5. Wie werde ich das überhaupt durchstehen?

 

Wir würden gerne vorbeugend handeln. Wir machen uns oft Sorgen, dass wir uns nicht vorbereiten können auf das, was in der Zukunft notwendig wird. Wir scheuen uns vor Entscheidungen, weil wir verständlicherweise Angst haben, die falsche zu treffen. Diese Verzögerungen und Hängepartien sind uns allen bekannt und sie sind belastend.

Eine Möglichkeit damit umzugehen ist, sich abzulenken: durch Spielen, durch Lesen oder etwas zu tun, was uns gerade Spaß macht. Diese Ablenkungsstrategie hilft sehr oft, aber nicht für längere Zeit. Das Warten kann sich überwältigend schwer anfühlen.

Um ein Beispiel zu erzählen: Ich habe einen Mathematiktest geschrieben und warte ängstlich auf das Ergebnis; ich habe eine böse Vorahnung hinsichtlich der Note und die Angst vor der Blamage und/oder Strafen blockiert mich; ich würde am liebsten im Erdboden versinken.

Aber es gibt Möglichkeiten, wie ich davon befreien kann: Ich überlege, was ich sicher weiß und was ich nicht weiß:

Ich weiß, …

  • Angst haben, ändert nichts an der Zukunft
  • dass ich für den Test gelernt und mein Bestes gegeben habe
  • ich bin zur Schule gegangen und habe den Test geschrieben
  • mein Test ist abgegeben und nächste Woche kommt das Ergebnis
  • ich kann meine Freunde zum Lachen bringen
  • zeichnen und malen macht mich glücklich
  • Mathematik ist nicht mein Ding

Ich weiß nicht, …

  • ob das Test-Ergebnis schlechter sein wird, als von mir erwartet
  • ob das Test-Ergebnis besser wird, als von mir erwartet
  • was die Zukunft bringen wird

 

Immerhin kann ich Einiges kontrollieren: wie ich mich auf den nächsten Test vorbereite, was ich als nächstes tue, was ich mir Gutes tun kann, und welche Geschichte ich mir selbst erzähle:

Wenn meine Geschichte, die eines Versagers ist, auf das übelste Ergebnis hinausläuft und großen Druck auf mich ausübt, wird es mir nicht gut gehen. Dabei ist es doch so: Egal welche Geschichte ich mir erzähle, es ändert nichts am Ergebnis. Also darf eine Geschichte auch die eines mutigen Menschen sein. Heute kann ich das Beste und die stärkste Leistung meines Lebens geben. Ich kann mir selbst etwas Gutes tun: Musik hören, mit Freunden chatten, in der Natur sein, Lesen, mir Zeit für besondere Körperpflege nehmen - was auch immer für in genau diesem Augenblick das Beste für mich ist.

Leben mit Unsicherheit und Angst vor der Zukunft ist Teil menschlichen Daseins, niemand von uns muss alle Antworten zu jeder Zeit parat haben. Aber: was ich kontrollieren kann und was ich weiß sind die Bausteine, auf die ich immer aufbauen kann.

 

Schmerzlinderung bei Kindern und Jugendlichen in der Arztpraxis

Schmerzlinderung bei Kindern und Jugendlichen in der Arztpraxis

Bei Impfungen oder Blutentnahmen reagieren Kinder und Jugendliche individuell sehr verschieden: einige lassen sich leicht ablenken, andere sagen, dass sie kaum etwas merken und es sie nicht wirklich stört, wieder andere empfinden große Schmerzen und diese verstärken sich von Mal zu Mal. Für diese dritte Gruppe kann es hilfreich sein, hautbetäubende Cremes oder Salben vor der jeweiligen Impfung beziehungsweise Blutentnahme zur verabfolgen. Diese Creme oder Salben enthalten Medikamente, so genannte Lokalanästhetika. Sie führen zu einer kurzzeitigen Betäubung der Haut und können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Sie benötigen eine Einwirkzeit, so dass sie am besten bereits zu Hause aufgetragen werden. Die Mindesteinwirkzeit beträgt für Salben, die Lidocain beinhalten, 30 Minuten und für Salben, die Lidocain plus Prilocain beinhalten, 60 Minuten. Letztere gibt es auch als Fertigpflaster (z.B. EMLA® 5 %).

Wo trage ich die Betäubungssalbe auf?

Impfungen werden üblicherweise in den so genannten Delta Muskel gegeben (Oberarmmuskel direkt unterhalb der Schulter, siehe Abbildung). Bei Babies unter einem Jahr werden die Impfungen üblicherweise am Oberschenkel gegeben. Bei Blutentnahmen wird meistens eine Ellenbeuge (Innenseite) benutzt oder der Handrücken, oftmals lassen sich die Venen gut sehen. Wenn Sie Zweifel haben, lassen Sie sich diese Bereiche von Ihrem Arzt oder Kinderarzt zeigen.

Wie trage ich die Betäubungsalbe richtig auf?

  1. Ich überprüfe, dass ich die richtige Salbe habe und welcher Inhaltsstoff darin ist (wegen der Mindesteinwirkzeit, siehe oben) und, dass die Salbe nicht abgelaufen ist.
  2. Ich entscheide, auf welchen Arm die Salbe kommt: wenn keine andere Präferenz gegeben ist, sollte der nicht-dominante Arm genommen werden (also die linke Seite beim Rechtshänder und umgedreht). Sind zwei Impfungen geplant, ist die Salbe an beiden Armen anzuwenden. Bei geplanten Blutentnahmen wähle ich einen Bereich (siehe oben) mit möglichst gut sichtbaren Venen. Bei Impfungen eines Babies die Oberseite des Oberschenkels, bzw. Beider Oberschenkel, wenn zwei Impfungen notwendig sind.
  3. Ich überprüfe, dass keine offenen Wunden wie Kratzer oder keine Verletzungen bestehen, denn auf solche Stellen darf man die Creme nicht auftragen.
  4. Ich gebe eine Menge im Durchmesser ungefähr eines 1-Euro Stücks auf die Haut und umwickele den Bereich mit Klarsichtfolie. Die Salbe sollte nicht eingerieben oder anderweitig berührt werden.
  5. Wenn ich ein Fertigpflaster habe, entfällt die Umwickelung mit der Klarsichtfolie.

Wenn Ihr Kind die Impfung bzw. Blutentnahme damit besser vertragen hat, kann diese Prozedur bei nachfolgenden Impfungen und/oder Blutentnahmen gefahrlos wiederholt werden.

PD Dr. W. Nürnberger
Chefarzt, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Asklepios Klinikum Uckermark, Schwedt

KIBA: Gedanken zur Verbesserung der Impferfahrung für Kindern und Jugendlichen

KIBA: Gedanken zur Verbesserung der Impferfahrung für Kindern und Jugendlichen

Kein Zweifel: Impfungen gehören zu den wichtigsten Entwicklungen, die die Gesundheit der Menschen befördern sowie die Sterblichkeit und Krankheitsbelastungen mindern. Die Wörter und die Vorgehensweisen, die wir als Eltern bzw. medizinisches Personal bei Impfungen benutzen, haben beträchtlichen Einfluß darauf, wie eine Impfung vom Kind bzw. Jugendlichen erlebt wird. Einige unserer Verhaltensweisen fördern den Streß, andere erleichtern die Bewätigung des „geimpft-werdens“.

Als Eltern und generell bei Vorbereitung und Durchführung einer Impfung haben wir vier grundlegende Strategien: Komfort, Information, Beruhigung, Ablenkung ( = K I B A)

Komfort

Bitte sprechen Sie mit ihrem Kind über die Impfung, und warum sie gegeben wird (z.B. „Schützt Dich und andere in deiner Umgebung“). Hören Sie ihrem Kind zu: oftmals bringt es eigene Ideen, was zu seinem Wohlbefinden beiträgt, z.B. Spielzeug, Kuscheltier, Smartphone etc.. Auf seine Fragen erwartet ihr Kind Antworten. Dabei sollten die Informationen möglichst balanziert sein, denn die Empfindungen und Gefühle sind individuell. Ein Gespräch könnte wie folgt sein: „Einige Kinder sagen, die Impfung ist wie ein Druck, andere sagen, es ist wie ein Mückenstich, wieder andere sagen, sie haben fast gar nichts bemerkt.“ Laden Sie ihr Kind ein, mitzumachen: z.B. „Ich weiß nicht, wie es sich heute für Dich anfühlen wird; erzähle es mir bitte danach.“

Negativ besetzte Begriffe wie „Nadel“ oder „Spritze“, ebenso die Abwehr von Gefühlen wie „Du brauchst keine Angst haben“, unehrliche Aussagen wie „Das tut nicht weh“ oder wiederholte Bestätigungen wie „Alles wird gut“ sind manchmal leicht dahin gesagt, führen aber eher zum Abwehrverhalten des Kindes. Detailliertere Beispiele sind im nächsten Abschnitt tabellarisch dargestellt.

Zusammenfassend tragen Komfort folgende Punkte bei:

  • Lieblingssachen mitbringen
  • lockeres Oberteil anziehen
  • einen Snack essen
  • je nach dem Wunsch des Kindes: Im Stuhl/auf dem Schoß sitzen oder liegen
  • den Arm locker halten („wie eine Spaghetti“)
  • bei Bedarf im Vorfeld eine Creme zur Hautbetäubung auftragen
  • bei Schwindelgefühl die Knie fest zusammendrücken

Information

Der entscheidende Punkt ist die ehrliche Information, in neutraler Sprache und in einer ruhigen, positiven Atmosphäre vorgebracht. Einige positive und negative Beispiele mit den entsprechenden Erklärungen sind im Folgenden dargestellt:

+ Sagen Sie etwas in der Art wie: Möchtest Du bei Impfung lieber zusehen oder lieber wegsehen? (lädt das Kind zur Zusammenarbeit ein)

 Vermeiden Sie eher Sätze wie: Jetzt schau besser weg! (zwingt dem Kind ein bestimmtes Bewältigungsverhalten auf)

+ Sagen Sie etwas in der Art wie: Möchtest Du, dass ich Dir sage, wenn es losgeht? (lädt zur Zusammenarbeit ein, gibt dem Kind ein angemessenes Maß an Kontrolle)

 Vermeiden Sie eher Sätze wie: Du sagst mir, wann ich anfangen soll! (gibt dem Kind zuviel Kontrolle)

+ Sagen Sie etwas in der Art wie: Die Impfung hält dich und die Menschen um dich herum sicher und gesund. Was willst Du den Arzt noch fragen? (gibt zielgerichtete Basisinformation, lädt zur Zusammenarbeit ein)

 Vermeiden Sie eher Sätze wie: Los jetzt, halte uns nicht mit Fragen auf, da draußen sind noch viele wartende Kinder (verbietet Fragen, macht Druck, schließt die Mitarbeit des Kindes aus)

+ Sagen Sie etwas in der Art wie: Als Arzt: Ich gebe Dir heute ein Impfung, soll ich Dir dazu noch etwas erklären? Als Elternteil: Der Doktor gibt Dir heute eine Impfung. Soll er Dir dazu noch etwas erklären? (neutrale Sprache, bietet zielgerichtete Information an)

 Vermeiden Sie eher Sätze wie: Du bekommst heute eine Impfung! (angst-verstärkende Sprache, Informationsgehalt zu vage)

+ Sagen Sie etwas in der Art wie: Einige Kinder haben große Angst vor Spritzen. Wie war das bei Dir bei früheren Impfungen? Gibt es etwas, was Dir hilft? (lädt zur Zusammenarbeit ein, geht auf die individuelle Situation ein)

 Vermeiden Sie eher Sätze wie: Alles wird gut, kein Grund sich aufzuregen (sehr allgemeine Versicherung, geht nicht auf das Empfinden des Kindes ein, verstärkt das Abwehrverhalten). Es tut nicht weh (negativer Fokus, unehrlich). Das tut jetzt mal kurz weh oder: Das tut mir mehr weh als Dir (angst-verstärkende Sprache, Fokus auf negative Assoziationen, womöglich unehrlich).

+ Sagen Sie etwas in der Art wie: Das hast Du heute gut gemacht oder: Du hast deinen Arm schön locker gehalten etc. (positiv besetzte Aussagen)

 Vermeiden Sie eher Sätze wie: Das war jetzt schwer oder: Ein Glück, wir sind fertig oder: Das hat heute lange gedauert (negativ besetzte Aussagen).

Beruhigung

Aufregung bzw. Unruhe bei Eltern, Begleitpersonen und medizinschem Personal überträgt sich auf das zu impfende Kind und umgekehrt: Wenn wir eine ruhige Ausstrahlung haben und mit normaler, entspannter Stimme sprechen, wird sich dies auf ihr Kind übertragen. Dabei ist es hilfreich, wenn wir als Erwachsene an Dinge denken bzw. uns bildhaft vorstellen, bei denen wir normalerweise entspannt sind. Ebenfalls helfen tiefe Einatmungszüge in den Bauch: dazu atmen wir durch die Nase ein, so, dass der Bauch nach außen kommt, und langsam durch den Mund wieder aus, als ob wir eine Kerze ausblasen würden.

Genauso kann - ab entsprechendem Alter - ihr Kind die Bauchatmung anwenden, und dabei können bis zu 10 Atemzüge benötigt werden. Zusätzlich kann ihr Kind sich - laut oder unhörbar leise in Gedanken - selbst-stärkende Sätze sagen, wie z.B.: „Ich weiß, dass ich das hier gut schaffe“ oder „Ich bin stark, ich kann das“, etc.

Die Anwesenheit eines Freundes/einer Freundin, eines Familienmitglieds bzw. einer vertrauten Bezugsperson kann deutlich zur Beruhigung beitragen. Eher selten wollen - dann meist ältere - Kinder allein im Sprechzimmer sein: das ist in Ordnung und darf respektiert werden.

Manche Kinder, gerade Kleinkinder, sitzen lieber während der Impfung, da es ihnen ein Gefühl der Übersicht und Kontrolle gibt.

Ablenkung

Die Ablenkungsstrategie ist die uns allen am vertrauteste, dazu gehören:

  • jemandes Hand drücken
  • mit jemandem sprechen
  • ein Kuscheltier drücken, Geschichten dazu erzählen
  • in einem Buch oder Magazin blättern bzw. lesen
  • ein Spiel spielen, Video ansehen
  • Musik hören
  • selber singen
  • sich in Gedanken an lustige Dinge verlieren, wie in einem Tagtraum

Manche Kinder wollen gar nicht abgelenkt werden, womöglich alles genau beobachten. Auch das ist ok.

Fazit

Wir können also eine Menge „richtig“ machen, manche Stolperfallen vermeiden und letztlich auf das Beste hoffen. Rückmeldungen, was an der aktuellen Impfung gut war, bzw. was verbessert werden könnte bitte notieren, damit man beim nächsten Mal darauf eingehen kann.

PD Dr. Wenzel Nürnberger
Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Asklepios Klinikum Uckermark, Schwedt
Email: w.nuernberger@asklepios.com

Ab dem 10. Lebensmonat: Gewürze und Kräuter für Säuglinge und Kleinkinder

Gewürze und Kräuter für Säuglinge und Kleinkinder
Das Baby Schritt für Schritt an den neuen Geschmack gewöhnen. © Liliya Kandrashevich / shutterstock.com

Ab dem 10. Lebensmonat: Gewürze und Kräuter für Säuglinge und Kleinkinder

Für uns Erwachsene sind Kräuter und Gewürze im Essen sind eine tolle Sache. Am Anfang des Lebens sind Muttermilch bzw. Kuhmilchpräparate ohne Zusatz von Gewürzen. Da stellen sich die Fragen: Ab welchem Lebensalter sollten Kinder Gewürze bekommen? Wie mache ich das konkret?

Vorgehen in kleinen Schritten

Ab dem 10. Lebensmonat, wenn Sie Ihrem Kind generell mehr Nahrungsmittel aus dem regulären Speiseplan der Familie gegeben, können Gewürze und Kräuter zunächst in kleinen Mengen eingesetzt werden. Es ist empfehlenswert Gewürze und Kräuter in dieser Lebensphase einzuführen, aber sparsam damit umgehen und nur sehr dezent würzen. Kleinkinder schmecken intensiver und können daher auf ein „Zuviel“ schnell empfindlich reagieren.

Als gut geeignet gelten folgende Gewürze: Vanille, Zimt, ungespritzte Orangen- und Zitronenschalen, gekochter Knoblauch, Zwiebeln, getrocknete Tomaten und getrocknete Paprika.

Für Zimt gelten einige Besonderheiten: Bitte verwenden Sie nur Ceylon-Zimt verwenden, denn dieser enthält weniger Cumarin. Sie erkennen die Zimtstangen der Ceylon-Variante daran, dass sie dünnwandiger und kompakter gerollt sind. In jedem Fall sollte man Zimt in der Kleinkind-Küche grundsätzlich nur sehr sparsam verwenden. Das gilt übrigens auch für Zimtsterne in der Adventszeit. So werden für Kleinkinder vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) maximal sechs kleine Zimtsterne pro Tag empfohlen (auch hier ist wiederum die Zimt-Qualität entscheidend).

Kräuter, am besten frisch aus dem eigenem Garten bzw. der eigenen Anzucht: Schnittlauch, Petersilie, Basilikum, Oregano und Rosmarin.

Wenn ein neues Gewürz auf den Speiseplan stand, sollten Sie bitte 4-7 Tage abwarten, bevor Sie ein weiteres Gewürz anbieten. Der Grund ist, dass biologisch aktive Stoffe der Gewürze – und die in ihnen oft enthaltenen ätherischen Öle - anregend auf den Magen-Darm-Trakt wirken, was unter Umständen zu Bauschmerzen oder Durchfall führen kann.

Scharfe Gewürze wie Chilli, Pfeffer und frischer Paprika und möglichst nicht gleich zu Beginn der neuen Ess-Phase eingeführt und wirklich sparsam verwendet werden.

Die verstopfte Nase bei Babys: Was kann ich zu Hause tun?

Verstopfte Babynase wieder freibekommen
Applikation von Kochsalz als Nasentropfen

Die verstopfte Nase bei Babys: Was kann ich zu Hause tun?

Nicht wenige Neugeborene und Babys haben in den ersten Lebensmonaten mit einer verstopften Nase zu tun, einige schon vom ersten Lebenstag an. Die Ursachen einer verstopften Nase bei Babys sind in den meisten Fällen: restliches Fruchtwasser, das in der Nase verblieben ist; trockene Luft; schleimhaut-irritierende Substanzen wie Staub, Zigarettenrauch, starke Parfums und Viruserkrankungen.

Wenn es sich lediglich um verbleibendes Fruchtwasser handelt, wird das Baby versuchen dies heraus zu niesen. Innerhalb weniger Tage sollte alles in Ordnung sein.

Besteht die verstopfte Nase jedoch länger, kann die Atmung beeinträchtigt sein und das Baby in der Folge Schwierigkeiten entwickeln, zu trinken, da es bei behinderter Nasenatmung durch den Mund atmen muss.

 

Wie Sie eine verstopfte Babynase wieder freibekommen

In den meisten Fällen hilft die Applikation von Kochsalz als Nasentropfen:

  1. Legen Sie ihr Kind auf den Rücken. Rollen Sie ein kleines Handtuch unter die Schultern und drücken mit einem Finger vorsichtig auf die Spitze der Nase, dann gehen die Nasentropfen (0.9% Kochsalz) leichter in die Nasenöffnung.
  2. Bringen Sie zwei oder drei Tropfen Kochsalz-Lösung in jede Nasenöffnung und warten Sie ca. 1 Minute.
  3. Drehen Sie ihr Kind auf den Bauch damit die Flüssigkeit aus der Nase hinauslaufen kann. Erschrecken Sie nicht, wenn ihr Baby hustet oder den Schleim mit der Kochsalz-Lösung ausniest, so wird die Nasenöffnung wieder frei.
  4. Rollen Sie ein Kosmetik-Tuch oder Ähnliches vorsichtig zu einer schmalen Rolle und saugen Sie damit verbliebene Flüssigkeit aus jeder Nasenöffnung aus. Benutzen Sie bitte keine Q-Tipps.

Alternativ können Sie versuchen, den Schleim mit einer dafür gedachten, handelsüblichen Saugpumpe zu entfernen:

  1. Drücken Sie die Luft aus der Saugpumpe.
  2. Setzen Sie vorsichtig die Spitze der Saugpumpe an jede Nasenöffnung aber nur gerade in die Öffnung. Gehen Sie bitte nicht zu tief rein, da Sie sonst womöglich die Schleimhaut der Nase beschädigen und es zu Blutungen kommt.
  3. Lassen Sie langsam Luft zurück in die Saugpumpe kommen, dabei wird beweglicher Schleim aus der Nase herausbefördert.
  4. Setzen Sie die Saugpumpe ab und drücken Sie erneut darauf, damit der Schleim entfernt wird.
  5. Reinigen Sie die Saugpumpe gut mit frischem Wasser vor und nach jeder Benutzung.

 

Vermeiden Sie bitte auf jeden Fall, in der Wohnung des Kindes zu rauchen. Bedenken Sie, dass Zigaretten, die man außerhalb der Wohnung, z.B. auf dem Balkon raucht, doch zu einer Rauchkontamination der Haare und der Kleidung führen, die man dann in die Wohnung reinträgt. Durchschnittlich entsprechen drei auf den Balkon gerauchte Zigaretten einer in der Wohnung gerauchten Zigarette. Lassen Sie bitte die Kleidung gut auslüften, bevor Sie die Wohnung wieder betreten.

Die Feuchtigkeit in der Atemluft können Sie z.B. mit einem Flüssigkeitsvernebler in der Nähe des Babybettchens erhöhen; auch feuchte Handtücher, die aufgehängt werden, verbessern die Luftqualität im Schlafzimmer des Babys.

Kinder mit Allergien gegen Fisch und andere Meeresfrüchte

Kinder mit Allergien gegen Fisch und andere Meeresfrüchte

Was ist eine Fischallergie?

Eine Fischallergie ist eine allergische Reaktion gegen eine oder mehrere Proteine, die im Fisch oder Meeresfrüchten vorkommen. Dies gilt es jedoch genau zu untersuchen:

Manche sogenannte Fischallergie ist in Wirklichkeit eine Histamin-Allergie. Und das kommt so: Anchovis, Makrele, Mahi-Mahi und Thunfisch entfalten hohe Spiegel an Histamin, und wenn sie nicht ordentlich eingefroren oder tiefgekühlt wurden, bleibt das Histamin erhalten. Kinder, die auf diese Fischarten reagieren, haben also womöglich eine Histamin-Allergie. Sie reagieren auf das Histamin in Fisch, der nicht regelrecht verarbeitet wurde. Die Symptome einer Histamin- oder Fischallergie sind letztendlich ähnlich, nur eine Blutuntersuchung kann in diesem Punkt weiterhelfen.

Wie gefährlich ist eine Fischallergie?

Fischallergien führen bei Kindern zu unterschiedlichen Reaktionen, aber typischerweise treten sie auf, kurz nachdem Ihr Kind Fisch gegessen hat. Jede Fischallergie trägt das Risiko eines anaphylaktischen Schocks in sich, so dass entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden sollten (Adrenalin-Autoinjektor, siehe unten).

Die allergischen Reaktionen gegenüber Fisch und Meeresfrüchten variieren, insofern als möglicherweise die Proteine im Lachs für Ihr Kind unverträglich sind, aber sehr wohl z.B. Forelle vertragen wird. Ähnlich kann es sein, dass Muscheln nicht vertragen werden, sehr wohl aber alle Weißfische.

Mögliche und primär unerwartete Quellen von Fischproteinen: In industriell abgepackten und hergestellten Lebensmitteln finden sich oftmals Fisch- oder andere Meeresfrüchteproteine, auch wenn man primär nicht damit rechnet; eine häufige Quelle ist Fischgelatine. Zu diesen abgepackten Lebensmitteln gehören: Marshmallows, Fertigsuppen und -soßen, Sushi, Frühlingsrollen, Pusztasauce, Salatdressing (z.B. Caesars-Dressing), Hotdogs und gefrorener Reis.

Was soll ich tun, wenn ich bei meinem Kind eine Fischallergie vermute?

Ihr Kinderarzt kann Ihnen die Fischallergie im Detail erklären und entsprechende Untersuchungen einleiten. Kinder, die eine Fischallergie haben, vertragen möglicherweise manche Fischarten trotzdem gut.

Zusätzlich sollten Sie mit ihrem Kinderarzt besprechen, ob ein Adrenalin-Autoinjektor verordnet wird, der im Falle von schweren allergischen Reaktionen benutzt werden kann, falls Ihr Kind unabsichtlicherweise fischprotein-enthaltende Lebensmittel zu sich genommen hat.

Wie kann mein Kind die richtigen Nahrungsmittel erhalten, wenn es keinen Fisch essen darf?

Fisch gilt als grundsätzlich gesundes Lebensmittel und enthält wichtige Nahrungselemente wie Proteine, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin A, Vitamin B12, Vitamin D, Vitamin E, Kalzium, Eisen und Zink. In der nachfolgenden Auflistung zeigen wir Ihnen Ersatzprodukte auf, in denen diese lebenswichtigen Nahrungsmittel enthalten sind.

  • Protein: Milch, Hühnchen, Eier, Bohnen, Soja
  • Omega-3-Fettsäuren: Leinsamenöl, Sojabohnen, Radieschensamen, Lebensmittel, die mit Omega-3 angereichert sind
  • Vitamin A: Süßkartoffeln, Kürbis, Leber, Ziegenkäse, Karotten, Spinat
  • Vitamin B12: Milch, Käse, Leber, Rindfleisch
  • Vitamin D: Milch- oder Sojagetränke die mit Vitamin D angereichert sind, Vitamin D-Tabletten oder -Tropfen
  • Vitamin E: Spinat, roter Paprika, Mangold, Eier, Mandeln, Sonnenblumensamen, Weizenkeime
  • Kalzium: Milch, Buttermilch, Käse, Joghurt, Spinat, Kohl, Bohnen, Sojagetränke die mit Kalzium angereichert wurden
  • Eisen: Spinat, Tomatenpüree, Sojabohnen, Limabohnen, Haferflocken, Cornflakes
  • Zink: Weizenkleie, Käse, Milch, Rindfleisch, Kürbiskerne, gebackene Bohnen, Weizenkeime

Sie sehen also, dass sich sehr wohl auch mit einer Fischallergie alle notwendigen Lebensmittel in anderen Nahrungsmitteln finden lassen.

Nun noch ein Wort zum Sushi: Fertig abgepackte Sushi-Rollen sind grundsätzlich nicht zu empfehlen. Allerdings können sie in einem Sushi-Restaurant sicherlich nachfragen, ob es dort fischfreie Sushi-Röllchen gibt, was bei entsprechender Herstellung vor Ort grundsätzlich möglich ist.

Wird mein Kind die Fischallergie für immer behalten?

Leider ja: Die meisten Kinder mit einer Fischallergie behalten sie, auch wenn sie größer werden. Man kann in größeren Abständen Labortests machen, ob die Fischallergie womöglich verschwunden ist, gleichwohl muss man sagen, dass sie meistens lebenslang bleiben wird.

gez. PD Dr. med. W. Nürnberger

 

Corona-Update: Impfungen und Kinder

Corona-Update: Impfungen und Kinder

Herr Priv.-Doz. Dr. Wenzel Nürnberger, Chefarzt der Kinderklinik im Asklepios Klinikum Uckermark, Schwedt, und als Kinderonkologe mit der Behandlung und Betreuung schwerstkranker Kinder und Jugendlicher aufs Beste vertraut, gibt Antworten zur Impfung gegen das SARS-CoV2-Virus, das die COVID-19-Erkrankung verursacht.

Ist Corona eher eine mittelschwere Grippe oder eine viel schwerwiegendere Infektionskrankheit?

Die schlimmen Erfahrungen im letzten Winter im eigenen Land wie auch weltweit haben gezeigt, dass dieses Coronavirus lebensbedrohlich ist, je älter man ist desto lebensbedrohlicher. In Wuhan, wo dieses Virus Ende 2019 erstmalig beschrieben wurde, wussten die Verantwortlichen offenbar sehr schnell, mit welcher Gefahr sie es zu tun haben: wir erinnern uns an die Abriegelung der Stadt und ihrer Stadtteile, das Zuschweissen von Haustüren, wo Erkrankte wohnen, den Aufbau einen 1000-Bettenkrankenhauses in nur zwei Wochen – all das macht man doch nicht bei einer mittelschweren Grippe.

Wir impfen jetzt schon mehr als ein halbes Jahr und haben trotzdem wieder steigende Infektionen - hilft die Impfung überhaupt?

Mit gutem Grund wurden die zuerst ausgelieferten Impfstoffe an die Menschen verabreicht, die das höchste Risiko für schwere und tödliche Verlaufe von Covid-19 haben. Im Verlauf sehen wir, dass ältere Erwachsene gut geschützt sind und seltener erkranken, stattdessen jüngere Erwachsene und Jugendliche in zunehmendem Anteil von dem Virus befallen werden. Das sind die Personen, die erst später oder noch gar nicht geimpft wurden. Die Corona-Infektion ist schon und wird noch mehr zu einer Pandemie der nicht-geimpften Menschen.

Ist es sinnvoll zu impfen, wo doch regelmäßig neue Virusmutationen entdeckt werden?

Bei jedem Menschen, der an Covid erkrankt, werden viele Millionen Viren produziert und es entstehen Hunderte Mutationen des Virus. Die meisten von denen sind bedeutungslos, aber hin und wieder ist eine sich schnell vermehrende und noch ansteckendere Mutation dabei, die dann auffällt und weiter beobachtet wird.

Die Impfung setzt an zwei Stellen an: Erstens, möglichst wenig Erkrankte bedeuten ein geringeres Potential, dass das Virus neue Mutationen bilden kann. Zweitens, eine super-hohe Immunität ist der beste Schutz vor mutierten Viren, die bei regulärer Immunität vielleicht nur zu 60-70 Prozent erreicht werden. Deshalb wird jetzt die dritte Impfung für bestimmte Personengruppen empfohlen.

Sollte man – heute und perspektivisch in den nächsten Monaten – auch Jugendliche impfen?

Das Coronavirus ist in der Welt, es befällt Menschen in allen Kontinenten und viele Tierarten. Durch Verzögerungsmaßnahmen wie Lockdown, Masken und Zugangsbeschränkungen lässt sich die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamen, aber Infektionen können so niemals vollständig vermieden werden. Wir sehen das in Ländern, die eine No-Covid-Strategie versucht haben, wie z.B. Australien.

Erst die Kombination der Verzögerungsmaßnahmen mit einer Impfung befreit uns von diesem desaströsen Virus. Das gilt gleichermaßen für Kinder und Jugendliche. Für über 12jährige ist die Impfung zugelassen und von der STIKO empfohlen, wenn bestimmte Vorerkrankungen vorliegen.

In der Kindersprechstunde im MVZ im Asklepios Klinikum Uckermark impfen wir – soweit keine Kontraindikationen vorliegen - nach der STIKO-Empfehlung, also grundsätzlich die über 12jährigen Kinder und Jugendliche sowie ihre Eltern und Angehörige

Wir bieten die Impfung (mRNA-Impfstoff) regelmäßig wöchentlich nach Voranmeldung an (paediatrie-schwedt@asklepios.com) an.

Lungenentzündung

Lungenentzündung

Die Lungenentzündung (im medizinischen Fachjargon: Pneumonie) ist eine Infektion tief in der Lunge. Sie kann durch Viren oder Bakterien verursacht sein, in seltenen Fällen auch durch andere Erreger.

Welchen Weg nimmt die Atemluft in die Lunge?

Bei der Einatmung kommt die Luft zunächst durch den Mund bzw. Nasenraum bis in den Rachen, vorbei an den Mandeln (Tonsillen), weiter vorbei am Kehlkopf, dem Hauptbronchus, kleineren Bronchien und dann in die Lunge. Es ist tatsächlich oft so, dass eingeatmete Viren oder Bakterien zunächst die oberen Atemwege (Mund, Nase, Rachen) betreffen und dann weiter aufsteigen über die Bronchien bis in die Lunge.

Mit den Erregern verhält es sich wie folgt:

Bei Kindern bis zum 3. Lebensjahr sind meistenteils Viren die Infektionserreger. Bei älteren Kindern und Teenagern sind Bakterien die Hauptverursacher einer Lungenentzündung. Auch wenn eine Virusinfektion zunächst die primäre Ursache für die Lungenentzündung war, so kann sie doch in der Folge durch eine bakterielle Infektion (Sekundärinfektion) verschlimmert werden.

Symptome der Lungenentzündung

Es gibt durchaus typische Symptome der Lungenentzündung, sie können jedoch bei Kindern auch deutlich variieren. Die häufigsten Symptome sind:

  • Husten
  • Fieber
  • weniger aktiver Allgemeinzustand
  • schnelle Atmung
  • weniger Appetit 
  • Erbrechen (beim Husten oder von heruntergeschlucktem Schleim)
  • Schwierigkeiten bei der Ein- und Ausatmung
  • Im Stethoskop: feine Rasselgeräusche über dem betroffenen Lungenabschnitt

Wann soll man zum Kinderarzt gehen?

Sie sollten ihr Kind dem Kinderarzt vorstellen, wenn: 

  1. Ihr Kind länger als 3 – 4 Tage hustet und im Verlauf keine Besserung zeitigt.
  2. Ihr Kind länger als 2 – 3 Tage fiebert (>38,5°C im Ohrthermometer oder im Po gemessen).
  3. Ihr Kind 3 Tage nach Beginn einer antibiotischen Therapie noch nicht entfiebert ist. 

Zur Notaufnahme/nächsten Kinderklinik gehen Sie bitte, wenn:

  1. Ihr Kind Schwierigkeiten hat zu atmen.
  2. Ihr Kind sehr blass aussieht oder bläuliche Lippen hat.
  3. Ihr Kind nicht ausreichend trinkt bzw. die Antibiotika erbricht.

Ihr Kind einen zunehmend krankeren Eindruck macht. 
 
Ihr Kinderarzt wird die Lungen des Kindes mit dem Stethoskop abhören und die Atmung beobachten. Ggf. wird er eine Blutentnahme oder ein Röntgenbild der Lunge veranlassen. Viruspneumonien benötigen kein antibiotisches Behandlungsregime, bakterielle Infektionen jedoch schon. Gleichwohl sind andere Faktoren, wie z.B. Vorerkrankungen, Neigung zur Lungenentzündung etc. bei dieser Entscheidung zu berücksichtigen. Weil Kinder mit Lungenentzündung oftmals nicht gerne essen, trinken oder Medikamente schlucken, und dann unsicher ist wie gut die Medikamente aus dem Magen-Darm-Bereich in den Körper aufgenommen werden, ist es bei stärkeren Lungenentzündungen regelhaft so, dass die antibiotische Therapie intravenös (d.h. als Infusion) auf einer Kinderstation begonnen wird. Mit dem sich bessernden Allgemeinzustand kann die Therapie meistens  schon nach wenigen Tagen zu Hause zu Ende geführt werden kann.

Zu Hause ist es wichtig, die Antibiotika zu geben so lange wie sie verordnet wurden, selbst wenn sich das Kind schon deutlich besser fühlt. Dies ist wichtig, um zu verhindern, dass die Infektion erneut aufflammt und um möglichen Antibiotikaresistenzen vorzubeugen.

Zu Hause können Sie auch unterstützende Medikamente geben wie Ibuprofen oder Paracetamol, um Fieber oder schmerzhafte Muskeln/Gelenke zu behandeln. Diese Medikamente können Sie auch Kindern geben, die Antibiotika erhalten. Auf keinen Fall sollte Ihr Kind Acetylsalicylsäure-haltige Präparate bekommen (ASS, Aspirin etc.).

Wichtig ist primär, dass Ihr Kind genügend Flüssigkeit zu sich nimmt. Ihr Kind verweigert womöglich zu Beginn der Lungenentzündung zu essen. Sowie die Indikation aber besser wird und zurückgeht, sollte Ihr Kind auch schrittweise wieder an die normale Nahrungsmenge gewöhnt werden.

In der Ausheilungsphase ist es noch wichtiger als sonst, dass Ihr Kind keinem Rauch oder anderen lungenirritierenden Substanzen ausgesetzt ist. Vermeiden Sie unbedingt zu Hause zu Rauchen! Wenn Rauchen unvermeidlich ist, sollen rauchenden Personen auf dem Balkon oder draußen gehen und anschließend die Kleidung wechseln, aus der womöglich noch Rauchpartikel freigesetzt wird.
 
Zum guten Schluss: Ein Absatz über SARS-CoV-2
 
SARS-CoV-2 ist das Virus, dass die Infektionskrankheit Covid-19 verursacht. Diese noch nicht einmal ein Jahr bekannte Infektionskrankheit kann auch bei Kindern auftreten und sich ganz unterschiedlich in der Ausprägung zeigen, d.h. von einem Krankheitsbild wie einer leichten Erkältung bis hin zu einer sehr schweren Lungenentzündung sind alle Zwischenstufen beschrieben worden.
 
Weil es gegen Covid-19 keine spezifischen Medikamente gibt, wird in vielen Praxen, Rettungsstellen und Kliniken eine Untersuchung durchgeführt (Schnelltest, PCR-Test), um die Infektion entweder zu bestätigen oder auszuschließen und um ggf. die Weiterverbreitung der SARS-CoV-2-Viren zu unterbinden. Die Herausforderung hier ist zweierlei:

  1. Es gilt, die Infektions- und Erkrankungsraten zu senken, wie aktuell mit Hygieneregeln, Abstandseinhaltung und diversen Lock down-Maßnahmen, zukünftig auch mittels Impfung.
  2. Für die Erkrankten sind potentiell wirksame Medikamente gegen die Virusvermehrung zu untersuchen (aktuell sind in diesem Zusammenhang Remdesivir und monoklonale Antikörper in der Prüfung) und überschießende, den Körper schädigende Immunreaktionen zu dämpfen: hierzu wurde mit Dexamethason bereits ein wirksames Medikament gefunden, auch eine überschießende Gerinnungsstörung, die zu Thrombosen führen kann lässt sich vorbeugend bzw. kurativ behandeln..

 
Wenn es also das unglückliche Schicksal will, dass Ihr Kind an Covid-19 erkrankt, so können wir doch mit guter Begründung sagen: Es gibt in unserem Gesundheitssystem zunehmend bessere Therapiemöglichkeiten, und diese stehen Ihnen und Ihrem Kind ohne Zeitverzug zur Verfügung. 
 
Covid-19 can be beaten !

Wie kommt das Baby in den Bauch? - Was Kinder über Sexualität lernen sollten und wann

Was Kinder über Sexualität lernen sollten und wann

Wenn Eltern mit ihren Kindern über Sexualität und Kinderkriegen sprechen, dann möchten sie natürlich sicher sein, dass ihr Kind versteht was sie sagen und die richtigen Assoziationen geweckt werden. Der folgende Text beschreibt, was Kinder mit zunehmendem Alter und zunehmendem Verständnis aufnehmen und verarbeiten können.

Das Gespräch über Sexualität frühzeitig zu beginnen und mit zunehmendem Alter des Kindes weiter zu entwickeln, gilt als die beste Strategie zur sexuellen Aufklärung und Erziehung. Diese Strategie erspart den Eltern „das eine große Gespräch“ wenn das Kind bereits im jugendlichen Alter ist, zu einem Zeitpunkt wo die Kinder denken, dass sie bereits so viel wissen und ihren Eltern nicht mehr zuhören. Für diese Strategie ist es notwendig, die Dinge in einer Art und Weise zu erklären, die dem Alter und dem Entwicklungsstand des Kindes angemessen sind.

Jedes Kind entwickelt sich unterschiedlich, aber dennoch gibt es eine grobe Orientierung was Kinder zu bestimmten Altersgruppen im Bereich des Kinderkriegens und der Sexualität interessiert und was sie grundsätzlich verstehen können.

Kleinkinder: 13 bis 24 Monate alt

In diesem Alter sollten die Kinder in der Lage sein, Körperteile richtig zu bezeichnen, einschließlich der Genitalien. Sie sollten durchaus die korrekten Namen aller Körperteile kennen, weil es ihnen im Verlauf helfen wird im Falle von Verletzungen oder sexuellen Übergriffen richtig zu kommunizieren. Für die Kinder ist es zunächst einmal selbstverständlich, dass die Genitalien Körperteile sind wie alle anderen. Es hilft ihnen zu einem positiven Körperbild und bestärkt das Selbstvertrauen als die Person (Mädchen oder Junge), die sie nun einmal sind.

Die meisten 2 Jahre alten Kinder erkennen sofort wer ein Mann oder eine Frau ist und wissen den Unterschied zu benennen. Sie haben auch eine generelle Vorstellung davon, dass das Verhalten einer Person (eher männliches, eher weiblichen Verhalten) nicht zwingend durch ihre Genitalien bedingt ist, sondern unabhängig davon ausgedrückt werden.

2-Jährige sollten auch wissen, dass ihr Körper eine private Intimsphäre ist. Es ist normal, wenn 2-Jährige ihre Körper untersuchen, was die Berührung ihrer Genitalien natürlich einschließt, aber sie sollten gelernt haben, wann das angemessen ist und wann nicht.

Kindergartenkinder: 2 bis 4 Jahre alt

In diesem Alter verstehen die meisten Kinder die Grundlagen des Kinderkriegens: Das ein Spermium ein Ei trifft und das ein Baby im Bauch der Mutter heranwächst, vielleicht wissen sie sogar, dass es die Gebärmutter gibt. Wenn ihr Kind danach fragt, kann die eigene Geburtsgeschichte des Kindes erzählt werden. Man kann durchaus erläutern, dass es auch andere Wege gibt wie Familien entstehen, z.B. durch Adoption. Man muss auch nicht alles auf einmal erzählen, sondern kann es Stück um Stück vervollständigen. In diesem Alter sind Kinder mehr an Schwangerschaft und Babys interessiert, weniger am eigentlichen sexuellen Akt.

Kinder müssen jetzt lernen, dass ihr Körper ihr Eigentum ist, und das niemand Fremdes ihn ohne ihre Erlaubnis berühren darf. Sie müssen auch lernen, dass niemand danach fragen darf ihre Genitalien zu berühren, mit Ausnahme der Eltern bzw. andere Personen, die ihre Pflege übernehmen. Je besser ein Kind weiß was erlaubt ist und was nicht, umso leichter fällt es ihnen den Eltern jede Art über Übergriff zu berichten.

Gleichermaßen sollten Kinder in diesem Alter lernen, zu fragen bevor sie jemand anderen berühren (einschließlich umarmen, kitzeln, etc.) und sollten lernen zu erkennen, wenn andere Personen Grenzen aufzeigen,  z.B. wenn ein Gegenüber einen Schritt zurückmacht, dass dies als ein Zeichen für „ich will für mich sein“ zu verstehen und zu respektieren ist.

Vorschul- und Schulkinder: 5 bis 9 Jahre alt

Kinder sollten jetzt ein Grundverständnis dafür haben, dass während die meisten Menschen heterosexuell sind, viele auch homo- oder bisexuell sind und dass hier eine große Bandbreite von Verhaltensweisen besteht. Sie sollten auch wissen, was die Sexualität in menschlichen Beziehungen eine wichtige Rolle einnimmt.

Kinder sollten jetzt definitiv die sozialen Konventionen über Privatheit, Nacktheit und Respekt vor anderen gelernt haben. Die meisten Kinder haben jetzt ihre Körper selbst gut untersucht. Sie sollten verstanden haben, dass dies normal ist, aber dass es etwas ist, was man im Privaten tut.

Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die sichere Benutzung von Computern und digitalen mobilen Geräten. Dieselbe Privatheit, die im alltäglichen Leben besteht, gilt auch für die Internetnutzung einschließlich des Verschicken von Fotos und Gesprächen mit Fremden.

Gegen Ende dieser Altersperiode sollten Kinder wissen, dass die Vorpubertät und Pubertät nachfolgen. Dies ist wichtig, da eine immer größere Zahl von Kindern bereits pubertäre Entwicklungen vor dem 10. Lebensjahr zeigt. Diese Gespräche, die durchaus mit Mädchen und Jungen zusammen geführt werden können, sind eine wichtige Vorbereitung dafür, dass körperliche und mentale Veränderungen während der Pubertät zu erwarten sind. Diese offene Diskussion bedeutet eine Rückversicherung für die Heranwachsenden, dass diese Veränderungen normal und gesund sind. Die Kinder sollten wissen, wie wichtig die Hygiene und Körperpflege während der Pubertät sind.

Das Verständnis über die Rolle des sexuellen Verkehrs und der menschlichen Reproduktion sollte gefördert werden. Hier wird eine wichtige Stufe erreicht: Zum einen sind die bereits oben beschriebenen Dinge zu wiederholen und man sollte sich sicher sein, dass das Kind das verstanden hat. Darüber hinaus ist jetzt der richtige Zeitpunkt über Basiswissen hinsichtlich Schwangerschaft, Safer-Sex, Verhütungsmethoden einschl. der Verhütung sexuell übertragbarer Erkrankungen zu sprechen. Die Heranwachsenden sollten auch lernen, dass die Tatsache das man ein Teenager ist nicht zwingend bedeutet, dass man sexuell aktiv werden muss.

Jugendliche sollten den Unterschied verstehen zwischen einer positiven Beziehung zu einem Partner/einer Partnerin und zu einer schlechten Beziehung. Sie sollten ein erweitertes Verständnis haben über Internetsicherheit, einschl. „Bullying“ und „Sexting“. Sie sollten verstanden haben, dass das Teilen und Verschicken von Nacktfotos oder sexuell aufgeladenen Fotos von sich selbst oder von anderen niemals erfolgen darf.

Heranwachsende sollten verstanden haben, dass und wie die sozialen Medien Menschen beeinflussen, und zwar hinsichtlich ihres Selbstbildes und ihres Körperbildes. Sie sollten in der Lage sein, kritisch darüber zu reflektieren, wie Sexualität in den verschiedenen Medien dargestellt wird. Das beinhaltet auch eine Entwicklung eines Urteilsvermögens darüber, ob die Darstellung von Sexualität und sexuellen Akten war oder falsch sei können, realistisch oder nicht realistisch sind und ob sie als positiv oder negativ zu werten sind.

Teenager: 13 bis 19 Jahre alt

Teenager sollten jetzt detaillierte Informationen haben über die Menstruation, nächtliche Emissionen („Wetdreams“) und sie sollten wissen, was normal und gesund ist. Sie sollten jetzt detaillierte Informationen haben über Schwangerschaften, sexuell übertragbare Erkrankungen, verschiedene Methoden von deren Verhütung und deren praktische Anwendung für Safersex.

Die Praxis von Safersex beinhaltet das Verständnis, dass Alkohol und Drogen das eigene Urteilsvermögen und die eigene Handlungsfähigkeit massiv einschränken können.

Teenager sollten wissen, was eine gesunde Beziehung ausmacht: Dies beinhaltet ein Verständnis über Konsens in sexuellen Beziehungen. Gleichsam sollten sie lernen, wie man Personen abwehrt, die Druck und Angst aufbauen, und wie man Beziehungen beendet.

Teenager sind generell sehr auf sich bezogen und versuchen Dinge mit sich selbst zu klären. Ein frühzeitiges und über die Jahre kontinuierlich gut geführtes Gespräch über Sexualität und Beziehungen erhöht jedoch die Chance, dass Teenager ihre Eltern ansprechen, wenn Schwierigkeiten oder gefährliche Dinge entstehen und wenn sie Fragen bzw. Sorgen haben über ihre sich verändernden Körper und Identitäten.

Insektenstiche bei Kindern

Insektenstiche bei Kindern

Der Frühling ist da und zusammen mit ihm bekommen Stechinsekten großen Appetit auf unser Blut. Zunächst die Zusammenfassung der wichtigsten Punkte:

  • Stechinsekten umfassen in unseren Gegenden Stechmücken, Bremsen, Bienen, Wespen, Zecken und andere.
  • Insektenstiche oder –bisse passieren, wenn ein Insekt in die Haut eines Menschen beißt, entweder um sich zu ernähren oder um sich selbst zu verteidigen.
  • Diese Insekten stechen auf unterschiedliche Arten, für Bienen ist bekannt, dass sie oftmals ihren Stachel in der Wunde zurücklassen.
  • Insektenstiche verursachen regelmäßig Schwellungen und Rötungen. Bei einigen Kindern können schwere und möglicherweise lebensbedrohliche Reaktionen vorkommen.
  • Einige Kinder sprechen gut auf ein Antihistaminika an (z.B. Fenistil®, Cetirizin®), andere benötigen einfach eine Kühlung mit Eis oder cold packs.
  • Vorbeugend gegen Insektenstiche ist Kleidung ohne grelle Farben, möglichst langärmlig, und die Anwendung von Insektenschutzmitteln (Repellentien) empfohlen.
  • DEET ist eine sehr effektives Insektenschutzmittel, muss aber sorgfältig hinsichtlich des kindliches Alters eingesetzt werden.
  • Bei gleichzeitiger Verwendung von Sonnencreme und Repellentien ist  die Sonnencreme zuerst auf die Haut aufzutragen.
  • In den meisten Fällen entsteht einfach eine Schwellung, Rötung und Juckreiz, der auf eine kleine Fläche rundum die Stichverletzung entsteht. Wenn Kinder jedoch eine sehr starke Reaktion erleiden, ggf. bis hin zu Bauchkrämpfen, Luftnot und Kreislaufschwierigkeiten, liegt eine Anaphylaxie vor. In diesen Fällen sind meistens Bienen, Wespen und Hornissen die Verursacher.
  • In vielen Gegenden der Welt können Insekten weitere Krankheitserreger übertragen. Am bekanntesten sind die Moskitos, die Malaria übertragen oder das West-Nil-Virus, andere, wie z.B. die Zecken können die Lyme-Erkrankung übertragen, die durch Borrelien verursacht wird.

Fragt man ein Kind, was ihn gestochen hat, sagt es meistens: „eine Biene“. Es gibt aber gut feststellbare Unterschiede zwischen Biene und Wespe. Dagegen  beide Insekten eine spezifische Desensibilisierungstherapie möglich ist, muss man genau herausfinden, welches Insekt verantwortlich ist:

Wespe

  • Stachel bleibt nach Stich nicht in der Haut
  • Sticht in Nähe von Speisen und Müll
  • Sommer bis Spätherbst, vor allem im August
  • eher aggressiv, sticht aus Spass am Stechen

Biene

  • Stachel verbleibt in der Haut
  • Sticht in der Nähe von Bienenstöcken, Klee, Blüten
  • Frühjahr bis Spätsommer
  • Eher friedlich, sticht wenn sie geärgert wird.

Behandlung von Insektenstichen und deren Komplikationen

  • Im Falle eines stärkeren Juckreizes lassen sich Medikamente (wie z.B. Fenistil®-Gel oder aber auch Tabletten bzw. Tropfen) geben.
  • Bei schweren allergischen Reaktionen ist der Einsatz von Adrenalin-Pens empfohlen, soweit Ihrem Kind ein solcher verordnet wurde, und erst danach sind der Notruf (112) zu wählen und der Arzt aufzusuchen.
  • Wenn ein Kind länger an einem Insektenstich kratzt, besteht die Gefahr einer zusätzlichen bakteriellen Infektion, die sich meistens durch eine intensivere Rötung sowie die Bildung von Eiter zeigt. In diesen Fällen sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Vorbeugende Maßnahmen gegen Insektenstiche und -bisse

In den meisten Fällen werden Kinder bei warmem und feuchtem Wetter sowie in der Dämmerung und in den Abendstunden von Insekten gestochen. Hier sind einige Vorschläge, die zur Vermeidung von Insektenstichen dienen:

  • Auftragen eines Insektenabwehrmittels auf die Kleidung bzw. auf die exponierte Haut.
  • Möglichst Kleidung ohne grelle Farben tragen.
  • Kurze Hosen und kurze Ärmel möglichst vermeiden.
  • Insekten sind oft nur wenige Stunden am Tag hochaktiv. Wenn möglich kann man zu diesen Stunden sich innerhalb des Hauses aufhalten.
  • In Ländern und Regionen, in denen Mücken gefährliche Erkrankungen übertragen, ist es besonders für Kinder unter 6 Monaten empfohlen, Bettnetze zu benutzen, die mit  einen  Insektizid imprägniert sind. Soweit empfohlen sind Antimalaria-Medikamente einzunehmen.
  • Besonders wirkungsvoll ist ein Repellent mit DEET. Bei Kindern müssen jedoch die Dosis und die Häufigkeit der Anwendung wie folgt berücksichtigt werden: Bei Babys, die unter 6 Monate alt sind: Sie sollten nicht mit DEET behandelt werden. Kinder im Alter zwischen 6 Monaten und 2 Jahren: Hier ist die Anwendung von Produkten mit maximal 10% DEET  einmal am Tag gefahrlos möglich. Kinder im Alter von 2 und 12 Jahren: Benutzen Sie ein Produkt mit 10% DEET und geben Sie dieses nicht mehr als dreimal täglich. Kinder über 12 Jahre und Erwachsene: Hier können Repellentien mit 30% DEET eingesetzt werden. Je höher die DEET-Konzentration, desto länger hält der Schutz an.

Bei der Anwendung von DEET ist zu beachten, dass insbesondere bei Kleinkindern das Gesicht und die  Hände sowie alle Bereiche mit verletzter Haut nicht mit DEET in Verbindung kommen sollen.

Als Vater, Mutter oder Betreuer sollten sie ihre Hände waschen und ggfs. die des Kindes, sobald das DEET appliziert ist.

Bei gleichzeitiger Verwendung von Sonnenschutzcreme und Repellentien ist die Sonnenschutzcreme 30 Minuten vor der Anwendung des Repellents aufzutragen.

Kombinationsmittel aus Sonnencreme und Repellentien (in einem Produkt) sind nicht zu empfehlen:

Erstens kann das Repellents den Sonnenschutz weniger wirksam machen und die Sonnenschutzcreme kann eine Aufnahme des Repellents in den Körper ermöglichen, und da soll es nicht hin.

Zweitens ist die Gefährdung durch Sonne und Repellentien über den Tag ungleich verteilt: Oftmals ist im grellsten Sonnenschein das Insekt inaktiv und wird erst gegen Abend aktiver.

Drittens kann Sonnenschutz durchaus zwei-, drei- oder viermal täglich appliziert werden, es wäre jedoch nicht zu empfehlen, gleichzeitig so viel Repellent aufzutragen.

Wenn es doch zum Insektenstich kommt, können sie wie oben beschrieben zunächst Maßnahmen ergreifen. Sie müssen jedoch einen Arzt aufsuchen wenn:

  • Sie in einer Region sind, wo bekanntermaßen Insektenkrankheiten übertragen werden.
  • Ihr Kind ein übermäßig großen Hautausschlag, Fieber oder andere Symptome entwickelt, die Anzeichen einer schweren Allergie bzw. eines allergischen Schocks auftreten.

Für Fragen zur Vermeidung von Insektenstichen, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Kinder und Corona

Kinder und Corona

Wir alle müssen in den letzten Monaten lernen, mit der politischen Krise rund um die Corona-Infektion umzugehen. Die Unsicherheiten, denen wir gegenüberstehen, bewirken bei vielen von uns eine tiefsitzende Unsicherheit, Stress, manchmal offene Ängste. Gleichermaßen reagieren Kinder und Jugendliche, und das ist grundsätzlich eine reguläre Funktion unserer Psyche, auf Unsicherheiten und abrupten Änderungen der alltäglichen Routine mit Stress.

Auch für uns Eltern ist es dann oftmals schwer, unser Kind bzw. unsere Kinder zu verstehen  und ihnen ein zuverlässiger Begleiter zu sein.

Zunächst möchte ich auf den Unterschied hinweisen, wie jüngere Kinder und Jugendliche auf Stress reagieren.

Kindergarten und Grundschulkinder reagieren, indem sie:

  1. Covid19-bezogene Themen in ihr Spielverhalten integrieren, z. B. weil eine Spielfigur ins Krankenhaus muss, weil es an einem Virus erkrankt ist.
  2. Themen wie Sterben oder Tod in ihr Spiel oder in Gespräche einfließen lassen, weil sie davon etwas aufgeschnappt haben, sei es im Radio, Fernsehen oder den Unterhaltungen Erwachsener.
  3. Reagieren regressiv, indem sie Säuglings- oder Kleinkindverhalten wiederholen, wie z. B. Daumennuckeln, Bettnässen, etc.
  4. Äußern Ängste, wenn sie von den Eltern oder anderen Betreuern getrennt werden, z. B. beim Einkaufen oder anderen Aktivitäten
  5. Zeigen Einschlafstörungen oder liegen lange in ihrem eigenen Bett wach.
  6. Zeigen ein rebellisches, aggressives Verhalten, wie sie es sonst nicht tun.

Jugendliche hingegen tendieren dazu, ihre Gedanken und Gefühle zu verinnerlichen, wenn sie gestresst sind, also weniger als jüngere Kinder sie expressiv zu verarbeiten. Dieses „in sich hineinfressen“ ist typisch für diese Altersgruppe und kann die psychische Belastung massiv verstärken. Weiterhin zeigen sie folgende Verhaltensauffälligkeiten:

  1. Ziehen sich von Freunden und Familienmitgliedern zurück.        
  2. Verbringen noch mehr Zeit auf ihren elektronischen Geräten bzw. am Bildschirm.
  3. Vernachlässigen die persönliche Hygiene.
  4. Richten ihre Frustration gegen Geschwister oder Eltern, aber nicht gegen die Situation selbst.
  5. Verweigern ihre sonstigen alltäglichen Verantwortlichkeiten.
  6. Zeigen verstärkt riskantes Verhalten.

Für uns Eltern ist das keine einfache Situation, da wir gelegentlich im Home-Office arbeiten, in Kurzarbeit sind, oder gar um den Arbeitsplatz fürchten müssen.

Folgendes können wir jedoch versuchen, um die Situation zu erleichtern und zu verbessern:

  1. Obwohl der Tagesablauf jetzt komplett anders ist, sollte versucht werden, eine gewisse neue tägliche Routine zu entwickeln, um sowohl Unsicherheit zu reduzieren, als auch Kindern wie Jugendlichen ein zumindest grobes Grundgerüst von Normalität zu geben.
  2. Wir sollten versuchen, uns zugänglich zu zeigen und unter Berücksichtigung der kindlichen bzw. jugendlichen Verhaltensweisen (siehe oben) zu verstehen, was unsere Kinder fühlen. Sehr häufig suchen unsere Kinder und Jugendlichen dann Bestärkung und Zuspruch, dass ihre Gefühle „ok“ sind.
  3. Virtuelle Spiel- und Kontaktmöglichkeiten können wir in Absprache mit den Eltern befreundeter Kinder organisieren, damit unser Nachwuchs mit Gleichaltrigen in Kontakt bleibt.
  4. Die Zeiten am Bildschirm, Fernseher, Gerätekonsolen sollten auch in Covid-Zeiten auf maximal 2 Stunden für Heranwachsende begrenzt bleiben.
  5. Stattdessen können Brettspiele, gegenseitiges Vorlesen und andere Aktivitäten zusammen als Familie Freude und Erfüllung bringen.
  6. Gemeinsames Spielen hilft Kindern auf zwei Wegen:
  • einerseits lernen sie durch das Spiel,
  • zweitens können sie im Spiel Gefühle und Ausdrucksformen für ihre Gefühle finden, für die sie vielleicht primär keine Worte haben.

Diskussionen über wirtschaftliche Probleme, Geld oder drohende Arbeitslosigkeit sollten vor Kindern und Jugendlichen vermieden werden, da dieser Themenbereich eine gravierende Quelle für Ängste ist.

Als Eltern sollten wir nicht vergessen, auch an uns selbst zu denken. Wir neigen dazu, die Wünsche und Notwendigkeiten unserer Familie über unsere eigenen Bedürfnisse zu stellen. Je besser wir unseren eigenen Stress managen und je mehr wir „guten“ Stress zu unserem Freund machen, desto leichter fällt es uns, anfällige innerfamiliäre Krisen zu bewältigen. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ beinhaltet auch, gut zu uns zu selbst zu sein.

Die medizinischen und hygienischen Fragen rund um Covid sind unverändert wichtig. Da es keine Therapie gegen Covid gibt und auch noch keine Impfung, bleiben nur die regulären hygienischen Maßnahme, um das Infektionsrisiko zu vermindern und damit das Risiko an der Infektion mehr oder weniger schwer zu erkranken.

Der Infektionsweg des Corona-Virus geht über die Nasen- oder Mundschleimhaut in den Rachen. Dort vermehrt sich das Virus, was zu deutlichen Rachenschmerzen führt. Gleichzeitig weisen viele Patienten eine Störung des Geruchs- und Geschmacksinnes auf, womöglich, weil das Virus die Zellen des Geruchs- und Geschmackssinnes befällt. Im Verlauf kann das Virus dann vom Rachen in die Lunge absteigen und es kommt zum Husten bis zur Lungenentzündung.

Wir müssen also vermeiden, dass das Virus auf die Nasen- oder Mundschleimhaut kommt. Dazu sollten wir uns nicht von Erkrankten anhusten oder anniesen lassen. Das geht am besten, indem Menschen mit akuten Atemwegserkrankungen selber einen Mundschutz tragen und Abstand, insbesondere zu allen Personen halten, die aufgrund von Alter, anderen Erkrankungen oder bestimmten Behandlungsmethoden (immunsuppressive Therapien) besonders gefährdet sind.

Wir selber nehmen das Virus oftmals auf, indem wir virusverseuchte Gegenstände anfassen und dann mit unseren eigenen Fingern ins Gesicht bringen. Daher ist Hände waschen ein ganz zentrales Element des Selbstschutzes. Reguläre Seife zerstört die Proteinhüllen um den Viruskern, sodass er mit einfachem Händewaschen mit Seife nicht mehr infektiös ist.

Corona wird besiegt werden! Die Neuinfektionen sind seit Wochen auf dem Rückzug bis kaum noch vorhanden, trotz bereits erfolgter Lockerungen der anfangs sehr strikten Hygienemaßnahmen. Inzwischen steht die Bewältigung unerwünschter Auswirkungen der Gegenmaßnahmen gegen das Coronas-Virus zunehmend im Vordergrund. Die Intention dieses Artikels ist Ihnen einige Wegmarken aufzuzeigen, wie sie die Reaktionen ihres Kindes  einschätzen können. Sollten sie hierzu noch weitere Fragen haben, können sie diese gerne an den Autor richten.

 

PD. Dr. Wenzel Nürnberger

Chefarzt der Kinderklinik

Asklepios Klinikum Uckermark, Schwedt

Sprechstunde:

Tel: 03332/ 53 41 51

Kinder und Bildschirmgeräte – Worauf müssen wir als Eltern achten?

Kinder und Bildschirmgeräte – Worauf müssen wir als Eltern achten?

Der Herbst ist, die Tage werden kürzer und die Abende länger: was liegt da näher als der verführerischen Versuchung der Streaming- und TV-Dienste zu nachzugeben. Und schon stellt sich die Frage: wie viele Stunden vor dem Bildschirm sind für ein Kind angemessen? Positiv ist, dass Erlebnisse vor Bildschirmgeräten (im weitesten Sinne Fernsehen, Computer, Spielkonsolen, Tablets bzw. Smartphones) für Sie und Ihr Kind und  auch gemeinsam sehr unterhaltsam und erfüllend sein können: Gleichwohl kann ein zu viel an Zeiten vor dem Bildschirm bei ihrem Kind negative Verhaltensweisen und Emotionen auslösen. Daher ist es wichtig, dass sie einen Überblick über die Bildschirmzeiten ihres Kindes haben, Grenzen setzen und ihr Kind dahinführen, die Bildschirmzeiten und die bildschirmfreien Aktivitäten in Balance zu halten.

Grundsätzlich gilt, dass Kinder bis zum 2. Geburtstag gar keine Bildschirmgeräte benutzen sollten, und das Kinder im Alter von 2. - 4. Jahren nicht länger als eine halbe Stunde am Tag vor dem Bildschirm sitzen sollten. Für ältere Kinder bis zum 18. Lebensjahr gilt ein Maximum von 2 Stunden pro Tag als Obergrenze der Benutzung von Bildschirmgeräten, wobei es sich hier um einen Durchschnittswert handelt*.

Kinder und Teenager die zu lange Zeiten vor einem Bildschirmgerät verbringen, weisen folgende unerwünschte Emotionen und Verhaltensweisen auf:

Sie werden:

  • einsam
  • traurig
  • übermüdet
  • gestresst und ängstlich
  • eher isoliert von Freunden bzw. der Familie
  • introvertiert und nervös
  • agitiert, im schlimmsten Fall wütend oder aggressiv

Insgesamt zeigen Teenager, die länger als durchschnittlich 2 Stunden am Tag vor einem Bildschirmgerät sitzen, ein geringeres Selbstwertgefühl*. Desweiteren zeigt sich eine schlechtere schulische Leistungsfähigkeit, da statt der Hausaufgaben eben der Bildschirm nachmittags zum zentralen Event wird.

Kinder, die von einem Bildschirm ablenken lassen oder Videospiele spielen und gleichzeitig essen,  nehmen oftmals nicht mehr wahr, wann sie eigentlich satt sind und nehmen in kurzer Zeit sehr viel Gewicht zu.

Was soll man als Eltern also tun?

Grundsätzlich sind die oben genannten Bildschirmzeiten einzuhalten. Wenn es so sein sollte, dass ihr Kind aktuell sehr viel längere Bildschirmzeiten hat, so ist die Empfehlung, wöchentlich die Bildschirmzeit um 30 min. pro Tag abzusenken bis man in dem altersbedingten Zielbereich ist.

Grundsätzlich sollte mindestens eine Stunde vor der Schlafenszeit kein Bildschirmgerät mehr benutzt werden, da die Kinder dann ein besseres Ein- und Durchschlafverhalten zeigen.

Eine Zeitbegrenzung sollte auch für die so genannten „aktiven Videospiele“ gelten: diese Videospiele sind beworben als „gesunder Weg“ um aktiv zu werden, jedoch lernen Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene wie sie diese Spiele mit nur minimaler Bewegung bzw. minimalen Gestenspielen kommen, sodass der echte Energieverbrauch nur sehr gering ist.

Besser ist es, die Zeit der aktiven körperlichen Betätigung an der frischen Luft (Fahrradfahren, mit anderen Kindern draußen spielen, Trampolin springen, Gartenrechen, im Winter Schnee schaufeln) als zeitliche Grundlage für die Bildschirmzeit zu benutzen: So kann man z. B. festlegen, dass 30 Minuten Außerhausaktivität zu 30 Minuten Bildschirmzeit berechtigt. Dabei sind natürlich die oben genannten Tagesgrenzen einzuhalten.

Sprechen sie mit Ihrem Kind über die Technologie:

Sprechen sie mit Ihrem Kind altersgerecht, aber offen über die positiven und negativen Seiten von Bildschirmgeräten. Damit helfen sie ihm, zu verstehen, dass es wichtig ist Interessen auch unabhängig von Bildschirmgeräten zu haben.

Negative Seite der Bildschirmgeräte

  1. Ihr Kind mag im Internet Dingen begegnen, die nicht angemessen für sein Alter sind. Ermutigen Sie ihr Kind, den Bildschirm dann abzuschalten und ihnen sofort Bescheid zu geben, wenn es etwas sieht, das ihm Angst macht oder das sich „nicht richtig“ anfühlt.
  2. Mit Freunden oder Familienmitgliedern von Angesicht zu Angesicht etwas zu unternehmen bringt positive Gefühle und ein besseres Gemeinschaftsgefühl. Soziale Medien und Technologie können dazu führen das man sich vereinsamt fühlt, da die Vielfalt von Sprache, Gestik, Wärme und Nähe fehlt.
  3. Passiv auf einen Bildschirm zu schauen führt im Regelfall zu einem reinen Konsumverhalten. Im Gegensatz dazu ist eine gesunde Vorstellungskraft und Kreativität wichtig für Kinder und Jugendliche. Sie sollen und dürfen zur Entwicklung ihrer Persönlichkeit eigene Ideen generieren, eigene Problemlösungen finden und sich auch ohne Technologie zu unterhalten können.
  4. Ohne angemessene Grenzen kann die Bildschirmtechnologie zu Suchtverhalten führen, sodass nur wenig Zeit und Lust für andere Aktivitäten verbleibt.

Positive Seiten der Bildschirmgeräte

  1. Bildschirmtechnologie kann richtig eingesetzt zu einem besseren Lern- und Ausbildungsverhalten Ihres Kindes führen, da es Informationen bereitstellt die sonst nicht zu finden sind.
  2. Familienmitglieder oder andere wichtige Personen im Leben ihres Kindes, die weit weg sind können durch die Bildschirmtechnologien leichter erreicht werden. Einen persönlichen Kontakt ersetzen sie jedoch nicht.
  3. Als Familie oder mit Freunden gemeinsam Filme zu schauen oder Videospiele zu spielen, kann in dieser Art das Gemeinschaftsgefühl stärken.

Selbst mit den besten Informationen und Regeln kann es schwierig sein für ihr Kind die Bildschirmzeiten angemessen einzuhalten. Grundsätzlich sollte ihr Kind Bildschirmzeiten als eine Art Privileg ansehen. Bildschirmtechnologien öffnen ihrem Kind viele Türen zum Internet, und geben bisher ungeahnte neue Möglichkeiten.

Aus der Vielzahl der Angebote und propagierten Vorbildern kann jedoch für Ihr Kind ein Gefühl eines Überwältigtseins entstehen bis hin zu depressiven Gefühlen der eigenen vermeintlichen Schwäche; hierüber können Sie mit ihrem Kind offen sprechen, denn wir alle wissen, dass im Internet vieles aufgehübscht bzw. gefakt ist. Nicht zuletzt ist es wichtig, dass ihr Kind auch online sicher ist.

Bei gemeinsam genutzten Computern oder Bildschirmgeräten ist es angeraten, einen eigenen Kinder-Account einzurichten mit entsprechenden Elternkontrollmöglichkeiten. Erinnern sie ihr Kind immer wieder daran, dass es im Internet Personen gibt die sich als etwas anderes ausgeben, als sie in Wirklichkeit sind, und dass unter diesen Personen auch Kriminelle sind.  

Erklären sie ihrem Kind, niemals bei Online-„Freunden“ Fragen zu beantworten die sehr persönlich sind, wo sie oder ihre Familien leben, oder andere Daten, Telefonnummer etc.

Unterstützend für eine gesunde Entwicklung ihres Kindes im Verhältnis zu Bildschirmgeräten ist es an folgende Punkte zu denken:

  1. TV-Geräte und Computer sollten nicht im Schlafzimmer stehen.
  2. Schalten die den Fernseher aus beim gemeinsamen Essen.
  3. Sorgen sie für möglichst viele körperliche Aktivitäten für ihr Kind, sei es in der Schule, Sportclubs und Unterricht in Sportarten.

Unser Herz schlägt für das Leben

Wir wissen, dass nichts „einfach“ ist, wenn es die Gesundheit Ihres Kindes betrifft. In der Kinderklinik Schwedt betreuen wir über 1000 Kinder jedes Jahr auf der Station und über 4000 in der Ambulanz. Erfahrung, auf die Sie zählen können! Unser Team aus Kinderärzten, Pflegekräften, Physiotherapeuten, Sozialarbeitern und Konsilärzten ist speziell darauf trainiert, Besonderheiten und individuelle Wünsche von Kindern und ihren Familien wahrzunehmen, zu verstehen und umzusetzen.

Gut zu erreichen und kompetent bei allen Gesundheitsfragen

  • Bei stationäre Aufnahmen hilft Ihnen das Sekretariat der Kinderklinik weiter. Für weitere Fragen (Herausfinden des optimalen Termins, Mitaufnahme der Mutter, nüchtern oder nicht? Was muss mitgebracht werden? etc.) steht Ihnen ein erfahrenes Gesundheits- und Kinderkrankenpflegeteam zur Verfügung, das Ihnen gerne alle relevanten Punkt erläutert.
  • Ambulante Termine vereinbaren Sie bitte über das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) – dort helfen mehrere Kinderärzte Ihnen und Ihrem Kind. Gerne vereinbart das Pflegepersonal und die medizinischen Fachangestellten Zeiten für ausführlichere Arztgespräche.
  • Für Fragen und Erläuterungen zu Maßnahmen nimmt sich unser ärztliches und pflegerisches Personal viel Zeit. Eltern, Pflegepersonal und Ärzte sind in unseren Augen die beste Medizin! Darüber hinaus unterstützen wir, dass Sie Ihr krankes Kind  während seines stationären Aufenthalts rund um die Uhr begleiten können.

Schwangere unter 18 Jahren

Jugendliche Schwangere können anonym Kontakt mit Ärzt:innen der Kinderklinik bzw. der Geburtshilfe aufnehmen. So entsteht ein früher, unverfänglicher Gesprächskontakt, der zu einem eigenständigen und eigenverantwortlichen Umgang mit der Schwangerschaft verhilft.

Wir geben Ihnen bei der Entlassung Ihres Kindes einen Arztbrief mit - darüber hinaus besprechen wir wichtige Befunde bzw. besondere Maßnahmen noch vor der Entlassung telefonisch mit den einweisenden Ärztinnen und Ärzten. Oberstes Ziel ist eine nahtlose, möglichst verlustfreie Kommunikation, um auch nach dem Klinikaufenthalt gute Ergebnisse zu sichern. Viele Fragen und Probleme können so oftmals im Vorfeld beantwortet bzw. vermeiden werden.

Die Sicherheit Ihrer Kinder hat für uns höchste Priorität.

Wir verbessern stetig die Weiterbildung unserer Assistenzärzt:innen mittels interner und externer Fortbildungsprogramme. Zudem werden Prozeduren mit höchster Priorität speziell für ärztliche und pflegerische Mitarbeiter erarbeitet und mehrfach jährlich trainiert. Darüber hinaus nutzen wir die Möglichkeiten des Critical-Incident-Report-System (CIRS) mit dem Ziel, aufkommende Unregelmäßigkeiten zu erfassen und zu eliminieren, bevor folgenreiche Fehler und Schäden entstehen. Damit wenden wir dasselbe hochkarätige Fehlervermeidungsmanagement an, das in der Luftfahrt seit Jahrzehnten üblich ist.

Flyer-Downloads

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