Evozierte Potentiale in der Elektrophysiologie
Evozierte Potentiale sind durch Sinnes- oder Stromreizausgelöste Veränderungen der elektrischen Hirnaktivität. Diese Veränderung lässt sich schmerzfrei an der Kopfhaut ableiten und in Kurvenform auf dem Computer darstellen. Man kann je nach Diagnose und Fragestellung die Seh- oder Gefühlsbahn messen. Diese Untersuchung dient unterstützend bei der Diagnoseerhebung und dokumentiert den Verlauf. Auch die motorischen (bewegungs-) Leitungsbahnen lassen sich untersuchen. Hierbei wird über die Kopfhaut stimuliert und in der Peripherie (an verschiedenen Muskeln) abgeleitet. Diese Methode findet bei Kindern jedoch nur während einer Operation Verwendung.
SEP (sensorisch evozierte Potentiale) = Gefühlsbahn
Bei den SEP stimuliert man mit Elektroden (ohne Nadeln) an Händen und Füßen mit leichtem Strom und misst, wann dieser Reiz am Kopf ankommt. Somit gewinnt man eine Aussage über den Zustand des Rückenmarkes und ob es „normal schnell“ Signale weiterleiten kann.
Diese Untersuchung kann bereits je nach Kooperation bei Kindern ab dem dritten Lebensjahr durchgeführt werden und dauert ca. 20 Minuten. Eine Narkose ist nicht erforderlich.
Wenn notwendig, kann die SEP Ableitung auch bei jüngeren Patienten unter drei Jahren, in einer leichten Sedierung erfolgen, z.B. im Anschluss an ein MRT in Sedierung oder auf der Intensivstation.
Diese Messung ist bei uns im Haus in der neurochirurgischen, pädiatrischen und orthopädischen Sprechstunde eine gängige Untersuchung bei folgenden Diagnosen und dokumentiert den Verlauf und die Prognose:
- Chiari-Malformation
- Syringomyelie
- Tetherd cord
- Spina bifida
- Lipomeningocele
- Spinale Tumore/Gehirntumore
- Skoliose
- Myelopathie
- Bandscheibenvorfall
- Stenosen
- Neurofibromatose
- Meningitis
VEP (visuell evozierte Potentiale) = Sehbahn
Bei den VEP wird der Sehnerv durch einen Reiz in Form von wechselndem Schachbrettmuster provoziert und mit Elektroden am Kopf der Sehregion abgeleitet. Die Augen werden nacheinander gemessen. Diese Untersuchung kann bei Kindern ab dem sechsten Lebensjahr erfolgen (je nach Kooperation) und dauert ca. 30 Minuten. Eine Messung bei sedierten Kindern ist nicht aussagekräftig. Das Ergebnis würde durch die Sedierung verfälscht werden.
Bei folgenden Diagnosen macht die VEP Untersuchung Sinn:
- Multiple Sklerose
- Hirntumor
- Optikusdekompression
- Gesichtsfeldausfälle
IOM (Intraoperatives Monitoring) = Überwachung der Nervenfunktion während Operationen
Das IOM dient der Überwachung verschiedener Nervenbahnen und Nervenstrukturen während einer Operation. Dabei können die Nerven für die Sensibilität (SEP = Gefühl / Empfindung), die Motorik (MEP = Bewegung), das Sehen (VEP) und Hören (AEP) überwacht werden.
Das IOM ist eine Hilfestellung für den Chirurgen. Hiermit kann er z.B. gesundes von auffälligem Gewebe besser unterscheiden, Nervenstränge erkennen und diese schonen. Dadurch können Schädigungen am Nerv und an bestimmten Bahnsystemen im Gehirn und somit einhergehende Lähmungen und Gefühlsstörungen vermieden werden.
Das Standard IOM setzt sich bei uns im Haus wie folgt zusammen: MEP (Motorik), SEP (Sensorik) und EMG (Elektromyogramm der Hirn – und Spinalnerven = Nervenaktivität). Das IOM Setting kann aber durch AEP (akustisch evozierte Potentiale = Hören), D-Wave (direkte MEP Antwort am Rückenmark) und NLG (Nervenleitgeschwindigkeit) erweitert werden.
Mit dem IOM begleiten wir viele verschiedene Operationen bei Patienten bereits ab dem fünften Lebensmonat, wie zum Beispiel bei
- Filum terminale Durchtrennungen
- Resektionen spinaler Tumore oder Gehirntumore
- Gardner Dekompressionen
- Instrumentationen
- Skoliose Korrekturen
- Bandscheibenvorfällen
- Freilegung von Nervensträngen
Ihr Team der Elektrophysiologie
Bei uns ist Ihr Kind in guten Händen:
Sandra Parke, Jule Ewert, Jana Forkosh