Vorsorgeuntersuchungen in Coronazeiten - Alarmsymptome von Magen und Darm nicht ignorieren
Prof. Dr. Andrea May informiert
Im Laufe der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, dass Patienten vermehrt Vorsorgeuntersuchungen hinausschieben oder Warnzeichen des Körpers aus Angst, sich im Krankenhaus mit Corona zu infizieren, ignorieren. „Das kann fatale Folgen haben“ sagt Prof. Dr. Andrea May, Chefärztin der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Onkologie und Pneumologie an der Asklepios Paulinen Klinik. Sie informiert darüber, welche Warnzeichen auf keinen Fall auf die leichte Schulter genommen werden sollten.
Auch in Pandemiezeiten sollten Vorsorgeuntersuchungen wie gewohnt durchgeführt werden. Durch Hygienekonzepte und großzügige Teststrategien wird von Krankenhausseite viel für die Sicherheit getan, um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Dagegen können nicht rechtzeitig erkannte Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes fatale Folgen haben. Besonders wichtig ist die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung des Darms per Darmspiegelung wenn eine familiäre Belastung vorliegt, also bereits nahe Verwandte an Darmkrebs erkrankt sind. Das gilt auch für andere Tumore im Verdauungstrakt.
Auch länger anhaltende akute Beschwerden sollten die Patienten nicht auf die leichte Schulter nehmen und einen (Fach)-Arzt aufsuchen. „So sind Alarmsymptome für Erkrankungen der Speiseröhre länger anhaltendes Sodbrennen oder Schluckstörungen. Erkrankungen des Magens führen häufig zu Oberbauchschmerzen und raschem Völlegefühl. Die Gründe für Blut im Stuhl sollten stets abgeklärt werden. Auch Veränderungen wie Durchfälle oder neu aufgetretene Verstopfung über längere Zeit bedürfen der weitergehenden Untersuchung. Allgemeine Alarmsymptome sind ungewollte Gewichtsabnahme, allgemeine Schwäche, Müdigkeit, Leistungsabfall oder nächtliches Schwitzen“, sagt Prof. May.
Auch im Bereich der Medizin hält die Künstliche Intelligenz (KI) mehr und mehr Einzug. Dabei soll sie den Mediziner bei Diagnose und Therapie zum Wohle des Patienten unterstützen, ohne den Bezug zu ihm zu verlieren. Bei der Darmspiegelung mit KI-Unterstützung ändert sich für den Patienten nichts. Wie bisher wird nach der Darmreinigung das flexible Koloskop in den Darm eingeführt. Die Bilder aus dem Darminneren werden auf einen Monitor ausgegeben und vom Arzt auf Veränderungen hin untersucht. Die einfach per Knopfdruck zugeschaltete Software erkennt jedoch problematische Stellen zusätzlich. So können bis zu 15 Prozent vom Arzt nicht wahrgenommene Veränderungen weitergehend begutachtet und im Zweifelsfall entfernt werden.
„Die Computer-assistierte Polypenentdeckung kann mehr und zum Teil schneller Polypen finden als das menschliche Auge und es ermüdet nicht. Die Software markiert während der Untersuchung zusätzlich problematische Areale in der Darmwand, die wir eventuell nicht wahrgenommen hätten. Dabei kann die intelligente Software mit einer Wahrscheinlichkeit von bis zu 90 Prozent vorhersagen, ob es sich um harmlose Polypen handelt oder um solche, die bösartig werden können. So werden die Polypen gezielt entfernt, die im Sinne einer Krebsprophylaxe entfernt werden müssen. Voraussetzung ist allerdings die gute Darmvorbereitung, weil nur ein sauberer Darm sorgfältig untersucht werden kann“, sagt Prof. May.
Es ist Prof May wichtig darauf hinzuweisen, dass die KI nicht die Erfahrung und Fähigkeiten des Facharztes ersetzten, sondern ihn nur unterstützen kann. Die Ergebnisse zusammenzuführen und zu interpretieren ist weiterhin Aufgabe des erfahrenen Spezialisten. Darüber hinaus wird er auch immer den direkten Kontakt zum Patienten halten, um die Untersuchungsergebnisse zu erläutern und eventuell notwendige weitere Therapieschritte zu besprechen.