Im Transportkorb "gerettet"
Rauch quillt aus dem Altbau der Asklepios Paulinen Klinik. Ein Feuerwehrauto fährt mit Blaulicht von der Schiersteiner Straße auf den Hof. Feuerwehrmänner mit gelben Helm und Schutzkleidung kommen aus dem Wagen uns ziehen den Löschschlauch ins Gebäude. "Hilfe! Hier brennt`s", schallt es aus einem Fenster über den Hof.
Aufgebrochene Türen, Verletze und Blaulicht - so realistisch ist die Brandschutzübung. Männer mit Atemschutzmasken kommen aus der Altenpflege der Klinik. Die Drehleiter vom Einsatzwagen fährt aus und die Rettung der Patienten beginnt. Fünf Verletze werden durch die Fenster geborgen, denn der Rauch schneidet den Rettungsweg im Gebäude ab.
Branschutzübung: Asklepios Paulinen Klinik und Feuerwehr üben Notfall in der Abteilung Altenpflege
Die älteren, verletzen Menschen, die in dieser Abteilung liegen, werden gespielt von Schwesternschülern. Die 20-jährige Julia Frickel ist eine von ihnen, die zum ersten Mal in einem Transportkorb der Feuerwehr mitfährt. "Das ist sehr aufregend, wie das alles abläuft", sagt auch Schülerin Kim Schmidt. Als sie gerettet wird, hält jeder den Atem an: Auf eine feuerfesten Matratze geschnallt fährt sie auf der Drehleiter Richtung Boden. So wird realitätsnah die Rettung von Patienten simuliert, die nicht selber gehen können.
Gründe für Brände in Krankenhäusern sind laut dem Brandschutzbeauftragten der Klinik, Joachim Pfeiffer, heimliche Raucher, die ihre Zigaretten irgendwo verschwinden lassen, offene Kerzen, technische Deffekte oder mutwillige Brandstiftung. Eine große Rolle spielen nach seinen Angaben die körperlichen Einschränkungen und das eingeschränkte Reaktionsvermögen der Bwohner von Altenpflegeheimen. Viele schnell brennbare Materialien wie beispielsweise Sauerstoffflaschen und Bettwäsche ließen schnell einen Großbrand entstehen. "Die Chemikalien in Kliniken stellen eine besonders große Herausforderung dar", sagt Joachim Pfeiffer.
"Es ist immer schwierig eine ganze Etage eines Krankenhauses zu evakuieren", erklärt Pfeiffer, während die Leiter einen weiteren Geretteten zu Boden lässt. Deshalb komme es viel zu selten zur praktischen Brandschutzübung in Kliniken. Mit Rettungswegen und Feuerwehrzufahrten sorgen der bauliche Brandschutz dafür, die Ausbreitung eines Feuers so gering wie möglich zu halten. Brandmeldeanlagen und Löschwasserversorgung können als technischer Brandschutz das Feuer eingrenzen. Feuerlöscher in der Klinik und eine theoretische Einweisung aller Mitarbeiter werden als organisatorischer Brandschutz bezeichnet. Doch wie reagiert man, wenn tatsächlicher Rauch unter einer Tür hervorquillt? "Wenn ein Feuer in einem Krankenhaus erst einmal brennt, dann stellt es uns vor eine unglaubliche Heruasforderung", sagt der Einsatzleiter der Feuerwehr, Phillip Posledni.
Um kurz nach drei Uhr läuft bei der Leitstelle die Brandmeldung der Asklepios Paulinen Klinik ein. Innerhalb von wenigen Minuten stehen Einsatzwagen vor der Tür. Weniger als zwei Kilometer ist die Berufsfeuerwehr entfernt. Die zwei, drei Fahrzeuge seien aber nur ein kleiner Löschzug. "Bei einem richtigen Notruf arbeiten wir in ganz anderen Dimensionen", sagt Posledni. Dann würden die Feuerwehrautos die ganze Einfahrt füllen. An diesem Nachmittag war es eben nur eine Übung und zum Glück kein echter Brand.
Dieser Text ist aus dem Wiesbadener Kurier vom 10.06.16