Ministerin Petra Grimm-Benne spricht mit Asklepios Klinik Weißenfels über die Herausforderungen nach der Pandemie
Am 19. April besuchte Petra Grimm-Benne, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung in Sachsen-Anhalt, gemeinsam mit dem parlamentarischen Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion Rüdiger Erben und Oberbürgermeisterkandidat Bernd Ostermann die Asklepios Klinik Weißenfels, um über künftige Herausforderungen nach der Pandemie zu sprechen und sich ein Bild von der Lage in der Klinik zu machen.
Die Pandemie stellt Kliniken in Deutschland fortwährend vor große Aufgaben. Trotz leicht sinkender Inzidenzen sind die stationären Behandlungszahlen von Corona-Patient:innen weiterhin hoch. Die Asklepios Klinik Weißenfels ist eine tragende Säule in der Gesundheitsversorgung der Menschen im Burgenlandkreis – dennoch sinken die Patientenzahlen seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020. Beim Besuch von Ministerin Petra Grimm-Benne ging es daher um die Frage, welche politischen Weichen gestellt werden müssen, um Kliniken nachhaltig und über die Pandemie hinaus zu unterstützen.
„Die Gesundheitsversorgung wird sich in den kommenden Jahren wandeln. Sie wird vernetzter, kooperativer und sektorenübergreifend“, sagt Grimm-Benne. Es bedürfe – vor allem in ländlichen Regionen – neuer Versorgungsmodelle zur Gewährleistung der wohnortnahen Gesundheitsversorgung. Dazu zählten beispielsweise ambulant-stationäre Gesundheitszentren.
„Wir dürfen nicht fortlaufend den Krisenmodus ausrufen. Krankenhäuser sind mittlerweile routiniert im Umgang mit Covid-19-erkrankten Patient:innen, sodass wir andere Erkrankungen nicht länger vernachlässigen dürfen“, so Hannah Gilles, Geschäftsführerin der Asklepios Klinik Weißenfels.
„Familien haben ihre Angehörigen teilweise wochenlang nicht gesehen – und konnten sich dann nicht einmal verabschieden. Das war das Schlimmste“, blickt Alexandra Zelsmann, Pflegefachkraft auf der Intensivstation der Klinik, zurück.
Dr. Petra Wegermann, Ärztliche Direktorin der Asklepios Klinik Weißenfels, ergänzt: „Unsere Mitarbeiter:innen haben in den vergangenen zwei Jahren sehr viel geleistet, wofür wir ihnen unseren größten Respekt entgegenbringen. Nun müssen wir uns fragen, wie wir trotz dieser Infektionserkrankung, die noch nicht ausgelöscht ist, wieder in den Normalbetrieb zurückkehren.“
Für die Asklepios Klinik Weißenfels steht fest, dass sie in Zukunft ihrem Versorgungsauftrag in vollem Maße nur nachkommen kann, wenn folgende Themen auf politischer Ebene angegangen werden: eine bessere Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung, eine Erhöhung von Investitionen in den Kliniken und ein Abbau von Bürokratie im Krankenhaus in Kombination mit der Stärkung des Berufsbildes der Pflege.
Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung
Ambulant vor stationär: Diesen medizinischen Grundsatz lebt die Asklepios Klinik Weißenfels bereits durch die enge Zusammenarbeit des Medizinischen Versorgungszentrums mit der Klinik. Dennoch bedarf es dringend einer Anpassung der Vergütungsstruktur zwischen ambulanten und stationären Sektoren, um Patientenströme besser und effizienter leiten zu können. Für viele Behandlungen, die ambulant erbracht werden könnten, gibt es teilweise keine Vergütungsmöglichkeit. Hier müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die Leitidee „ambulant vor stationär“ bei gleichbleibender Qualität real umsetzen zu können. Ziel muss es daher sein, diese Grenzen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung, unter Einbindung innovativer digitaler Möglichkeiten, weiter aufzubrechen.
Investitionen in Kliniken erhöhen
Laut Krankenhausfinanzierungsgesetz sind die Bundesländer dazu verpflichtet, Landesmittel für die Investitionen der Krankenhäuser zur Verfügung zu stellen. Deutschlandweit kommen dieser Regelung aber nur die wenigsten Bundesländer in angemessenem Umfang nach, weshalb jährlich eine Finanzierungslücke von 3 bis 4 Milliarden Euro entsteht. Die Asklepios Klinik Weißenfels finanziert jährlich zwischen 75 und 80 Prozent der getätigten Investitionen aus erwirtschafteten Eigenmitteln. 2020 investierte die Asklepios Klinik (trotz Pandemie) u. a. in einen neuen OP-Roboter, in den Umbau zweier OP-Säle und den Aufbau der geriatrischen Tagesklinik. 2021 wurde in den Neubau des MVZ Standortes investiert, für 2022 ist u. a. die Erneuerung des Mammographie- sowie des Angiographiegerätes geplant. Ziel muss es sein, dass das Land mehr in die Kliniken investiert, um Innovationen voranzutreiben und den Status als attraktiver Standort und Arbeitgeber sicherzustellen.
Abbau von Bürokratie, Stärkung der Pflege
Wertvolle Zeit am Patienten geht durch den enormen Dokumentationsaufwand verloren. Allein im ärztlichen Dienst wird 44 Prozent der Arbeitszeit für Dokumentation aufgewendet, im Pflegedienst sind es 36 Prozent. Zeit, die dem medizinischen Personal für die Patient:innen fehlt. Die Zeit für Corona-Patient:innen ist sogar noch enger bemessen, da das Personal mehr Ressourcen für das Erfüllen der Hygiene- und Dokumentationsvorgaben benötigt. Ziel muss es daher sein, Bürokratie abzubauen und digitale sowie pragmatische Lösungen zu schaffen, die den Patient:innen zu Gute kommen.
Zudem muss das Berufsbild der Pflege weiter gestärkt werden, um mehr Menschen für die Pflege zu gewinnen. Der Fachkräftemangel trifft alle Kliniken und sorgt für Ausfälle auf Station. Dieser Entwicklung muss entgegengewirkt werden, indem die Ausbildung ausgebaut, Lehrkräfte geschult und Hilfskräfte für pflegenahe Tätigkeiten eingesetzt werden.
„Mit der Reform der Pflegeberufe durch den Bund ist es gelungen, das Schulgeld für die Pflegeausbildung in Sachsen-Anhalt abzuschaffen und eine Ausbildungsvergütung einzuführen“, sagt Ministerin Grimm-Benne. Das seien zentrale Schritte für die Nachwuchs- und Fachkräftesicherung. Zudem sollen Bildungsgänge gestärkt werden, die frühzeitig Kenntnisse und Fertigkeiten im Pflegebereich vermitteln. Mit dem Modellprojekt Pflegehelfer plus sollen gezielt Schülerinnen und Schüler aus dem Übergangssystem für eine zukünftige Ausbildung motiviert und gefördert werden.
„Wir sind Frau Grimm-Benne sehr dankbar, dass sie mit uns als Klinik in den Dialog gegangen ist, um über künftige Herausforderungen offen zu sprechen“, so Jana Uhlig, Regionalgeschäftsführerin Asklepios Region Sachsen / Sachsen-Anhalt. „Nun hoffen wir, dass die Themen auch auf Landesebene angegangen werden.“