Medienbericht: Weihnachten ohne Wein

Weihnachten ohne Wein. Vor dieser Herausforderung steht Anett alle Jahre wieder. Lange war ihr der Griff zur Flasche wichtiger als ihre Familie. Heute ist sie eine nüchterne Alkoholikerin. Ansprechpartner im Asklepios Fachklinikum Teupitz helfen der 56-Jährigen und anderen Suchtkranken, während der Feiertage nicht rückfällig zu werden.

Eine schleichende Vergiftung

In der Vergangenheit bestimmte Alkohol Anetts Leben: Was als gelegentliches Trinken begann, entwickelte sich zu einer Sucht, die sie körperlich und emotional zerstörte. „Wein war mein Weichspüler für alles”, sagt sie. Und auch der ihres damaligen Partners. Anfangs trank jeder abends eine halbe, schließlich eine ganze Flasche Wein. Doch Anett fand die Kraft und befreite sich aus der alkoholvergifteten Beziehung. Vor zwölf Jahren trennte sie sich von ihrem Partner und zog mit beiden Kindern weit weg. Doch die Alkoholsucht blieb. Dazu kamen Depressionen und Trinken wurde zur alltäglichen Gewohnheit.

In Teupitz Hilfe gefunden

Widerwillig ließ sie sich schließlich in die Asklepios Klinik Teupitz einweisen. Doch selbst drei einwöchige Entwöhnungsaufenthalte genügten nicht, um vom Alkohol abzulassen. Nach jedem Rückfall ging es ihr schlechter als zuvor. Doch Anett wollte leben, machte auch den vierten Entzug. Jede Woche fuhr sie nach Teupitz – hundert Kilometer hin und zurück. Eine Selbsthilfegruppe im Asklepios Klinikum gab ihr Rückhalt gegen den Rückfall. Endlos lang kam ihr das erste Jahr vor. Diszipliniert hielt sie stand und den Alkohol auf Distanz. Heute liegt Anetts vierter Entzug zehn Jahre zurück. Seitdem hat sie keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt und „Weihnachten ist für mich endlich wieder ein schönes Fest”, wie sie sagt. Noch immer hilft ihr heute der regelmäßige Gedankenaustausch mit Gleichbetroffenen in der Selbsthilfegruppe dabei, im Leben klarzukommen.

Klinik ist auch über Weihnachten Anlaufstelle

Gerade die Weihnachtszeit kann für Alkoholiker und solche, die es einmal waren, zu einer Gefahr werden. Sandra Schulz-Hartmann, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, betont, dass die Feiertage oft von depressiven Stimmungen und Familienkonflikten geprägt sind. Alkohol dient dabei häufig als vermeintlicher „Frustlöser“, verschärft jedoch Konflikte und enthemmt. „Wenn eine Krisensituation wirklich so groß ist, dann kann man zu uns in die Klinik kommen. Egal ob nüchtern oder alkoholisiert”, bietet Sandra Schulz-Hartmann an. „Für solche Notfälle stehen wir rund um die Uhr zur Verfügung. Auch an Heiligabend.” Notfall-Patienten können sich entweder bei dem Dienst habenden Arzt oder direkt auf der Station melden. Auch wer befürchtet, die bevorstehenden Festtage in der Familie oder allein nicht ohne Alkohol zu überstehen, kann kurzzeitig (bis zu einer Woche) in der Klinik stabilisiert werden. Von diesem Angebot machten in den vergangenen Jahren viele Patienten über die Weihnachtsfeiertage Gebrauch.

Es handelt sich bei diesem Text um eine Kurzversion eines Beitrages in der MAZ- www.maz-online.de (Bezahlschranke).

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