Junge Reha: Auf die Plätze, fertig, Leben!

Spezielles Reha-Programm für Krebs-Patient:innen von 25 bis 35 Jahren gestartet

Patientinnen der jungen onkologischen Reha mit Johannes King und PD Dr. Georgia Schilling.
Genuss-Seminar als Teil der Therapie: Patientinnen des Premieren-Durchgangs mit Sterne-Koch Johannes King und Chefärztin PD Dr. Georgia Schilling (rechts).

Plötzlich ist nichts mehr, wie es war: Die Diagnose Krebs verändert schlagartig das ganze Leben. Wünsche, Träume, Pläne - alles ausgebremst. Betroffene stehen vor einem Berg an Ängsten und Fragen. Je nach Alter und Lebenssituation stehen dabei ganz andere Herausforderungen und Probleme im Vordergrund. Doch gerade junge Erkrankte fielen bei der Suche nach einer geeigneten Rehabilitations-Einrichtung bislang durchs Raster, denn die meisten Kliniken in Deutschland sind auf Patient:innen ab 40 Jahren ausgerichtet.

 

Das will die Asklepios Nordseeklinik Westerland ändern: Gemeinsam mit der Asklepios Klinik Triberg wurde ein Reha-Konzept speziell für Krebs-Patient:innen im Alter zwischen 25 und 35 Jahren entwickelt. 16.000 junge Erwachsene erkranken nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft jährlich an Krebs. "In jungen Jahren ist das ein extremer Einschnitt", weiß PD Dr. Georgia Schilling, Chefärztin der Onkologischen Rehabilitation in der Nordseeklinik und leitende Oberärztin des Asklepios Tumorzentrums in Hamburg. Während die körperliche Erholung meist schneller geht, sind die psychischen Herausforderungen dafür umso größer: Wie geht es jetzt mit meinem Studium oder meiner Karriere weiter? Welche Auswirkungen hat die Krankheit auf die Sexualität? Was wird aus meiner Familienplanung? Auch der Familienalltag mit kleinen Kindern und die Partnerschaft werden auf eine Belastungsprobe gestellt.

 

Das Konzept der jungen onkologischen Reha geht unter dem Motto "Auf die Plätze, fertig, Leben!" auf diese Besonderheiten ein. Die Reha-Zeit wird in einer festen Gruppe verbracht, in der alle im gleichen Alter sind und ähnliche Probleme und Fragen haben. So können Erfahrungen geteilt und Themen gemeinsam bearbeitet werden - und die Gruppe kommt gemeinsam voran. Ein eigener Aufenthaltsraum mit Kicker, Tischtennisplatte und Dartscheibe sorgt zusätzlich für einen geschützten Rahmen.

 

"Auch das Therapieprogramm ist auf die Altersgruppe ausgerichetet", erklärt Schilling. So lernen die Teilnehmer zum Beispiel gesunde Ernährung kennen, die in de Alltag passt, und machen im "Genuss-Seminar" mit Sterne-Koch Johannes King neue kulinarische Entdeckungen. Mit Golf-Lehrer Marc Robin Wenzel wird im Marine-Golfclub der Abschlag geübt. "Weitere Aktionen wie eine Dance-Challenge oder Surfen sind in Planung", sagt die Chefärztin. Klassische Reha-Maßnahmen wie Physiotherapie oder Entspannung gibt es natürlich trotzdem.

 

Die ersten Patient:innen, die das neue Konzept an der Nordseeklinik gerade durchlaufen haben, sind begeistert. "Ich würde mich immer wieder dafür entscheiden", sagt Nadja (33) aus der Nähe von Speyer. Der Gemeinschafts-Gedanke ging voll auf: Schon nach zwei Tagen gab es eine WhatsApp-Gruppe, es wurde gemeinsam Geburtstag gefeiert und Pizza bestellt. Es sei schön, in der festen Gruppe mit Gleichaltrigen zu sein, die auch die Krebsdiagnose verbindet, sagt Christine (35) aus Karlsruhe. "Es ist einfach nicht das Gleiche, wenn ich mich zum Beispiel mit Dermatologie-Patienten austausche."

 

Die Teilnahme am Junge-Reha-Konzept kann im Rahmen des Wunsch- und Wahlrechts beim Reha-Antrag angegeben werden und wird ganz regulär von den Kostenträgern bezahlt. Eine Festlegung auf eine bestimmte Art der Krebserkrankung gibt es nicht.

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