Die Familie als Fluch und Segen
Zu den Referenten der Tagung am 11. März am Asklepios Fachklinikum Stadtroda zählt auch der bekannte Psychiater und Autor Dr. Hans-Joachim Maaz
Stadtroda, den 16. Februar 2017. Der renommierte Psychiater, Psychoanalytiker und Autor Dr. Hans-Joachim Maaz (u.a. „Der Gefühlsstau“, „Die narzisstische Gesellschaft“) wird als einer der Referenten auf der gemeinsamen Fachtagung des Thüringer Weiterbildungskreises für Psychotherapie und Tiefenpsychologie e.V. und der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatische Medizin am Asklepios Fachklinikum Stadtroda fungieren.
Unter der Überschrift „Fluch und Segen der Familie“ firmiert die diesjährige Fachtagung, die am Samstag, den 11. März, ab 9 Uhr im Felsenkellersaal des Klinikums stattfindet. „Wir freuen uns über die rege Nachfrage an unserer gemeinsamen Fachtagung, für die bereits viele Anmeldungen vorliegen“, betont Dr. Uwe Wutzler, Chefarzt der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatische Medizin. Daran, so Dr. Wutzler, lasse sich die hohe Brisanz und Aktualität des Tagungsthemas ablesen.
Vor dem Hintergrund des immensen Einflusses, den unsere Entwicklungsbedingungen in den ersten Lebensjahren auf unser gesamtes späteres Lebens haben und der Transformationsprozesse eines modernen Rollen- und Familienverständnisses, will die Tagung der Frage nachgehen, welche Art der Mütterlichkeit und der Väterlichkeit einen positiven Einfluss auf die Entwicklung hat. Gefragt werden soll auch nach negativen Auswirkungen und nach den Folgen neuer familiärer Formen und nach der Rolle der Geschwister.
„Psychodynamische Aspekte der Geschwisterpositionen“ hat die Pädagogin, Psychologin, Therapeutin und Psychoanalytikerin Dr. Dorothee Adam-Lauterbach (Berlin) zum Thema ihres Seminars gemacht. Im Vordergrund stehen entwicklungspsychologische Aspekte und spezifische Konfliktkonstellationen der Geschwisterbeziehungen in Kindheit, Adoleszenz und Erwachsenenalter.
„Familie – Sehnsuchtsort und Fluchtgrund?“ – dieser Frage möchte der gleichnamige Vortrag von Prof. Dr. Günter Reich nachgehen. Familie, betont der Leitende Psychologe der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie vom Universitätsklinikum Göttingen, sei eine stets im Wandel begriffene Institution, die ersehnt, aber auch bekämpft wird. Zur „traditionellen“ Familie hinzu treten moderne Formen, wie Ein-Eltern-Familien, Patchwork-Familien oder „Regenbogenfamilien“ mit gleichgeschlechtlichen Partnern.
„Die Mütterlichkeit entscheidet über die Persönlichkeits- und Gesellschaftsentwicklung“, so lautet die titelgebende These des Vortrags von Dr. Hans-Joachim Maaz. In Stadtroda wird er darüber sprechen, auf welche Weise die frühe mütterliche und väterliche Beziehungsqualität über die Entwicklungschancen eines Kindes entscheidet. Mehr noch: Durch Beziehungsnormen und Werte einer Gesellschaft werden spezifische frühe Beziehungsstörungen auch massenwirksam, indem sie gesellschaftliche Fehlentwicklungen – so genannte „Normopathien“ – begründen. Für Deutschland werden drei Normopathien beschrieben: Nationalsozialismus, real existierender Sozialismus, narzisstische Gesellschaft.
Hans-Joachim Maaz, der bis zu seinem Ruhestand 2008 Chefarzt der Psychotherapeutischen und Psychosomatischen Klinik im Evangelischen Diakoniewerk Halle gewesen ist, erlangte vor allem als Autor Bekanntheit. Sein 1990 erschienenes Werk „Der Gefühlsstau“ untersucht den Einfluss von staatlicher und familiärer Repression des DDR-Systems auf die Psyche der in diesem sozialisierten Menschen. Große Beachtung fand unter anderem auch sein 2012 erschienenes Psychogramm „Die narzisstische Gesellschaft“, in dem die Gier als zentrales Symptom benannt wird. Der „Normopath“, als stets normale und angepasste, überkorrekte und überkonforme Personifikation einer durch Anpassungsdruck geprägten Gesellschaft geht um in Maaz‘ jüngster Arbeit „Das falsche Leben“, die im März erscheinen soll.
Kontakt
Kontakt: Dr. Uwe Wutzler
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