Schlaganfall-Tag: Chefarzt Dr. med. Thinius im neuen Video-Podcast: Alles, was Sie zum Thema wissen sollten!
Die Zahlen sind alarmierend, die Krankheit kommt oft heimtückisch und leise daher: Etwa 270.000 Menschen erleiden pro Jahr in Deutschland einen Schlaganfall. Mehr als 80 Prozent der Betroffenen sind älter als 60 Jahre. Der Schlaganfall steht bei den Todesursachen an dritter Stelle und ist die häufigste Ursache für eine Langzeitbehinderung. Anlässlich des bundesweiten „Tages gegen den Schlaganfall“ sensibilisiert Dr. med. Ralph Thinius, Chefarzt der Klinik für Neurologie in der Asklepios Klinik Schildautal Seesen, für die Zivilisations- und Volkskrankheit Schlaganfall. Im neuesten Video-Podcast der Reihe „Gesundheitsforum Seesen digital“ informiert er rund um das Thema und gibt Tipps, wie man einem Schlaganfall vorbeugen, ihn möglicherweise vermeiden kann.
Das diesjährige Motto der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe: „Ein bisschen was geht immer! Bewegung im Alltag wirkt Wunder.“
Das diesjährige Motto der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe lautet: „Ein bisschen was geht immer! Bewegung im Alltag wirkt Wunder.“
Mehr als 80 Prozent der Schlaganfälle und vorzeitigen Herzerkrankungen wären vermeidbar, wenn keine Risikofaktoren entstehen beziehungsweise diese frühzeitig erkannt werden“, sagt Dr. med. Thinius, renommierter Facharzt für Neurologie mit den Zusatzbezeichnungen Schlaf-, Ernährungs-, Verkehrs- und Rettungsmedizin.
Dabei ist Bewegung entscheidend für die Prävention, um einen Schlaganfall zu vermeiden. Sie forciert vor allem die Herz-Kreislauf-Gesundheit und ist gut für die Seele. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt pro Woche mindestens 150 Minuten moderate Bewegung. So kann man das persönliche Schlaganfall-Risiko um 50 Prozent senken. Doch schon vor der Corona-Pandemie haben gerade einmal 45 Prozent der Menschen in Deutschland dieses Ziel erreicht.
Hier geht’s zum Video Podcast, „Gesundheitsforum Seeesen digital: Schlaganfall“:
https://www.asklepios.com/seesen/unternehmen/gesundheitsforum-digital/
und hier:
Hinter dem Wort Schlaganfall verbergen sich eigentlich zwei unterschiedliche Erkrankungen beziehungsweise Hauptursachen: Zum einen der sogenannte „blutige Schlaganfall“, also die Gehirnblutung, zum anderen der „unblutige Schlaganfall“, bekannt als sogenannter Hirninfarkt. Der Hirninfarkt ist die häufigere Form (über 80 Prozent der Fälle), bei dem Blutgefäße „verstopft“ sind, entweder durch ein verschlepptes Blutgerinnsel (Embolus) oder auf Grund einer Gefäßverkalkung (Arteriosklerose).
Welche Risikofaktoren gibt es? „Je älter man ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu bekommen“, erläutert Dr. Thinius. Andere Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen, Alkohol- und Drogenkonsum, Stress, mangelnde Bewegung, Übergewicht und schlechte Ernährung lassen sich allerdings durchaus beeinflussen. Diese verursachen Gefäßschäden, Arteriosklerose. Ein gesunder Lebensstil und eine medikamentöse Therapie können positiv wirken. Menschen mit einer guten Gesundheitskompetenz sind eher in der Lage, einer Erkrankung vorzubeugen.
Frühwarnzeichen
Die häufigsten Zeichen sind akut aufgetretene Lähmungserscheinungen, Gefühlsstörungen wie Kribbeln und Taubheitsgefühle, Sehstörungen, Kopfschmerzen, Sprachstörungen, Schwindel, Benommenheit und selten: plötzliche Bewusstlosigkeit.
Die Symptome lassen sich durch den sogenannten FAST Test schnell erfassen:
- Blick ins Gesicht des Betroffenen, ihn auffordern, die Arme zu heben und ihn sprechen zu lassen.Dieser Schnelltest kommt aus dem Englischen und F steht für Face und meint ein asymmetrisches Gesicht durchhängenden Mundwinkel.
- Das A steht für Arm und der Betroffene kann seine Arme nicht mehr bewegen und das S steht für Speech, denn die Sprachfähigkeit kann eingeschränkt sein und der Betroffene kann Wörter nur undeutlich oder ohne Sinn hervorbringen.
- Das T leitet sich von Time also Zeit ab und bedeutet sofort den Rettungsdienst mit 112 anzufordern. Es erfolgt die Notfalleinweisung auf die Stroke Unit, eine spezielle Schlaganfalleinheit, die sich in unserem Landkreis in der Asklepios Schildautal Klinik befindet.
Dr. Thinius: „Wenn eine plötzliche Lähmung einer Körperhälfte auftritt, ist die Verdachtsdiagnose auch von Laien schnell gestellt, aber manchmal liegt die Diagnose nicht so auf der Hand.“ Auch plötzlich aufgetretene Sprachstörungen (gelegentlich als „Verwirrtheit“ fehlgedeutet), plötzliche Sehstörungen, ein schiefer Mundwinkel mit undeutlichem Sprechen und Schwindel evtl. mit anderen neurologischen Symptomen wie Kribbeln, Ungeschicklichkeit einer Hand oder starker Gangunsicherheit kann Folge eines Schlaganfalls sein. In der Anfangsphase der Behandlung kommt es auf Geschwindigkeit an: nach Schätzungen gehen bei einem Verschluss eines hirnversorgenden Gefäßes ein bis zwei Millionen Gehirnzellen pro Minute verloren! Deswegen lautet ein Slogan der Schlaganfallbehandlung „time is brain“, also „Zeit bedeutet Gehirn“. Bei Verdacht auf einen Schlaganfall sollte daher der Rettungsdienst (Tel. 112 oder 19 222) gerufen werden. An der Leitstelle müssen die Symptome geschildert werden.
Erste-Hilfe-Tipps:
- Der Betroffene sollte möglichst nicht allein gelassen werden. Wenn er bei Bewusstsein ist, ihn auf dem Rücken und mit leicht erhöhtem Oberkörper (circa 30 Grad, zum Beispiel durch ein Kissen im Rücken) lagern! Ist er dagegen bewusstlos oder erbricht er, sollte man ihn in die stabile Seitenlage bringen. Falls man keine Atmung oder keinen Herzschlag feststellen kann, müssen sofort die Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen werden.
- Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes sollte der Betroffene weder trinken noch essen, da seine Schluckfunktion gestört sein könnte. Falls Zahnprothesen die Atmung behindern könnten, am besten diese entfernen.
- Nach dem Eintreffen wird sich der Rettungsdienst oder Notarzt um den Patienten kümmern und ihn - falls sich der Verdacht auf einen Schlaganfall bestätigt – auf die Schlaganfalleinheit, die sogenannte Stroke Unit, die Schlaganfall-Spezialabteilung, verlegen.