Arzt-Appell an Jüngere: Corona-Erkrankung nicht unterschätzren und früh medizinische Hilfe suchen
Ulrich Sievers, Leitender Oberarzt und Leiter des Hygieneteams der Asklepios Kliniken in der Region Harz (Asklepios Harzkliniken und Asklepios Klinik Schildautal Seesen), hat angesichts der andauernden Corona-Welle und ihrer dynamischen Entwicklung jetzt besonders an Menschen jüngeren und mittleren Alters einen dringlichen Appell gerichtet: Sie sollten die Covid-19-Erkrankung nicht unterschätzen und sich unbedingt frühzeitig in ärztliche Behandlung begeben, gegebenenfalls dann auch frühzeitig ein Krankenhaus aufsuchen. Hintergrund: Die Covid-19-Patient*innen in den Kliniken sind derzeit jünger und die Krankheitsverläufe deutlich schwerer. Diese aktuelle Situation war auch Thema im regelmäßig tagenden Krisenstab des Landkreises Goslar, an dem auch Sievers teilnimmt.
Die Covid-19-Patient*innen sind derzeit viel jünger als bisher, deren Krankheitsverläufe deutlich schwerer
„Im vergangenen Jahr waren die Covid-19-Patient*innen bei uns in den Kliniken im Durchschnitt 80 Jahre und älter, derzeit sind sie zwischen 40 und 50 Jahre alt, teilweise noch jünger“, beobachtet Oberarzt Sievers und stellt ebenfalls besorgt fest: „Die Covid-19-Verläufe sind dabei nunmehr viel schwerer als früher, das sollte jedem bewusst sein.“
Teilweise sind sie so schwer, dass zwei Patient*innen sogar an Universitätskliniken verlegt werden mussten, weil sie dort an künstliche Lungen angeschlossen werden mussten - ein aufwendiges Prozedere, das nur dort, in spezialisierten Zentren, gewährleistet werden kann. Es geht hierbei um das sogenannte ECMO-Verfahren, das auch als „extrakorporale Membranoxygenierung“ bezeichnet wird. Im Klartext: Wenn alle Beatmungsversuche scheitern, ersetzt eine Box am Bett die kranke Lunge. Das bedeutet, dass das Blut außerhalb des Körpers an einer Membran mit Sauerstoff befüllt und danach wieder in den Körper eingeleitet wird. Da der Gasaustausch in der künstlichen Lunge erfolgt, wird auf diese Weise die eigene Lunge des Patienten entlastet.
Der Appell von Sievers kommt auch vor dem Hintergrund der aktuellen Lage im Landkreis Goslar, wo derzeit erst rund ein Fünftel der Bevölkerung gegen Covid-19 immunisiert ist, sei es durch Impfung oder bereits eine Corona-Erkrankung. Der Hygiene-Experte mahnt daher an: „Gerade Menschen jüngeren und mittleren Alters sollten Covid-19 und die jetzige Variante auf keinen Fall unterschätzen, eine Corona-Erkrankung keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen, sondern sich sofort in ärztliche Behandlung begeben und ihren Krankheitsverlauf aufmerksam beobachten. Sollte sich dann der Zustand verschlechtern, raten wir, frühzeitig zu reagieren und sich notfalls dann auch, wenn erforderlich, schnell in ein Krankenhaus zu begeben.“
Sievers betonte erneut, wie wichtig die Präventionsmaßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie seien, wie beispielsweise die Maskenpflicht auch in den Asklepios-Kliniken und das Besuchsverbot. Es gibt nur wenige, streng geregelte Ausnahmen des Besuchsverbots in Einzelfällen.
Die Asklepios Kliniken in der Region Harz sind umfassend auf Covid-19-Patient*innen vorbereitet. Sie halten die gesetzlich geforderten Kapazitäten auf Normal- und Intensivstation frei und sind jederzeit in der Lage, diese umfassend zu erweitern. Derzeit bewegt sich die Zahl der Covid-19-Patienten*innen in den Asklepios Kliniken in der Region Harz im unteren einstelligen Bereich, das kann sich aber bei steigenden Inzidenzwerten im Landkreis jederzeit ändern. Sievers betont: „Niemand muss Angst haben, wir sind voll aufnahmebereit für Patient*innen: Es gibt extra eingerichtete Isolierstationen, in denen isolierpflichtige Patient*innen nach höchsten Schutzvorkehrungen von speziell geschultem Fachpersonal betreut werden können – sie sind streng von den regulären Stationen abgeschirmt und räumlich getrennt. Natürlich werden die Hygiene-Richtlinien des Robert Koch-Instituts stets eingehalten. Es besteht also kein Grund zu besonderer Sorge, kein erhöhtes Ansteckungsrisiko. Mit dem für Corona im Landkreis zuständigen Gesundheitsamt sind wir ständig in enger Abstimmung.“
Prof. Dr. med Jörn Heine, Ärztlicher Direktor der Asklepios Harzkliniken, ergänzt: „Unterdessen beobachten wir mit Sorge ein Phänomen: Patient*innen mit schweren und lebensbedrohlichen Erkrankungen nehmen aus Angst vor einer Corona-Infektion immer öfter dringend notwendige Klinikbehandlungen nicht wahr. Dadurch bringen sie sich mitunter in Gefahr, zum Beispiel bei einem Herzinfarkt. Die akute Erkrankung ist oft weit gefährlicher als das Risiko einer Corona-Ansteckung. Eine wichtige endoprothetische Versorgung beispielsweise sollte nicht unbedingt unnötig verschoben werden. So kann man sich ohne Bedenken auch planbaren Operationen wie Hüft-oder Knieprothesen unterziehen.“