Wenn der Chefarzt unters Messer muss - Operateure haben vollstes Vertrauen in die Kollegen
Klinikärzte operieren fast jeden Tag Menschen, die mit mehr oder minder schweren Diagnosen zu ihnen kommen. Dabei müssen die Patienten viel Vertrauen in die Kunst der Mediziner haben, schließlich hängt ihre Gesundheit oder gar ihr Leben vom Können der Operateure und ihren technischen Möglichkeiten ab. Was aber ist, wenn auch der Arzt mal operiert werden muss?
Gleich drei Chefärzte der Asklepios Klinik Schwalmstadt mussten sich in der Vergangenheit einem Eingriff unterziehen, einer von ihnen war Dr. Felix Meuschke. „Durch Überanstrengung der Schulter beim Sport und bei der Arbeit im OP hatte ich mir eine Verletzung der Rotatorenmanschette zugezogen, diese musste operativ behandelt werden“, erzählt der 46-Jährige. „Das war eine völlig ungewohnte Rolle“, erinnert sich der „Patient Meuschke“, der im beruflichen Alltag als Chefarzt die Allgemein- und Viszeralchirurgie leitet. „Ärzte sind kritischer als Laien“, vermutet er, „zudem ist es ein seltsames Gefühl, wenn man das Skalpell nicht selbst in der Hand hält“, so der routinierte Operateur weiter. „Es kamen mir aber keine Bedenken, denn ich hatte vollstes Vertrauen in die Kollegen“, beschreibt er seine Überlegungen. Operiert hat ihn Dr. Karol Stiebler, Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie, doch zuvor schickte ihn Leitende Oberärztin Kathrin Hilscher ins Land der Träume. „Sie hat im Vorfeld auf die obligatorische Beruhigungstablette bestanden“, erinnert sich Dr. Meuschke, „vermutlich, damit ich ihr beim Legen des Schmerzkatheters nicht ins Handwerk pfusche“, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu. Nach der erfolgreichen OP lag Meuschke noch drei Tage auf Station, „so konnte ich die Arbeit des Pflegeteams auch mal aus einer anderen Perspektive erleben“, erinnert sich der hochzufriedene Patient. Dank intensiver Physiotherapie, konnte Dr. Meuschke bereits nach acht Wochen wieder am OP-Tisch stehen, „zum Glück hatte ich das Skalpell endlich wieder selbst in der Hand“, lacht er. „Gerade in meinem Bereich muss man gut aus der Schulter arbeiten können“, freut er sich über die wiedererlangte Beweglichkeit und auch andere Ärzte des Ziegenhainer Krankenhauses bedurften schon der Hilfe ihrer Kollegen.
Dr. Peter Dahl etwa ließ sich einen Leistenbruch von Dr. Meuschke operieren, „ich schätze mich als guten Patienten ein, schließlich war es nicht meine erste OP“, so der langjährige Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie und endovaskuläre Gefäßtherapie. „Ich hatte vollstes Vertrauen, weil ich wusste, wie hier gearbeitet wird“, sagt Dahl, „denn Vertrauen reduziert Schmerzen“, fügt er hinzu und lobt ausdrücklich die gute Leistung der Anästhesisten.
„Prinzipiell ist man schon etwas aufgeregt“, beschreibt sich Dr. Matthias Schulze in seiner Rolle als ehemaliger Patient, denn auch der Ärztliche Direktor der Asklepios Kliniken Schwalm-Eder musste schon mindestens zweimal unters Messer. Vor anderthalb Jahren stand bei ihm ebenfalls eine Leistenbruch-OP an, ein paar Jahre zuvor bedurfte er einer Athroskopie des Knies. „Das Wissen um die Sorgfalt gibt einem Sicherheit“, betont Schulze, daher gehe er doch lieber zu einem ihm bekannten Arzt als zu einem fremden. „Für uns ist das Vertrauen der Kollegen eine echte Auszeichnung“ machen Dr. Stiebler und Dr. Meuschke deutlich, „und das gleiche Vertrauen bringen uns die Patienten ja täglich entgegen“, fasst Dr. Dahl den positiven Effekt auf die Außenwirkung zusammen.