Teamgeist in schwierigen Zeiten - Hohe Belastung für Pflegekräfte auf der Corona-Station
Mit Beginn der Corona-Pandemie mussten sich viele Menschen auf die neue Situation einstellen, sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld gab es unzählige Veränderungen. Vor allem auf die Krankenhäuser kam ein erweitertes Aufgabenspektrum zu, einige Stationen mussten vorübergehend schließen, damit Kapazitäten geschaffen werden konnten, um für die steigende Zahl der Patienten mit Covid-19-Erkrankung gewappnet zu sein.
Im Asklepios Klinikum Schwalmstadt wurde Anfang März die Station 1 zur Isolierstation umfunktioniert, die baulichen Gegebenheiten waren dort am besten dazu geeignet, die notwendigen Hygienemaßnahmen umzusetzen. Insgesamt verfügt die Station über 48 Betten, derzeit müssen 30 davon für Corona-Patienten oder solche mit dringendem Verdacht auf die Infektion freigehalten werden. Diese Anzahl kann sich je nach aktueller Lage wöchentlich ändern, deshalb ist ein ständiger Austausch zwischen der Covid-Task-Force und den Ärzten unabdingbar.
Verena Buchholz und Sabine Hoffmann leiten das Team von 37 Pflegekräften, die in Voll- oder Teilzeit arbeiten - nach Möglichkeit ist auch immer derselbe internistische Stationsarzt für die Covid-Einheit zuständig. „Wir sind eine gewachsene und eingespielte Mannschaft", beschreibt Verena Buchholz ihre engagierten Kolleginnen und Kollegen, „leider mussten einige erfahrene Kräfte aufgrund ihres Alters und dem daraus resultierenden Risiko auf andere Stationen im Haus versetzt werden". Die bisherige Arbeit auf der Geriatrie kommt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugute, da viele Erkrankte im fortgeschrittenen Alter sind. „Wir brauchen gerade in diesen schwierigen Zeiten ein stabiles und funktionierendes Team", betont Verena Buchholz, „und das haben wir auch", fügt Kollegin Sabine Hoffmann hinzu. Der Aufwand für den Umgang mit Corona positiven Patienten ist enorm, vor dem Betreten des Isolierzimmers muss die umfangreiche Schutzkleidung angelegt werden. Diese besteht aus einem wasserabweisenden Schutzkittel, einer Schutzhaube, Handschuhen, einer FFP-2-Maske sowie einem zusätzlichen Visier vor dem Gesicht. Die Aufenthaltsdauer im Raum ist davon abhängig, welcher Pflegeaufwand für den jeweiligen Patienten notwendig ist. „Je länger die Versorgung dauert umso belastender ist es für die Pflegekraft", weiß Jasmin Blombach aus eigener Erfahrung, „das Atmen durch die Maske und die Sicht durch das Visier sind vor allem bei körperlich anstrengenden Arbeiten eingeschränkt, zudem kommt man unter der Kopfhaube und dem Kittel schnell ins Schwitzen", ergänzt Kollegin Sarah Jacob – beide sind examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen auf der Station. Neben der physischen ist auch die psychische Belastung gestiegen. Bei aller Freude über jeden Patienten, der als geheilt entlassen werden oder zumindest stabilisiert in häusliche Quarantäne geschickt werden kann, versterben auch immer wieder Menschen an Corona. Sobald sich der Allgemeinzustand eines Patienten verschlechtert, werden die Angehörigen über den zuständigen Arzt informiert. Diese erhalten dann die Möglichkeit ihre Liebsten zu besuchen. Selbstverständlich erhalten die Angehörigen eine Schutzausrüstung sowie eine Aufklärung zum Infektionsrisiko.
„Es gab Wochen, da hatten wir fünf Tote zu beklagen und an einem einzigen Tag sogar schon mal drei", lautet die traurige Bilanz. Wenn früher etwa ein älterer Mensch auf der Geriatrie verstarb, wurde das Zimmer entsprechend hergerichtet, sodass die Angehörigen im würdigen Rahmen Abschied nehmen konnten. Aufgrund der Infektionsgefahr ist dies aktuell nicht möglich, das führt nicht nur bei den Angehörigen sondern auch bei den Pflegekräften zu emotionalen Irritiationen. „Wir fühlen und leiden mit den Hinterbliebenen, da auch wir gefährdete Personen im familiären Umfeld oder im Kollegenkreis haben, die es im unkontrollierten Corona-Ausbruch im Frühjahr stark getroffen hat", beschreibt die Stationsleitung die Gefühlslage in dieser angespannten Zeit. „Die Kollegen sprechen viel über das Erlebte und helfen sich gegenseitig", berichtet Sarah Jacob, darüber hinaus bestehe für Mitarbeiter vor Ort die Möglichkeit eine offene interne Sprechstunde bei Dr. Wulf aus der Psychiatrischen Abteilung im Asklepios-Klinikum Melsungen zu besuchen. „Uns ist wichtig, dass schlimme und prägende Ereignisse nicht einfach mit nach Hause genommen werden", so das Ziel dieser Krisenbewältigung. Ihr Einsatz im Krankenhaus bringt für die Mitarbeiter mittlerweile zu einigen Benachteiligungen, „bei privaten Arztterminen, egal ob Zahnarzt, Nachsorge, Magenspiegelungen oder Ähnliches, wurden wir Pflegekräfte aufgrund unserer Ehrlichkeit in Bezug auf unseren Arbeitsplatzes bereits des öfteren diskriminiert. Wir wurden einfach wieder nach Hause geschickt und nötige Untersuchungen wurden einfach nicht durchgeführt", bemängeln die Pflegekräfte zu recht. „Wir geben hier alles, bisweilen wird von Patienten oder deren Angehörigen leider vergessen, dass auch wir nur Menschen sind", sagt Jasmin Blombach. Ihre Kollegin Sabine Hoffmann blickt indes hoffnungsvoll nach vorne, „ich freue mich schon auf den Zeitpunkt, wenn wir das Iso-Material an die Seite legen können und dann unsere geriatrischen sowie palliativen Patienten wieder mit unserem tollen Team wieder ganz normal bei uns begrüßen dürfen."