Spagat zwischen Freud und Leid - Dr. Heinz-Josef Kaum ist seit zehn Jahren Chefarzt in Schwalmstadt
Am 1. Januar 2011 übernahm Dr. med. Heinz-Josef Kaum die Stelle als Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Asklepios Klinikum Schwalmstadt. „Meine ausgeübte Medizin ist ein akademisches Handwerk“, sagt er voller Überzeugung, „ immer mit dem Ziel, Patientinnen durch mein Tun zu helfen und in der Geburtshilfe, dass Mutter und Neugeborenes wohlauf sind“.
Der gebürtige Rheinländer stammt aus einfachen Verhältnissen, trotzdem ermöglichten die Eltern ihm und seinem älteren Bruder ein Universitätsstudium. Nach dem Abitur studierte der heute 60-Jährige an der Rheinisch-Westfälischen-Technischen-Hochschule Aachen Humanmedizin, legte dort sein Staatsexamen ab und promovierte 1987 zum Doktor der Medizin. In den vergangenen 35 Jahren durchlief er mehrere Stationen als Assistenzarzt, anfangs in der Chirurgie in Kevelaer am Niederrhein, anschließend in der Gynäkologie und Geburtshilfe im Knappschaftskrankenhaus und Prosperhospital Recklinghausen. An der Landesfrauenklinik mit Hebammenlehranstalt in Wuppertal vollendete er schließlich seine Ausbildung zum Facharzt - in Paderborn und Köln-Holweide war Dr. Kaum als Oberarzt und später als Leitender Oberarzt tätig. 2005 wurde er Chefarzt in den Frauenkliniken in Schwelm und Soest, zum Jahreswechsel 2010/2011 verließ er seine rheinische Heimat und übersiedelte ins benachbarte Hessen - seither wohnt er mit seiner Frau und dem jüngsten seiner sechs Kinder in unmittelbarer Nähe zum Ziegenhainer Krankenhaus.
„Als Geburtshelfer mit vielen Rund-um-die-Uhr-Diensten kann ich innerhalb von wenigen Minuten im Kreißsaal oder im OP sein“, macht der bekennende Pragmatiker deutlich, „das ist insbesondere wichtig, wenn meine Hilfe für Leib und Leben der Neugeborenen entscheidend ist“, so der Mediziner weiter. „In der Gynäkologie und der Geburtshilfe geht es gleichermaßen um Frauen und deren intimste Angelegenheiten“, umschreibt der Facharzt seinen Aufgabenbereich und betont die notwendige Sensibilität, mit der den Patientinnen zu begegnen sei. „Neben der Fortpflanzung des Menschen und dem Wunder der Geburt, geht es aber auch um gut- und bösartige Erkrankungen der Frau, die nicht nur körperlich, sondern auch seelisch gut behandelt werden wollen“, benennt Dr. Kaum die zwei Seiten der Medaille.
Im Umgang mit den Menschen in seiner Umgebung kommt ihm seine rheinische Frohnatur zugute, „ich bin kein distanzierter Chef und auch die Patientinnen sollen keine Berührungsängste mit mir haben“, lautet sein Credo. Zwar kann er seinen heimatlichen Dialekt nicht verheimlichen, doch in seiner Sprache ist er stets bemüht, medizinische Zusammenhänge so zu erklären, dass es auch der Laie versteht. „Ich verlasse kein Patienten- und Untersuchungszimmer, wenn der Patientin noch etwas unklar ist“, betont der Arzt diese wichtige Vertrauensbildung, „selbst wenn ich manche ausländische Sprache nicht verstehe, kann man allein durch Gestik und Mimik Ängste abbauen“, ist er sich sicher. „In den vergangenen dreieinhalb Jahrzehnten sind an meinen geburtshilflichen Wirkungsstätten etwa 32.000 Babys geboren worden“, blickt der Geburtshelfer nicht ohne Stolz zurück.
Doch zu seiner Abteilung gehören nicht nur gesunde Kinder und glückliche Eltern, weiß der erfahrene Facharzt zu berichten, schicksalhafte Schwangerschaftsverläufe, die Gott sei Dank selten sind, und schwere Eingriffe bei Krebserkrankungen gehören ebenfalls zu seinem Klinikalltag. „Gerade in solchen Fällen ist es unser aller Aufgabe, nicht nur medizinische Hilfe zu leisten, sondern auch eine seelische Stütze zu sein“, beschreibt er den Spagat zwischen Freud und Leid. „Das alles geht nur im Team“, betont der Chefarzt, „Hebammen, Pflegepersonal und Ärzte arbeiten hier sehr harmonisch zusammen“, lobt er den engeren Kreis, aber auch das Drumherum aus Verwaltung, Geschäftsführung, Handwerkern, Küche bis hin zu den Raumpflegerinnen trügen zu einem funktionierenden Arbeitsablauf im Krankenhaus bei. „Sicherlich hatte ich zwischenzeitlich auch Angebote für Chefarztstellen an anderen Krankenhäusern, aber ich bin hiergeblieben, weil ich weiß, was ich hier Gutes zusammen mit meinem ganzen Team aufgebaut habe“, lautet sein bisheriges Resümee. „Ich bin zwar nicht mehr der Jüngste“, ist sich Heinz-Josef Kaum kurz vor seinem 61. Geburtstag bewusst, „aber ich hoffe, dass ich diesen Beruf noch ein paar Jahre ausüben und auch den anschließenden Ruhestand noch bei guter Gesundheit mit meiner Familie genießen kann“.