Nachwuchs in der Verantwortung - Erfolgreiches Projekt „Schüler leiten eine Station“
Auf ihrem dreijährigen Weg zum examinierten Gesundheits- und Krankenpfleger durchlaufen die Schüler zahlreiche Ausbildungsabschnitte, so findet etwa der Theorie- und Praxisunterricht im Asklepios Bildungszentrum für Gesundheitsfachberufe Nordhessen in Bad Wildungen statt. Das Gelernte setzen die Auszubildenden auf unterschiedlichen Stationen im Klinikbetrieb um, wo sie die dortigen Fachkräfte im Arbeitsalltag unterstützen.
Nach dem Motto „Der Mensch wächst an seinen Aufgaben" geht man seit mehr als 20 Jahren einen besonderen Weg in der Pflegeausbildung, auf der Zielgeraden wird der Nachwuchs mit einer besonderen Aufgabe konfrontiert. „Schüler leiten eine Station" heißt das Projekt, bei dem die Auszubildenden die gesamte Organisation einer Pflegestation eigenverantwortlich übernehmen sollen. Im jährlichen Wechsel findet es entweder am Standort Schwalmstadt oder in Bad Wildungen statt – diesmal kamen 35 Auszubildende auf die Station 1 des Klinikums Schwalmstadt. Das bedurfte einer guten Vorbereitung und Planung, nicht zuletzt auch in der Logistik - so musste beispielsweise ausreichend Arbeitsbekleidung vor Ort zur Verfügung stehen.
Während dieser zwei Wochen werden die Schüler von den examinierten Pflegekräften der Station, Praxisanleitern, den Ärzten sowie den Lehrkräften des Bildungszentrums betreut und unterstützt. „Ziel dabei ist es, gleichzeitig das selbständige Arbeiten und die Teamarbeit zu fördern", erklären Erika Kraft und Kirstin Kaufmann, „zudem lässt es die Schüler ihre eigenen Stärken und Schwächen erkennen", so die beiden Kursleiterinnen weiter. Im realen Einsatz werden Tätigkeiten gezielt geübt und gegebenenfalls wiederholt, das ist eine gute Vorbereitung auf die in Kürze anstehenden Abschluss prüfung - eventuelle Defizite Einzelner werden sichtbar und können umgehend abgestellt werden. „Schüler, die wir im Unterricht bislang eher als still wahrgenommen haben, blühen hier in der Praxis richtig auf", freuen sie sich über die positive Wandlung. „Jeder wird auch mal in die Rolle der Schichtleitung versetzt", ergänzt Stationsleiterin Verena Buchholz, dazu gehöre unter anderem die Personaleinteilung für den jeweiligen Tag, die Teilnahme an übergreifenden Besprechungen oder die Kommunikation mit Schnittstellen, wie EKG, Röntgen oder OP.
„Das ist eine wichtige Erfahrung für die Schüler", sind sich Nadine Becker, Tanja Schnell und Sabine Hoffmann sicher, „sie bekommen ihre eigenen Grenzen aufgezeigt, über die sie bestenfalls sogar hinauswachsen", lautet die Erfahrung der Praxisanleiterinnen.
Ein Gewinn für alle
Aus Sicht der Klinik bringt das Projekt ebenfalls positive Aspekte mit sich, „zum einen reflektieren sich die Mitarbeiter durch die Anleitung der Schüler auch mal selbst", sagt Squollan Schöneweiß, „darüber hinaus sehen sie, dass man dem Nachwuchs durchaus etwas zutrauen kann", so die Leiterin des Pflegedienstes weiter. „In diesen zwei Wochen ist eine ganz starke Entwicklung erkennbar", sind sich die Verantwortlichen einig, „die Jungen werden von Tag zu Tag selbständiger und das Stationspersonal entspannter". Der erhöhte Personalschlüssel kommt auch den Patienten zugute, gerade auf der geriatrischen Station ist Zeit ein kostbares Gut. „Sie fühlen sich wohl und merken, dass die Schüler sich besonders aufmerksam um sie kümmern", stellen die Mitarbeiter fest, zudem biete sich in der Zeit die Möglichkeit für besondere Angebote, wie etwa ein Erzähl-Café.
Zur Vorbereitung auf den Einsatz in der Geriatrie haben die angehenden Pflegekräfte zusätzlich intensiv die Umsetzung des Bobath-Konzeptes geübt, dabei geht es um die Positionierung und den Transfer von Patienten. „Es ist ein großer Unterschied, ob man mit einem Mitschüler als Übungspatienten umgeht oder hier mit Menschen, die eine echte Einschränkung haben", betonen die Ausbilder – es verbessere auf jeden Fall das Handling mit älteren Patienten. Auch für die Schüler ist es eine interessante Zeit, „in diesem Rahmen waren wir noch nie im Einsatz", bestätigt Jan Lichtenfeld. „Das ist nicht nur eine gute Vorbereitung auf die Prüfung sondern auch auf die Zeit danach", ist sich der Schüler sicher. Zum gleichen Ergebnis kommt auch Leonard Melchior, „es geht weit über den sonstigen Ausbildungsalltag hinaus", sagt er begeistert. „Neben dem Lerneffekt ergibt sich eine gute Plattform als künftige Arbeitnehmer", resümiert die Pflegedienstleitung, denn der Nachwuchs sei herzlich willkommen. Nach Abschluss des Projekts wird es eine gemeinsame Evaluation geben, damit alle daraus lernen können - für die angehenden Pflegefachkräfte stehen schließlich im Sommer die schriftlichen, mündlichen und praktischen Prüfungen an. Den künftigen Azubis steht ab Herbst sogar die Option offen, den Theorie- und Praxisunterricht auch in der neugeschaffenen Zweigstelle Ziegenhain zu besuchen – es sind noch Plätze frei.