Sicher mobil bleiben - Zum Konzept „Rollator-Führerschein“ an den Asklepios Schwalm-Eder-Kliniken
Mobilität ist Freiheit. Der Wunsch mobil zu bleiben bedeutet jedoch für viele Senioren und Menschen mit Gangstörung ein enormes Risiko. Um den steigenden Zahlen an Sturzunfällen entgegenzuwirken, rufen Dr. med. Jens Zemke, Chefarzt Klinik für Geriatrie der Asklepios Schwalm-Eder-Kliniken, und seine Kooperationspartner zum 1. Februar das Projekt „Rollator-Führerschein“ für Patienten ins Leben.
Aktuelle Statistiken sagen die Nutzung von bis zu sechs Millionen Rollatoren in Deutschland im Jahr 2022 voraus. Auf diese Prognose wird sich im Schwalm-Eder-Kreis durch den „Rollator-Führerschein“ mit medizinischen Assessments, technischen Schulungen und weiteren Präventionsmaßnahmen vorbereitet. Das Team an den Standorten Schwalmstadt und Melsungen sieht neben den medizinischen Effekten wie Sturzprophylaxe, Demenzverzögerung, einem aktivierten Lebensstil sowie erhöhte Immunkompetenz in dem Projekt auch erhebliches Potential zu Kosteneinsparungen im Gesundheitssystem:
„Mobilität und die damit verbundene Selbständigkeit können mit Gehilfe meist länger erhalten werden als ohne“, betont der Chefarzt. „Die Stärkung der körperlichen Ressourcen sowie das Erlenen des richtigen Umgangs mit dem Gerät sind jedoch essentiell, um das Unfallrisiko zu senken und den Patienten die Sturzangst zu nehmen. Viel zu oft sind Stürze und der anschließende Verlust der Alltagskompetenzen und die daraus resultierende Pflegebedürftigkeit Folgen unzureichender Übung und der eigenen Unsicherheit“.
Das Programm bestehe aus insgesamt drei Modulen: Auf eine technische Überprüfung der Rollatoren durch kooperierende Sanitätshäuser und die Haustechnik der Schwalm-Eder-Kliniken folgt die Ermittlung der Selbsthilfefähigkeit der Patienten. Das Ergebnis dient schließlich der Erstellung eines individuellen, multidimensionalen Trainingsprogramms. Neben einer theoretischen Schulung erhalten die Patienten Kurse wie „Rollator-Training und Kräftigung“ und „Training von Alltagssituationen“, wobei Szenarien und Übungsorte wie der Straßenverkehr, die Wohnung, der Ampelübergang oder das Einkaufen auf der Agenda stehen. Der klinikeigene Therapiegarten ermöglicht das Training auf unterschiedlichem Untergrund und das Manövrieren an Treppen und Bordsteinen. Die Asklepios Kliniken verfügen über zwei Therapeutinnen mit der speziellen Zusatzausbildung "Fit mit und am Rollator". Zusätzlich finden Beratungsgespräche zu den Themen Kleidung, Beleuchtung, technische Ausstattung und Umgang mit dem Rollator statt.
„Vorgesehen ist das Konzept zunächst für stationär behandelte Patienten mit Rollator-Verordnung an unseren Kliniken“, erklärt Dr. Zemke weiter. „Die therapeutische und medizinische Begleitung wird durch das Knüpfen sozialer Kontakte zu anderen älteren Menschen über das Programmangebot hinaus bereichert. Durch die Verbesserung der kognitiven und physischen Leistungsfähigkeit wird einer sozialen Isolation vorgebeugt und das Depressions- und Demenzrisiko stark gesenkt“.
Neben den Initiatoren wie der Alzheimer Gesellschaft Schwalm-Eder e.V., dem Sportverein MT Melsungen, dem Pflegestützpunkt Schwalm-Eder, der Leitstelle „Älter werden im Schwalm-Eder-Kreis“ und der Abteilung für Akutgeriatrie und geriatrische Frührehabilitation der Asklepios Schwalm-Eder-Kliniken, sind auch weitere Kooperationspartner als Gesundheitsanbieter oder Unterstützer denkbar: Krankenkassen, Volkshochschulen, Pflegedienste, AWOs, aber auch weitere Sportvereine und private Gesundheitsanbieter wie Fitnessstudios sowie Seniorenbeauftragte oder sozial benachteiligte und körperlich inaktive Zielgruppen.
Verordnet und finanziert werde ein Rollator über die Kostenträger. Die Teilnahme an dem Projekt sowie die technische Überprüfung des Geräts seien kostenlos. Zum Abschluss erhalten alle Teilnehmer einen „Rollator-Führerschein“ und eine Rollator-Klingel. Unter dem Aspekt der sozialen Verantwortung sollen auch zukünftige Schulungen innerhalb und außerhalb der Klinik durch die Asklepios-Kliniken angeboten werden. Auch eine Ausdehnung des Programms durch ambulante Schulungen oder auch durch Kurse vor Ort in Wohngruppen und Senioreneinrichtungen stünde in Aussicht.