Frauenklinik Schwalmstadt: Neues Konzept mit erweiterter Versorgung in der Geburtshilfe
• TK und Barmer schließen Qualitätsvertrag mit Asklepios und Rhön-Kliniken ab
• Versorgungspfad umfasst zusätzliche Hebammenkontakte, App und Vorsorgeuntersuchungen
Seit dem 1. November nimmt das Asklepios Klinikum Schwalmstadt am Qualitätsvertrag Geburtshilfe teil. Das Konzept bietet Frauen noch mehr medizinische Sicherheit und wurde gemeinsam von Ärztinnen, Ärzten und Hebammen entwickelt. Es umfasst medizinische Ziele, wie weniger Interventionen während des Geburtsprozesses, weniger Kaiserschnitte und höhere Stillraten, aber auch eine bessere Mutter-Kind-Bindung, ein optimales Geburtserleben sowie eine höhere Awareness in den geburtshilflichen Teams für Fragen der Trauma- und Kultursensibilität. Der neue Versorgungspfad soll nicht die übliche ambulante Betreuung durch Ärzte oder Hebammen ersetzen, sondern lediglich ergänzen. Er beginnt mit der Anmeldung zur Geburt in der Klinik und umfasst eine Begleitung bis zu 6 Monate nach der Geburt. Ein Erstgespräch zwischen den werdenden Müttern und den Hebammen der Klinik kann nun schon zwischen der 28. und 34. Schwangerschaftswoche stattfinden. Der Qualitätsvertrag Geburtshilfe wurde gemeinsam von der Techniker Krankenkasse (TK), der Barmer sowie den Asklepios und RHÖN-Kliniken entwickelt und wird an 15 Standorten im Bundesgebiet eingeführt. Inzwischen sind über 40 weitere Krankenkassen dem Qualitätsvertrag beigetreten, so dass sehr viele Schwangere dieses Angebot in Anspruch nehmen können.
„Für uns ist es bei den Geburten schon immer wichtig gewesen, eine sehr gute medizinische Qualität und ein hohes Maß an Sicherheit für Mutter und Kind sowie ein schönes Geburtserlebnis zu verbinden“, so Miriam Schuchhardt, Chefärztin der Frauenklinik am Asklepios Klinikum Schwalmstadt. „Durch den Qualitätsvertrag können wir gleich für beide Aspekte zusätzliche Verbesserungen erzielen“, so die Chefärztin weiter, „daher freuen wir uns sehr, dass diese Vereinbarung zwischen den Krankenkassen und uns zum Nutzen der Schwangeren geschlossen wurde.“ Miriam Schuchhardt betont außerdem: „Das Angebot lässt die ärztliche Schwangerenvorsorge und das außerklinische Angebot der Hebammen unberührt. Vielmehr bietet der Qualitätsvertrag ein echtes Zusatzangebot.“
„Mit dem Qualitätsvertrag sichern wir ein dichtes Versorgungsnetz für werdende Mütter und ihre Kinder. Eine enge Begleitung der Schwangerschaft durch Gespräche, wertvolle Informationsangebote, digitale Unterstützung und Hebammenbetreuung stärkt werdende Mütter und unterstützt sie bei wichtigen Entscheidungen. Dieses Versorgungsnetz soll ihnen das gute Gefühl geben, dass stets das Richtige zum richtigen Zeitpunkt für sie und ihr Kind getan wird“, sagt Martin Till, Landeschef der BARMER in Hessen.
Vorsorge mit App und Blutdruckmessgerät
Der neue Versorgungspfad umfasst digitale und analoge Versorgungselemente und beginnt mit einem ausführlichen, individuellen Aufnahmegespräch mit einer Hebamme des Klinikums und der Mutter, das bereits zwischen der 28. und 34. Schwangerschaftswoche stattfindet und in dieser Form bisher nicht in Geburtskliniken angeboten wird. In dem Gespräch findet eine umfangreiche Erhebung der Situation der Mutter und des Kindes statt. Auch werden Wünsche der Frauen in Bezug auf die Geburt abgestimmt sowie Fragestellungen zu spezifischen Risiken besprochen. Beim Aufnahmegespräch erhalten die Schwangeren außerdem ein von den teilnehmenden Krankenkassen bereitgestelltes, hochwertiges Blutdruckmessgerät. Dies dient im Verlauf der Schwangerschaft zum Selbstmonitoring der Frauen, um frühzeitig eine Veränderung im Blutdruck festzustellen.
Die Schwangeren können während der Schwangerschaft Hebammen-Sprechstunden im Klinikum in Anspruch nehmen. Das Angebot richtet sich speziell an Schwangere, die keine Versorgung durch eine niedergelassene Hebamme erhalten können. Die Inhalte der Sprechstunden sind in zehn Themenblöcke aufgeteilt, die sowohl die Vorbereitung der Geburt als auch die Gesundheit von Mutter und Kind nach der Geburt umfassen.
Digitales Rückgrat des Versorgungsprogramms ist eine App, die für diesen Qualitätsvertrag neu entwickelt wurde. Die App setzt auf einer niederländischen App der Firma Minddistrict auf und berücksichtigt deren Erfahrungen mit digitalen Tools in der Gesundheitsversorgung. Über die App können die werdenden Mütter umfassende Informationen abrufen, die ihnen beispielsweise helfen, Ängste vor der Geburt abzubauen oder einer postnatalen Depression vorzubeugen. „Die App stärkt durch eine gezielte Wissensvermittlung das Vertrauen der Frauen in ihre eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen. Damit zeigt unser Qualitätsvertrag, wie die Digitalisierung dazu beitragen kann, schwangere Frauen auf die Geburt und die Zeit mit dem Neugeborenen vorzubereiten“, sagt Dr. Barbara Voß, Leiterin der TK-Landesvertretung Hessen.
Über den gesamten Versorgungspfad hinweg erfolgt eine laufende Befragung der werdenden Mütter mittels spezifischer Fragebögen zu unterschiedlichen Begleiterscheinungen der Schwangerschaft. Damit wird einerseits ein frühzeitiges Eingreifen möglich, falls dies medizinisch erforderlich sein sollte. Andererseits bietet die laufende Befragung durch die ausgewerteten Rückmeldungen der Frauen die Möglichkeit, die Versorgungsqualität kontinuierlich zu verbessern.
Eine Liste weiterer Klinken, die sich am Vertrag beteiligen, finden Sie hier.
Hintergrund:
Die Qualitätsverträge orientieren sich am entsprechenden Beschluss aus dem Jahr 2023 des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA), dem obersten Gremium der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen in Deutschland. Sie verfolgen in erster Linie das Ziel, Schwangere in der Klinik besser zu versorgen, indem durch die Erhebung von sogenannten „PROMs“ und „PREMs“ ein strukturiertes Rückmeldesystem an die Klinik digital und ohne Mehraufwand für die Praxen geschaffen wird. Zur Erläuterung: Im Gegensatz zu PROMs (Patient-Reported Outcomes Measures) untersuchen PREMs (Patient-Reported Experience Measures) nicht die Ergebnisse der medizinischen Versorgung, sondern die Auswirkungen des Versorgungsprozesses auf das Patientenerleben, z.B. die Kommunikation oder auch die Unterstützung in der Versorgung. Auch postnatal, also nach der Geburt, werden die Mütter wie gewohnt über ihre niedergelassenen Ärzte betreut.
Die Qualitätsverträge lassen die Schwangerenvorsorge durch niedergelassene Frauenärzte unberührt. Das heißt: Schwangere, die am Qualitätsvertrag teilnehmen, werden nicht vorzeitig in die klinische Versorgung überwiesen, sondern bleiben wie gewohnt in der Betreuung ihrer niedergelassenen Frauenärzte. Die Qualitätsverträge sind ein Zusatzangebot zur bestehenden Vorsorge mit dem Ziel, die sektorenübergreifende, hervorragende Versorgung in Deutschland weiter zu verbessern. Die in diesem Zusammenhang durchgeführten Untersuchungen etwa mit dem Blutdruckmessgerät dienen der zusätzlichen Sicherheit und Vorsorge der werdenden Mütter. Bei wiederholt auffälligen Messwerten stehen auch die niedergelassenen Frauenärzte weiterhin als Ansprechpartner bereit.