Nicht mehr doppelt und dreifach dokumentieren - Pflegeentlastende Maßnahmen hier und jetzt bei Asklepios Schwalm Eder Kliniken
Während eines Krankenhausaufenthaltes werden gleich an mehreren Stellen unzählige Informationen über den Patienten erfasst. Bei der Aufnahme werden die persönlichen Daten ins Krankenblatt geschrieben, wie etwa die Anamnese, die aktuelle Diagnose und die geplanten Maßnahmen. Für den Pflegedienst auf der Station sind unter anderem Mobilität, Medikamentenplan, mögliche Unverträglichkeiten und individuelle Wünsche wichtig, aber auch unter Covid-19 beispielsweise die Erreichbarkeit und der Kontakt von Angehörigen.
Hinzu kommen die täglichen Parameter, wie Blutdruck, Temperatur, Blutzucker, Schmerzen oder das allgemeine Befinden.
All das und vieles mehr wird per Hand in die sogenannte „Patientenkurve“ eingetragen und findet später mit weiteren Dokumentationen, wie der Pflegeplanung, den Assessments, den OP-Berichten und dem Entlassmanagement Eingang in der Patientenakte.
„Derzeit werden 90 Prozent der Pflegeleistungen immer noch analog abgebildet“, bemängelt Michael Krug, Leiter der Stabsstelle Projekt- und Organisationsentwicklung an den Asklepios Schwalm-Eder-Kliniken.
„Manche Daten werden an verschiedenen Stellen zum zweiten oder gar zum dritten Mal abgefragt, das kostet gut 30 Prozent mehr Zeit und obendrein fehlt diese Zeit, die der Patient in der Versorgung dann nicht bekommt“.
Der 48-jährige Pflege-Manager ist unter anderem studierter Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen, überdies kann er auf eine lange Erfahrung in der praktischen Krankenpflege zurückblicken. Die Stabsstelle bei Asklepios in Nordhessen wurde zum Jahresbeginn 2020 eingerichtet, ein Projektschwerpunkt liegt auf der Digitalisierung des ständig steigenden Melde- und Dokumentationswesens. In einem Pilotprojekt wurde bereits dieser neuartige Dokumentationswagen in der Praxis getestet, der mit wenigen Klicks die aktuellen Patientendaten erfasst und ins System eingepflegt, auf das alle notwendigen Stellen zugreifen können, ohne erst lange auf die Papierakte warten zu müssen. Seit September 2020 kommen diese Visitenwägen nun flächendeckend auf den Stationen zum Einsatz, um die Pflegekräfte bei der Dokumentation zu entlasten.
Kürzlich hat der Bundestag das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) beschlossen, dazu will der Bund drei Milliarden Euro bereitstellen, damit Krankenhäuser unter anderem in die Digitalisierung und ihre IT-Sicherheit investieren können – von den Ländern sollen weitere 1,3 Milliarden Euro kommen. Mit dem Gesetz wird das durch die Große Koalition beschlossene „Zukunftsprogramm Krankenhäuser“ umgesetzt, das unter anderem pflegeentlastende Maßnahmen fordert.
„Die Digitalisierung fördert die Schnittstellenoptimierung zwischen Arzt, Therapeuten und der Pflege und verhindert Mehrfachdokumentationen und Informationsverlust “, fasst der Projektentwickler die Vorteile zusammen.
Zur Darstellung der tatsächlichen Abläufe hat Krug exakte Zeitmessungen bei der Visite und anderen täglichen Datenerfassungen durchgeführt. „Mit der Digitalisierung kämen wir derzeit auf knapp zehn Minuten Entlastung der Pflege pro Patient und Tag“, lautet das aussagekräftige Ergebnis. Seit September 2020 kommen diese Visitenwägen nun bereits flächendeckend auf den Stationen zum Einsatz, um die Pflegekräfte bei der Dokumentation zu entlasten. Seit Juni dieses Jahres bietet Herr Krug bereits Seminare wöchentlich für Beschäftigte im pflegerischen Bereich an, um Neulingen Kenntnisse im Krankenhausinformationssystem (KIS) zu vermitteln oder sie bei Anwendern, die selten damit zu tun haben, gegebenenfalls wiederaufzufrischen. „Mit Einführung der Digitalisierung können wir viele Prozesse weiter optimieren, das macht es für den Kostenträger einfacher, entlastet das medizinische sowie das pflegerische Personal und führt letztendlich zu mehr Sicherheit für den Patienten“, ist Michael Krug überzeugt.