Passgenauer, individueller Gelenkersatz: Mit moderner Endoprothetik zurück zu gewohnter Beweglichkeit
In der Endoprothetik gibt es eine Vielzahl von Prothesen, aus denen der Chirurg das am besten geeignete Modell hinsichtlich Größe und Form für die Patientinnen und Patienten auswählt. Manchmal gibt es allerdings kein passendes Modell für die vorliegende Anatomie, etwa bei Gelenkfehlbildungen, nach Verletzungen oder vorangegangenen Operationen. Wenn bei den Voruntersuchungen festgestellt wird, dass keines der Standardmodelle geeignet ist, ist es erforderlich, das künstliche Gelenk individuell anzufertigen.
Das Asklepios Klinikum Schwalmstadt verfügt seit zehn Jahren über ein zertifiziertes Endoprothetikzentrum (EPZ). Einen Schwerpunkt bilden Gelenkersatzoperationen. Jährlich werden hier mehrere Hundert künstliche Gelenke eingesetzt, überwiegend Hüft- und Knie-Prothesen, aber auch im Schulterbereich. Zudem haben sich Dr. (H) Karol Stiebler, Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie, und sein Team auf maßgeschneiderte Endoprothesen spezialisiert und bereits zahlreiche Modelle erfolgreich eingesetzt. „In der Regel verwenden wir konfektionierte Endoprothesen, die es in verschiedenen Größen gibt“, erklärt Dr. Stiebler. „Doch in manchen Fällen benötigt man individuell angefertigten Gelenkersatz“, so der Chefarzt weiter. „Prothesen dieser Art werden in einem aufwendigen Prozess für jeden einzelnen Patienten geplant und produziert“, erklärt der Fachmann, „zunächst werden in einer Computertomografie die exakten Maße ermittelt, anschließend stellt eine Firma in der Schweiz anhand dieser Daten die Maßanfertigungen her“. In diesem Jahr war das bereits zweimal der Fall: Ein vierzigjähriger Patient benötigte eine passgenaue neue Hüfte und eine 52-jährige Patientin eine individuell angefertigte Knieprothese.
Am zweiten Tag schon wieder auf den Beinen
Marco Rackwitz litt bereits von Geburt an unter einer Fehlstellung der Hüfte (Hüftdysplasie), die auf Dauer zur Abnutzung des Gelenks führte. „Ich hatte ständig Schmerzen und konnte so gut wie keinen Freizeitaktivitäten mehr nachgehen“, erzählt er aus der Zeit vor dem Einsatz des künstlichen Hüftgelenks. „Selbst in Ruhepositionen hatte ich damals Schmerzen - am Ende ging einfach gar nichts mehr“, blickt Rackwitz auf seinen Leidensweg zurück. „Die Hüftdysplasie beschleunigte bei Herrn Rackwitz den Verschleiß, so dass er bereits relativ früh einen Gelenkersatz eingesetzt bekommen musste“, lautet Dr. Stieblers Diagnose. „Aufgrund der Fehlstellung war es zudem nötig, den Gelenkersatz mit einer Individualprothese zu versorgen, um die besondere Stellung des Gelenks zu erhalten“, erläutert der Operateur die Besonderheit bei diesem Eingriff, der im Februar diesen Jahres durchgeführt wurde. „Heute geht es mir sehr gut“, freut sich Marco Rackwitz, „unmittelbar nach der OP ging es rasch bergauf, bereits am zweiten Tag konnte ich wieder laufen“, erinnert er sich an den zügigen Heilungsprozess. „Ich war wirklich erstaunt, wie schnell das ging“, so Rackwitz weiter und lobt die gute Vorbereitung und Planung der OP sowie die professionelle Behandlung durch Dr. Stiebler und sein Team.
Richtige Übungen zur schnelleren Genesung
Im Juni fand die Knie-OP von Eva Begger statt, bei der ebenfalls kein künstliches Gelenk „von der Stange“ gepasst hätte. Ihr Mann, Oberarzt für Anästhesie am Asklepios Klinikum Schwalmstadt, kennt Dr. Stiebler schon lange und hat seiner Frau eine OP beim ihm nahegelegt. Die Probleme bestanden bei Eva Begger schon seit jungen Jahren nach einem Kniebinnentrauma. Dieses wurde mehrfach arthroskopisch behandelt, was über einige Jahre eine gute Hilfe bot. „Ich wollte den Einsatz einer Prothese so lange wie möglich hinauszögern“, erzählt sie, doch durch die Fehlbelastung seien im Laufe der Zeit zusätzliche Schmerzen in den Hüften dazugekommen. „Zunehmend auch im Ruhezustand, deshalb gab es irgendwann keinen Weg mehr an der Operation vorbei“, erinnert sich Begger. „Eine Standardprothese hätte ihr nicht die nötige Stabilität und die gewünschte Funktion gegeben“, begründet Dr. Stiebler die Verwendung einer Sonderanfertigung. „Die Patientin hat den Eingriff sehr gut überstanden, dank einer guten Schmerztherapie konnte sie schnell wieder mobilisiert werden“, zeigt sich der Facharzt mit dem Heilungsverlauf zufrieden. „Ein weiterer Vorteil bei ihr ist, dass sie als gelernte Physiotherapeutin genau weiß, welche Übungen zu einer schnelleren Genesung beitragen“, fügt er hinzu. „Ich bin dankbar, froh und erleichtert, den Schritt gegangen zu sein“, freut sich Eva Begger über die zurückgewonnene Lebensqualität. „Ich hätte nie erwartet, nach so kurzer Zeit wieder so fit zu sein.“