7. Notfallmedizinisches Symposium Schwalm-Eder „Reanimation 2023 – was gibt's Neues?“

In den Räumen des Asklepios Klinikums Schwalmstadt fand kürzlich das 7. Ziegenhainer Symposium für klinische und präklinische Notfallmedizin statt. Unter dem Motto „Reanimation 2023 – was gibt's Neues?“ hatten die Organisatoren ein ganztägiges Programm aus Vorträgen, Workshops und Industrieausstellung auf die Beine gestellt. Eingeladen waren niedergelassene Ärzte, Notärzte, Intensivmediziner, Mitarbeitende von Rettungsdiensten und Krankenpflegepersonal aus ganz Nordhessen, mit dem Ziel, ein kleines, aber breitgefächertes Update über das große interdisziplinäre Gebiet der Notfallmedizin und ihren Schnittstellen zu geben.

Bild: Notfallsymposium02
Sie boten eine interessante Informationsveranstaltung (v.l.): Florian Weber, Thomas Schröder, Christoph Juraszek, Patrick Müller-Nolte, Dr. Andreas Hettel, Tobias Honacker, Dr. Matthias Zwinger und Dr. Alexander Lay. (es fehlt Ullrich Engeland)

Nach der Registrierung für die von der Ärztekammer anerkannte Weiterbildung und der Begrüßung, stiegen Tobias Honacker, Ärztlicher Leiter der ZNA in Schwalmstadt, und Dr. med. Matthias Zwinger, Leitender Oberarzt Intensivmedizin, gleich in den „Notfall-Modus“ ein. „Von der Präklinik, über die ZNA, auf die Intensivstation - Fallvorstellungen mit Analyse der Prozesse und Vorstellung der Ergebnisse“, lautete die Überschrift zu ihrem Thema.

Notfallkoordinator Honacker veranschaulichte, wie beispielsweise ein Patient nach Herzstillstand mithilfe von standardisierten Abläufen und vorgefertigten Checklisten schnellstmöglich im Schockraum weiterbehandelt wird. International verständliche Begriffe und zahlreiche Abkürzungen zeugten davon, dass es im Notfall auf jede Sekunde ankommt – so erleichtert beispielsweise eine A-B-C-D-E-Reihenfolge die Untersuchung auch in Stresssituationen. Dann übernahm Dr. Zwinger und gab Einblicke in die Versorgung auf der Intensivstation, Primärziele seien dabei die Stabilisierung der Vitalfunktionen, eine rasche und gezielte Diagnostik sowie die umgehende Therapie der Ursache des Herz-Kreislaufstillstandes, erklärte er.

Im zweiten Teil sprach Dr. med. Andreas Hettel, Chefarzt der Anästhesie sowie Notfall- und Intensivmedizin, über die Reanimation unter besonderen Bedingungen. „Da sich durch die Verfügbarkeit eines Sonographie-Gerätes auf dem Notarztwagen die diagnostischen Möglichkeiten deutlich erweitert haben, verbessert sich hierdurch auch die Therapie“, so die Kernaussage des erfahrenen Notarztes. Einen Blick über den Tellerrand ermöglichte Referent Ullrich Engeland – der aktive Soldat war fünf Jahre lang Truppenpsychologie-Feldwebel in Stadtallendorf und konnte den Teilnehmenden eine Übersicht in die Arbeit des Psychosozialen Netzwerks der Bundeswehr geben.

„Im Gegensatz zu den Aufgaben im Notarztbereich, geht es hier um die nicht sichtbaren Verletzungen“, machte er deutlich. Das Thema nach der Mittagspause war im wahrsten Sinne „abgehoben“, Dr. med. Alexander Lay und Christoph Juraszek vom Team des Rettungshubschraubers Christoph 28 aus Fulda erläuterten die Möglichkeiten der Luftrettung und die Zusammenarbeit mit dem bodengebundenen Rettungsdienst.

Den abschließenden Vortrag hielt Thomas Schröder, der Oberarzt für Anästhesie in Schwalmstadt zeigte die Einsatzmöglichkeiten einer mobilen Herzlungenmaschine für die extrakorporale Kardiopulmonale Reanimation (eCPR). „Damit ist es möglich, Patienten im Falle eines Herzkreislaufstillstandes am Leben zu erhalten, bis die Ursache behoben ist“, machte er deutlich - somit erhöhe sich die Chance, Organ- und insbesondere Hirnschäden zu reduzieren. Zur Auflockerung wurden zwischen den Fachvorträgen drei Workshops angeboten, die das Thema „Reanimation“ in praktischen Beispielen vertiefte.

Bild: Notfallsymposium
Unermüdlicher Roboter Einsatz: Referent Maik Wagner (re.) zeigt Stephan Frühauf eindrucksvoll den Einsatz des Thorax-Kompressionsgerät „Corpuls cpr“ bei der Herzdruckmassage.

Patrick Müller-Nolte, ärztlicher Leiter der ZNA in Bad Wildungen, und Florian Weber von der Rettungsdienstschule Schwalm-Eder brachten den Teilnehmenden die „Triage nach mSTaRT“ näher. Die Abkürzung steht für „modified Simple Triage and Rapid Treatment“ und bedeutet so viel wie „einfache Sichtung und schnelle Versorgung“ - sie ist der Einsatzstandard für einen Massenanfall von Verletzten. Nach der theoretischen Einführung, mussten die Teilnehmenden in einer kleinen Notfallübung im verwinkelten Flur elf unterschiedlich stark verletzte Personen kategorisieren und ihnen eine Prioritätsstufe für die Weiterversorgung zuordnen.

Im Raum nebenan führten Tobias Honacker und Dr. Matthias Zwinger die POCUS-Sonografie vor, das steht für „Point Of Care Ultraschall“ - diese ortsunabhängige Untersuchungstechnik ist unter anderem für die mobile Notfallmedizin geeignet. An der dritten Station demonstrierte Maik Wagner vom DRK Schwalm-Eder eindrucksvoll den Einsatz des Thorax-Kompressionsgerät „Corpuls cpr“. Der Reanimationsroboter leistet eine exakte Herzdruckmassage, wie sie ein Mensch nicht dauerhaft leisten könnte, etwa während der Fahrt in einem schwankenden Rettungswagen. Abgerundet wurde das vielfältige Tagesprogramm durch eine Industrieausstellung, bei der ganz unterschiedliche Medizinprodukte und technische Unterstützungen für den notfallmedizinischen Einsatz vorgestellt wurden. Am Ende der Veranstaltung zeigten sich die Organisatoren und die etwa 90 Teilnehmenden gleichermaßen zufrieden – neben den interessant aufbereiteten Themen, kam es zwischen den unterschiedlichen Akteuren des alltäglichen Notfalleinsatzes immer wieder zum Austausch untereinander.

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