Übung macht den Meister – Einwöchige Intensivausbildung für angehende Notärzte
Reifen quietschen, ein großer Knall und dann hört man nur noch Schreie. Beim Zusammenprall zweier Fahrzeuge sind einige Insassen eingeklemmt, eine Person liegt mit abgetrennten Gliedmaßen am Straßenrand und ein Ersthelfer versucht sie panisch wiederzubeleben. Zum Glück nur eine Übung, doch sie war so realitätsnah gestaltet, dass sie alle eingesetzten Rettungskräfte in echten Stress versetzte.
Nach der Erstversorgung durch das DRK, rückte die Feuerwehr Wasenberg mit ihrem LF-10 an und begann die Verunfallten mithilfe der Rettungsschere aus dem Wagen zu befreien. Dieses Szenario bildete den krönenden Abschluss des Kurses „Zusatzweiterbildung Notfallmedizin“, den 20 angehende Notärzte und Notärztinnen kürzlich in Schwalmstadt durchliefen. Eine Kooperation aus Elisabeth-Krankenhaus Kassel und Asklepios Klinikum Schwalmstadt bietet diesen Kurs zweimal jährlich an, für die Durchführung zeichnet sich das Team „Rettungsmedizin Nordhessen" verantwortlich.
„Die letzten drei Kurse fielen corona-bedingt aus“, bedauerte Kursleiter Dr. Andreas Hettel und freute sich umso mehr, dass nun wieder Mediziner auf diese besonderen Einsätze vorbereitet werden konnten. Gemeinsam mit Michael Kind aus dem Elisabeth-Krankenhaus Kassel und Patrick Müller-Nolte aus dem Klinikum Wetzlar -beide sind ärztliche Leiter einer zentralen Notaufnahme- bildete er die Teilnehmenden 80 Stunden lang in Theorie und Praxis weiter. Jochen Radtke von „Crash-Art Unfalldarstellung“ aus Zierenberg ist seit 2006 mit der organisatorischen Leitung dieser Ausbildung betraut, die abwechselnd in Kassel und Schwalmstadt stattfindet. „Im Vorfeld müssen alle mindestens eine zweijährige klinische Tätigkeit als Assistenzarzt durchlaufen haben“, erklärt Dr. Hettel, „und auch nach diesem Lehrgang werden sie in ihren ersten 50 Einsätzen von einem erfahrenen Notarzt begleitet“, beschreibt er den geforderten Ausbildungsweg für diese verantwortungsvolle Aufgabe.
Der Stundenplan in dieser Woche war vollgepackt, neben Grundlagen wie „Organisation des Rettungsdienstes“ oder „Vorstellung der Rettungsmittel“, standen vor allem medizinische Maßnahmen auf dem Programm. „Reanimation bei Trauma und Schwangeren“, „Kardiologische Notfälle“, „Intoxikationen“ oder „Polytrauma-Management / Schock“ waren nur einige Beispiele der Themenvielfalt, mit denen die NotfallmedizinerInnen bei ihren künftigen Einsätzen konfrontiert werden könnten. Darüber hinaus umfasste die Wissensvermittlung beispielsweise auch die Leichenschau oder die Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei.
Mit spannenden Fallbeispielen und vielen praktischen Übungen halfen die Ausbilder dabei, Routinetätigkeiten zu verinnerlichen und Sicherheit in ihrer Durchführung zu gewinnen. „Wir haben die Lehrgangsteilnehmer immer wieder in unbekannte Situationen versetzt, in denen sie die jeweilige Lage rasch beurteilen und entsprechend handeln mussten“, beschrieb der langjährige Notarzt Hettel das fordernde Programm. „Solche Szenarien kann man nicht am Computer simulieren“, machte er vor allem während der Einsatzübung deutlich, „die Kooperation mit Feuerwehr und Sanitätern muss real durchgespielt werden“. Im Anschluss an jede kleine und große Übung stand die Manöverkritik, bei der Fehler oder notwendige Verbesserungen durchgesprochen wurden. „Die Gruppen sind relativ klein“, lautet das durchdachte Konzept, „das hat den Vorteil, dass jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin häufig in der Verantwortung stehen kann“, zeigten sich die Ausbilder überzeugt. Am Ende des einwöchigen Intensivkurses erhielten alle Teilnehmenden ihre Bescheinigungen, „es hat echt Spaß gemacht und wir konnten viel vermitteln“, zogen Dr. Hettel und seine Mitstreiter am Samstagnachmittag ihr Resümee.
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