Das alles können Intensivbetten - Technische Hilfe im Kampf gegen Corona

In Deutschland und somit auch im Schwalm-Eder-Kreis ist das Corona-Infektionsgeschehen weitgehend stabil. Doch weltweit ist das Virus längst noch nicht im Griff. In der Coronakrise besonders gefragt sind Intensivbetten.

Mensch und Technik helfen Patienten: Carsten Hohmann, Leitender Oberarzt der interdisziplinären Intensivstation im Asklepios Klinikum Schwalmstadt und Sabrina Umbach, Asklepios-Pflegedienstleitung in Melsungen.

VON MAJA YÜCE

Wenn es Corona-Patienten sehr schlecht geht, müssen sie auf die Intensivstation verlegt und dort unter anderem beatmet werden. Doch wie funktioniert das? Das erklären Sabrina Umbach, Pflegedienstleitung der Asklepios Schwalm-Eder-Kliniken in Melsungen und Carsten Hohmann, Leitender Oberarzt der interdisziplinären Intensivstation im Asklepios Klinikum Schwalmstadt. Fragen und Antworten:

Wie unterscheidet sich die Behandlung von Intensivpatienten zu der anderer Patienten?

Intensivpatienten unterliegen rund um die Uhr einem Monitoring. Auch die pflegerische Besetzung ist bezogen auf den einzelnen Patienten deutlich höher, da kritischkranke Patienten einen merklich höheren Aufwand zeigen. Neben der pflegerischen Besetzung der Intensivstation ist rund um die Uhr ein ärztlicher Mitarbeiter Teil des Behandlungsteams. Kritisch kranke Intensivpatienten benötigen unter Umständen eine kreislaufunterstützende Medikation, die in den meisten Fällen über einen zentralvenösen Zugang verabreicht wird. Zur Kontrolle haben diese Patienten weiterhin einen intraarteriellen Zugang über den unter anderem kontinuierlich der Blutdruck überwacht wird oder Blutgasanalysen durchgeführt werden können. Im Bedarfsfall muss zusätzlich ein Dialysekatheter implantiert werden können.

Welche Arbeit übernimmt die Maschine, wenn die Lunge nicht selbst arbeiten kann, wie bei aggressiven Coronainfektionen?

Hier gibt es als Organersatzverfahren für Lunge und Herz-Kreislauf die sogenannte ECMO-Therapie (Extrakorporale Membranoxygenierung) bei der sauerstoffarmes Blut durch eine Kanüle und Kunststoffschläuche aus dem Körper in eine Maschine geleitet, mit Sauerstoff angereichert wird und anschließend dem Patienten wieder zugeführt wird. Dieses Verfahren steht in Schwalmstadt noch nicht zur Verfügung. Hierbei steht uns aktuell in den überwiegenden Fällen das Klinikum Kassel zur Seite und übernimmt die in Schwalmstadt kanülierten Patienten mit einem Spezialtransport.

So sieht ein Intensivbett aus: Die Betten haben eine umfangreiche Überwachungsfunktion. Es können individuelle Grenzwerte eingestellt werden.

Welche Körperfunktionen können lückenlos überwacht werden?

Auf einer Intensivstation können nahezu alle wichtigen Körperfunktionen überwacht werden. Neben der Herz-Kreislaufsituation wird die Sauerstoffsättigung des Patienten überwacht. Letzteres spiegelt im übertragenen Sinne die Lungenfunktion wider. Durch regelmäßige Blutgasanalysen kann zusätzlich die sogenannte metabolische Situation des Patienten erfasst werden und einer möglichen fortschreitenden Übersäuerung des Körpers entgegengewirkt werden. Im Zuge des erweiterten hämodynamischen Monitorings werden viele Parameter erhoben wie: Widerstände, Erfassung des Wasserstandes des Körpers sowie der Lunge und eventuell ein bestehendes Flüssigkeitsdefizit.

Intensivbetten sind mit Beatmungsgeräten ausgestattet, wie läuft die Beatmung ab?

Reicht eine einfache Gabe von Sauerstoff über Nasensonde oder Sauerstoffmaske nicht mehr aus, muss im Bedarfsfall eine eng anliegende Maske mit entsprechender Druckunterstützung durch ein Beatmungsgerät verwendet werden. Ob diese Therapie ausreichend ist, zeigen uns der klinische Zustand des Patienten, die Sauerstoffsättigung sowie der gemessene Sauerstoffgehalt im Blut. Diese Therapieform kann zunächst über einen gewissen Zeitraum durchgeführt werden. Sollte aber dennoch diese sogenannte NIV-Beatmung (Nicht-Invasive Beatmung) nicht erfolgreich sein, muss der Patient vollends künstlich beatmet und dafür in ein künstliches Koma gelegt werden. Die Beatmung erfolgt dann über einen kleinen Kunststoffschlauch, der in die Luftröhre eingelegt wird. Mit dieser Beatmungsform kann in den meisten Fällen eine bessere Sauerstoffversorgung sichergestellt werden.

Welche weiteren Funktionen gibt es, die das Intensivbett auszeichnet?

Die speziellen Intensivbetten lassen bessere Lagerungsmöglichkeiten zu, um die Pflegekräfte zu entlasten. Bei intensivpflichtigen Patienten handelt es sich vorwiegend um immobile Patienten, die sich nicht, oder nur mit Hilfe, im Bett bewegen können. Das Pflegepersonal muss dementsprechend die regelmäßige Lagerung der Patienten vornehmen, damit keine Druckgeschwüre entstehen. So kann das Intensivbett in verschiedene Positionen gefahren werden, die das reguläre Krankenbett nicht kann. Es kann zum Beispiel zum Sitzbett umfunktioniert werden, es kann pendeln, gedreht und gekippt werden. Zusätzlich unterstützt ein Deckenlift in jedem Intensivzimmer die Lagerung der Patienten. Mit dessen Hilfe kann ein Patient zum Beispiel in ein anderes Bett umgelagert werden.

Was ist der größte Unterschied zu den Intensivbetten der ersten Generation?

Seit dem Umzug auf die neue und somit größere Station im Klinikum in Schwalmstadt im Jahr 2014 gibt es auf der Intensivstation neue Betten. Vorher wurden normale Krankenhausbetten für die Versorgung der Patienten genutzt. Das normale Patientenbett ist mittlerweile zwar auch schon elektrisch und höhenverstellbar, doch nicht zu vergleichen mit einem Bett für die Intensivstation. Ist der Patient ordentlich an das Bett fixiert, kann er nahezu in alle Richtungen gedreht und gewendet werden, je nachdem, was die Therapie gerade erfordert. In einigen Modellen gibt es eine integrierte Waage, andere haben Halterungen, die zum Beispiel das Röntgen des Patienten im Bett optimieren.

Rettende Maschinen

Zur Unterstützung lebensnotwendiger Körperfunktionen steht eine Reihe von Maschinen zur Verfügung. Bei einer respiratorischen Insuffizienz, im überwiegenden Fall eine Minderversorgung des Körpers mit Sauerstoff bei zum Beispiel Lungenversagen, muss dem Körper (in erster Linie über die Lunge) zusätzlich Sauerstoff zugeführt werden. Dies kann von zusätzlicher Sauerstoffgabe bis hin zu einer maschinellen Beatmung führen. Darüber hinaus kann bei einem Nierenversagen (oftmals bei Patienten mit COVID-19-Erkrankung beobachtet) eine Dialysetherapie notwendig werden. Hierfür stehen zwei Dialysegeräte in Schwalmstadt bereit. Zum einen wird die ausgefallene Nierentätigkeit von der Maschine übernommen, zum anderen ist die Steuerung des Flüssigkeitshaushaltes des Patienten mittels Dialyse möglich. Ferner kann zusätzlich die Körpertemperatur gesteuert werden, was bei Fieber durchaus hilfreich sein kann. Zur Herz- und Kreislaufunterstützung findet das sogenannte Impella-System Anwendung. Hierbei wird eine Art Pumpensystem mittels Katheter über das arterielle Kreislaufsystem in die linke Herzkammer vorgeschoben. Das Blut wird über das Pumpensystem aus der linken Herzkammer in Richtung Hauptschlagader „abgesaugt“ und die linke Herzkammer entlastet. Dies ist insbesondere bei akuter Herzschwäche eine sehr gute Therapie, um die Regeneration des Herzmuskels zu fördern.

Seite teilen: