Immer wieder neue Herausforderungen - Fachärzt:innen für Anästhesie im Notarzteinsatz
Zu den Aufgaben der Anästhesie gehört nicht nur die Betäubung von Patient:innen – vielmehr ist sie ein interdisziplinäres Fachgebiet, das auch außerhalb des Klinikbetriebs benötigt wird, nämlich im Notarzteinsatz. Unzählige Male am Tag und in der Nacht rückt der Rettungsdienst aus, um Menschen in akuten medizinischen Notfällen zu helfen – sei es wegen plötzlich auftretenden lebensbedrohlichen gesundheitlichen Problemen oder nach Unfällen im Haushalt, bei der Arbeit oder im Straßenverkehr.
Je nachdem wie schwer die Erkrankung oder Verletzung ist, wird entweder sofort oder nach Einschätzung der Sanitäter vor Ort ein Arzt oder eine Ärztin angefordert – das geschieht in etwa vier von zehn Fällen. Früher gab es häufig sogenannte Notarztwagen, mit denen Rettungspersonal und Notfallmediziner gemeinsam ausrückten, mittlerweile hat sich vielerorts das Rendezvous-System durchgesetzt, bei dem die beiden Komponenten getrennt und somit flexibler zum Einsatzort kommen.
Der Notarzt startet in der Regel mit dem Notarzteinsatzfahrzeug direkt vom Krankenhaus aus, zusammen mit dem Notfallsanitäter als Fahrer bilden sie das NEF-Team. Zur Ausstattung des Fahrzeugs gehören unter anderem spezielle Notfallmedikamente, ein mobiles EKG, ein Defibrillator, ein Beatmungsgerät, einmechanisches Reanimationsgerät und ein Sonographiegerät. „Im präklinischen Einsatz kommt es vor allem darauf an, die Vitalfunktionen der Patient:innen zu stabilisieren, größtmögliche Schmerzfreiheit zu gewährleisten, gegebenenfalls Blutungen zu stillen und sie transportfähig zu machen“, sagt Dr. Andreas Hettel, „immer mit dem Ziel, sie möglichst rasch in die Notaufnahme zu bringen, wo sie vollumfänglich medizinisch behandelt werden können“, so der Chefarzt der Abteilung Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin am Asklepios Klinikum Schwalmstadt weiter.
Der erfahrene Mediziner ist schon lange aktiver Notarzt, er ist als Leitender Notarzt des Schwalm-Eder-Kreises bestellt und bildet darüber hinaus seit vielen Jahren Notfallmediziner aus. „Als Notarzt muss man flexibel sein, wir haben es mit ganz unterschiedlichen Situationen zu tun“, beschreibt Dr. Hettel die tägliche Herausforderung für sich und seine Kolleg:innen, „vom Kindernotfall, über internistische Erkrankungen, wie Atemnot, Herzinfarkt oder Schlaganfall, bis hin zu chirurgischen Erkrankungen, wie Frakturen, offene Wunden und andere Unfallfolgen - bisweilen auch geburtshilfliche Notfälle“, umreißt er die große Bandbreite der Szenarien, auf die die Notfallmediziner:innen treffen können.
„Um als Notarzt eingesetzt werden zu können, muss man mindestens zwei Jahre Berufserfahrung als klinisch tätiger Arzt sowie die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin erworben haben“, beschreibt Dr. Hettel die notwendigen fachlichen Qualifikationen, „bei uns kommt häufig noch der Facharzt für Anästhesie mit Zusatzbezeichnung Intensivmedizin oder die Qualifikation Leitender Notarzt dazu“, ergänzt er. „Bei unseren Einsätzen haben wir es so gut wie nie mit idealen Bedingungen zu tun“, erzählt der engagierte Notarzt, „entweder ist es dunkel oder die betroffene Person befindet sich im vierten Stock, mal liegt der Schwerverletzte im Straßengraben oder ist noch im Unfallfahrzeug eingeklemmt“, nennt er nur ein paar Beispiele für die vielfältigen Unwägbarkeiten bei der medizinischen Erstversorgung außerhalb eines geordneten Klinikbetriebes. „Diese besonderen Herausforderungen machen für mich den Reiz an dieser Aufgabe aus – es wird nie langweilig“, sagt er voller Überzeugung, daher engagiert er sich auch weiterhin für eine praxisnahe Ausbildung angehender Notärztinnen und Notärzte, um auch in Zukunft bei Notfällen schnelle ärztliche Hilfe gewährleisten zu können.