Helden ohne Umhang - Die Pfleger der Asklepios Klinik Schwalmstadt lassen sich von der Corona-Pandemie nicht unterkriegen
Ohne engagierte Pfleger könnte ein Krankenhaus nicht funktionieren. Sie kümmern sich Tag und Nacht um die Patienten, sie geben ihnen die richtigen Medikamente, bringen das Essen. Vor allem aber sind sie Ansprechpartner und Seelsorger. Mehr denn je ist ihre Geduld, ihr hingebungsvoller Einsatz und vor allem ihre Flexibilität während der Corona-Pandemie gefordert. In der Asklepios Klinik in Schwalmstadt geben die Mitarbeiter täglich alles, um trotz der besonderen Umstände jedem Patienten gerecht zu werden. Ihr Einsatz wurde auch am 12. Mai zum Internationalen Tag der Pflege – Florence Nightingale gewürdigt. Er erinnert an den Geburtstag der gleichnamigen britischen Krankenpflegerin, die als Begründerin der modernen westlichen Krankenpflege gilt.
Für alle Mitarbeiter in Schwalmstadt bedeutete der Ausbruch des Virus einige Veränderungen. So wurde beispielsweise zu Beginn der Pandemie die Station für Gefäßchirurgie kurzerhand zu einem Isolationsbereich für alle Fachrichtungen umfunktioniert. „Als die Betten knapp wurden, sind wir auf die Geriatrie ausgewichen", erklärt Eileen Zaschke, stellvertretende Stationsleitung der Gefäßchirurgie. Besonders im Isolations- und Intensivbereich sei der Bedarf an mehr Personal groß. Pfleger aus anderen Fachrichtungen kompensieren den Ausfall von Mitarbeitern und unterstützen ihre Kollegen. „Neben unseren eigentlichen Aufgaben bedeutet das allerdings eine ständige Einarbeitung", sagt Zaschke. Neben den pflegerischen Tätigkeiten, die das Personal durch Hygienebestimmungen und täglich sich ändernde Auflagen vor Herausforderungen stellen, müssen sie auch vermehrt administrative Aufgaben übernehmen. „Zum Teil müssen wir die Abläufe von zwei unterschiedlichen Stationen sowie die verschiedenen Dienstpläne der Mitarbeiter unter einen Hut kriegen", sagt Sabine Hoffmann, Praxisanleiterin und Dienstplanverantwortliche Pflegekraft in der Geriatrie.
Das Arbeitsaufkommen auf der Intensivstation sei darüber hinaus merklich gestiegen, berichtet Sabrina Völker, stellvertretende Stationsleitung. „Der pflegerische Aufwand der Covid-19-Patienten ist insgesamt sehr hoch und wird durch die strikten Isolationsmaßnahmen mit An- und Ablegen der persönlichen Schutzausrüstung noch aufwendiger", erklärt sie. Hinzu komme das Besuchsverbot, das für alle Patienten eine zusätzliche Belastung bedeute. Per Telefon erhalten Angehörige Auskünfte oder dürfen direkt mit dem Patienten telefonieren. „Manche sind deshalb ängstlich oder verunsichert. Wir nehmen uns daher zusätzlich viel Zeit, um ihre Sorgen in Gesprächen zu minimieren", so Völker.
Damit die Patienten mit und ohne Corona jederzeit sicher und vor allem gut versorgt sind, wurden bereits zu Beginn der Pandemie Maßnahmen ergriffen, um die Organisation im gesamten Klinikalltag anzupassen und zu erleichtern. So wurde auch für den Rettungsdienst der Weg in die Klinik verändert, um einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen. „Darüber hinaus haben wir in der Notaufnahme die Beatmungskapazität im Nicht- Isolationsbereich als Bridging-Plätze eingerichtet sowie im Isolationsbereich die Beatmungsplätze erweitert", erklärt Heike Gleim, pflegerische Schichtleitung in der Zentralen Notaufnahme. Damit sie und ihre Kollegen schnellstmöglich auf Änderungen reagieren können, setze sich das hauseigene „Task- Force-Team" täglich mit neuen Entwicklungen der Corona-Pandemie auseinander.
Obwohl sich die Pfleger in ihrer täglichen Arbeit nichts anmerken lassen, mussten auch sie lernen mit dieser besonderen Situation umzugehen. „Es war für uns alle eine Umstellung, den gesamten Tag mit einer Mund-Nasen-Maske zu arbeiten", erklärt Zaschke. Der Personalausfall und die zusätzlichen Aufgaben bringen die Mitarbeiter an ihre Grenzen. Durch offene Kommunikation und Gespräche, in denen sie sich stärken und Mut machen, können sie den Stress gemeinsam bewältigen. „Gerade in so einer Extremsituation ist der Zusammenhalt zwischen den Kollegen wichtig. Ängste und Sorgen müssen offen angesprochen werden, damit wir gemeinsam eine Lösung finden. Nur gemeinsam mit gegenseitiger Unterstützung können wir diese schwierige Situation bewältigen", sagt Hoffmann. „Wir waren vorher schon ein supergutes Team mit einem großen Zusammenhalt. Durch die Pandemie sind wir sinnbildlich gesehen noch stärker geworden", ergänzt Gleim.