Gute Pflege ist Einstellungssache - Asklepios Schwalmstadt denkt gestern schon an morgen
Der Ausdruck „Pflegenotstand“ ist seit geraumer Zeit ein Begriff für Ohren jeden Alters. Dass dieser bereits ein Zustand ist und lange keine Prognose mehr, zeigen aktuelle Statistiken. So gäbe es im Schnitt nur 21 Bewerber auf 100 offene Stellen. Doch wie reagieren Gesellschaft und vor allem die Kliniken in Deutschland, um einer Zuspitzung dieser prekären Lage entgegenzuwirken, während die Politik mit viel zu kleinen Zahlen rechnet? Das Asklepios Schwalm-Eder-Pflegeteam berichtet aus den eigenen Reihen.
Seit genau 20 Jahren ist Squollan Schöneweiß nun bereits examinierte Pflegekraft. Als aktuelle Pflegedienstleitung der Schwalm-Eder-Kliniken blickt sie mit ihrer Kollegin Dorothea Zulauf, die ihren Titel als examinierte Krankenschwester 1991 erlangte, auf eine interessante Entwicklung der Pflege zurück:
„Über die Jahre hat sich einiges verändert. Beispielsweise gab es während meiner Ausbildungszeit zwischen 1995 und 1998 keine Praxisanleiter auf den Pflegestationen“, erinnert sich Frau Schöneweiß. „Heute liegt der Schwerpunkt zugunsten der Qualität vor allem während der Ausbildung zur examinierten Gesundheits- und Krankenpflegekraft, bzw. in naher Zukunft zum Pflegefachmann, viel mehr auf Begleitung und Anleitung. So gibt es aktuell mindestens einen Praxisanleiter pro Station, der die Schüler gezielt leitet und unterstützt, aber ebenso engen Kontakt zum Bildungszentrum hält und Prüfungen abnimmt.“
Im selben Zuge habe sich auch die Schulung und Anleitung von Patienten und Angehörigen erhöht, um sie gut auf die Zeit nach der Entlassung vorzubereiten. „Aufgrund des demographischen und wirtschaftlichen Wandels ist die Verweildauer unserer Patienten sehr viel kürzer als früher“, erzählt Frau Zulauf. „Gleichzeitig sind die Dokumentationsanforderungen, die der Sicherstellung von Vergütung und Haftungsausschlüssen dienen, massiv gestiegen – eine Belastung die leider Hand in Hand geht mit Ausdünnung des Personals, das selbst auch immer älter wird.“
Eine große Hilfe zur Gewährleistung der Abläufe sei unter diesen Umständen die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ärzten, Sozialdienst und Therapeuten.
Gemeinsam habe man das Ziel; das Gefühl älteren, dementen und behinderten Patienten aufgrund von Zeitdruck und Personalmangel nicht mehr gerecht zu werden in Zufriedenheit zu wandeln.
„Die Ausstattung an unseren Kliniken mit Pflegehilfsmitteln ist auf einem sehr hohen Niveau“, bestätigt Dagmar Federwisch, Geschäftsführung der Asklepios Schwalm-Eder-Kliniken. „Hinzukommen unsere modernen Transfer- und Lagerungshilfen, die den Alltag sowohl für die Pflegekräfte als auch für die Patienten erleichtern. Die Einführung des vereinheitlichenden „Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege“ (DNQP)-Standards, zur Förderung der Pflegequalität auf der Basis von Praxis- und Expertenstandards in vielen Einsatzfeldern der Pflege, ist ebenfalls Teil der positiven Veränderungen im Vergleich zu früheren Zeiten.“
Nicht zu unterschätzen sei allerdings die Tatsache, dass Patienten und Angehörige zu Recht kritischer geworden seien. Den Ärzten würde nicht mehr blind vertraut und der Anspruch auf ausführliche Aufklärung sowie transparente Informationsweitergabe klar kommuniziert.
Zusätzlich würden die Patienten durch ihr steigendes Alter an Mehrfacherkrankungen leiden und seien dadurch pflegeaufwändiger, was wiederum zu einem deutlich höheren Hilfsbedarf und zu einem zunehmenden Aufwand bei der Weiterversorgung im häuslichen Umfeld oder in den Pflegeeinrichtungen führt.
„Unsere Gesellschaft ist auf die Nachbesetzung freier Pflegestellen angewiesen, denn wir alle werden älter, ob wir wollen oder nicht“, betont Frau Schöneweiß. „An den Asklepios Schwalm-Eder-Kliniken haben wir den großen Vorteil, dass wir unsere Pflegekräfte selbst ausbilden und ihnen somit frühzeitig eine Perspektive bieten können. Wir freuen uns, dass in den kommenden Monaten eine steigende Zahl unserer Auszubildenden nach erfolgreich bestandenem Examen ihre Tätigkeit bei uns aufnimmt.“
Sie und auch ihre Kollegin Frau Zulauf, die neben ihrer Leitungstätigkeit selbst auch Praxisanleiterin ist und auf ihrer Station in den vergangenen Jahren etliche Schüler übernommen hat, setzen auf Motivation und Zusammenhalt. Der Wohlfühlfaktor spiele eine entscheidende Rolle für die Höhe der Übernahmequote. So werde nicht nur durch Toleranz und Offenheit im Team dazu beigetragen, dass den Schülern ihre Wichtigkeit als ausschlaggebender Bestandteil der Pflege übermittelt wird, sondern auch durch die Gewährleistung einer guten Ausbildung, nicht zuletzt durch die Aufstockung und den Ausbau der unterstützenden Praxisanleiterstellen.
„Um gesundheitlich bedingte Ausfälle frühzeitig abzufangen und die Beständigkeit arbeitsfreier Tage für Erholungsphasen der Pflegefachkräfte zu gewährleisten, entwickeln wir aktuell ein Ausfallkonzept“, erzählt die Geschäftsführung weiter. „Neben der bestehenden Unterstützung durch verlässliche Dienstplanung mit festem Wochenendrhythmus sowie Stationssekretärinnen und Patiententransportdienste, sollen Leiharbeitskräfte punktuell zum Einsatz kommen, um längerfristig ausfallende Mitarbeiter zu ersetzen und die Teams dadurch zu entlasten.“
So bleibe den Pflegefachleuten auch mehr Zeit, um kostenlos zur Verfügung stehende Angebote wie Online-Fortbildungen durch beispielsweise das Certified Nursing Education (CNE) - Konzept zu absolvieren. Ein Mitarbeiter, der sich zum „Advanced Practice Nurse“ weitergebildet hat, vermittelt selbst neuste pflegewissenschaftliche Erkenntnisse weiter und setzt prozessoptimierende Konzepte um. So würden aktuelle Themen, wie unter anderem der „Umgang mit behinderten Patienten in der Akutklinik“ oder Demenzkrankheit sowie der Aspekt „Delirmanagement auf der Intensivstation“ aufgegriffen, um einen stetigen Fortschritt innerhalb der Kliniken zu garantieren.
„Leitungskräfte inklusive Pflegedienstleitung sind regelmäßig im Bildungszentrum (bei Auszubildenden und Ausbilder) zu Gast, um praktische Einsätze zu reflektieren und im nächsten Schritt die Qualität zu steigern“, erklärt Frau Schöneweiß abschließend. „Im Gegenzug kommen die Lehrkräfte zu Praxissprechstunden in die Klinik, so dass beide Bereiche gut verzahnt sind. Trotzdem sind diese Maßnahmen leider aktuell nicht ausreichend und die seit einem Jahr bestehende Akquirierung ausländischer Pflegekräfte eine unumgängliche Notwendigkeit.“
Eine klinikeigene Sprachgruppe fördert den Integrationsprozess und lässt Barrieren überwinden.
Was jüngere und ältere Mitarbeiter, Praxisanleiter und Auszubildende sowie ausländische und deutsche Mitarbeiter in Schwalm-Eder-Pflegeteams verbinde sei letztlich der Wille und die Leidenschaft einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten und hilfsbedürftigen Menschen zu helfen, um sie im Idealfall gesünder und zufriedener nach Hause entlassen zu können.
Das Team um die Pflegedienstleitung Fr. Squollan Schöneweiß freut sich über Bewerbungen jeglichen Alters und Geschlechts.