Der Wille des Patienten im Mittelpunkt
Dritter Ethiktag im Schwalm-Eder-Kreis lieferte Gesprächsstoff
Unter der Überschrift „Ethik am Lebensende“ bot die Ethikkommission der Asklepios Kliniken Schwalm-Eder vielen Zuhörern in Melsungen und Ziegenhain interessante Vorträge mit ethischen, juristischen und medizinischen Inhalten. Dabei stand die Verbesserung der Betreuung schwerkranker oder sterbender Menschen im Mittelpunkt.
Stefan Rohpeter, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Medizinrecht, beschrieb in seinen Vorträgen zum „Sterbehilfegesetz – Was ist neu seit 2015?“, dass der Gesetzgeber ein eher unvollständiges Gesetz verabschiedet habe. „Diese nun geltende Festlegung von Regeln macht es den Ärzten und Hospizdiensten nicht leichter“, sagte Rohpeter. Er bemängelte: „Die Möglichkeiten der aktiven und passiven Sterbehilfe wurden nicht verändert. Dagegen steht die Hilfe zum Suizid nun unter Strafe, wenn sie geschäftsmäßig erfolgt.“ Dies sei zum Beispiel schon dann gegeben, wenn ein Palliativmediziner diese letzte Hilfe nicht nur bei einem Patienten, sondern bereits bei einem zweiten ermöglicht habe.
Pfarrerin Erika Weidemeyer erklärte in ihrem Referat zur „Seelsorge in der Palliativmedizin“ wie Gespräche, geduldiges Zuhören und Rituale die letzte Lebensphase erleichtern können. „Auch Gebete können dazu beitragen, es müsse aber nicht über den Glauben gesprochen werden, wenn der Patient es nicht wünscht“, sagte die Seelsorgerin. Dr. Raghdan Baroudi erläuterte mit „Fallbeispielen aus der modernen Palliativmedizin“, dass man heute die Verbesserung der Lebensqualität von Patienten bis zum Schluss in den Mittelpunkt stelle. „Wo früher ausschließlich hochdosierte Schmerzmittel gegeben wurden, kann heute auch eine Operation oder Chemotherapie angezeigt sein, um Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.“
Allen Referenten sind und waren sich einig, dass der Wille des Patienten immer im Mittelpunkt des Handelns stehen muss. Dies könne die Durchführung, aber auch das Unterlassen einer möglichen Therapie oder Unterstützung bedeuten, erläuterte Chefarzt und der Vorsitzende des Ethikkomitees, Eike Wulf Philipp. Dies sei in lebhaften Diskussionen mit den Zuhörern, von denen viele im Hospizdienst engagiert sind, sehr begrüßt worden. Während des Ethiktages wurde auf die „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen“ der evangelischen Kirche Homberg hingewiesen. Im Mai dieses Jahres wurde die Charta von verschiedenen Personen und Institutionen des Schwalm-Eder-Kreises, darunter Landrat Winfried Becker und die Asklepios Schwalm-Eder-Kliniken, unterschrieben. „Allen Unterzeichnern ist die Verbesserung der Betreuung strebender Menschen ein besonderes Anliegen“, sagt Eike Wulf Philipp.