Bessere Heilung - Svetlana Puschilin ist Wundexpertin im Klinikum Schwalmstadt
Jeder kennt das von zuhause, einmal kurz nicht aufgepasst und plötzlich hat man sich in den Finger geschnitten. Dann heißt es „Wunde säubern und Pflaster drauf“ und schon beginnt das Wunder der menschlichen Haut. Für gewöhnlich hört es bereits nach kurzer Zeit auf zu bluten und je nach Größe der Verletzung ist nach wenigen Tagen kaum noch etwas zu sehen. Bei größeren Verletzungen oder nach Operationen funktioniert das System bisweilen nicht mehr ganz so gut, zudem erschweren Vorerkrankungen und andere Faktoren, wie etwa Bettlägerigkeit oder Diabetes, den Heilungsprozess oder führen sogar zu chronischen Wunden.
Dann ist Svetlana Puschilin gefragt, die sich in der Asklepios Klinik Schwalmstadt speziell um solche Patienten kümmert. Die examinierte Krankenschwester ließ sich vor drei Jahren zur Wundexpertin nach ICW (Initiative Chronische Wunden) ausbilden, seither versorgt sie im Schwerpunkt Menschen mit entsprechender Diagnose. Seit Jahresbeginn ist nun die 42-Jährige als Wundexpertin tätig. Meistens arbeitet sie auf Station 3, die zur Abteilung Gefäßchirurgie unter der Leitung von Chefarzt Dr. Dahl gehört. Sie ist aber auch auf allen anderen Stationen unterwegs, wo ihre Expertise benötigt wird. Nach Möglichkeit ist sie immer bei der Visite dabei, so bleibt sie bei den jeweiligen Patienten immer auf dem neuesten Stand. „Jede neue Wunde ist auch eine neue Herausforderung", erklärt die Fachfrau, die laut eigener Aussage schon immer einen besonderen Fokus auf Wundverbände legte.
„Die Anfänge der speziellen Wundversorgung liegen in den 1960er Jahren - im Gegensatz zu früher, achtet man heute darauf, dass die Wunden feucht gehalten werden, damit sie besser heilen", weiß Puschilin. Wichtig sei im Vorfeld eine gute Diagnostik, betont sie die übliche Vorgehensweise, „dabei müssen wir nach dem Grund für die unzureichende Heilung suchen". Häufige Ursachen sind Erkrankungen wie beispielsweise Ulcus cruris, umgangssprachlich auch als „offenes Bein" bezeichnet, oder der Dekubitus, eine lokale Schädigung der Haut und des darunterliegenden Gewebes, bei der die Durchblutung der Haut durch längere oder dauerhafte Druckbelastung gestört wird. Das diabetische Fußsyndrom sowie andere Arterien- und Venenerkrankungen gehören zu den Hauptverursachern chronischer Wunden. „Damit eine Wunde heilen kann, muss das Blut fließen", macht die Wundexpertin deutlich. Im Klinikalltag fordern die Ärzte oder auch das Pflegepersonal, bei entsprechender Auffälligkeit eines Patienten, die Wundexpertin an - für die Dokumentation wird ein zu untersuchender Abstrich gemacht und Puschilin hält die Ausgangslage der Wunde fotografisch fest.
Nach gezielter Behandlung ist relativ schnell eine Verbesserung erkennbar – direkte Bildvergleiche zeigen eindrucksvoll den Erfolg. Eine unzureichende Wundversorgung außerhalb der Klinik kann schwerwiegende Folgen haben, etwa eine Blutvergiftung oder gar Absterben des Gewebes bedeuten und schlimmstenfalls zur Amputation betroffener Gliedmaßen führen. „Mangelnde Behandlung und Verschleppung sind das größte Problem", mahnt die Pflegefachkraft, „dabei sind eine gute Versorgung und regelmäßige Kontrolle das A und O für die Wundheilung".
Bei Asklepios geht die Betreuung daher über den eigentlichen Klinikaufenthalt hinaus, noch vor der Entlassung berät Svetlana Puschilin die Patienten über notwendige Maßnahmen, wie etwa orthopädische Schuhe für Diabetiker oder spezielle Matratzen, die ein Wundliegen vermeiden sollen. Hier besteht eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen den diabetologischen Praxen, den Zuweisern und den umliegenden Sanitätshäusern. Darüber hinaus beschreibt sie im Wundüberleitungsbogen die weiteren notwendigen Maßnahmen und bringt gegebenenfalls auch die Organisation der Nachbehandlung durch einen Pflegedienst auf den Weg.
„In Deutschland leiden schätzungsweise drei bis vier Millionen Menschen an chronischen Wunden, deshalb sind Wundexperten gefragter denn je", sieht sich Svetlana Puschilin in ihrem beruflichen Engagement bestätigt. Um immer auf dem neuesten Stand zu sein, besucht sie jährlich eine Weiterbildung, bei der unter anderem verbesserte Standards und neue Produkte für die Wundversorgung vorgestellt werden – zudem muss sie ihre Zertifizierung alle fünf Jahre erneuern.