Arzt mit Leib und Seele - Dr. Heinz-Josef Kaum hat Chefarztposition abgegeben
Vor fast zwölf Jahren übernahm Dr. med. Heinz-Josef Kaum die Stelle als Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Asklepios Klinikum Schwalmstadt. In dieser Zeit hat er die Abteilung weiter vorangebracht und ihren guten Ruf, auch über die Region hinaus, gestärkt. Nun will er, auch aus gesundheitlichen Gründen, kürzer treten und hat zum 1. Oktober die Verantwortung in die Hände seiner Stellvertreterin Miriam Schuchhardt gelegt.
„Mit nunmehr über 62 Jahren habe ich mich dazu entschieden, mein Chefarztamt an meine Nachfolgerin abzugeben“, erklärt Dr. Kaum. „Sie war schon lange eine vertraute Mitarbeiterin, zuerst als Assistenzärztin, dann als Oberärztin und zuletzt als Leitende Oberärztin, also quasi meine rechte medizinische Hand“, macht er die Fach- und Führungskompetenz der neuen Chefärztin deutlich.
„Die Abgabe der Chefarztposition ist mir nicht leicht gefallen, aber ich habe im Einvernehmen mit der Geschäftsführung und meiner Nachfolgerin diesen Schritt ganz bewusst so vollzogen“, sagt der scheidende Klinikleiter, „naturgemäß mit etwas Wehmut“, fügt er hinzu. „Ich bleibe der Frauenklinik und somit den Menschen in der Region aber noch ein bisschen erhalten“, freut sich der Mediziner, „wenn auch in zeitlich reduzierter Form“. Bis zu seiner Pensionierung in zweieinhalb Jahren wird Dr. Kaum jeweils für sechs Bereitschaftsdienste im Monat zur Verfügung stehen. „Da wird man mich auch immer mal wieder auf den Stationen, im Kreißsaal oder im OP sehen“, beschreibt er den Abschied auf Raten.
„Ich war immer Arzt mit Leib und Seele“, blickt der engagierte Mediziner auf seine mittlerweile 37-jährige Tätigkeit zurück, „und bleibe es auch“, sagt er voller Überzeugung. „Vielen Menschen konnte ich in der Geburtshilfe und in der Gynäkologie helfen, darüber bin ich sehr froh“, zieht Dr. Kaum eine vorläufige Bilanz. „In diesen Abteilungen geht es gleichermaßen um Frauen und deren intimste Angelegenheiten“, umschreibt der Facharzt die Besonderheiten seines Aufgabenbereichs und betont die notwendige Sensibilität, mit der man den Patientinnen begegnen müsse. „Ich hatte nicht nur mit dem Wunder der Geburt zu tun, sondern auch mit gut- und bösartigen Erkrankungen der Frau, die sowohl körperlich als auch seelisch gut behandelt werden wollten“, betont Dr. Kaum die zwei Seiten der Medaille.
„Die unendlich vielen guten Begegnungen mit Patientinnen und deren Angehörigen haben mich sowohl in überwiegend glücklichen, aber auch in manchen schwierigen Situationen geprägt“, ist er sich sicher. „So etwas funktioniert natürlich nur im Team“, stellt er klar und meint damit nicht nur ärztliche Kolleginnen und Kollegen, Hebammen, Pflegepersonal oder Sekretärinnen aus seinem engeren Umkreis, vielmehr zählten auch Reinigungskräfte, Handwerker, Firmenvertreter und die administrativ-tätigen MitarbeiterInnen bis hin zur Geschäftsführung dazu. Im Umgang mit den Menschen kam ihm immer seine rheinische Herkunft zugute, „ich war kein distanzierter Chef und auch die Patientinnen sollten keine Berührungsängste mit mir haben“, lautet seine Selbsteinschätzung. „Letztendlich muss ich aber vor allem auch meiner Familie danken, die mir über all die Jahre den Rücken für meine klinische Rund-um-die-Uhr-Arbeit freigehalten hat“, macht der mehrfache Familienvater deutlich. Insbesondere, weil sie ihn auch in Stresssituationen während der oftmals wenigen Zeit zuhause ertragen hätte, weiß er zu schätzen. „Dies war leider eine Schattenseite meines Berufes, eben weil bei der Berufung, sich intensiv um andere Menschen zu kümmern, die eigene Familie oft zu kurz kommt“, beklagt er den Zwiespalt. „Die täglichen Kontakte im Krankenhaus werde ich allerdings vermissen“, sagt er mit Bedauern, aber das sei wohl immer der Lauf der Zeit, relativiert er den Blick in die Zukunft.