Multimedikation – Polypharmazie - Wie viele Pillen braucht der Mensch?

20. Juni 2017. In Deutschland sind rund 100.000 verschiedene Arzneimittel gebräuchlich. Medikamente können helfen, Krankheiten vorzubeugen, Beschwerden zu lindern oder gar zu heilen. Wer aber wegen vieler Beschwerden dauerhaft behandelt wird, muss oft eine Menge Tabletten einnehmen. Im Mediziner Jargon heißt das dann Multimedikation oder Polypharmazie. Dies und andere Themen der Altersmedizin am 28.06.2017 ab 16:00 Uhr im Vortrag von Tom Splettstösser, Chefarzt der Klinik für Geriatrie, Palliativmedizin und fachübergreifende Frührehabilitation der Asklepios Klinik Pasewalk.

Tom Splettstoesser

„Von Polypharmazie spricht man, wenn fünf oder mehr Medikamente regelmäßig eingenommen werden. Dies betrifft fast die Hälfte der über 65-Jährigen, dabei werden etwa 86 % der Tagesdosen an Medikamenten von Hausärzten verordnet, wobei dabei auch potentiell gefährliche Medikamente dazugehören“ berichtet Tom Splettstösser, Chefarzt an der Pasewalk Klinik. Die eingenommen Medikamente bei über 65-Jährigen Menschen entfallen am häufigsten auf folgende Wirkstoffklassen:

● gegen Bluthochdruck und Herzschwäche  (25 %)

● Beruhigungs- und Schlafmittel (15 %)

● gegen Herzrhythmusstörungen (15 %)

● gegen Verstimmung/ Depression (13 %)

● Schmerz- und Rheumamittel (9 %)

● gegen Gedächtnisstörungen/ Demenz (7 %)

● für Blasenschwäche (6 %)

Warum kommt es zu so einer Menge an Medikamenten? Oft werden neue Arzneimittel angeordnet, die „alten“ aber nicht verändert oder erfolglose Behandlungen nicht beendet bzw. nach Besserung die Tabletten nicht abgesetzt. Durch die Behandlung von verschiedenen Ärzten kommt es teilweise zu Kommunikationslücken innerhalb der Ärzteschaft. Nebenwirkungen werden als solche nicht erkannt und ein weiteres Medikament verordnet, welches die Nebenwirkung lindern soll. Dies gilt insbesondere deshalb, weil in den letzten Jahren die Selbstmedikation, mitbedingt durch stärkere Werbemaßnahmen der pharmazeutischen Hersteller, stetig ansteigt.

Die Probleme bei der Einnahme von vielen Medikamenten sind sich anhäufende Wechsel- und Nebenwirkungen sowie unzureichende Berücksichtigung der Wirkung, Aufnahme, Speicherung und des Abbaus von Arzneimitteln bei älteren Patienten. Deshalb ist es besonders wichtig mit Ihren behandelnden Ärzten zu reden. Diese müssen genau wissen, welche Medikamente Sie nehmen. Gemeinsam kann dann entschieden werden, welche Arzneimittel Sie einnehmen sollten und welche nicht. Die Reduktion oder das Belassen einer Medikation ist immer eine individuelle, an Behandlungszielen orientierte Entscheidung. Behandelnde Ärzte können mit Hilfe von Listen (PRISCUS (Liste potenziell inadäquater Medikation für ältere Menschen), FORTA (Fit For The Aged) sowie der Hausärztlichen Leitlinie Multimedikation ihre Medikamente prüfen. Dies sollte regelmäßig wiederholt werden, weil sich Beschwerden und Erkrankungen in der Regel mit der Zeit ändern.

Viele Beschwerden sind jedoch nur vorübergehend, geben sich von allein wieder oder bedürfen keiner Behandlung mit Medikamenten. Oft helfen auch die guten, alten Hausmittel aus der Pflanzenwelt und sind manchmal sogar effektiver. Es kann helfen, strenge Behandlungsziele zu lockern, zum Beispiel sehr niedrige Blutzucker-, Harnsäure- oder Blutdruckwerte. Zahlreiche Studien haben belegt, dass ältere Menschen sogar davon profitieren. „Eine aktuelle Medikamentenliste hat eine große Bedeutung bei der weiteren Behandlung. Die Vollständigkeit mit verordneten und selbst gekauften Mitteln, auch mit Sprays, Tropfen, Salben, pflanzliche Mitteln und Vitaminen ist dabei sehr wichtig. Legen Sie Sie diese unbedingt bei jedem Arztbesuch, in der Apotheke oder bei einem Klinikaufenthalt vor!“

Dieses und andere Themen der (Alters-)medizin werden am 28.06.2017 um 16:00 Uhr im Rahmen des Vortrages „Gesund werden, gesund leben, gesund bleiben, aber wie?“ im Cura Seniorencentrum in Pasewalk erklärt. Ab 15:30 Uhr können Sie sich an den Infoständen der AOK Nordost sowie der Neuen Apotheke am Markt informieren oder sich an dem Kaffeebuffet bedienen. Der Vortrag beginnt dann ab 16:00 Uhr. Wir empfehlen eine vorherige Anmeldung im Cura-Seniorencentrum unter 03973 2210.

Kontakt

Asklepios Klinik Pasewalk
Tel.: (0 39 73) 23 14 36
E-Mail: s.kapell@asklepios.com
 

Asklepios Klinik Pasewalk GmbH
Öffentlichkeitsarbeit
Steffi Kapell

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