Pilotanlage zur Eliminierung von medizinischen Spurenstoffen
Kläranlage der Orthopädischen Asklepios Klinik Lindenlohe mit zusätzlicher Klärstufe
![wasser wasser](/.imaging/mte/asklepios/articleImage/dam/klinikbilder/lindenlohe/meldungen/AdobeStock_90039968--1-.jpeg/jcr:content/AdobeStock_90039968%20(1).jpeg)
SCHWANDORF/LINDENLOHE. Sauberes Wasser als oberstes Gebot. Am 5. November 2024 hat der EU-Ministerrat die neue Kommunalabwasserrichtlinie (KARL) final beschlossen, die u. a. die Eliminierung von Spurenstoffen wie Rückständen von Arzneimitteln regelt. Bereits Ende März 2025 wird an der Asklepios Orthopädischen Klinik eine Pilotanlage in Betrieb gehen, die genau dies zum Ziel hat: Aus dem vorab durch das herkömmliche System gereinigten Abwasser noch mehr pharmazeutische Spurenstoffe wie z.B. Röntgenkontrastmittel zu eliminieren.
Verantwortlich für die Testanlage zeichnet die ABIONIK Group, ein führender Umwelttechnologie-Anbieter für Wasser- und Luftaufbereitung als Teil der Wilo SE in Dortmund. In der Pilotanlage werden – in enger Zusammenarbeit mit der Klinik und einem zertifizierten Fachlabor – gezielt Versuche durchgeführt werden.
Die meisten Spurenstoffe gelangen über den „Umweg Mensch“ in das Abwasser
Nicht nur Klinik-Geschäftsführer Felix Sasse Ist „gespannt auf die Ergebnisse, die nicht nur Auskunft über die aktuelle Situation und eventuellen Handlungsbedarf geben, sondern die generell für alle Kliniken und deren Abwasserbeseitigung von Bedeutung sein können“. Man habe sich deshalb sofort bereit erklärt, seinen Teil an dem Pilotprojekt beizutragen, „schließlich geht es um sauberes Wasser als höchstes Gut“. Zumal in den Industrieländern die Umweltbelastung durch Medikamente in Gewässern hauptsächlich über den „Umweg Mensch“ geschieht, der Arzneimittel einnimmt und einen Teil von ihnen wieder ausscheidet, womit sie ins Abwasser gelangen.
Warum die Pilotanlage, warum Lindenlohe? Die Erklärung gibt Peter Donhauser, Technischer Leiter der Klinik: „Wir verfügen bereits über eine eigene Kläranlage mit einem Membranbioreaktor (MBR) der ABIONIK Group der sehr gut funktioniert und ein qualitativ hervorragendes Wasser für die folgende Entfernung von Arzneimitteln darstellt. Durch die kompakte Kombination von MBR und granulierter Aktivkohle (GAK) können z.B. die Betriebskosten der Aktivkohlestufe deutlich reduziert werden. Das geschlossene Abwasser-Wasserkreislaufsystem ist ideal geeignet, um eine zusätzliche, vierte Klärstufe, sprich die Pilotanlage zu integrieren, ohne eine betriebsrechtliche Änderung der Kläranlage nötig zu machen.“ Zudem werde das Oberflächenwasser getrennt entwässert, was aussagekräftige Testergebnisse ermöglicht.
Rückspülung im geschlossenen Abwasser-Kreislauf
Jetzt wird´s technisch: Der Testablauf beginnt mit dem Einleiten des Klinikabwassers in das „alte“ System“, von wo aus es in die Versuchs-Klärstufe weitergeleitet wird und von dort in eine GAK-Testsäule, wo die die Restbestände aus persistenten Antibiotika, Schmerzmittel, Hormone, Blutdrucksenker, Psychopharmaka etc. gemessen werden. Anschließend erfolgt die Rückspülung.
Die Auswahl der zu analysierenden Spurenstoffe erfolgt auf Grundlage der in der Klink eingesetzten Medikamente – in Lindenlohe sind dies neben Röntgenkontrastmitteln und Antibiotika bzw. deren Resistenzen.
Es bleibt spannend: Die Pilotanlage soll ein Jahr in Betrieb bleiben und in dieser Zeit kontinuierlich Testergebnisse liefern. Dabei soll parallel auch die Leistung alternativer, nachhaltiger granulierter Aktivkohlen auf Basis von Holz und Kokosnuss geprüft werden. „Ich erwarte wertvolle Erkenntnisse und in der Folge dauerhafte signifikante Verbesserungen in der Wasserreinigung und -aufbereitung von Krankenhäusern aller Fachrichtungen“, ist sich Felix Sasse sicher.