Nach der gerissenen Achillessehne und der OP wieder 10.000 Schritte ohne Schmerzen
Mit knapp 70 Jahren ist Norman Bauer wieder fit / Ein Interview mit Patient und Fachärzten

SCHWANDORF/LINDENLOHE. „Ich könnte mich nicht einfach den lieben langen Tag hinsetzen. Ich muss mich bewegen und aktiv sein.“ Auch wenn sich Norman Bauer mittlerweile im 70sten Lebensjahr befindet, ist er umtriebig wie eh und je – einen nicht unwesentlichen Anteil daran tragen Ferdinand Schneider und Dr. Boris Herbst. Der Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie und der Leiter der Sektion für Sportmedizin und gelenkerhaltende Chirurgie an der Asklepios Klinik Lindenlohe haben Norman Bauer erfolgreich an der Achillessehne operiert. Im kurzen Interview erzählen sie über das „warum“ und „wie“ und über das „und jetzt“:
Sehr geehrte Herr Bauer, vorab: Die Fachklinik in Lindenlohe ist Ihnen nicht unbekannt?
Norman Bauer: Im Gegenteil. Seit rund 15 Jahren übernehme ich hier als externer Dienstleister alles, was mit Beschilderungen, Türbeschriftungen und Leuchtreklamen zu tun hat. Ich bin deshalb regelmäßig vor Ort und kenne natürlich dadurch auch mindestens die halbe Belegschaft.
Und dann mussten Sie die Rolle wechseln und waren unvermittelt Patient…
Norman Bauer: Es begann damit, dass ich plötzlich im Bereich der Achillessehne, also in der Wade und in der Ferse, sehr große Schmerzen hatte. An einen Anlass kann ich mich nicht erinnern, jedenfalls waren Gehen, Stehen oder Laufen nur noch unter Schmerzen möglich. Als ich ein, zwei Tage nur noch humpeln konnte, war mir klar: Das lasse ich mir von Profis anschauen.
Dr. Boris Herbst: Ich darf kurz grundsätzlich erklären, dass die bis zu 20 Zentimeter lange Achillessehne das hintere Fersenbein mit den Endsehnen der drei Wadenmuskeln vereinigt und sich am Fersenbeinhöcker befindet. Sie ist für das Gehen und Laufen des Menschen unverzichtbar. Bei einem Anriss schmerzen vor allem das Senken der Fußspitze, das Stehen auf den Zehenballen sowie das Abrollen des Fußes. Typische Symptome sind ferner die von Herrn Bauer geschilderten Schmerzen, ein Hämatom und eine Schwellung im Bereich des Anrisses.
Dr. Ferdinand Schneider: Wir haben deshalb sofort ein MRT veranlasst. Die Diagnose ergab dann einen bis auf ein paar Fasern fast vollständigen Abriss der Achillessehne.
Eine abgerissene Achillessehne kann man operativ, aber auch konservativ behandeln…
Dr. Boris Herbst: In der Vergangenheit hieß es gerne, dass man vor allem bei jungen, sportlichen Patienten die operative Methode zur Behebung eines Achillessehnenrisses anwendet, da die Achillessehne früher vollständig belastbar ist als bei konservativen Behandlungsmethoden, denn letztere bedeuten durch die längerfristige Ruhigstellung des Gelenks auch eine starke Rückbildung der Muskulatur.
Herr Bauer gehört aber jetzt nicht unbedingt zu den „Jungspunden“ 😊?
Norman Bauer (lacht): Aber ich war fit, fast wie ein Junger. Neben meiner Arbeit bin ich schon mal mit dem Rennrad 180 Kilometer gefahren oder auch einen Halbmarathon gelaufen. Dem geplanten Triathlon kam dann die Achillessehne dazwischen.
Dr. Ferdinand Schneider: Die Entscheidung über ein konservatives oder operatives Vorgehen bei einer Achillessehnenruptur hängt von mehreren Faktoren ab, das Alter des Patienten spielt dabei nicht die wichtigste Rolle. Herr Bauer ist sehr aktiv und sein Gesundheitszustand entsprechend gut. Er leidet insbesondere unter keinen Vorerkrankungen wie Diabetes, Durchblutungsstörungen oder vorherige Wundheilungsstörungen.
Dr. Boris Herbst: Und Herr Bauer wollte so schnell, wie möglich wieder agil sein, was in unserer Bewertung ebenfalls einfloss. Schließlich ergaben Bildgebung des MRT und Funktionsdiagnostik im Ultraschall, dass die beiden Stumpfenden der Achillessehne so weit entfernt sind, dass eine Operation die einzig vernünftige Option war.
Also Operation. Hatten Sie Angst davor, Herr Bauer?
Norman Bauer: Klar, wer nicht? Es war immerhin mit einer Vollnarkose. Ein großer Vorteil war aber, dass ich sehr schnell einen OP-Termin bekam – und eine Woche nach der Diagnose bereits operiert wurde.
Dr. Ferdinand Schneider: Es war eine unkomplizierte, sogenannte offene Operation, was auch an der Stelle lag, an der die Sehne gerissen war. Wir haben dabei die zerrissenen und abgestorbenen Teile der Sehne entfernt und die Rissenden zusammengenäht.
Norman Bauer: Das war schon sehr beeindruckend: Am Freitag frühmorgens wurde ich operiert, am Samstagmittag durfte ich bereits mit einer Gipsschiene nach Hause. In der kurzen Zeit meines Klinikaufenthalts war auch die Pflege einfach super, da stimmte schlichtweg das Gesamtpaket.
Und wie ging es weiter?
Dr. Boris Herbst: Nach der Gipsschiene musste Herr Bauer ca. acht Wochen lang einen Spezialstiefel tragen, parallel arbeitete er mithilfe der Physiotherapie behutsam und unter fachlicher Anleitung an der Beweglichkeit und am Aufbau der Muskulatur. Danach kamen die Fäden raus und die Behandlung war abgeschlossen.
Wie geht es Ihnen heute, Herr Bauer?
Norman Bauer: Prima. Ich habe keine Schmerzen und bin schon fast wieder so fit wie vorher. Ich gehe täglich 10.000 Schritte und habe auch das Sportabzeichen gemacht … (lachend) … es kann also auch mit knapp 70 nur aufwärts gehen.
Eine Notfallambulanz rund um die Uhr
Konservativ oder OP, dies gilt für die allermeisten Sportverletzungen, die in der Notfallambulanz und bei Bedarf anschließend im OP-Saal und auf Station behandelt werden. In der Notfallambulanz der Lindenloher Fachklinik bietet man 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche prompte Hilfe auf höchstem orthopädischem und unfallchirurgischem Niveau. Zusammen mit dem Team aus weiteren Ärzten und Pflegekräften stellen Dr. Boris Herbst und Ferdinand Schneider nicht nur die Notfallversorgung bei akuten Verletzungen bzw. einem Unfall sicher, sondern leiten sofort auch die weiterführende Therapie ein.
Dabei sei es nicht selten entscheidend, bei der Therapie keine Zeit zu verlieren. „MRT, Risikoanalyse, die Koordination von Belastung oder Entlastung, aber auch, welche Medikamente zielführend sind – all dies gilt es bereits in der Notfallambulanz zu planen“, so Dr. Boris Herbst. Daran schließe sich dann eine genau terminierte Wiedervorstellung des Patienten in der Klinik an, bei der das weitere Vorgehen (konservativ mit Krankengymnastik etc. oder operativ) besprochen wird.