Rekonstruktion der individuellen Anatomie ist ein entscheidender Punkt beim künstlichen Kniegelenksersatz
Asklepios Orthopädische Klinik Lindenlohe: Prof. Dr. Heiko Graichen entwickelt neue Methode für eine Individuellere Knie-Endoprothetik
LINDENLOHE. „Es geht immer um das bestmögliche Ergebnis für die Patienten. Wir wollen ihnen das Maximale an Gesundheit, Sicherheit und Lebensqualität bieten“, beschreibt Professor Dr. Heiko Graichen den Kern seiner Philosophie. Dies war aber in der Knie-Endoprothetik bislang nur zu 85 bis 90 Prozent der Fälle möglich. Mit Hilfe einer neuen patientenspezifischen Technik soll nun durch eine individuelle Rekonstruktion der knöchernen, aber auch der weichteiligen Anatomie des Kniegelenkes eine höhere Rate an Patientenzufriedenheit resultieren. Erste Erfahrungen aus Australien und Neuseeland bestätigen dies eindrucksvoll.
Der Reihe nach: Die allermeisten Manschen haben O- oder X-Beine, die einen weniger, die anderen stärker ausgeprägt. In der Knie Endoprothetik war es das bisherige Ziel einer Operation, beim Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks die mechanische Ideal-Achse wiederherzustellen. Wenn deshalb Unter- und/oder Oberschenkel von der geraden Gelenklinie abwichen, stellte man im Rahmen der Operation das Gelenk gerade und „sägte“ es sowohl unten als auch oben auf 0 Grad.
In der Natur ist bei den meisten Menschen die sogenannte Gelenklinie aber leicht schräg und weicht sowohl beim Unter- als auch beim Oberschenkel um ein bis vier Grad von der senkrechten Gerade ab. Dabei hat sich in der Regel die gesamte weichteilige Anatomie samt Bändern und Sehnen an diese individuelle Stellung angepasst, was heißt: Eine bei einer Operation zwanghaft hergestellte, horizontale Gelenklinie ist nicht unbedingt die beste Lösung – da sie die Situation der nahe am Knochen anliegenden Bänder nicht ausreichend berücksichtigt. „Man darf sich nicht nur auf den Knochen konzentrieren“, betont Prof. Dr. Graichen.
Die Spezialklinik in Lindenlohe ist nicht von ungefähr ein „Zertifiziertes Endoprothetik-Zentrum der Maximalversorgung“. Zum ausgezeichneten Ruf weit über die Grenzen Deutschlands hinaus trägt u.a. auch die internationale Vernetzung seines Chefarztes bei: „Es ist wichtig, die medizinischen und technologischen Entwicklungen in der Welt im Blick zu haben.“ Folgerichtig wusste er von den guten Erfahrungen, die man in Australien und Neuseeland mit dem patientenspezifischen Einbau künstlicher Kniegelenke machte.
Das Prinzip: Wenn man die individuelle Anatomie berücksichtigt, das Implantat entsprechend anpasst sowie seine Stellung passgenau justiert, dann kann man eine Abweichung der Beinachse von 1 bis 3 Grad belassen. „Das bedeutet für das Kniegelenk und die umliegenden Bänder weniger Stress, was vor allem auch dem Patienten dabei hilft, schneller mobil zu werden“, kann Prof. Dr. Graichen nach mittlerweile Hunderten dieser patientenspezifischen Operationen an seiner Klinik im vergangenen Jahr auch belegen.
Voraussetzung für eine erfolgreiche, individuelle Knie-Endoprothetik ist eine detaillierte präoperative Planung und eine hochpräzise Operationstechnik zur Umsetzung, die Navigation. So muss der bei der Operation verwendete Winkel mit Hilfe der Navigation exakt umgesetzt werden, um die individuelle Anatomie besser rekonstruieren zu können. Dass Prof. Dr. Graichen zu den erfahrensten Orthopäden und Vorreitern in Sachen „Digitalisierung“ gehört, kommt hier dem Patienten ebenso zugute wie die modernste technologische Ausstattung der Klinik.
Innovative Methoden fordern Aufklärung und Training
Eine verständliche, nichtsdestotrotz überraschende Erfahrung gibt es hin und wieder im Nachgang der Operation, denn: Wenn ein anderer Arzt das postoperative Röntgenbild des künstlichen Kniegelenks zu sehen bekommt, ist mancher irritiert, denn die Beinachse ist eben nicht gerade, wie er es bisher gewohnt und eigentlich erwartet hatte.
Während Prof. Dr. Graichen hier vor allem die Zeit und viele erfolgreiche Beispiele als „Aufklärer“ hinter sich weiß, kümmert er sich aktiv darum, dass weitere Knie-Spezialisten die neue Technik auf sicherem Terrain lernen und üben können. Unter seiner fachlichen Mitwirkung wurde dazu ein bereits zertifiziertes, digitales Simulationstool bzw. Trainingstool für Chirurgen entwickelt, mit dem sie die Technik verstehen und lernen können, bevor sie diese am OP-Tisch anwenden. Außerdem betreut Prof. Graichen zahlreiche nationale und internationale Ausbildungskurse zum Thema „Patientenspezifische Knie-Endoprothetik“.