Alzheimer-Krankheit: Die Wahrheit dahinter
Lich, 12.09.2024… Dr. med. Jürgen Bludau, Leitender Arzt Geriatrie an der Klinik für Innere Medizin der Asklepios Klinik Lich, referiert am 18.09.2024 in Lich zum Thema Alzheimer Krankheit.
Im Fokus steht dabei, die Erkrankung in verständlicher Art zu erklären, zwischen „normalem“ Vergessen und den ersten Anzeichen einer möglichen Demenzerkrankung zu unterscheiden sowie die heutigen Behandlungsmöglichkeiten darzulegen.
Demenzielle Erkrankungen, unter denen die Alzheimer-Demenz die häufigste Demenzform darstellt, sind eine der größten Herausforderungen für unser Gesundheitssystem im 21. Jahrhundert. Gut 118 Jahre nachdem Dr. Alois Alzheimer das „eigenartige Krankheitsbild“ seiner Patientin Auguste D. vor Psychiatern und Nervenärzten beschrieben hat, sind ca. 1,5 Million Menschen in Deutschland von dieser Krankheit betroffen und jährlich werden es etwa 300.000 mehr. Alle 70 Sekunden wird weltweit die Diagnose gestellt und 70% der Demenzerkrankten werden zu Hause von Angehörigen mit jährlichen Kosten von über 40.000 Euro liebevoll betreut mit häufiger Vernachlässigung der eigenen Gesundheit.
„Demenz ist ein Syndrom als Folge einer langsam fortschreitenden Krankheit des Gehirns mit Störungen höherer Gehirnfunktionen“, erläutert Dr. Bludau. Unter anderem betroffen sind vor allem das Gedächtnis, die Orientierung, die Lernfähigkeit, die Sprache sowie das Urteilsvermögen und die Fähigkeit zur Entscheidung. Diese Veränderungen führen dann zum Verlust der Alltagskompetenzen und zu Störungen im Sozialverhalten und der emotionalen Kontrolle.
Diese genannten Veränderungen entstehen über einen langen Zeitraum, was häufig dazu führt, dass frühe Warnzeichen einer möglichen Demenzerkrankung sowohl von den Patient:innen als auch von Angehörigen leicht übersehen werden können.
Die Alzheimer Krankheit beginnt mit einem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses. Termine werden verpasst und Betroffene stellen immer wieder dieselben Fragen. Das Namensgedächtnis lässt nach und selbst die Namen der engsten Freund:innen und Verwandte werden vergessen und verwechselt. Die Betroffeneen beginnen sich unsicher zu fühlen, manchmal kommt es zu einer depressiven Verstimmung, vor allem wenn Angehörige und Freund:innen Bemerkungen machen. Natürlich vergessen wir schon mal den Namen eines Nachbarn, verlegen unseren Hausschlüssel und vergessen warum wir in den Keller gegangen sind. Wir können aber in der Regel mit einiger Konzentration“zurückdenken“ und den Schüssel finden und schließlich die Kartoffeln aus dem Keller holen.
Ein weiteres Merkmal einer beginnenden Demenzerkrankung ist, dass Betroffene schnell überwältigt sind von alltäglichen Aufgaben, die zuvor mit Leichtigkeit verrichtet wurden. Eine häufige Bemerkung von Betroffenen ist, dass ihnen Vieles einfach zu viel wird. Auch das Interesse an vielen Dingen lässt nach und man zieht sich aus dem Alltag zurück.
„Obwohl wir von einer Heilung der Alzheimer Krankheit noch weit entfernt sind, kann eine frühzeitige Diagnose einige der oben beschriebenen Merkmale zum Teil verhindern oder wenigstens lindern“, erläutert der Experte Bludau, dem dieser Aspekt besonders wichtig ist.
Wenn dann eine Demenz Erkrankung vorliegt, ist es sinnvoll so genannte Antidementiva Medikationen wenigstens probeweise einzunehmen. Studien haben eindeutig gezeigt, dass Patient:innen mit unterschiedlichen dementiellen Erkrankungen von diesen Medikamenten profitieren.
„Die Behandlung einer an Demenz erkrankter Person muss auch immer die Angehörigen miteinbeziehen. Der richtige Umgang mit und vor allem die richtige Kommunikationsstrategie mit an Demenz Erkrankten ist für die Lebensqualität beider Personengruppen wichtig“, betont Dr. Bludau.
Selbsthilfegruppen helfen Angehörigen bei individuellen Problemlösungen, Tagesstätten erlauben Angehörigen etwas Ruhe und Erholung und eine frühzeitige Planung bei den Finanzen und der Vorsorgevollmacht sind unentbehrlich.
Sollte der Pflegeaufwand zum Ende der Krankheit stark zunehmen, dann darf ein notwendiger Umzug in ein Pflegeheim nicht unnötig verschoben werden. Eine gute 24-Stunden Pflege ist zu Hause häufig nicht mehr möglich.
„So lange wir auf eine bessere Diagnostik und Therapie warten, müssen an Demenz Erkrankte und deren Angehörige kompetent behandelt und unterstützt werden“, so das Plädoyer von Dr. Jürgen Bludau.
Der Vortrag findet am 18.09.2024 um 18.00 Uhr im Konferenzraum II im Erdgeschoss der Asklepios Klinik Lich statt. Der Eintritt ist frei und eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Kontakt:
Dr. med. Jürgen Bludau
Leitender Arzt Geriatrie
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