Welttag gegen Diskriminierung und Misshandlung älterer Menschen
Lich, 15.06.2021 - Im Jahr 2011 wurde am 15.06 von den Vereinten Nationen der Welttag gegen Diskriminierung und Misshandlung älterer Menschen ins Leben gerufen. Seitdem wird jährlich auf die Thematik aufmerksam gemacht.
"Nach Schätzungen der WHO ist weltweit jeder zehnte über 60-Jährige Opfer von Diskriminierung, finanziellem Missbrauch sowie körperlicher oder psychischer Gewalt“, berichtet Dr. med. Jürgen Bludau, Leitender Arzt Geriatrie in der Asklepios Klinik Lich zum Welttag gegen Diskriminierung und Misshandlung älterer Menschen.
Bludau ist bereits seit Jahrzehnten als Altersmediziner tätig und verfügt über umfangreiche Expertise in diesem Bereich.
„Mit zunehmendem Alter tritt ein höherer Grad an Gebrechlichkeit und Multimorbidität auf und erfordert einen ganzheitlichen Behandlungsansatz“, berichtet Bludau. Im Alter können sich Krankheiten mit einem veränderten Erscheinungsbild präsentieren und sind daher häufig schwer zu diagnostizieren. Therapieerfolge treten verzögert ein. In der Regel besteht zusätzlich ein Bedarf an sozialer Unterstützung.
Diese wird in unterschiedlicher Form den Pflegebedürftigen zuteil. Laut Statistischem
Bundesamt waren 3,41 Millionen Menschen zum Jahresende 2017 in Deutschland
pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI).
Davon wurden gut drei Viertel aller Pflegebedürftigen zu Hause versorgt, der Großteil in der Regel allein durch Angehörige. Knapp ein Viertel aller Pflegebedürftigen wurde vollstationär in Pflegeheimen betreut.
„Pflegende Angehörige stehen häufig für einen langen Zeitraum vor erheblichen Herausforderungen und sind psychisch und physisch hoch belastet“, weiß Jürgen Bludau aus der Praxis zu berichten. In diesem Zusammenhang ist das Thema Gewalt ein nicht zu unterschätzendes Risiko, das zumeist aus einer Überforderung und Hilflosigkeit erwächst. Dabei reicht die Bandbreite von Beschämen, Beschimpfen und Vernachlässigen bis hin zu körperlichen Übergriffen.
„Besonders betroffen sind Patienten mit einer Demenz und deren Angehörige, die häufig mit der Pflege überlastet sind und wo es immer wieder zu Unruhezuständen und einer Konfrontation kommen kann. In solchen Situationen ist es hilfreich, dass sich die pflegende Person zurückzieht und abwartet bis sich die Lage entspannt hat. Auf keinen Fall sollte man direktes und vor allem "strenges" Fordern vermeiden und aggressives Verhalten nicht persönlich nehmen“, führt Geriater Bludau aus.
„Es geht nicht darum, Pflegende an den Pranger zu stellen, sondern gute Versorgungsstrukturen zu schaffen, die den Pflegebedürftigen einen sicheren letzten Lebensabschnitt garantieren und Pflegende bei der Versorgung und Organisation unterstützen“, fasst Dr. Bludau die Thematik zusammen.
Konkrete Hilfsangebote sind vorhanden und können von pflegenden Angehörigen genutzt werden, so z.B. ein Expertentelefon des Bundesfamilienministeriums, das eine kostenlose und anonyme Beratung garantiert, die Unterstützung durch regionale Pflegestützpunkte, aber auch Angebote von Pflege- und Krankenkassen.
Kontakt:
Dr. med. Jürgen Bludau
Leitender Arzt Geriatrie
Klinik für Innere Medizin
Asklepios Klinik Lich
Goethestraße 4
35423 Lich
Tel.: (0 64 04) 81- 108
Fax: (0 64 04) 81- 388
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